Hauptstadt der Bewegung - „Machtergreifung"

Stadtführung Platzl 9/3, 80331 München, DE

Diese Stadtführung soll einen Einblick in die Entwicklung der NSDAP in München in den Jahren 1920 bis 1933 geben. Es werden wichtige Standorte von der Gründung der NSDAP (1920) bis zur "Machtergreifung" der Nationalsozialisten besichtigt. Durch Audiodateien und weiteren Materialien kann man sich über die einzelnen Stationen näher informieren.

Autor: Gymnasium Grünwlad P-Seminar

7 Stationen

Hofbräuhaus

Platzl 9/3, 80331 München, DE

Hier im Münchner Hofbräuhaus wurde am 24. Februar 1920 die “Deutsche Arbeiterpartei” zur “Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei”, kurz NSDAP, umbenannt. Durch aufwändige Bewerbung mit Plakaten und Einladen des bekannten politisch engagierten Arztes Johannes Dingfelder, schaffte es die damalige Splitterpartei, den Raum mit etwa 2000 Zuhörern zu füllen. Nachdem Dingfelder seine Rede beendet hatte, ergriff Hitler, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht Parteivorsitzender war, das Wort. Neben der Namensänderung der Partei verkündete er das sog. "25-Punkte-Programm", welches als Parteiprogramm der NSDAP angesehen wird.

Der erste Punkt richtete sich beispielsweise gegen den im Jahre 1919 geschlossenen Versailler Vertrag. Die Punkte 4 bis 8 thematisierten die Ausgrenzung der Juden und die Forderung, diese aus der sog. “Volksgemeinschaft” auszuschließen. Weitere Punkte sprachen Bodenreformen und die Wiedereinführung der Wehrpflicht an. Die Parteiziele wurden so ausgestaltet, dass sie eine größtmögliche Anzahl von Menschen in der Bevölkerung ansprachen. Die Forderung den nach dem ersten Weltkrieg beschlossenen Versailler Vertrag zu revidieren, sprach vor allem konservative Kräfte an. Die Arbeiterschaft wurde durch Versprechen wie einem Ausbau der Altersvorsorge auf die NSDAP aufmerksam.

Hitler beschreibt den Abend in seinem Buch “Mein Kampf” als sog. “nationales Erweckungserlebnis”, während polizeiliche Berichte von Zwischenrufen und großen Unruhen im Publikum sprechen. Auch wenn Hitler mit seiner Gründungsrede zunächst nicht den erwünschten Erfolg erzielte und die NSDAP bis zu den Wahlen 1928 eine Splitterpartei blieb, legte diese Rede die Grundsteine der NS-Ideologie und Herrschaft.

Feldherrnhalle

80539 München, DE


Einer der ersten großen Versuche zur Machtergreifung der NSDAP ereignete sich am 9. November 1923 in der Münchner Innenstadt, mit dem Ziel, sich an die Macht zu putschen. Im Jahr zuvor hatte in Italien die faschistisch Bewegung unter Mussolini durch den sogenannten "Marsch auf Rom" die Macht übernommen. In Anlehnung daran zogen, bei dem Aufstand der Nationalsozialisten in München, der heute allgemein als "Hitlerputsch" bekannt ist, 2000 bewaffnete Parteimitglieder der NSDAP vom Hofbräuhaus durch die Stadt bis zum Odeonsplatz, wo sie durch die bayerische Landespolizei gestoppt wurden. Dabei wurden einige unbeteiligte Zivilisten sowie vier Polizisten und 15 Putschisten getötet. Es folgten Gefängnisstrafen für einige Aufständische, darunter auch Hitler. Allerdings wurde dessen Strafe bereits im Dezember 1924 wieder aufgehoben. Unter anderem, weil Hitlers Verbündete die Staatsanwaltschaft von einer Freilassung überzeugen konnten.

Die Feldherrnhalle spielte auch in der weiteren NS-Zeit eine entscheidende Rolle, da sie schon immer einen Ort für politische Versammlungen dargestellt hatte. Somit war der Odeonsplatz und die Feldherrnhalle ein Ort für große Propagandaveranstaltungen der Partei bzw. des Staates, weshalb der Putsch von 1923 nachträglich von Nationalsozialisten als “Marsch auf die Feldherrnhalle” bezeichnet wurde. Zudem wurde für den gescheiterten Putsch ein Denkmal gesetzt. Vor diesem sogenannten “Ehrenmal”, welches an die Gefallenen des 9. November erinnern sollte, war es die Pflicht jedes Passanten, den “Hitlergruß” zu machen. Somit wurde die Feldherrnhalle auch in der fortlaufenden NS-Zeit instrumentalisiert, um die Macht der Nationalsozialisten zu vergrößern und möglichst viele Menschen von der NS-Ideologie zu überzeugen.

Bayerische Landtag

Prannerstraße 15, 80333 München, DE

Heute hat der bayerische Landtag seinen Sitz im Maximilianeum in München. Während der Weimarer Republik und dem Anfang der NS-Herrschaft tagte der Landtag jedoch hier in der Prannerstraße. Das Gebäude, auf dessen Anwesen sich heute ein Neubau befindet, wurde 1944 bei einem Bombenangriff der Royal Air Force zerstört.

In Berlin wurde Hitler am 30. Januar 1933 von Reichspräsident Hindenburg zum Reichskanzler ernannt und bereits am 31. März konnten die Nationalsozialisten das sog. “Vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich” durchsetzen. Durch dieses wurde der bayerische Landtag aufgelöst und auf Basis der Stimmenverteilung der letzten Reichstagswahl, in der die NSDAP 44% erhalten hatte, neu gebildet.

Am 28. April 1933 tagte der gleichgeschaltete Landtag zum letzten Mal, um ein "Ermächtigungsgesetz" zu beschließen. Damit wurde die Gewaltenteilung zugunsten der Exekutive, also der Landesregierung, aufgehoben. Dies bedeutet, dass die Landesregierung nun ohne den Landtag Gesetzte erlassen und Verträge schließen konnte. Das Gesetz wurde mit großer Mehrheit angenommen. Dagegen stimmte nur die SPD.

Ein weiterer Schritt der Gleichschaltung erfolgte Anfang 1934 durch das in Berlin beschlossene sog. “Gesetz über den Neuaufbau des Reichs”. Mit diesem Reichsgesetz wurde der bayerische Landtag ersatzlos aufgelöst und die Macht wurde in Berlin zentralisiert.

Im Gegensatz zu den Landtagen bestand der Reichstag formal bis 1945 weiter. Da jedoch per Reichsgesetz im Sommer 1933 alle Parteien mit Ausnahme der NSDAP verboten bzw. zur Selbstauflösung gezwungen wurden, sollte dieser ausschließlich einen “quasi-demokratischen Eindruck” im In- und Ausland vermitteln.

Prinz-Georg-Palais

Karolinenplatz 5, 80333 München, DE

Direkt neben dem Obersten Parteigericht der NSDAP befindet sich das Prinz-Georg-Palais. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwarb das Ehepaar Elsa und Hugo Bruckmann den zweiten Stock des Gebäudes und nutze diesen zu zweierlei Zwecken: Zum einen residierten Elsa und Hugo Bruckmann in dem Gebäude und zum anderen hielten sie dort ihren berühmten Salon Bruckmann ab. Dieser hatte zuvor, seit 1899, in der Nymphenburgerstraße stattgefunden.

Der Salon Bruckmann war von 1899 an bis 1941 ein kultureller Mittelpunkt Münchens. Zu dieser Veranstaltung, die jeden Freitag stattfand, wurden berühmte Künstler, Intellektuelle, Musiker und Gelehrte wie etwa Hugo von Hoffmannsthal, Stefan George oder Thomas Mann eingeladen. Viele der Gäste des Salon Bruckmann waren dabei der festen Überzeugung, dass die Hingabe zur Kunst und Kultur eine Möglichkeit biete das Leben zu verändern und Lebenswerter zu machen. Diese Auffassung war bei vielen der Gäste häufig an eine rassistische und antisemitische Grundeinstellung gebunden und damit nicht weit von der Ideologie der Nationalsozialisten entfernt. Nach dem ersten Weltkrieg radikalisierte sich der Salon dahingehend, dass zunehmend Nationalsozialisten und andere Personen mit rechten Gesinnungen Einzug in den Salon erhielten. So auch Adolf Hitler, der zum ersten Mal an Weihnachten im Jahr 1924 eingeladen wurde. Er hielt eine Rede, die den Bruckmanns so gefiel, dass sie sich dazu entschieden Hitler regelmäßig einzuladen. Dadurch gelang es Hitler durch die Veranstaltungen viele Verbündete wie beispielsweise Emil Kirdorf oder Heinrich Hofmann zu finden, die später in der NSDAP wichtige Rollen einnehmen sollten. Die Bruckmanns unterstützen die NSDAP nun mit großen finanziellen Mitteln und auch politisch außerhalb ihrer Veranstaltungen. Denn Hugo Bruckmann gelang es mit Hilfe der Nationalsozialisten Mitglied im deutschen Reichstag zu werden und von dort aus die politischen Ambitionen der NSDAP noch stärker zu vertreten.

Der Salon Bruckmann ist somit einer der ersten großen Förderer Hitlers und ist ein wichtiger Ausgangsort des rechtsradikalen Netzwerks der NSDAP.

Genauso wie das Oberste Parteigericht der NSDAP wurde das Prinz-Georg-Palais im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört. Nach vielen Restaurationsarbeiten in den 70er Jahren wurde das Gebäude dann wieder vermietet. Heute befindet sich in dem Gebäude am Karolinenplatz 5 eine Geschäftsstelle des Sparkassenverband Bayern.

Oberstes Parteigericht der NSDAP

Karolinenplatz 4, 80333 München, DE

Das Oberste Parteigericht der NSADAP war die höchste Instanz der nationalsozialistischen Parteigerichte und hatte seinen Sitz am Karolinenplatz 4. Die Partei hatte das Gericht eingeführt, um innerparteiliche Streitigkeiten zu klären. Daher wurden am 21. Juli 1921 ein „Schlichtungsausschuss“ und ein „Untersuchungsausschuss“ eingeführt, um die Aufgabe des Gerichts effizienter zu erfüllen. Nach dem Hitlerputsch und der damit verknüpften Wiedergründung der NSDAP wurden die beiden Ausschüsse dann unter dem Namen „Untersuchungs- und Schlichtungsausschuss“, kurz USchiA, vereinigt. Hauptaufgabe dieser war es wie zuvor innerparteiliche Konflikte zu lösen. Hinzu kam auch die Aufgabe, die Oppositionsbildung innerhalb der Partei zu unterbinden und somit die NSDAP nach außen hin als eine noch stärker geschlossene Gemeinschaft auftreten zu lassen. Um die Oppositionsbildungen so klein wie möglich zu halten, bekam das Oberste Parteigericht der NSDAP auch die Aufgabe, Aufnahme- und Ausschlussverfahren von Mitgliedern der Partei zu prüfen. Nachdem die NSDAP in den Folgejahren immer mehr Mitglieder bekam, bildeten sich USchiAs auf Ortsebene, die dem Obersten Parteigericht am Karolinenplatz untergeordnet waren. Nach außen hin sollten die USchiAs einen demokratischen und rechtssprechenden Eindruck machen, im Kern jedoch wurden die Ziele der Partei gegen alles andere durchgesetzt. Um dies zu ermöglichen wurden vorliegende Tatbestände häufig so unpräzise formuliert, sodass die Richter, die gezielt von der NSDAP ausgewählt wurden, einen großen Spielraum hatten. So konnten innerparteiliche Gegner leicht „unschädlich“ gemacht werden. 1931 wurde dann die Zuständigkeit der USchiAs auf die sogenannte „Schutzstaffel“ (SS) und „Sturmabteilung“ (SA) erweitert, was den Gerichten ermöglichte weiterhin Konflikte in der Partei so gering wie möglich zu halten. Nach der Einführung des „Gesetzes zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat“ im Dezember 1933, welches die unlösliche Verbindung des Staates mit der NSDAP festlegt, wurden die USchIAs in Parteigerichte umbenannt. Die Parteigerichte konnten nun auch außerhalb der NSDAP handeln, was einen großen Vorteil für die Nationalsozialisten mit sich brachte. Nach 1933 bestand dann die Hauptaufgabe der Parteigerichte und dem Obersten Parteigericht der NSDAP darin, Verbrechen von Mitgliedern der Partei zu vertuschen. Gerade vor Kriegsbeginn spielte dies ein große Rolle, wie beispielsweise bei den Novemberpogromen im Jahre 1938. So konnten die Nationalsozialisten ihre Ziele und Ambitionen durchsetzen, ohne dabei vor Gericht verurteilt zu werden.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude des Oberste Parteigerichts der NSDAP von Bomben zerstört. Von 1955 bis 1981 wurde es dann wieder erbaut und öfters restauriert. Heute befindet sich in dem Gebäude am Karolinenplatz 4 die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften.

Gebäude Königsplatz

Konigsplatz 1, 80333 München, DE

“Braune Haus” (gelb):
Wo das heutige NS-Dokumentationszentrum (Lernort zur Geschichte des Nationalsozialismus) steht, stand früher ein Gebäude, welches in der NS-Zeit als Parteizentrale der NSDAP diente. Schon 1930 erwarben die Nazis das klassizistische Gebäude und ließen es von Paul Ludwig Troost, welcher der „erster Baumeister des „Führers“ war, gemäß der nationalsozialistischen Vorstellung umbauen. In dem Gebäude wurden nach der Machtübernahme 1933 Widerständler gefoltert. Es befanden sich außerdem ein Arbeitszimmer für den Parteiführer Adolf Hitler, eine “Fahnenhalle”, die “Oberste SA-Führung” in dem, von den Nationalsozialisten genannten, “Braunen Haus”.

“Ehrentempel” (pink, ab 0:46 min)
Die “Ehrentempel” wurden als Gedenk-Tempel an die Opfer des gescheiterten Hitlerputsches 1923 in München erbaut. Dort wurden Sarkophage von 16 getöteten Parteimitgliedern (NSDAP) des “Marsches auf die Feldherrnhalle” aufbewahrt. Bei dem Putsch am 9. November 1923 versuchte Hitler durch den Marsch zur Münchner Feldherrnhalle bewaffnet und gewalttätig die Macht zu ergreifen, scheiterte aber. Der 9. November galt während der NS-Zeit als Feiertag, an welchem an diese 16 Opfer gedacht wurde. An den Feiertagen wurde der Marsch symbolisch wieder abgelaufen und endete an den “Ehrentempeln”, bei denen Hitler einen Kranz niederlegte. Die Tempel wurde nach dem Kriegsende (1947) von den Amerikanern zerstört. Und heute sind die Reste der Tempel mit Bäumen und Gräsern überwachsen.

“Führerbau” (dunkelblau) und “Verwaltungsbau der NSDAP” (orange, ab 1:42 min):
Die zwei ehemaligen “Ehrentempel” umschließen einmal der sogenannte “Führerbau” und desweiteren der “Verwaltungsbau der NSDAP”. In dem “Verwaltungsbau” befand sich eine Bibliothek, ein Bunker und dort wurden Unterlagen von circa 8,5 Millionen Parteimitgliedern aufbewahrt. Der “Führerbau” diente als Repräsentationsbau. In dem Gebäude waren auch Arbeitszimmer für Adolf Hitler und weitere Personen zu finden, es diente aber hauptsächlich zu repräsentativen Zwecken. In beiden Gebäuden kam später geraubte Kunst der Nationalsozialisten unter.

Königsplatz

Konigsplatz 1, 80333 München, DE

Der Königsplatz war während des NS-Regimes nicht mit Gras bewachsen so wie heute, sondern den Platz bedeckten große weiße Granitplatten. Diese große Fläche wurde für die Aufmärsche der NSDAP-Mitglieder bis zum Kriegsende genutzt. Dieser Umbau des Platzes so wie auch der Umbau und die Errichtung der Gebäude in der Umgebung (“Ehrentempel”, “Braunes Haus”, “Führerbau”, “Verwaltungsbau der NSDAP”) erfolgte in den Jahren 1933/34. Die Gebäude wurden von dem Architekten Paul Ludwig Troost umgebaut. Er galt während der NS-Zeit als Vorbild für seine Architektur. Außerdem baute er das damalige „Haus der Deutschen Kunst“, das heutige Haus der Kunst. Des Weiteren wurden insgesamt circa 68 Gebäude in der Nähe des Königsplatzes von den Nationalsozialisten eingenommen, diese waren zum Teil auch unterirdisch miteinander verknüpft. Am 10. Mai 1933 wurden am Königsplatz von rechtsradikalen Studenten Bücher von den Autoren verbrannt, welche angeblich nicht der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen. Auch Bücher mit anscheinend kritischen Inhalten wurden vernichtet. Es wurde marxistische, jüdische, oppositionelle Bücher aus allen Genres verbrannt. Heute befindet sich vor der Staatlichen Antikensammlung ein im Boden eingelassener Betonkreis mit spiralförmig angeordneten Buchtiteln der damals verbrannten Bücher.