Rathausplatz 14, 87435 Kempten (Allgäu), DE
Rathaus:
Wo heute das Kemptener Rathaus steht, befand sich früher ein altes Fachwerkhaus, stammend aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, das der Reichsstadt als großer Kornspeicher diente. Ab 1382 wurde das Bauwerk nicht mehr nur als Kornspeicher, sondern auch für den Stadtrat als Rathaus und obendrein als Gerichtsgebäude und Finanzhaus genutzt. Mit der Zeit wurde der Platz für die Instanzen und deren Tätigkeiten zu spärlich, weswegen das ursprüngliche Fachwerkhaus 1474 in einen größeren, soliden und schlichten Steinbau umgewandelt wurde. Im Gegensatz zu der nebenan gelegenen, gleichnamigen Siedlung der Fürstabtei Kempten, hatte alleinig die Reichsstadt ihr eigenes Rathaus.
Heute fungiert das Rathaus hauptsächlich als Sitz für den Stadtrat und den Oberbürgermeister. Im Gebäude selbst befinden sich die Büros des Oberbürgermeisters, mehrere Sitzungssäle sowie das Trauzimmer und die ehemalige Schrannenhalle, die den Zweck eines Empfangssaals erfüllt.
Bis heute sind an der Ostfassade des dreistöckigen Rathauses die Göttin Justitia als Hinweis auf das ehemalige Gericht, ein goldenes Tierkreiszeichen und die acht Patrizierwappen links und rechts vom doppelköpfigen Adler, dem damaligen Reichsstadtwappen, zu entdecken.
Rathausplatz mit Rathausbrunnen:
Zu Zeiten der damaligen Reichsstadt erfüllte der heutige Rathausplatz noch den Zweck des Marktplatzes. Heutzutage wird der Platz nicht mehr grundsätzlich als Marktplatz genutzt, ist jedoch Schauplatz des alljährlichen Kemptener Weihnachtsmarkts.
1576 wurde vor dem Kemptener Rathaus ein Marktbrunnen errichtet, der sich aus einem achteckigen Brunnenkasten und einer geschnitzten Säule aus Eichenholz zusammensetzte. Als 1601 die Ansprüche der Reichsstadt stiegen, ersetzte man jene Holzkonstruktion durch ein Steinbecken und eine 20 Zentner schwere Bronzesäule. Dies ermöglichte die Einbindung von Wasserspeiern in Form von Delfinen und Putten in die Säule des Laufwasserbrunnens.
Thronend auf der Säule steht die Figur eines römischen Feldherrn, der in seinen Händen die zwei Wappen der beiden patrizischen Bürgermeister Raimund Dorn und Josef König präsentiert. Jene Figur lässt die frühneuzeitliche Rückbesinnung und den Stolz auf die römischen Wurzeln der Stadt deutlich werden. Wie auch der Augustusbrunnen in Augsburg könnte der Kemptener Rathausbrunnen als Denkmal für einen fiktiven römischen Stadtgründer gesehen werden.
Bei den Restaurationsarbeiten 1991 bis 1993 wurde der Standort des Brunnens auf ein näher am Rathaus gelegenes Betonfundament verlegt und die ursprüngliche Säule des Brunnens aus konservatorischen Gründen durch ein Replikat ausgetauscht.