Weidenstraße 8, 69412 Eberbach, DE
„Ich bitte nun Herrn Bürgermeister Dr. Weiß, unsere Synagoge in den Schutz der Stadt zu nehmen, und […] ich hoffe, daß das einmütige Zusammenleben aller Konfessionen auch weiter in unserem Neckarstädtchen auf alle Zeiten fortbestehen bleibt […]“ .
Dieser Wunsch Benjamin Levys anlässlich der Einweihung der Eberbacher Synagoge am 19.09.1913 erfüllte sich leider nicht. Sie stehen hier vor dem Mahnmal, das an das Schicksal unserer jüdischen Mitbürger_innen in der Vergangenheit, aber eben auch an die ehemalige Synagoge auf der gegenüberliegenden Straßenseite erinnert. Dass diese nicht mehr erhalten ist, zeigt sehr deutlich, wie wenig die Stadt das Gebäude in ihren Schutz genommen hatte – und ihrer Schutzaufgabe für ihre jüdischen Bewohner nachkam. Als am frühen Morgen des 10. November 1938 im Zuge der Reichspogromnacht telefonisch der Befehl eintraf, die Synagoge anzuzünden (und Schaufenster sowie Waren jüdischer Geschäfte zu zerstören), fanden sich nicht nur willige Vollstrecker innerhalb der SS-Ortsgruppe 12/32. Auch die zivilen Behörden hielten sich an die Vorgaben und ließen die angeblich „spontanen Volksunruhen“ toben, ohne die jüdischen Mitbüger_innen und Einrichtungen zu schützen. Die Polizei verwahrte nur entsprechend der Befehle die Schriften und Gebetsbücher, sicherte aber nicht das Gebäude. Auch die Feuerwehr löschte nicht die brennende Synagoge, sondern beschränkte sich darauf, ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende Gebäude zu verhindern . Dieses Handeln entsprach einer sehr genauen Befolgung des Blitzfernschreibens von Reinhard Heydrich vom 10. November 1938, 1 Uhr 20 an alle Staatspolizeileit- und Staatspolizeistellen, dessen Inhalt einerseits als Aufforderung zu genau diesem Handeln verstanden werden konnte, andererseits auch gemäßigter ausgelegt werden konnte (Synagogenbrände konnten z.B. wegen Brandgefahr für Nachbargebäude unterbunden werden).
Auch nach der Zerstörung der Synagoge erfuhr die jüdische Gemeinde nicht viel Schutz von der Stadt Eberbach, die das Grundstück ohne Zahlung übernahm und dafür die Aufräumarbeiten in Rechnung stellte .
Das im Jahr 2013 durch den Eberbacher Künstler Hans Wipfler und Schüler_innen eines Kunst-Neigungskurses des Hohenstaufen-Gymnasiums gestaltete Mahnmal zeigt durch die Symbole in den geschwungenen Mauern verschiedene Stationen der Integration der jüdischen Mitbürger_innen in Eberbach und deren weiteres Schicksal, das Sie an ausgewählten Beispielen anhand dieses DigiWalks nachverfolgen können. Gerne nimmt Sie die Arbeitsgemeinschaft „Jüdisches Leben in Eberbach“ und ein Geschichts-Neigungskurs mit auf den Weg, über die Erinnerung eine neue Station des „einmütigen Zusammenlebens“ einzuleiten – in der keine Gruppe vergessen und niemandem der Schutz versagt wird.
Quellen: Eberbacher Geschichtsblatt 1989; Berg, Rudolf u.a. Kursbuch Geschichte 1, 2009 Berlin.
Bilder: Synagoge Eberbach, Stadtarchiv Eberbach; Akte Kaufvertrag: Generallandesarchiv Karlsruhe 237. Zugang 1967-19 Nr. 314 Bild 2, Permalink: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=4-3796141-2