Hauptstadt der Bewegung - Widerstand und Untergang

Stadtführung Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München, DE

Stadtführung über die Widerstandsgruppen in München während dem zweiten Weltkrieg und dem finalen Untergang des NS-Regimes.

Autor: Lara H

3 Stationen

Georg Elser

Türkenstraße 74, 80799 München, DE

Der Schreiner Johann Georg Elser wächst in Königsbronn unter schwierigen Familienverhältnissen auf. Persönliches Freiheitsgefühl und Unabhängigkeitsstreben prägen sein Verständnis von Politik. 1928/29 tritt er dem Roten Frontkämpferbund bei. Bis 1933 wählt er die KPD, die er für die beste Vertretung der Arbeiterbewegung hält. Georg Elser lehnt den Nationalsozialismus von Anfang an entschieden ab. Demonstrationen der NSDAP und ihrer Kampfverbände beachtet er nicht, verweigert konsequent den "Hitlergruß" und entzieht sich dem Gemeinschaftsempfang von Hitlerreden im Rundfunk. Bereits 1938 entschließt sich Elser, die nationalsozialistische Führung - Hitler, Göring und Goebbels - zu töten. Er will so den drohenden Krieg verhindern. Weil Hitler regelmäßig am 8. November zum Jahrestag seines Putschversuches von 1923 im Münchener Bürgerbräukeller spricht, verschafft sich Elser Zugang zum Veranstaltungsort und stellt fest, dass der Saal unbewacht ist. Systematisch bereitet er den Anschlag vor, konstruiert einen Zündmechanismus und beschafft sich Sprengstoff. Elser präpariert in wochenlanger Arbeit seit Sommer 1939 einen tragenden Pfeiler des Veranstaltungssaales, um den Sprengkörper dort einzubauen. Hitler verlässt am 8. November 1939 nur wenige Minuten vor der Explosion unerwartet früh den Versammlungssaal und entgeht so dem Anschlag. Elser wird fast gleichzeitig in Konstanz von Zollbeamten festgenommen, als er in die Schweiz entkommen will. Einige Gegenstände, die er bei sich hat, erregen Verdacht. Er wird der Polizei übergeben. Nach tagelangen Verhören in München gesteht Elser seine Tat und betont immer wieder, er habe durch die Tötung Hitlers und der anderen führenden Nationalsozialisten den Weg zu einem europäischen Frieden ermöglichen wollen. Die Nationalsozialisten sehen in Elser zunächst ein Werkzeug des britischen Nachrichtendienstes. Dies vermuten auch viele Zeitgenossen, bis hinein in die Kreise des bürgerlichen und militärischen Widerstands. Heute kann Elsers Alleintäterschaft nicht mehr angezweifelt werden. Nach langer Isolationshaft wird Georg Elser am 9. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, im Konzentrationslager Dachau ermordet.
An seine Tat erinnert heute in München noch ein Denkmal, welches sich in der Türkenstraße in München befindet und jeden Tag um 21:20 aufleuchtet, der Moment in dem die Bombe 1938 explodierte.

Die weiße Rose

Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München, DE

„Wir schweigen nicht! Wir sind euer böses Gewissen, die Weiße Rose lässt euch keine Ruhe"
Dies ist eines der bekanntesten Zitate der Weißen Rose.

Hier befinden wir uns im Lichthof der Ludwigs-Maximilians-Universität. Vor fast 80 Jahren standen hier die Geschwister Scholl und verteilten Flugblätter gegen die Propaganda der Nationalsozialisten. Bei dieser Aktion wurden sie von einem Hausmeister entdeckt und an die Gestapo verraten - einige Zeit später wurden sie hingerichtet.

Hans und Sophie Scholl waren Mitglieder der Weißen Rose, einer Widerstandsgruppe gegen die NS-Herrschaft. Mit ihnen zusammen arbeiteten Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und Professor Kurt Huber. Gegründet 1942, verteilte die Gruppe Flugblätter mit Aufklärungsschriften über die NS Herrschaft zuerst in München, dann deutschlandweit. Ziel war es, möglichst vielen Menschen die Wahrheit hinter der Nazi-Propaganda zu zeigen und somit das Regime aufzulösen. Das Abwerfen von Flugblättern ermöglichte es, sehr viele Leute zu erreichen, allerdings war es auch eine sehr gefährliche Tätigkeit, da man bei Entdeckung durch die Nazis sofort hingerichtet wurde.
Anfangs beinhalteten die Broschüren Gedichte von Goethe oder Schiller, die auf die Freiheit einer einzelnen Person hinwiesen, später wurde ganz konkret von der Situation an der Front berichtet.
Als klar wurde, dass die Deutschen den 2. Weltkrieg verlieren würden, verstärkte sich die Arbeit der Weißen Rose, da sie versuchten, das Volk über die Realität des Krieges zu informieren. Die Gruppe verteilte nicht nur Flugblätter, sondern schrieb auch beispielsweise Parolen an Hauswände. Eine dieser Parolen lautete: Nieder mit Hitler"
Man würde meinen, dass ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen sie unterstützt haben, dies war aber nicht der Fall. Die meisten der Studenten waren Unterstützer des NS Regimes, was das Verteilen der Flugblätter an der Uni noch erschwerte.
Trotz der drohenden Gefahr, entdeckt zu werden, leistete die Weiße Rose wichtige Widerstandsarbeit und ihre Mitglieder ließen sich nicht einmal bei ihrer Hinrichtung von den Nationalsozialisten einschüchtern.
Sophie Scholl soll vor ihrer Ermordung gesagt haben:
„So ein herrlicher Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn wir es damit schaffen. Tausende von Menschen aufzurütteln und wachzurütteln."
Heute liegen die meisten Mitglieder begraben im Friedhof am Perlacher Forst.

Der Ort an dem ihr euch gerade befindet ist heute eine Gedenkstätte für die Weiße Rose.

Untergang

80331 München, DE

Bombenkrieg in München:

München wurde ab dem Jahr 1940 von amerikanischem und englischem Militär bombardiert. Mit dem ersten Luftangriff am 10. März 1940 begann der Bombenkrieg auf München, der sich über fünf Jahre erstreckte.

Allein 1945, dem Jahr des Kriegsendes, fanden 31 schwere Luftangriffe statt. Der Angriff am 7. Januar 1945 vollendete die großflächige Zerstörung der Stadt und ließ München in Trümmern. Aufgrund der schwachen Abwehr Münchens sowie den inzwischen limitierten Verteidigungmöglichkeiten war es den Amerikanern möglich am 30. April 1945, dem Tag nach dem letzten Bombenangriff, die Stadt kampflos einzunehmen.

Das Ausmaß der Zerstörung hatte gravierende Folgen für München und seine Einwohner. Insgesamt fanden 74 Luftangriffen während dem Krieg statt, was zu einer Zerstörung von 90% der historischen Altstadt und einer Zerstörung von 45% der Bausubstanz der Stadt führte. Mit einer Fläche von 7 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt, lagen alltägliche Orte wie Wohnungen und öffentliche Plätze sowie historische Gebäude wie Theater, Konzertsäle, Museen, Bibliotheken und Kirchen in Schutt und Asche. Der Verlust von Büchern und Manuskripten kam noch erschwerend hinzu.

Es führte zu einer großen und verzweifelten Menge an Obdachlosen, welche durch die Zerstörung von 81.500 Wohnungen ihr Zuhause verloren. In München starben ca. 6.500 (6.632) Menschen durch die Luftangriffe und weitere 15.800 erlitten Verletzungen. Hinzu kamen noch Münchner Soldaten, welche im Krieg starben, verletzt wurden oder auch nach Kriegsende vermisst blieben.


Einmarsch der Amerikaner:

Am Nachmittag des 30. April 1945 kam es zur „Befreiung Münchens". Als zwei Kolonnen der Alliierten in München eintrafen, leisteten die Münchner nur vereinzelt Widerstand.

Um zwei Uhr in der Früh fuhren ca. 100 Mann der US-Verbände (Rainbow Division) vom Nordosten her über Oberföhring nach München ein, wo sie teilweise auf Widerstand trafen, der aber nicht allzu lange andauerte. In den nachfolgenden Stunden bahnte sich die Kolonne einen Weg bis hin zum Prinzregentenplatz 16, Hitlers Wohnung. Diese besetzten die
Alliierten zugleich und wandelten sie in ihren militärischen Kommandoposten um.

Die zweite Kolonne rückte aus der Richtung Pasing nach München ein und drang über die Friedensheimer Brücke und zunächst über die Arnulfstraße in Richtung Innenstadt ein. Als die Kolonne die Ettstraße in der sich zu der Zeit das Polizeipräsidium befand erreichte standen 30 bis 40 Polizisten davor, die alle Waffen, gesammelt in einem Korb, an die Amerikaner übergaben.

Gegen 15:30 Uhr kamen die Alliierten am Marienplatz an, an dem schon unzählige Bewohner Münchens an den Straßenrändern auf sie warteten. Sie wehten mit weißen Tüchern der Kapitulation und empfingen die einrollenden Fahrzeuge der Amerikaner freudestrahlend. Denn sie waren dankbar, dass der Krieg nun ein Ende nahm. Von hier aus kann man die berühmte Frauenkirche erkennen, an der zu diesem Tag ein weißes Bettlaken zum Zeichen der Kapitulation Münchens hing. Folgende Bilder veranschaulichen auch die Menschenmassen am Marienplatz, wo wir uns gerade befinden während des Empfangs der Alliierten.

Um 16:05 Uhr kam es dann zur offiziellen Übergabe der Stadt an die Amerikaner durch Oberrechtsrat Dr. Michael Meister.

Doch das Eintreffen der Amerikaner brachte nicht nur Positives mit nach München, in den Wochen nach der Einnahme Münchens, kam es vermehrt zu gewaltsamen Übergriffen wie Plünderungen von Versorgungslagern oder sexuellen Übergriffen amerikanischer Soldaten an Frauen.


Wiederaufbau:

Wenn Sie auf die Bilder schauen, können Sie das Ausmaß der Zerstörung von Münchens Altstadt sehen. Wie gezeigt liegen der Marienplatz und die Gebäude rund um die Peterskirche in Trümmern. Nach dem Krieg wurde ein kompletter Wiederaufbau der beschädigten, deutschen Städte angeordnet. Es kam zu Diskussionen über die Art des Wiederaufbaus. Während in Städten wie Kiel und Hannover eine Modernisierung und Erneuerung der Gebäude stattfand, entschied man sich in München für den Neubau der Stadt auf der Basis der alten, traditionellen Stadtpläne. Es ging darum, den Charakter der Altstadt zu bewahren und sie fast Abbild getreu zu dem früheren München, ohne bewusste Modernisierung zu errichten. Der damalige Bürgermeister Tomas Wimmer rief die Bevölkerung, darunter Männer sowie Frauen, zu der gemeinsamen Beseitigung der vielen Trümmerteile auf.

Der heute noch bekannte Begriff „Trümmerfrau“ entstand durch die „hohe, freiwillige“ Beteiligung von Frauen an der Trümmerbeseitigung in Deutschlands Städten. Auch wenn hauptsächlich Berlin für seine „Trümmerfrauen“ bekannt ist, gibt es auch in München ein Denkmal für die „Aufbaugeneration“ mit spezieller Widmung für die beteiligten Frauen, wie es auf dem Bild zu sehen ist. Dieses wurde jedoch auf Grund fehlender Beweise von eigentlichen Trümmerfrauen in München stark kritisiert. Denn einerseits waren viele Männer an der Entfernung beteiligt und andererseits waren auch einige Frauen aus verschiedenen Gründen zwangsverpflichtet. Beispielsweise auf Grund einer früheren Beteiligung an oder Unterstützung vom NS-Regime vor und während des Krieges oder wegen des allgemeinen Mangels an Männern, welche im Krieg verstorben oder gefangen genommen worden waren. Der Begriff „Trümmerfrau“ wird heutzutage stark kritisiert und wird von manchen als Glorifizierung der damaligen Zeit und Verhältnisse gesehen.

Die Nachkriegszeit brachte einen Umschwung für die Gesellschaft mit sich. Die Verfolgung von ehemaligen NS- Funktionären und somit die Entnazifizierung Münchens sowie ganz Deutschlands stand hier im Vordergrund. Durch die Beschädigung der Stadt und die Zerstörung von lebenswichtigen Grundlagen entstand ein Nahrungs- und Ressourcenmangel. Während dem Krieg kam es zwar zu einer Rationierung der Güter, jedoch konnten die Bürger meist noch versorgt werden. Das Versorgungssystem brach jedoch nach Kriegsende komplett zusammen und es folgte eine Zeit der Hungersnot in München. Es entstanden Tauschhandel, sowie ein Schwarzmarkt, welcher den Handel außerhalb der offiziellen Preisbestimmungen, Handelsrichtlinien, etc. ermöglichte. Außerdem kam es zu einem großen Andrang von Vertriebenen, Flüchtlingen und „Displaced Persons“ in München, die untergebracht werden und so gut es ging integriert werden mussten.