Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

Tour Cantianstraße 24, 10437 Berlin, DE

Es erwartet Sie eine online-Führung durch den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auch kurz Jahn-Sportpark genannt. Sie ist die drittgrößte Sportanlage in Berlin und benannt nach dem "Turnvater Jahn".

Autor: Miriam Rösler

6 Stationen

Infos und Ablauf zum Jahn-Sportpark!

Eberswalder Straße 41, 10437 Berlin, DE

Herzlich Willkommen zu unserer Führung durch den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark!
Wir sind eine vierköpfige Gruppe bestehend aus Anton, Jann, Niclas und Miriam. Wir alle studieren Lehramt Sport an der Universität Potsdam.
In unserer Führung werdet ihr fünf Stationen durchlaufen. Dabei berichten wir über die
(Vor-) Geschichte des Jahn-Sportparks, über die Architektur, über die Berliner Mauer nahe bzw. am Jahn-Sportparks, über den Namensgeber Friedrich Ludwig Jahn sowie über die aktuelle Nutzung und Entwicklung. An jeder Station könnt ihr den vorbereiteten Informationstext durchlesen und einige Bilder anschauen.
Ihr könnt in unserer Reihenfolge vorgehen, aber auch nach eurem Belieben die Strecke durchlaufen. Am Ende werdet ihr jedoch den Sportpark einmal weitestgehend von jeder Seite gesehen haben.
Viel Spaß und Freude bei der Führung!

1. (Vor-) Geschichte des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark

Topsstraße 28, 10437 Berlin, DE

Wilhelm Griebenow war der Besitzer des Areals, auf dem heute der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark steht. 1825 wurde dies vom Militär für 9518 Taler erworben. Zunächst diente der Sportpark als Exerzierplatz für die preußische Armee. Exerzierplätze wurden genutzt, um militärische Übungen zu vollziehen. Durch diesen Umstand erhielt das Areal unter anderem den Spitznamen „Exer“. Ein weiterer Spitzname, der sich entwickelte, war „Platz zur einsamen Pappel“. Der Hintergrund hierfür ist ein Baum – eine Schwarzpappel, welcher auf dem Exerzierfeld stand und unter welchem am 26. März 1848 eine der ersten Volksversammlungen der aufständischen Berliner Arbeiter während der Märzrevolution stattfand.

In den 1890er Jahren wurde der Betrieb auf dem Gelände des Militärs eingestellt. Grund hierfür war die Tatsache, dass rund um das Gelände Wohnhäuser entstanden. Bis 1904 diente der Platz als Spielstätte für den am 25.07.1892 gegründeten Berliner Fußball Club Hertha 1892. Heute ist dieser bekannt als Hertha BSC und ihre Spielstätte ist seit der 1. Bundesligasaison 1963/ 1964 das Olympiastadion Berlin.

1912 kaufte die Stadt Berlin den östlichen Teil des Areals für 6,5 Millionen DM. 1913 begannen dann die Arbeiten, um Spiel und Sportplätze zu errichten. Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges im Jahre 1914 kamen die Arbeiten schnell zum Erliegen. In der Zeit des Krieges dienten Teile des Platzes erneut als Übungsstätte des Militärs.

1951 fand dann erneut ein großer Umbau nach den Plänen von Rudolf Ortner statt. Anlässlich der Weltjugendfestspiele wurden weitere Spiel-, Trainings- und Wettkampfstätten errichtet sowie auch ein Fußball- und Leichtathletikstadion. Dieses hatte ein Fassungsvermögen von 30.000 Personen. Zunächst wurde die Anlage „Berliner Sportpark“ benannt, bevor der Ost- Berliner Magistrat es im Jahre 1952 umbenannte zu „Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark“. Hintergrund hierfür war der Todestag des Turnvater Jahn, welcher zum 100. Mal begangen wurde.

In den weiteren Jahren folgten Modernisierungsarbeiten und Erweiterungen. So wurden bis 1970 Flutlichtanlagen und eine Tartanbahn errichtet. Eine komplette Sanierung der Sportstätte fand im Jahr 1986 und 1987 statt. Im Zuge dessen wurde eine neue Haupttribüne gebaut, die Gegengerade wurde überdacht und neue Flutlichtmasten wurden installiert. Auf der Nordseite des Geländes wurde im Jahr 2000 die Max- Schmeling- Halle errichtet. Es handelt sich hier um eine Mehrzweckhalle, welche anlässlich der Berliner Olympiabewerbung 2000 errichtet wurde.

In dem Sportpark „Friedrich-Ludwig-Jahn“ fanden eine Vielzahl von besonderen Ereignissen statt. Dazu zählen die Friedensfahrt der Straßenrennsportler, Spiele der DDR-Nationalmannschaft und auch der „Olympische Tag der Leichtathletik“, welcher von 1963 bis 1991 im Sportpark stattfand. Weiterhin diente es als Austragungsort für das Frauen Champions League Finale 2015 und für die Para Leichtathletik-Europameisterschaft im Jahre 2018. Insgesamt wurden in diese Stadion 18 Leichtathletik Weltrekorde aufgestellt. Zu den Ereignissen und aktuelles in einer der nächsten Station mehr.

2. Architektur des Jahn-Stadions

Gleimstraße 55, 10437 Berlin, DE

Das Jahnstadion auf seinem 16 Hektar großem Gelände wurde 1950 bis 1951 durch Anleitung des Architekten Rudolf Ortner errichtet. Die Baugeschichte dieses Gebäudes an der Grenze zum Westen begann somit also zehn Jahre vor dem Mauerbau. 1986 bis 1987 wurde das Stadion um eine Tribüne ergänzt. Der Wert des Stadions besteht vor allem darin, dass in ihm die frühe und die letzte Phase der Ostdeutschen Moderne verschmelzen. Es ist allerdings seit wenigen Jahren im Gespräch, dass Diese Tribüne sowie das gesamte Stadion für einen neuen „Inklusionspark“ weichen bzw. umgebaut werden soll, aber dazu im Folgenden noch mehr. Das Stadion fasst 20.000 Zuschauer Plätze und ist somit das drittgrößte Stadion Berlins, hinter dem Olympiastadion und dem Stadion an der Alten Försterei. Neben Plätzen für verschiedene Sportarten ist es eingebettet in eine parkartige Anlage. Die Ostfassade des Stadions bietet die sogenannte „Mielke Rampe“ durch diese konnten Funktionäre direkt vor den VIP Bereich des Stadions mit ihrem Auto gelangen. An der Rückseite des Stadions zeigt sich der Rücken der Tribüne und offenbart ganz offen seinen Betonkern. Hingegen verjüngt das weißverschalte Dach der Tribüne das Gebäude etwas und erhebt sich bis zum Stadioninneren.

Seit 2020 bestanden nun wie bereits erwähnt, verstärkte Überlegungen das Stadion bzw. Den kompletten Park umzugestalten, dadurch entstand ein Streit um die Zukunft des Parks. Die eine Seite ist für eine Umgestaltung des Parks, während die andere dieses „historisch einmalige“ Stadion so erhalten möchte, wie es ist. Für die Umgestaltung des Parks sind geplant: neue Anlagen für Tennis, Hockey und Fußball Spielfelder, sowie der Bau von zwei Dreifelder-Hallen mit Zuschauerrängen, eine Tennishalle, Gymnastik-, Physiotherapie-, Kraft- und Büroräume. Außerdem noch eine Doppelstock-Sporthalle, ein Clubhaus und ein Parkhaus. Das Land Berlin hat für die Investitionsplanung für das Gesamtvorhaben 195 Millionen Euro vorgesehen. Gründe für den den Umbau und Abriss des Jahn- Sportparks sind:
- Dass der Blitzschutz der Tribüne veraltet ist und die Plätze für Rollstuhlfahrer und die Fluchtwege ebenso.
- Auf der Gegenseite fordert der Bund der Deutschen Architekten, der Landesverband Berlin, der Bund Deutscher Landschaftsarchitekten und die Landesgruppe Berlin-Brandenburg die Abrissplanung zum Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahn- Sportpark sofort zu stoppen.

Eine Initiative mit dem Namen Jahn-Sportpark welche 2020 gegründet wurde setzt sich für den Erhalt des Stadions als Schützenswertes Beispiel der Ostmoderne ein. Insbesondere der Erhalt der Grünfl.chen ist ein großes Anliegen. Die Bürger- Initiative konnte mithilfe eines offenen Briefes einen Übergangsmäßigen Abriss – und Rodungsstop erkämpfen. Das Schicksal des Friedrich- Ludwig- Jahn- Sportparks bleibt also weiterhin ungeklärt, wie sich der Sportpark inklusive des Stadions weiterhin entwickeln werden, wird uns die Zukunft zeigen.

3. Berliner Mauer am Jahn-Sportpark

Gleimstraße 55, 10437 Berlin, DE

Ab 1961 war Deutschland in Ost und West geteilt. Bis zum Ende der 1980er Jahre baute die DDR die Grenze zu Westdeutschland und zu West-Berlin immer weiter aus. Das war besonders in Berlin durch die Berliner Mauer sichtbar. Bei dem Versuch die Mauer zu überqueren, starben über die Jahre mehr als 100 Menschen

Die hinterlegten Fotos zeigen den Verlauf der Berliner Mauer am Jahn-Sportpark und der Bernauer Straße. Sie zeigen den Grenzverlauf 1989, nachdem der Grenzstreifen an diesem Ort verbreitert wurde. Für die Grenztruppen der DDR war die Grenze hier zuvor ungünstig verlaufen. Die Hinterlandmauer grenzte unmittelbar an das Jahn-Stadion, dahinter lag eine schwer zu überwachende Böschung. 1988 einigten sich BRD und DDR auf einen Gebietstausch, bei dem die DDR an dieser Stelle mehrere Hektar Land erhielt. Die Fotos zeigen die um 50 Meter nach vorne verlegte Vorderland Mauer. Die Bauarbeiten dazu begannen im März 1989. Abgeschlossen wurden sie im November desselben Jahres, kurz vor dem Mauerfall. Auf den Fotos ist die Verlegung des Grenzverlaufs und der Ausbau des Grenzstreifens beinahe abgeschlossen.

Wie ihr erkennen könnt, ist das kleine Stück erhaltene Mauer heute von verschiedenen KünstlerInnen gestaltet worden.

4. Namensgeber Friedrich Ludwig Jahn

10437 Berlin, DE

Friedrich Ludwig Jahn war ein deutscher Pädagoge, nationalistischer Publizist und Politiker. Er wurde am 11. August 1778 in Lanz geboren und lebte bis zum 15. Oktober 1852. Er initiierte die deutsche Turnbewegung, welche mit der damaligen Nationalbewegung einherging, zur Vorbereitung der deutschen Jugend auf den Kampf gegen die napoleonische Besetzung. Aus diesem Grund wird Friedrich Ludwig Jahn bis heute als Turnvater Jahn bezeichnet. Aus dem von ihm gegründeten Turnsport entwickelte sich bis heute unter anderem die Sportart Geräteturnen. Beispielsweise wurden Geräte wie das Reck oder der Parallelbarren von ihm eingeführt.

Er wurde bis zu seinem 13. Lebensjahr zu Hause von seinem Vater unterrichtet, ehe er verschiedene Gymnasien besuchte, welche er 1795 ohne Abschluss verließ. Anschließend betrieb er theologisch-historische und deutschkundliche Studien an mehreren Universitäten, unter anderen in Halle und Göttingen. Ab 1809 zog es ihn nach Berlin, wo er am Friedrich-Werderschen Gymnasium für einige Monate als Hilfslehrer beschäftigt wurde. Im Jahr 1810 war er Mitbegründer des „Deutschen Bundes“, was bis heute als Vorläufer der Burschenschaften gilt. Der Deutsche Bund bestand vorrangig aus Mitgliedern aus Offiziers- und Lehrerkreisen und dessen oberstes Ziel war die Befreiung Deutschlands von der französischen Herrschaft. Anfang Juni 1811 eröffnete Jahn nach dem Vorbild GutsMuths‘ den ersten Turnplatz auf der Hasenheide in Berlin.

Im Frühjahr 1817 hielt Jahn öffentliche Vorträge über das „Deutsche Volkstum“, mit denen er die Obrigkeit provozierte.
Das Wartburgfest am 18.10.1817, Sperrung des Breslauer Turnplatzes nach der dortigen Turnfehde - 1818 und die Ermordung Kotzbues durch Burschenturner Sand - 1819 sind drei geschichtliche Ereignisse, die direkt oder indirekt mit dem Wirken Jahns zusammenhingen. Im Sommer 1819 wurde der gesamte Turnbetrieb eingestellt. In den Folgejahren gab es wiederholt Aufrufe zur Zerstörung aller Turngeräte. Anschließend wurde Jahn festgenommen und geheimer, hochverräterischer Verbindungen verdächtigt und in die Festung Spandau verlegt. Im Jahr 1825 wurde Friedrich Ludwig Jahn völlig freigesprochen, allerding wurde ihm der Aufenthalt in Universitäts- und Gymnasialstädten untersagt. Anschließend zog er nach Freyburg/Unstrut, wo 1840 die Beschränkung seiner politischen Tätigkeit aufgehoben wurde. Dort wurde ihm durch Friedrich Wilhelm IV. nachträglich das Eiserne Kreuz verliehen. Nach dem ersten Weltkrieg und lange nach seinem Tod versuchte sich die deutsche Turnerschaft nach einem idealisierten und heroisierten Jahn-Bild aufzurichten. Man machte ihn zum politischen Soldaten und Wegbereiter des Nationalsozialismus. Dies war nur möglich, da man sich auf rassistische und nationalistische Aussagen Jahns berufen konnte.

5. Nutzung und Aktuelles zum Jahn-Sportpark

Cantianstraße 24, 10437 Berlin, DE

Im Folgenden seht ihr eine Auflistung wichtiger Ereignisse, die sich auf dem Gelände das Jahn Sportparks abspielten, sowie Vereine und Gemeinschaften, die aktuell das Gelände für sportliche Zwecke nutzen.

• Austragungsorte für die Friedensfahrt der Straßenrennsportler
• Austragungsort für den „Olympischer Tag der Leichtathletik“ von 1963 bis 1991 --> Weltrekord im Stabhochsprung: 5,45m spring Wolfgang Norwig beim „Olympischen Tag der Leichtathletik“ 1970
• Das erste Länderspiel der DDR gegen den Tschechoslowakei 1971, Ergebnis: 1:1
• Uwe Hohn warf als erster den Speer über 100m beim Olympischen Tag der Leichtathletik 1984
• Michael Jackson tritt 1992 vor 40.000 Zuschauern auf
• Champions League Finale der Frauen 2015, 1. FFC Frankfurt gegen Paris Saint Germain, Ergebnis 2:1
• Austragungsort des German Bowls 2012 bis 2018 – Finale der deutschen Football Liga
• Austragungsort der Para-Leichtathletik Europameisterschaft in Berlin 2018 --> Markus Rehm springt 2018 im Jahn-Sportpark neuen Weltrekord im Weitsprung mit 8,48m


Aktuelle Nutzung:
• Heimstadion von FC Victoria 1889 Berlin --> Spielort der 3. Bundeliga
• Bis Ende 2020 war BFC Dynamo Berlin der Hauptnutzer
• Seit der Saison 2017/2018 VSG Altglienicke
• SV Empor Berlin
• FC Bundestag

Zum aktuellen Aspekt: Wie in der 2. Station zum Bau des Jahn-Sportparks schon erwähnt, wird seit einigen Jahren darüber debattiert, ob das alte Stadion des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks mit 20.000 Zuschauerplätzen abgerissen und mit 20.000 Zuschauerplätzen neu gebaut wird. Auch ein Umbau zu einem Inklusionsstandortes ist im Gespräch.