Häuser erzählen Geschichte

Stadtführung Hauptstraße 44, 63477 Maintal, DE

Fachwerksprüche - Mittelalterliche Hausdeko oder tieferer Sinn? Entdecken Sie die Vielfalt und Variation von Hochstadts Fachwerksprüchen und lassen Sie sich von ihrer einzigartigen Entstehungsgeschichte inspirieren. Gehen Sie auf eine informative Entdeckungsreise.

Autor: Gina Maria Schöbl

8 Stationen

Start: Eisdiele

Hauptstraße 44, 63477 Maintal, DE

In dem Bild sehen Sie den von uns empfohlenen Weg, jedoch können Sie auch dem Weg folgen, welcher von der App vorgeschlagen wird.
Aber jetzt erstmal viel Spaß auf Ihrer Reise!

Entstehung:
Haussprüche sind oftmals auf Fachwerkhäusern zu finden, da sich Inschriften leichter in die für Fachwerk typischen Holzbalken einschneiden ließen.
Entstanden ist diese Tradition im deutschen Sprachraum schon im frühen Mittelalter während der Entstehung von Städten.
Oft wurden Inschriften auf Latein an Kirchen und öffentlichen Gebäuden angebracht, diese konnten jedoch nur von einer Minderheit gelesen werden.
Im weiteren Verlauf des Mittelalters entstand eine Hausinschriftenkultur, was zur Folge hatte, dass die Inschriften in Deutsch geschrieben wurden.
Besonders weit verbreitet waren Balkensprüche im 16. Jahrhundert.
Insgesamt waren Fachwerkinschriften ein halbes Jahrtausend lang ein Brauch.
Heutzutage lassen sich noch einige dieser lang erhaltenen und restaurierten Fachwerksprüche bewundern.

Definition:
Viele Fachwerkhäuser und auch manche modernere Gebäude besitzen an ihrer Fassade oder an ihren Balken Spruchinschriften, die vom Baugeschehen unabhängige Themen beinhalten.
Diese auch sogenannten Balkensprüche sind besonders bei alten Fachwerkhäusern in die Holzbalken über dem Eingang oder über den Türöffnungen alter Scheunen geschnitzt.
Jene auch größer ausfallende Haussprüche enthalten oftmals Bibelsprüche, Segenswünsche, Mahnworte, Neidaussagen oder Ähnliches.

Der Hausspruch von Familie Stein

Hauptstraße 36, 63477 Maintal, DE

"Erbaut im Jahr 1888 on Philip Stein"

Hinter diesem unscheinbaren Hausspruch verbirgt sich ebenfalls eine interessante Geschichte.
In ganz Hochstadt gab es früher viele Familien mit dem Nachnamen „Stein“.
Mit dem Verewigen in Türpforten wurde eine Erinnerungskultur geschaffen.
Bis zum heutigen Tag lebt Familie „Stein“ in diesem Haus.
Diese Art von Hausinschriften haben jedoch eine größere Bedeutung für Familienangehörige.
Ein Gefühl von Stolz erweckt das Gemüt beim Lesen des Spruchs, da die Familie ihr Eigentum erhalten hat.

Wer andere erkennt…

Hauptstraße 32, 63477 Maintal, DE

"Wer andere erkennt, ist gelehrt.
Wer sich selbst erkennt, ist weise.
Wer sich selbst besiegt, ist stark.
Wer zufrieden ist, ist reich."

Dieser 4-zeilige Fachwerkspruch, in altdeutscher Schrift, kann als Mahnwort, eine der zentralen Aussagen von Fachwerksprüchen, gedeutet werden.
Er hat heute noch ästhetische Bedeutung.

zusätzliche allgemeine Informationen zu Fachwerksprüchen:

Zweck:
Balkensprüche scheinen eher heidnischen Ursprungs zu sein, da sie ursprünglich nur Ausdruck eines Schutzverlangens oftmals enthielten.
Außerdem waren Hausinschriften auch dekorativ, weil sie oftmals an gut sichtbaren Stellen angebracht worden sind.
Mittels des Hausspruchs wollte man den Betrachter zum Lesen bewegen und in dazu bringen, über den Inhalt des Spruches nachzudenken. Fachwerkinschriften enthalten jedoch auch oft persönliche Bekenntnisse, womit der Autor anderen seine Lebenseinstellung und seine Lebenserfahrung mitteilt.
Gegen Ende des Mittelalters bis hin zur Neuzeit überwiegen jedoch Sprüche mit religiösem Inhalt, welche den Glauben der Bewohner ausdrücken.

Das Schiller Haus

Hauptstraße 45, 63477 Maintal, DE

„Willst du dich selber erkennen,
so sieh, wie die andern es treiben,
Willst du die andern verstehen,
blick in dein eigenes Herz.“
Schiller

Dieser Hausspruch ist ein gutes Beispiel für die Übermittlung einer allgemeinen Weisheit, was für viele Fachwerkinschriften typisch war.
Schiller versucht uns mit diesem Spruch Selbsterkenntnis näher zu bringen.
Oft ist die Absicht einer Fachwerkinschrift den Betrachter zum Lesen zu bewegen und über den Spruch nachzudenken.

Der Herr gebe mir Gelassenheit…

Hauptstraße 39, 63477 Maintal, DE

"Der Herr gebe mir Gelassenheit Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann
den Mut Dinge zu ändern die ich ändern kann
und die Weisheit das eine vom anderen zu unterscheiden"

Das restaurierte Fachwerkhaus mit einem Spruch, der sich über drei Fenster weit zieht.
Der Spruch fällt sofort ins Auge.
Das schon seit langer Zeit im Familienbesitz stehende Haus besitzt diesen Spruch seit seiner Erbauung im Jahr 1859.
Er thematisiert das Vertrauen auf Gott im alltäglichen Leben bei Entscheidungen.
Hier wird demnach deutlich, dass schon der erste Bewohner des Hauses eine christliche Gesinnung gehabt haben muss.
Basierend auf ein Interview mit den derzeitigen Bewohnern lässt sich diese Linie bis heute nachverfolgen.
Die Bewohner sind außerdem der Meinung, es würde jedem guttun, der sich an die Bitte halte.
Somit hat auch dieser schon bejahrte Fachwerkspruch eine noch äußerst tiefe Bedeutung zum einen für die Besitzer und zum anderen auch für Passanten, die den Spruch lesen und eine Botschaft für sich mitnehmen können.

Lassen doch auch Sie sich von diesem wundervollen Spruch inspirieren.

Der Eliashof

Hauptstraße 21, 63477 Maintal, DE

"Eliashof 8MW17 1817/1987"

Im Torbalken des Eliashofs, befindet sich von links nach rechts zuerst der Name des Hofes, in der Mitte eine umrahmte Ansammlung von Zahlen und Buchstaben und ganz rechts zwei Jahreszahlen.
Die eingerahmten Zahlen sind identisch mit der kleineren der beiden Jahreszahlen am rechten Rand: 1817. In diesem Jahr wurde der Hof fertig gestellt.
Die Zweite Jahreszahl, 1987, war die Zahl, in der der Hof in Eliashof umbenannt wurde.
Die umrahmten Buchstaben sind die Initialen der Erbauer.

Christliche Gemeinde:
Derzeit befindet sich in dem Hof eine ökumenische christliche Gemeinde, deren Ziel es ist, so gut wie möglich mit Gottes Lehren in Einklang zu leben.

„Ora et labora“

Bogenstraße 7, 63477 Maintal, DE

"Ora et labora"

Diese bekannte latinische Fachwerkinschrift mit der Bedeutung „Bete und arbeite“ hat einen religiösen Charakter und artikuliert Gottvertrauen.
Oft wurden Fachwerkinschriften verwendet um den Glauben der Bewohner auszudrücken.
Ehemals lebte in diesem Fachwerkhaus der frühere Bürgermeister.
Für den heutigen Bewohner hat der Balkenspruch jedoch keine Bedeutung mehr.

Das Mosaik Haus

Ritterstraße 15, 63477 Maintal, DE

"Es ist ein tiefer Segen der aus dem Worte spricht.
Er fülle aller wegen getreulich deine Pflicht.
Arbeit ist des Bürgers Zierde.
Segen ist der Mühe Preis"

Das Fachwerkhaus wurde vom Großvater des heutigen Besitzers im Jahre 1950 erbaut.
Die Mosaiksteine stammen von einem Schutthaufen aus dem zweitem Weltkrieg.
Der Spruch lädt zum arbeiten ein und hat die Bedeutung, dass wenn man sich Mühe gibt, man belohnt wird.
Die Bedeutung ist auch heute noch aktuell.

Beschreibung des Mosaikbildes:
• Links oben außen: Krug und Glas Äppelwoi
• Links oben innen: Obstschale
• Links unten: alte Ruhebank, obere Balken für Kopfkörbe, untere für Handkörbe, im 2. Weltkrieg zerstört
• Rechts oben außen: altes Hochstädter Wappen, Winzer Werkzeuge
• Rechts oben innen: Blumenstrauß
• Rechts unten: altes Schützenhäusschen