Hauptstadt der Bewegung - Machtdarstellung

Stadtführung Konigsplatz 1, 80333 München, DE

Natürlich wollten auch die Nationalsozialisten ihre Macht darstellen. Dies ist an einigen Orten Münchens gezeigt worden und heute noch immer erkennbar.

Autor: Marie Hengge

3 Stationen

Marienplatz

Marienplatz 21, 80331 München, DE

Nun befinden wir uns bei der 5. Station der Route des Hilterputsches. Dem Marienplatz. Dort versammelte sich eine große Menschenmasse vor der Marienkirche und hörte aufmerksam Julius Streicher bei seiner Rede zu. Julius Streicher war bekannt als ein deutscher Publizist und Politiker. Zudem war er ab 1925 NSDAP-Gauleiter von Mittelfranken. Er hat zu der Verbreitung von Antisemitismus in Deutschland beigetragen. Während des NS-Regimes hat er Juden vielfach angegriffen und als minderwertig dargestellt, unter anderem mit Aussagen wie: „Die Juden sind unser Unglück“. Diese Worte wurden von Streicher formuliert und verdeutlichen seinen Standpunkt. Durch seine Rede vor den Menschen wollte er deren Unterstützung für den Hitlerputsch gewinnen und deren Überzeugung erwecken. Zugleich wurde mit ritualisiertem Gebrüll und dem Schwänken großer Fahnen für den Führer Hilters Macht und Position in der deutschen Gesellschaft dargestellt und zur Geltung gebracht. Auch durch das Hervorheben von mächtigen, bayrischen rechtsradikalen Kräften und die Verbindung mit rechtskonservativen Kreisen, wurde die Zusammenarbeit mit einer machtvollen Regierung verdeutlicht. Dies wird auch des weiten durch eine militärische Hervorhebung einiger Soldaten ausgedrückt, welche sich auf großen Holzkarren befanden und somit räumlich über den anderen Anhängern Hitlers standen. Da dies kurz vor dem Aufmarsch Richtung Odeonsplatz (Feldherrnhalle) und dem offiziellen Umsturzversuch geschah, war es für Hitler wichtig seine Macht in den Mittelpunkt zu stellen und deutlich zu machen.

Feldherrnhalle + Drückebergergasse

Residenzstraße 1, 80333 München, DE

Als Nächstes geht es um die Feldherrnhalle, die sich am südlichen Ende des Odeonsplatzes befindet. Sie wurde 1844 eröffnet und war ein Denkmal an die bayerische Armee. Schaut man sie sich frontal an, befinden sich links und rechts jeweils eine Löwenstatue, welche über die Denkmäler der Feldherrn Graf Tilly und Fürst von Wrede, sowie über das bayerische Armeedenkmal wachen. Graf Tilly war der oberster Herrführer während des 30 Jährigen Krieges und Fürst von Wrede ein Generalfeldmarschall, sowie Berater am Münchner Hof. Bei Hitlers Putsch am 9. November 1923 wurden 15 Demonstranten, die Hitler folgten und 4 Polizisten getötet. Bei seinem Marsch zur Feldherrnhalle, um die Staatsgewalt an sich zu reißen, folgte ein Kugelhagel der Polizei. Auch Adolf Hitler wurde leicht verletzt und wurde später am 11. November 1923 festgenommen. Nach der „,Machtergreifung" im Jahre 1933 wurde für die 15 getöteten Demonstranten eine Gedenktafel an der Ostseite angebracht. Auf der Rückseite der Tafel war der Satz zu lesen: „Und ihr habt doch gesiegt." Nazionalsozialisten zwangen Passanten beim Vorbeigehen jedes Mal den Hitlergruß zu machen, um den Verstorben somit eine Ehre zu erweisen. Der Platz wurde von einer Ehrenwache der SS überwacht und galt fortan als besonderer Ort der NS- Propaganda. Durch die großen Kränze und die überall zu sehenden Hackenkreuze sowie die Soldaten drückte Adolf Hitler seine Macht aus. Das zeigte er auch durch einen jährlichen Marsch zur Feldherrnhalle der, immer am 9. November stattfand. Heute findet man eine neue Gedenktafel, die an die 4 verstorbenen Polizisten erinnert.


Hinter der Feldheernhalle ist die Viscardigasse zu finden. Diese ist ungefähr 50 Meter lang und befindet sich zwischen der Residenz- und der Theatiner Straße. Um den obligatorischen Hitlergruß vor der Tafel zu umgehen, nahmen die Bürger lieber diese Gasse als einen kleinen Umweg. Deshalb wird sie auch „,Drückebergergasse" oder „Drückebergergass|" genannt. Auf dem Boden seht ihr eine S-förmige, etwa 30 cm Breite Bronzespur. Diese wurde im Jahre 1995 von Bruno Wank eingegossen, um an die Menschen zu erinnern, die stillen Wiederstand leisteten. In letzter Zeit kommt immer häufiger die Frage auf, ob der Name „,Drückeberger" überhaupt gerechtfertigt ist.
Immerhin waren die Verweigerer eher die Mutigen, die sich getraut haben, sich den Nationalsozialisten zu widersetzen. Was denkt ihr darüber?

Königsplatz

Konigsplatz 1, 80333 München, DE

„Hitler residiert hier als König", so schildert ein Zeitgenosse seinen Besuch im braunen Haus, auf dessen Grund sich heute das NS Dokumentationszentrum befindet und welches so protzig ausstaffiert war, dass es als braunes Operetten Haus und Haus Größenwahn bezeichnet wurde. Das braune Haus war ein Symbol starker Ort, nicht nur weil sich darin die NSDAP Partei Zentrale befand, sondern auch wegen der Nähe zum Königsplatz.
1935 ließ Hitler die Grünflächen auf dem Platz entfernen und sie durch Granitplatten ersetzen, auf denen man zwei Pathosbauten errichtete: die sogenannten „Ehrentempel" als Fokus des NS Totenkults. Pathosbauten sind Gebäude die beim Betrachter ein episches Gefühl auslösen sollen. Ab November 1935 dienten die Tempel als Grabstätte der zu „Blutzeugen" stilisierten Toten des gescheiterten Hitler Putsches vom 9. November 1923, den man alljährlich bei Fackelschein unter Anteilnahme von tausenden Münchnern gedachte - eine klare Demonstration und Darstellung der Macht der Nationalsozialisten.
Hitler ließ auch den gesamten Königsplatz zu einem „vaterländischen Heldenplatz" umgestalten. Vor dem Hintergrund der steinernen Antiken Kulisse mit Propyläen, Glyptothek und Antikensammlung galt der Platz als militärisches Aufmarschareal und Kultzentrum der Bewegung, ein Ort der Machtdarstellung.
Nach Kriegsende im Jahre 1945 ließ die US Armee die beiden Ehrentempel sprengen und im ehemaligen Führerbau wurde das Amerikahaus eingerichtet, welches heutzutage als Kulturinstitution genutzt wird.