Kazimierz

Stadtführung Szeroka 40, 31-053 Kraków, PL

Stadtführung durch den Stadtteil Kazimierz im Rahmen des Projektes Krakau I 2022

Autor: Carina Bokern, Klaas Ehmen, Mandy Würdemann, Jennifer Kulikow, Antonia Kalifidas, Laura Greten

12 Stationen

Einführung

Miodowa 20, 31-055 Kraków, PL

Wir besichtigen heute den Krakauer Stadtteil Kazimierz, einen stark religiös geprägten, aber auch für sein buntes Kultur- und Nachtleben bekannten Bezirk. Nordnordwestlich befindet sich die Altstadt und südöstlich bis westlich grenzt Kazimierz an die Weichsel.

Seinen Namen bekam Kazimierz als selbstständige Stadt in Erinnerung an König Kazimierz Wielki (Kasimir dem Großen), der der Siedlung 1335 Stadtrechte verlieh. In der Folge entwickelte sich eine florierende Stadt mit Marktplatz, Rathaus und einigen prächtigen Klöstern.

Im 15. Jh. wurden die Krakauer Juden aufgrund von Pogromen nach Kazimierz in einen umfriedeten Bereich im Osten der Stadt umgesiedelt. Hier lebten sie mit wenig Berührung zum größeren christlichen Teil der Stadt im Westen. Erst im 19. Jh. mit der Eingemeindung in die Stadt Krakau und dem Abriss der Mauern bekamen diese Juden das Recht der freien Niederlassung zurück. In dieser Phase entwickelte sich Kazimierz zum jüdischen Zentrum Polens und es entstanden im Laufe der Jahre ganze sieben Synagogen sowie Friedhöfe, Schulen und Handelsplätze. Der Stadtteil ist aus diesem Grund gerade in der Außensicht stark jüdisch geprägt, aber auch einige christliche Sehenswürdigkeiten sind zu finden.

Ende 1941 wurde die jüdische Bevölkerung in ein Ghetto im Krakauer Stadtteil Podgórze deportiert, nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erholte sich die jüdische Gesellschaft nur langsam. Kazimierz galt noch lange als Armutsviertel und obwohl der Stadtteil im Krieg weitestgehend physisch unbeschädigt geblieben war, verfielen viele Gebäude, da den Bewohnern oft das Geld für notwendige Instandsetzungen fehlte.

Über die Jahre verbesserte sich die Situation jedoch wieder, insbesondere die Aufnahme des Stadtteils in die UNESCO-Weltkulturerbeliste 1978 und der Film „Schindlers Liste“ aus dem Jahr 1993 führten wieder zu einem gesteigerten Interesse, sodass die meisten Gebäude saniert werden konnten. Heute ist Kazimierz einer der angesagtesten Bezirke Krakaus. Zahlreiche Cafes, Kneipen und Clubs locken zwischen all den historischen Sehenswürdigkeiten auch Künstler, Partygänger und Nachtschwärmer an.

Die wichtigsten der historischen Sehenswürdigkeiten wollen wir uns nun noch einmal genauer anschauen.

Tempel-Synagoge

Miodowa 22, 31-055 Kraków, PL

Wir befinden uns jetzt vor der Tempel-Synagoge.

Die Tempel-Synagoge, die früher auch als fortschrittliche Synagoge bezeichnet wurde, ist das Gotteshaus der reformierten Juden. Der Name Tempel bezieht sich hierbei auf den zerstörten Tempel des Salomon in Jerusalem. Die reformierten Juden lehnten nämlich die Idee der Wiedererrichtung dieses Tempels ab und sahen ihr einziges Vaterland in ihren neuen Heimaten.

Errichtet wurde die Synagoge in den Jahren 1860-1862 und seitdem wurde sie wiederholt ausgebaut.

Eine Besonderheit der Tempel-Synagoge war, dass die Predigten hier sowohl in polnischer als auch in deutscher Sprache gehalten wurden. Der bedeutendste Prediger war Rabbi Dr. Osias Thon, der in der Zeit zwischen den Weltkriegen Abgeordneter im polnischen Parlament, dem Sejm, war.
Eine weitere Besonderheit war die Zulassung von Frauen zum Gesang.
Dies alles bewirkte, dass die Synagoge von der mit der Remuh-Synagoge verbundenen orthodoxen Gemeinschaft stark in der Kritik stand.

In der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde die Synagoge als Lagerraum und Stall genutzt. Der Innenraum wurde allerdings nicht so schwer in Mitleidenschaft gezogen wie bei den übrigen Synagogen in Krakau. Erhalten geblieben sind unter anderem die Holzgalerien für die Frauen sowie die Bemalung der Decke und der Emporen.

Nach dem Krieg wurden in der Synagoge zunächst Gottesdienste gefeiert, nach dem Tod des letzten Kantors Abraham Lesman im Jahr 1985 aber eingestellt. Heute ist die Tempel-Synagoge Ort des Gebets, darüber hinaus aber auch Veranstaltungsort für Kulturereignisse, darunter zum Beispiel Konzerte im Rahmen des Festivals der jüdischen Kultur.

In den Jahren 2006-2008 wurde neben der Synagoge das Zentrum der jüdischen Gemeinschaft errichtet, das von Prinz Charles gestiftet wurde.

Die Breite Straße

Szeroka 1, 31-053 Kraków, PL

Die Breite Straße, angelehnt an das Polnische, auch Szeroka Straße genannt, ist allgemein als Umschlagsplatz für Juden bekannt und bildete früher das Zentrum des Stadtteils Kazimierz. Ihren Namen verdankt sie, wie man sehen kann, ihrer Größe. Deshalb wird sie häufig auch als ein Platz und nicht als eine Straße angesehen.

Optisch gesehen, zeichnet sich die Breite Straße hauptsächlich durch ihr einzigartiges, österreichisches Kopfsteinpflaster aus.

Sie gehörte einst dem Dorf Bawól an, das 1340 in die Stadt Kazimierz bei Krakau eingegliedert wurde. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts begannen sich vor allem Juden hier niederzulassen und prägten die Umgebung maßgeblich.
Das ist auch der Grund, weshalb sich 3 der 7 Synagogen des Stadtteils Kazimierz innerhalb der Breiten Straße befinden. Darunter fallen auch z.B. die Remuh-Synagoge, sowie die Alte Synagoge, die im Verlauf der Führung noch näher vorgestellt werden. Die Remuh-Synagoge ist dabei die einzige der 3 Synagogen, in der auch tatsächlich noch Gottesdienste stattfinden. Auch der dazugehörige jüdische Friedhof, der Remuh-Friedhof, befindet sich hier. Er ist einer der bedeutsamsten Friedhöfe Europas. Seine ältesten Grabsteine stammen noch aus dem 16. Jahrhundert. Auf ihn wird später ebenfalls noch eingegangen.

Viele der zahlreichen Restaurants in der Breiten Straße knüpfen nach wie vor an die kulinarische Tradition aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg an, da während des 2. Weltkrieges der Großteil der Juden aus Kazimierz vertrieben wurde. Es werden jüdische Gerichte wie Pascha, Chulent oder Gänseklößchen angeboten. In angrenzenden Läden werden z.B. jüdische Literatur und jüdische Alltagsgegenstände verkauft. Abends können die Besucher jüdischer Folklore und Klezmer-Musik lauschen und somit komplett in die jüdische Kultur eintauchen.

Zum Highlight des Jahres gehört das Jüdische Kultur Festival. Sein Abschlusskonzert findet jedes Jahr hier in der Breiten Straße statt, sodass zahlreiche Besucher aus der ganzen Welt angelockt werden.

Remuh Synagoge

Szeroka 40, 31-053 Kraków, PL

Die Remuh-Synagoge zeichnet sich durch ihre deutlich bescheidenere Ausstattung aus. Nach der im April 2016 abgeschlossenen Renovierung ist sie religiöser Mittelpunkt der Krakauer jüdischen Gemeinde.

1553 wurde die Remuh-Synagoge durch Israel ben Josef, den Vater von Moses Isserles auf einem eigenen Grundstück errichtet. Die Synagoge sollte eine Gabe für seinen Sohn Moses Isserles sein. Das erste Gebäude wurde im April 1557 bei einem Brand zerstört. Danach wurde ein neues Gebäude nach den Plänen des polnischen Architekten Stanisław Baranek an derselben Stelle errichtet.

Das Wort Remu ist ein Akronym der ersten Buchstaben der hebräischen Niederschrift von „Rabbi Moses Isserles“.
Diesem Gelehrten und Rabbiner verdankt die Remuh-Synagoge ihren Namen. Die hebräische Inschrift über dem Torbogen in der Szeroka-Straße verkündet, dass wir die Neue Synagoge des seligen Gedenkens des Remuh betreten.

Moses Isserles ritueller Kodex Mappa (Tischtuch) wird bis heute von orthodoxen Juden auf der ganzen Welt verwendet.

Dieses Gebäude wurde im Stil der späten Renaissance errichtet, erfuhr jedoch während des 17. und 18. Jahrhunderts eine Reihe von Veränderungen, sodass sich kaum noch Renaissance-Merkmale ausmachen. Das heutige Aussehen bekam das Bauwerk während der Restauration von 1829. Auffällig sind die mächtigen steinernen Stützpfeiler an dem relativ kleinen Gebäude. 1933 wurden während der Restaurierung unter der Leitung von Herman Gutman einige technische Verbesserungen eingeführt.

Während der deutschen Besetzung wurde die Synagoge von der Haupttreuhandstelle Ost beschlagnahmt und geplündert. Dabei wurde auch die Bima ( das ist ein erhöhtes Pult oder Podium auf dem die Tora abgelegt wird) gestohlen. Das Gebäude blieb unzerstört und wurde nach dem Krieg als Lagerhaus für die Feuerwehr genutzt.

Im Jahr 1968 besucht der Krakauer Kardinal Karol (Wojtiwa) Wojtyła die Remuh-Synagoge, 1992 betete hier der israelische Präsident Chaim Herzog. Im Januar 2016 wurde auf dem Platz vor der Synagoge eine Bank aufgestellt, die an den Helden des Polnischen Untergrundstaates, Zeugen des Holocaust und Diplomaten Jan Karski erinnert.

Remuh Friedhof

Szeroka 40, 31-053 Kraków, PL

Neben der Synagoge liegt der einige Jahre ältere Remuh-Friedhof. Die ersten Bestattungen werden auf das Jahr 1551 datiert. Geschlossen wurde der Friedhof zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Vor dem Zweiten Weltkrieg war er verwahrlost und nur einige Grabsteine waren erhalten geblieben. In der Besatzungszeit wurde der Friedhof von den Deutschen als Abfalldeponie genutzt.

Als man im Jahr 1956 endlich mit seiner Neuordnung begann, kam es zu einer sensationellen Entdeckung. Man stieß auf etwa 700 Grabsteine aus der Zeit von der zweiten Hälfte des 16. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.Diese Grabsteine waren mit einer dicken Erdschicht bedeckt und nicht mehr komplett und beschädigt. Sie waren mit Reliefornamenten verziert, die typisch für die jüdische Dekorationskunst sind. So bedeutet etwa die Krone die Tugend und das fromme Leben des Verstorbenen; die Weinreben an den Gräbern der Rabbiner versinnbildlichen Weisheit, Wissen und Reife; Krug und Schüssel stehen für die Zugehörigkeit zum Geschlecht der Leviten, die in der Synagoge Hilfstätigkeiten versahen.

Heute befinden sich hier wieder 711 Grabsteine. Die Fragmente der Grabsteine, die nicht wiederhergestellt werden konnten, wurden an der Seite der Szeroka-Straße in die Mauer ein komponiert und bilden so eine sogenannte Klagemauer.Juden aus aller Welt zieht es hierher zum Grab des Moses Isserles (gest. 1572). Die meisten der hier hinterlassenen Zettel mit Bitten (sogenannte Kwitlech) drücken die Hoffnung aus, das Remuh vor Gott als Fürbitter auftreten möge.

Sein Grab ist das einzige auf dem Friedhof, dass im Krieg nicht der Zerstörung zum Opfer fiel. Dieser sonderbare Umstand wird einem Wunder zugeschrieben. Angeblich wurde ein Deutscher, der versuchte, das Grab zu schänden, vom Blitz getroffen, sodass die Besatzer aus Angst künftig Abstand hielten. Auf dem Grabstein steht eine Inschrift aus dem 16. Jahrhundert: Von Moses [dem Propheten] bis Moses [Isserles] gab es keinen wie Moses. Dieser Gedenkspruch zeugt von der ungeheuren Wertschätzung, derer sich Remuh bei den Juden erfreute.

Nach der Eingliederung von Kazimierz nach Krakau (1800) wurde der Remuh-Friedhof auf Beschluss der österreichischen Behörden geschlossen, so wie auch alle Krakauer Kirchhöfe in Bereichen mit geschlossener Wohnbebauung.

Alte Synagoge

Szeroka 24, 31-053 Kraków, PL

Jetzt befinden wir uns vor der Alten Synagoge. Die Alte Synagoge im Zentrum des jüdischen Viertels Kazimierz ist ein geschütztes Kulturdenkmal und ist die älteste erhaltene Synagoge in ganz Polen. Als die älteste spielte sie aber auch die wichtigste Rolle in Kazimierz, denn hier haben die wichtigsten Gelehrten und Rabbiner gebetet und auf dem Hof haben Braut-paare geheiratet. Heute hat hier das Judaistische Museum seinen Sitz.

Die Alte Synagoge entstand vermutlich im 15. Jahrhundert kurz nach dem erzwungenen Exodus der Krakauer Juden nach Kazimierz, die der Brandstiftung beim Stadtbrand von 1494 beschuldigt worden waren, wodurch acht Straßen zerstört wurden. Das ursprüngliche Gebäude wurde im gotischen Stil errichtet und östlich an die Wehrmauern von Kazimierz an-gebaut, 50 Jahre später brannte die Synagoge ab.
Der Wiederaufbau im Jahre 1550 wurde dem Florentiner Baumeister Mateo Gucci anvertraut. Bei diesem Wiederaufbau wurden ein Kantorensaal an der Südseite und ein Frauensaal an der Nordseite angefügt. Der ursprüngliche gotische Charakter der Synagoge blieb da-bei weiterhin erhalten, bereichert um Renaissance-Elemente wie beispielsweise die hohe Attika, die rundbogigen Fenster oder die toskanischen Säulen, die sich im Innenraum der Synagoge befinden.

Der gesamte Gebäudekomplex bildete das religiöse und administrative Zentrum der jüdischen Gemeinde in Kazimierz. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Synagoge mehr-fach von Bränden und Plünderungen heimgesucht. Dabei wurde sie jedes Mal wiederaufgebaut und baulich verändert. Im Jahr 1923 wurde in den umgebauten Räumlichkeiten über dem Vorraum der Synagoge ein kleines Museum eingerichtet.

Während des Zweiten Weltkrieges zerstörten die deutschen Besatzer die Inneneinrichtung und nutzten die Synagoge als Lager. Nach den Zerstörungen wurde dann in den Fünfzigerjahren eine Renovierung durchgeführt, bei der die alte Pracht des Gotteshauses wiederhergestellt wurde. Gleichzeitig wurde das historische Gebäude im Jahr 1959 dem Historischen Museum der Stadt Krakau übergeben, damit dort eine Dauerausstellung über die Geschichte und Kultur der Krakauer Juden eingerichtet werden konnte. Diese Funktion einer Abteilung des Historischen Museums der Stadt Krakau erfüllt die Alte Synagoge bis heute.

In den Räumen der ältesten Krakauer Synagoge lernen wir heute die Geschichte und Kultur der Krakauer Juden kennen.
Im Inneren der Synagoge Krakaus befindet sich eine Ausstellung über Geschichte und Kultur der Krakauer Juden. Im Hauptgebetssaal der Alten Synagoge ist der Zyklus der wichtigsten jüdischen Feste zu erleben, mit den dazugehörigen Gegenständen, Sitten und Gebräuchen, Traditionen und Trachten. Für Juden ist der wichtigste Kultgegenstand die Tora, eine Pergamentrolle mit dem Text der Heiligen Schrift, die in einer Arche an der Ostseite der Synagoge aufbewahrt wird.
Die Ausstellung präsentiert traditionelle Utensilien zur Aufbewahrung der Schrift, aber auch solche, die bei der Lesung während des Gottesdienstes verwendet wurden sowie zahlreiche weitere Kulturgegenstände, Bücher, Gemälde und Andenken. Im ehemaligen Frauensaal befindet sich eine Präsentation, die dem Privat- und Familienleben gewidmet ist. Das Museum organisiert in der Synagoge auch Zeitausstellungen zu verschiedenen Aspekten des jüdischen Lebens in Krakau.

Jüdisches Museum Galizien

Dajwór 18, 33-332 Kraków, PL

Das Jüdische Museum Galizien wurde im Jahr 2004 vom britischen Fotografen Chris Schwarz gegründet. Das Museum sollte die jüdische Geschichte in Polen aus einer neuen Perspektive darstellen. Es bezieht sich dabei sowohl auf die Opfer des Holocaust als auch auf die jüdische Kultur im Allgemeinen.
Das Jüdische Museum Galizien wird jährlich von circa 30.000 Menschen besucht.

Das Gebäude ist eine ehemalige Möbelfabrik, was in den Innenräumen auch noch teilweise zu spüren ist, da das Gebäude zwar heller und moderner gestaltet worden ist, aber die ursprüngliche Struktur des Gebäudes beibehalten wurde. Die Fläche beträgt knapp 1000 m² und bietet daher neben den Ausstellungssälen auch noch Platz für ein Café, einen Buchladen, einen großen Saal und mehrere Büros. Deshalb können in dem Museum auch Konzerte, Aufführungen oder Seminare stattfinden.

Das Herzstück des Museums ist jedoch die Fotoausstellung „Traces of Memory – Spuren des Erinnerns“. Sie wurde vom Gründer des Museums selbst entwickelt, der insgesamt 12 Jahre lang durch Südpolen gereist ist, um die Überreste des jüdischen Lebens und der jüdischen Kultur zu dokumentieren. Dadurch beinhaltet diese Ausstellung auch kleinere und unbekannte Orte. Die Ausstellung ist in fünf Abschnitte aufgeteilt. Das Besondere an der Ausstellung ist, dass in den ersten vier Abschnitten keine Menschen auf den Bildern zu sehen sind. Dadurch soll symbolisiert werden, dass das traditionelle jüdische Leben in den Dörfern so nach dem Holocaust nicht mehr existiert.

Im Jahr 2016 wurde die Ausstellung um 60 neue und aktuelle Fotos erweitert, die die Veränderungen in Galizien seit 2004 aufzeigen sollten. Um zu betonen, dass diese Veränderungen durchaus positiv waren, wurde dem neuen Abschnitt der Name "Revival of Jewish Life" gegeben.

Fronleichnamsbasilika

Bożego Ciała 26, 31-059 Kraków, PL

Die Fronleichnamsbasilika ist eine der schönsten gotischen Kirchen Krakaus in der Bauform einer Basilika. Ursprünglich wurde sie 1340 von König Kazimierz Wielki – Ja, eben jenem Namensgeber Kazimierzs – als Pfarrkirche gestiftet. Einer Legende nach schien wochenlang ein merkwürdiges Licht auf den Bauplatz. Als Arbeiter dort gruben, fanden sie eine aus einer anderen Krakauer Kirche verschwundene Monstranz (ein mit Gold und Edelsteinen verziertes Schaugerät für eine Hostie). Dies kann natürlich als göttliche Weisung zur Errichtung der Kirche an dieser Stelle interpretiert werden.

Ab 1385 wurde die Fronleichnamskirche dann in der bis heute außen sichtbaren Backsteingotik ausgebaut. Die Fassade wurde erst um 1500 vollendet, der Glockenturm wurde zwischen 1566 und 1582 hinzugefügt.

Das Innere der Kirche wurde im 18. Jh. wieder verändert und barockisiert. Besonders sehenswert sind der Altar und die Kanzel in Form eines Bootes. Außerdem befinden sich in der Basilika zahlreiche gotische, Renaissance- und barocke Kunstwerke, darunter die "Krakauer Madonna“, ein Gemälde von Lucas Cranach dem Älteren.

Auch einige bedeutende Persönlichkeiten sind in der Kirche bestattet worden, unter anderem der Heilige Stanisław Kazimierczyk, der christliche Patron der Stadt Kazimierz, der im 15 Jh. als Pfarrer für besonders gütiges, heilig wirkendes Verhalten verehrt wurde. Papst Johannes Paul II. sprach Stanisław 1993 selig und die Heiligsprechung folgte 2010 durch Papst Benedikt XVI.. Der Gedenktag für Stanisław Kazimierczyk ist der 05. Mai.

Aufgrund ihrer bedeutsamen Geschichte wurde die Fronleichnamskirche 2005 zur Basilika minor erhoben, einem Titel, der nichts mit der Bauform zu tun hat, sondern eine päpstliche Ehre anzeigt, die die Bedeutung der Kirche für das gesamte Umland anzeigen soll. Dies ist auch erkennbar an dem angebrachten Papstwappen.

Ethnographisches Museum

plac Wolnica 1, 31-060 Kraków, PL

Das Ethnographische Museum befindet sich im ehemaligen Rathaus der Stadt Krakau. Das Gebäude wurde im 16. Jahrhundert erbaut und im 19. Jahrhundert umgebaut. Es wurde am 19.02.1911 von Seweryn Udziela, einem Lehrer, Amateurethnographen und Sammler, eröffnet. Ziel war das Andenken an die Volkskunst Polens. Das Ethnographische Museum befasst sich mit der Geschichte und Kultur Polens im Laufe der Jahrhunderte.

Udziela hat dem Museum damals 2.000 Gegenstände aus dem ehemaligen Westgalizien gespendet. In den darauffolgenden Jahren wurde die Sammlung stets durch Spenden vieler polnischer Privatpersonen erweitert, sodass die Sammlung zum Zeitpunkt des Ausbruchs des 2. Weltkrieges bereits 30.000 Stücke umfasste. Zentrale Bestandteile der Sammlung wurden zudem durch ethnographische Feldforschung des Museums erworben. Im Jahr 1951 fand die erste Dauerausstellung statt und seit 2008 ist Antoni Bartosz der Direktor des Ethnographischen Museums.

Heute umfasst es über 80.000 Exponate, wovon der Großteil aus dem 19. Und 20. Jahrhundert stammt. Hierbei handelt es sich überwiegend um polnische Objekte, aber auch um einige Sammlungen aus anderen europäischen und nichteuropäischen Ländern.

Im ehemaligen Rathausgebäude finden die Dauerausstellungen der polnischen Volkskunst statt. Mit der Auseinandersetzung mit den in der Ausstellung präsentierten Gegenständen sollen die Besucher Antworten auf die Frage „Wie organisiert ein Mensch seine Realität?“ finden. Die einzelnen Gegenstände sind nach Mikrogeschichten über beispielsweise die aufeinanderfolgenden Lebensabschnitte einer Person, ihre Beziehungen zur Natur oder zu anderen Menschen gruppiert. Die Ausstellung umfasst unter anderem auch traditionelle Musikinstrumente, Trachten oder kunstvoll dekorierte Krippen. Seit 1986 umfasst das Ethnographische Museum ein weiteres Gebäude.

Im sogenannten „Esterka-Haus“ finden Wechselausstellungen statt und die Fachbibliothek des Museums ist hier zu finden. Das „Esterka-Haus“ befindet sich in der Ulica Krakowska 46 und ist somit fußläufig gut zu erreichen.

St. Katharina von Alexandrien Kirche

Skałeczna 10, 31-065 Kraków, PL

Die St. Katharina von Alexandrien Kirche wird häufig auch Augustinerkirche genannt, da sie auch das Augustinerkloster umfasst.

Die römisch-katholische Kirche wurde um 1342 von Kasimir III. dem Großen für die Augustiner im neu angelegten Stadtteil Kazimierz gestiftet und wurde im Jahr 1378 eingeweiht.

Im Jahr 1443 stürzte ein Teil der Kirche durch ein Erdbeben ein und wurde bis zum Jahre 1505 erneuert.
Der Glockenturm der Kirche wurde ebenfalls im 15. Jahrhundert errichtet.

Der Hauptaltar der St. Katharina von Alexandrien Kirche stammt von 1634. Der vorherige, ursprüngliche Altar befindet sich heute in einer Filiale des Krakauer Nationalmuseums und wird dort ausgestellt.

Im 19. Jahrhundert wurde die Kirche nach einem erneuten Erdbeben im Jahr 1786 restauriert.
Während der deutschen Besatzung des 2. Weltkrieges wurden die Augustiner aus ihrer Kirche vertrieben und kehrten erst 1993 wieder zurück.

Besonders bekannt ist die Augustinerkirche für ein Wandgemälde, das Gegenstand besonderer Verehrung ist: Die Darstellung der Maria vom Trost mit Jesuskind. Es ist wahrscheinlich das älteste Gnadenbild der Madonna in ganz Polen.

Wie auch dieses Wandgemälde, sind viele der Kunstwerke der Augustinerkirche von der Spätgotik geprägt.
Sehenswert ist auch die Kapelle des Gottesknechts Izajasz Boner. Dieser war bekannt für seine Frömmigkeit und Barmherzigkeit. 1471 starb er im Rufe der Heiligkeit und wurde in der Augustinerkirche bestattet. An seinem Grab trugen sich zahlreiche Wunder zu. Bis heute mangelt es nicht an Gläubigen, die hier seine Fürbitte suchen.

Hier in der Augustinerkirche findet am 22. jedes Monats ein Gottesdienst zu Ehren der heiligen Rita statt, der „Rosenheiligen“. Sie ist Patronin schwieriger und hoffnungsloser Angelegenheiten, der Mütter, Witwen und Waisen, die hier seit den Zeiten des Zweiten Weltkriegs verehrt wird. Zu den allmonatlichen Gottesdiensten kommen die Besucher mit Rosen, dem Attribut der Heiligen.

Paulinerbasilika

Skałeczna 15, 31-065 Kraków, PL

Die Paulinerbasilika wird auch Michael- und Stanislausbasilika genannt und ist eine katholische Kirche. Da die Kirche auf einem kleinen Hügel errichtet wurde, wird sie allgemein auch als Skałka, also als Kirche auf dem Felsen bezeichnet.

Dieser Ort ist mit einer bedeutsamen Geschichte verbunden: Angeblich soll im Jahr 1079 der Bischof Stanislaus auf diesem Felsenhügel vom damaligen König ermordet worden sein. Laut der Legende befahl der König danach, den Leichnam zu zerstückeln, wobei ein Finger des Bischofs in ein Kirchenbecken gefallen und von einem Fisch verschluckt worden sein soll. Als aus diesem Fisch dann Licht hinaufstieg, konnte er jedoch herausgefischt und der Leichnam wieder zusammengesetzt werden. Im 13. Jahrhundert wurde der Bischof heiliggesprochen.

Ob diese Geschichte sich tatsächlich hier abgespielt hat, ist natürlich fraglich, allerdings wuchs der Kult stetig weiter an und der Hügel wurde zu einem Wallfahrtsort und zu einem Ort der Anbetung des Bischofs.

Die heutige Kirche soll das dritte Bauwerk sein, das an dieser Stelle steht. Zu Zeiten von Bischof Stanislaus soll hier bereits eine etwas kleinere Kirche gestanden haben. Im 14. Jahrhundert wurde dann eine gotische Kirche erbaut, die den Pauliner-Mönchen übergeben wurde. Allerdings wurde die Kirche im 17. Jahrhundert durch die schwedische Invasion so stark beschädigt, dass auch diese irgendwann abgerissen werden musste. Erst danach wurde das beeindruckende Bauwerk geschaffen, das sich heute hier befindet. Die heutige Kirche ist zwischen 1733 und 1751 entstanden und wurde sowohl dem heiligen Stanislaus als auch dem heiligen Michael geweiht.

Das besondere Merkmal der Kirche sind die beiden monumentalen Türme rechts und links des Eingangs, die durch einen dreieckigen Giebel verbunden sind. Auf diesem Giebel befindet sich das Wappen des Paulinerordens mit einer Palme, einem Raben und zwei Löwen, das noch an einigen anderen Stellen an diesem Gebäude zu finden ist.

Der gesamte Gebäudekomplex umfasst aber neben der Kirche auch noch ein Kloster. Das Kloster ist vor allem bekannt für sein gut erhaltenes Archiv mit vielen unbezahlbaren Dokumenten, Büchern oder Gemälden.

Neuer Platz

plac Nowy 5, 33-332 Kraków, PL

Der Neue Platz wird häufig auch „jüdischer Platz“ genannt. Er war im 19. Jahrhundert eines der Zentren des gemeinschaftlichen Lebens der jüdischen Bevölkerung in Kazimierz. In der Platzmitte befindet sich die Halle Okraglak, ein im Jahr 1900 fertiggestellter Rundbau, welche seit 2008 unter Denkmalschutz steht.

Die Halle Okraglak besteht aus einem inneren Gebäude und einem zwölfeckigen Ring drumherum. An der West- und Ostseite des Gebäudes befinden sich zwei symmetrisch angeordnete Eingänge. Von 1927 bis zur deutschen Besatzung diente ein Teil der Halle als koscheres Schlachthaus. Während der deutschen Besatzung wurde das Schlachthaus dann geschlossen. Nach dem Krieg diente die Halle vorrangig als Lager für Händler.

Heute befinden sich im inneren Ring der Halle Lebensmittelgeschäfte, Metzgereien und Catering-Einrichtungen. Im äußeren Ring der Halle gibt es kleine Imbisse und Kioske. Sehr beliebt ist der Verkauf von einer Art Pizzabaguette namens „Zapiekanki“. Tagsüber gibt es rund um die Markthalle zudem einen Markt mit Blumen, Gemüse und Obst. Auf dem Dach der Halle finden regelmäßig Musikkonzerte statt. Zudem gab es auch auf dem Platz bereits Konzerte und kulturelle Veranstaltungen.

Die Bebauung rund um den Neuen Platz stammt größtenteils aus der Zeit zwischen 1870 und 1923. Insbesondere befinden sich hier seit den 1990er-Jahren Bars, Cafés, Kneipen und Restaurants. Viele von ihnen knüpfen an das alte jüdische Leben in Kazimierz an.
An der Nordseite des Platzes befinden sich Gebäude, die früher zum jüdischen Krankenhaus bei der Kuba-Synagoge gehörten. Die Kuba-Synagoge ist nördlich vom Neuen Platz.

Seit über zehn Jahren bestehen Pläne den Neuen Platz zu renovieren, wobei viele der Marktstände weichen müssten und unter anderem eine feste Bühne auf dem Platz installiert werden soll. Der Mangel an Geldern hat den Beginn der Renovierungsarbeiten bisher verhindert.