Krakau Innenstadt für Kinder und Jugendliche

Stadtführung 30 Kraków, PL

Diese Stadtführung führt an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Krakau vorbei und dauert ca. 60 Minuten.

Autor: Stefanie Draber

10 Stationen

Barbakan

Hallo zusammen und schön, dass ihr da seid. Wir werden euch in der nächsten Stunde durch die Krakauer Innenstadt führen und euch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit ihren spannenden Geschichten vorstellen. Der Startpunkt unserer Stadtführung und gleichzeitig auch die erste Sehenswürdigkeit ist der Barbakan, zu welchem ich gleich etwas erzählen werde. Im weiteren Verlauf der Führung kommen wir an dem Marktplatz vorbei, der ebenfalls viel Sehenswertes zu bieten hat. Die Endstation unserer Führung wird der Wawel sein, wo auch der berühmte Wawel-Drachen zu findet ist, welcher ein Geheimnis verbirgt und bei welchem wir hoffen, dass dieser uns sein Geheimnis offenbart.


Der Barbakan
Ein Gesamtdurchmesser von 24 Metern und 3 Meter dicke Mauern, ausgestattet mit 7 Beobachtungstürmen, 130 Schießscharten auf vier Ebenen und Öffnungen im Fußboden, durch welche die Angreifer mit heißem Wasser begossen werden konnten. All das lässt ihn wie ein ganz persönliches Schutzschild von Krakau wirken, oder findet ihr nicht auch?
Und damit liegt ihr richtig, denn durch diesen Aufbau und mit dieser Ausstattung konnte der Barbakan Kanonenschüssen problemlos standhalten und die Angreifer von der Stadt fernhalten. Deshalb galt der Barbakan viele Jahre als unbesiegbar. Wer in die Stadt gelangen wollte, musste zunächst den Barbakan durchqueren. Das machte den Barbakan gleichzeitig zum Kontrollpunkt der Stadt.
Aufgrund seiner runden Form wird der Barbakan häufig auch als „Rondell“ bezeichnet. Er ist der größte und zugleich am besten erhaltene Barbakan in ganz Europa. Der Barbakan wurde in den Jahren 1498 und 1499 während der Regierungszeit des polnischen König Jan Olbracht errichtet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte der Barbakan im Rahmen des Innenstadtumbaus abgerissen werden. Zum Glück konnte er jedoch gerettet werden, sodass wir ihn heute noch bestaunen können. Den 26 Meter breiten und 6 Meter tiefen Wassergraben, der sich um den Barbakan befand, verschonte man jedoch nicht, sodass er während des Innenstadtumbaus zugeschüttet wurde.
Fragt ihr euch auch, wie es den Wächtern möglich war, den Barbakan trotz des Wassergrabens zu verlassen?
Wenn ja, dann habe ich jetzt die Antwort für euch: Der unterirdische Teil des Barbakans hatte die Form eines gewölbten Tunnels, in welchen Türen eingebaut waren. Durch diese Türen konnten die Wächter die Festung unterhalb des Wassergraben unentdeckt verlassen.
Da der Barbakan heute nicht mehr zur Verteidigung der Stadt benötigt wird, konnten er und seine Wächter in den Ruhestand gehen und der Barbakan kann anderweitig genutzt werden. Heute ist im Inneren des Barbakan ein Museum zu finden, welches von April bis Oktober besichtigt werden kann. Außerdem finden hier im Sommer Ritterturniere, Mittelalterspiele und Konzerte statt.
Der Barbakan sollte damals die gesamte Stadt, aber vor allem das Florianstor und die innere Stadtmauer schützen. Diese sind die nächste Station unserer Stadtführung.

Florianstor & Stadtmauer

Die heutige Altstadt von Krakau war früher von einer 3 Kilometer langen Stadtmauer umgeben. Auslöser für den Bau der Stadtmauer waren die mehrfachen Angriffe im 13. Jahrhundert, bei denen die Stadt unter anderem von den Mongolen geplündert und zerstört wurde. Mit dem Bau der Stadtmauer erhoffte man sich, feindliche Angriffe in Zukunft abwehren zu können. Um auf Nummer sicherzugehen, baute man nicht nur eine, sondern gleich 2 Mauern und umgab die Stadt mit einem Stadtgraben. Die äußere Mauer war 2 Meter hoch und wurde Wall genannt. Die Innenmauer war 7 Meter hoch und 2,50 Meter breit. Verstärkt wurde die Innenmauer durch 47 Wehrtürme, die 10 Meter hoch waren. Jeder Wehrturm wurde bei Belagerungen von einer bestimmten Handwerksgruppe besetzt, die den Türmen ihren Namen gaben. Heute sind nur noch 3 Wehrtürme erhalten: Der Posamentiererturm, der Zimmererturm und der Tischlerturm.

Doch was ist sonst noch von der Stadtmauer übrig geblieben?
Im Laufe der Zeit verlor die Stadtmauer ihren Zweck und wurde letztlich im 19. Jahrhundert großflächig abgerissen. Heutzutage ist von der Stadtmauer nur noch dieser kurze Abschnitt erhalten geblieben. Entlang der Innenseite der noch vorhandenen Stadtmauer stellen Künstler ihre Werke unter freiem Himmel aus. Auf den durch den Abriss der Mauer freigewordenen Flächen wurde die Grünanlage Planty errichtet, welche nun die Altstadt umschließt.

Ihr fragt euch bestimmt, wie man trotz der Mauer in die Stadt gekommen ist. Dies war im Mittelalter durch eines der 7 Stadttore möglich. Das wichtigste Tor war das Florianstor, welches auch das letzte vollständig erhaltene Stadttor der Stadtmauer Krakaus ist. Namensgeber des Tores ist Florian von Lorch, ein ehemaliger Offizier der römischen Armee, der als Märtyrer für seinen christlichen Glauben starb. Eine Abbildung Florians ist auf dem Turm des Stadttors zu sehen. Der Adler auf der anderen Seite ist das Wappentier Polens. Florian von Lorch ist aber nicht nur der Namensgeber des Tores, sondern er gilt auch als der Schutzheilige Polens sowie von den Feuerwehren, auch international.

Geht man durch das Florianstor, so gelangt man zu der Marienkirche und zum Marktplatz, welche unsere nächsten Stationen sind.

Marienkirche

Nun stehen wir vor der Marienkirche. Die Marienkirche in Krakau ist eine römisch-katholische Basilika, welche aufgrund ihrer Geschichte, der Architektur und ihrer Kunstschätze zu den Wahrzeichen der Stadt gehört und eine der wichtigsten Kirchen in Polen darstellt.

An der Stelle eines romanischen Kirchengebäudes aus den Jahren 1221/1222 wurde am Ende des 13. Jahrhunderts die Kirche der heiligen Magd Maria errichtet.

Die Marienkirche besitzt auf ihrer Stirnseite 2 unterschiedlich hohe Türme. Der nördlichere höhere Turm mit spitzem Dach und einer Uhrglocke ist 81 Meter hoch. Während der südlichere niedrigere Turm nur 68 Meter hoch ist. Zu den beiden Türmen und den unterschiedlichen Höhen der Türme gibt es verschiedene Geschichten. Die wohl bekannteste besagt, dass zwei Brüder die Türme in Konkurrenz gebaut haben. Der ältere der beiden Brüder hatte seinen Turm bereits fertiggestellt, während der jüngere Bruder noch mit dem Bau beschäftigt war. Aus Angst, sein Bruder könnte einen höheren Turm bauen, erstach er ihn. Das Messer, welches als Tatwerkzeug diente, ist bis heute noch an der Tuchhalle zu sehen.

Von dem nördlicheren Turm ertönt stündlich das Trompetensignal „Hejnal“. Dies soll an ein Ereignis aus dem Jahr 1241 erinnern. Damals gab es einen Stadtwächter auf dem Turm, welcher feindliche Tataren auf Krakau zukommen sah. Um die Bevölkerung zu warnen, spielte er auf seiner Trompete. Ein Pfeil der Tataren traf den Wächter, woraufhin er mitten im Lied starb. Bis heute wird daher zu jeder vollen Stunde der Teil des Stücks „Hejnal“ gespielt, welches der Wächter damals spielte bis zu der Stelle an der ihn der tödliche Pfeil traf.

Auch das Innere der Kirche ist sehenswert, vor allem der Hochaltar von Veit Stoß aus dem Jahr 1480. Weiterhin ist die Orgel der Marienkirche sehr bekannt, welche im vorletzten Jahr renoviert und mit einem neuen Orgelwerk versehen wurde. Ein Besuch der Marienkirche lohnt sich also in jedem Fall.

Jetzt geht es jedoch erst einmal weiter in Richtung des Marktplatzes, gleich hier um die Ecke.

Marktplatz

Ein Ort der Superlative: Der größte öffentliche Raum Krakaus und gleichzeitig der größte Marktplatz des mittelalterlichen Europas mit einer stolzen Größe von 40.000 Quadratmetern, das sind 5 ½ Fußballfelder.
Hier war früher ein großer Handelsmittelpunkt, denn Krakau lag auf einer wichtigen Handelsroute im Mittelalter.
Übrigens ist das Füttern von Tauben in Krakau verboten.
Da muss ich euch die Wahrheit gestehen: Alten Sagen und Märchen zufolge sind das ja gar keine Tauben! Das sind mittelalterliche Ritter, die in Tauben verhext wurden. Aber wie kam es dazu? Im 13. Jahrhundert war Polen zersplittert und bestand aus vielen kleinen Ländern. Viele Fürsten wollten sich zum König krönen lassen, aber oft fehlten die nötigen Geldmittel. Das wollte auch der Fürst Henryk erreichen. Um genügend Geld zu bekommen, ist er zu einer Hexe gegangen. Diese war aber misstrauisch, da sie vermutlich solche Maschen kannte. Deshalb verlangte sie die Ritter des Fürsten als Pfand für das gewünschte Geld. Die Ritter verwandelte die Hexte in Tauben und der Fürst ritt mit dem Geld der Hexe nach Rom, um die polnische Krone für sich zu erwerben. Kurz nachdem er Krakau verlassen hatte, hielt er sich in einer Gaststätte auf, in der er mehrere schöne Frauen kennenlernte. In der Gaststätte verspielte er das ganze Geld und kam nicht mehr nach Krakau zurück. Den Rittern, die nun Tauben waren, traut sich aber keiner zu sagen, dass der Fürst nie wieder zurückkehren wird, um sie zu retten. Bitte behaltet es ebenfalls für euch.
Aber zurück zum Marktplatz. Dieser hat schon viel erlebt. Von Anfang an war der Hauptmarkt Mittelpunkt des gesellschaftlichen und politischen Lebens. Hier wurden feierliche Krönungen durchgeführt. Auch Huldigungen, Triumpfe, Paraden und Hochzeiten wurden hier groß gefeiert.
Der Hauptmarkt lag an der sogenannten Königsstraße, die von dem Barbakan zum Wawel führte. Auf dieser Straße fanden auch die feierlichen Einzüge der Könige statt und auch ausländische Gesandtschaften gelangten so in die Stadt.
Ist euch aufgefallen, dass viele Fassaden sehr schmal sind? Manche haben nur 2 Fenster. Der Grund: Die Zahl der auf den Platz hinausgehenden Fenster bestimmte die Höhe der Steuer, die der Hausbesitzer zahlen musste.
In der Geschichte war der riesige Marktplatz von Krakau vor allem ein Markt, Handelsplatz und ein Arbeitsort für Handwerker. Heute ist es ein wunderschöner Ort mit alten Gebäuden, vor allem für Touristen. Übrigens wurden vor ein paar Jahren alte Handelshäuser unter dem Markt entdeckt und können heute in einem Museum im Untergrund besichtig werden.
Den riesigen Kopf habt ihr bestimmt schon entdeckt, oder? Wenn nicht, dann sucht ihn mal. Der Kopf heißt Eros Bendato. Da jeder den Kopf von Krakau kennt, dient er für viele Menschen als Treffpunkt. Also falls ihr euch mal aus den Augen verlieren solltet, macht doch einfach den Kopf von Krakau als Treffpunkt aus. Der Kopf ist übrigens hohl. Klettert ruhig hinein und schaut mal durch die Augen des Kopfes.
Weiterhin könnt ihr auch noch eine Skulptur auf dem Marktplatz sehen. Am Fuße der Skulptur finden sich die Figuren von Weisheit, Verständnis, Rat und Mut. Es birgt aber auch noch ein Geheimnis, das nur wenige Leute erkennen. In der Mutskultpur wurde für aufmerksame Touristen ein Scherz versteckt. Verraten möchte ich es hier nicht, aber man sieht es nur, wenn man vor einer der anliegenden Figur steht. Vielleicht entdeckt ihr es ja.
Aus unserer Sicht ist der Markplatz einer der schönsten Plätze in Krakau und hier kann man viel entdecken u.a. auch den Rathausturm. Das ist der große Turm, den ihr hier seht.

Rathausturm

70 Meter hoch, 110 Steinstufen, Henkersverliese und 700 Jahre Präsenz auf dem Hauptmarkt – das ist der Rathausturm, das einzige erhaltene Relikt des ersten Sitzes der Stadtverwaltung.
Es ist ein Überbleibsel des ehemaligen Rathauses. Direkt daneben, bzw. im Keller, war damals ein Gefängnis und ein Folterkeller, in dem der Henker und seine Gehilfen aus Missetätern Bekenntnisse herausquetschten. Die Arbeitsgeräte sind immer noch im Nationalmuseum in Krakau zu sehen.
Ein Verurteilter, der die Begegnung mit dem Henker überlebte, wurde zur Missetäterkapelle in der Marienkirche geführt, wo er die Nacht verbrachte, um sich mit Gott zu versöhnen. Hinrichtungen allerdings, wurden durch den Scharfrichter direkt auf dem Hauptmarkt zwischen der Marienkirche und dem grauen Haus vollstreckt.
Im 19. Jahrhundert wurde das baufällige Rathaus dann abgerissen. Übergeblieben ist der Turm von dem man einen tollen Blick über Krakau hat. Gegen einen Eintrittspreis könntet ihr diesen auch besteigen und habt eine wunderbare Aussicht von da oben. Aber jetzt wollen wir uns erstmal das große Gebäude in der Mitte des Platzes anschauen. Die Tuchhallen.

Tuchhallen

Hier auf dem Marktplatz sind auch die Krakauer Tuchhallen zu finden, welche wohl zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt gehören. Früher war es eine der wichtigsten Handelsinstitutionen der Stadt.

Die ersten Tuchhallen, die im 13. Jahrhundert errichtet wurden, bestanden aus 2 Reihen von steinernen Läden, die eine Art Gasse in der Mitte des Hauptmarktes bildeten. Die beiden Enden wurden zum Schutz vor Dieben nachts durch 2 Gatter verschlossen. Die Tuchhallen waren hauptsächlich für den Handel bestimmt. Nicht nur polnische Händler, sondern auch Durchreisende konnten ihre Waren anbieten.

Im 14. Jahrhundert entstanden die überdachten Tuchhallen. Die spitzbogigen Eingangsportale an den Stirnseiten von damals sind auch heute noch sichtbar.
Bei einem Brand im Jahr 1555 wurde der Bau im gotischen Stil komplett zerstört. Der Wiederaufbau im Renaissancestil wurde nach dem Entwurf von dem Italiener Santi Gucci vollzogen. Hierbei bekamen die Tuchhallen ein Tonnengewölbe und eine umlaufende Attika mit den auffälligen Fratzenköpfen (Maskaron).

Mit der Zeit verloren die Tuchhallen ihre Bedeutung und ihren Glanz. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erinnerte das verkommene Gebäude in keiner Weise mehr an die Perle der Krakauer Renaissance. Beispielsweise waren an den Längsseiten der Tuchhallen armselige Holzbuden angeklebt. Eine Generalüberholung wurde notwendig. Das Ergebnis des Umbaus ist das Gebäude, wie wir es heute kennen.

Bis heute wird in den Kramläden im inneren der Tuchhallen mit Gegenständen aller Art gehandelt. Auf den Wänden befinden sich die Wappen der Händlerfamilien und Zünfte sowie der polnischen Städte. Außerdem befindet sich im 1. Obergeschoss eine Galerie der polnischen Kunst des 19. Jahrhunderts. Weiterhin ist auf der nördlichen Seite der Tuchhallen der Eingang in das unterirdische Museum des Hauptmarktes zu finden, welches zeigt, wie sich die Stadt im Mittelalter entwickelte.

Der Besuch der Tuchhallen lohnt sich also in jedem Fall. Nun müssen wir allerdings weiter zur nächsten Station der St. Peter und Paul Kirche.

St. Peter und Paul Kirche

Wir sind an unserer nächsten Station, der St. Peter und Paul Kirche angekommen. Die St. Peter und Paul Kirche ist eine römisch-katholische Kirche, die als das erste Barockbauwerk in Krakau bekannt ist. Der Kunststil des Barock ist besonders durch ausgeschmückte Bauformen, Kuppeln und Säulen gekennzeichnet. Diese Merkmale kann man ebenfalls an der St. Peter und Paul Kirche erkennen, da sie eine ausgeschmückte Steinfassade und eine große Kuppel besitzt. Beide haben sich zu wichtigen Bestandteilen des Stadtbildes entwickelt.

Die Kirche wurde in den Jahren 1597-1619 von dem Priester Piotr Skarga für den Jesuitenorden erbaut. Der König Sigismund III. Wasa stiftete die Kirche, da er dankbar dafür war, dass die Jesuiten als katholische Glaubensgemeinschaft den katholischen Glauben in Krakau festigten. Der Bau der Kirche gestaltete sich jedoch als äußerst schwierig, da die bereits stehenden Mauern immer wieder Sprünge bekamen und wieder abgebaut werden mussten. Erst dem dritten beauftragten Architekten Giovanni Trevano gelang es, den Entwurf entsprechend zu korrigieren, die Kirche mit einer Kuppel zu überwölben und die beeindruckende Hausfassade zu vollenden. Besonders bekannt ist die St. Peter und Paul Kirche für die vor ihr aufgestellten zwölf Apostel, also die Figuren, die dort zu sehen sind. Die Figuren, die man hier heute sehen kann, sind jedoch Kopien, da die Originalfiguren im Laufe der Zeit durch die Umwelteinflüsse beschädigt wurden. Unter der Kirche befindet sich die Grabkammer, in welcher der 1612 verstorbene Jesuit Piotr Skarga ruht. Heute ist die Kirche beliebt, weil in ihr Konzerte der klassischen Musik stattfinden, die sowohl Krakauer als auch Touristen anziehen. Zudem finden hier an den Samstagen regelmäßig Hochzeiten statt.

Wenn wir nun der Straße weiter folgen, gelangen wir zum Wawel und dem dahinter versteckten Wawel-Drachen.

Wawel-Drache

Die Figur vor uns zeigt den Wawel Drachen. Dabei handelt es sich jedoch um keine normale Figur. Doch was macht die Drachenfigur besonders?

Hinter dem Wawel Drachen, auf Polnisch Smok Wawelski, verbirgt sich eine der bekanntesten Geschichten, die man in Krakau erzählt. Es gibt viele Versionen der Drachenlegende. Einer Legende nach soll zur Zeit des König Kraks (dem Stadtgründer Krakaus) ein furchterregender Drache in einer Höhle unter dem Wawel gewohnt haben. Jeden Tag, wenn der Drache seine Höhle verließ, um Fressen zu suchen, zerstörte er dabei das Land, tötete die Bürger, steckte ihre Häuser in Brand und verschlang ihr Vieh. Am liebsten fraß er jedoch junge Mädchen. Nur wenn die Bewohner des Landes dem Drachen monatlich ein junges Mädchen zu seiner Höhle brachten, konnte er besänftigt werden. Der König versuchte alles um den Drachen aufzuhalten. Aber auch seine tapfersten Ritter schafften es nicht den feuerspukenden Drachen zu bekämpfen.

Irgendwann waren alle Mädchen des Landes, bis auf eine, die Königstochter Wanda, dem Drachen zum Fraß vorgeworfen worden. In seiner Verzweiflung versprach der König demjenigen, der es schaffen würde, den Drachen zu töten, die Hand seiner Tochter. Viele Männer des Landes versuchten ihr Glück – jedes Mal vergeblich. Eines Tages probierte sich ein kluger, aber wenig kampferfahrener Schusterlehrling namens Dratewka an der Aufgabe. Er befüllte ein totes Schaf mit Schwefel und legte es vor die Drachenhöhle. Der Drache aß das Schaf und bekam plötzlich gewaltigen Durst. Um den Durst zu stillen, lief er zum Fluss und trank das Wasser der Weichsel. Aber dies stillte seinen Durst nicht und er trank immer mehr Wasser bis sein Bauch platzte und er starb.
Der Schusterlehrling Dratewka hatte es geschafft die Stadt Krakau zu retten und den Drachen zu besiegen. Er heiratete die Königstochter Wanda und beide lebten glücklich zusammen bis an ihr Lebensende.

Zur Erinnerung an die Rettung der Stadt Krakau wurde diese Drachenfigur angefertigt. Sie steht vor der Höhle des Drachens und spuckt als Besonderheit alle 5 Minuten Feuer. Wer ungeduldig ist und keine 5 Minuten warten möchte, der kann auch eine SMS an die Nummer 7168 mit dem Text „SMOK“ schicken und erlebt sofort, wie der Drache Feuer speit.
Auch heute ist der Drache noch immer präsent und wird jedes Jahr am ersten Wochenende im Juni unter anderem mit Feuerwerk, Musik und einer Drachenparade gefeiert.

Als nächstes gucken wir uns an, was über der Drachenhöhle auf dem Wawel liegt.

Wawel

Der Wawel liegt etwa 228 Meter über dem Meeresspiegel und ist ein Hügel aus Kalkfelsen. Er war einst das Machtzentrum Polens. Im Königsschloss wohnten die Herrscher des Landes und in der prunkvollen Kathedrale wurden sie gekrönt und beigesetzt. Auch nachdem Krakau im Jahr 1596 die Stellung der Hauptstadt Polens an Warschau verlor, blieb die Burg ein wichtiges politisches Zentrum.

Die Geschichte des Wawels geht zurück bis zur Altsteinzeit. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt wurden der Wawel und seine Höhlen von Menschen bewohnt. Zum Ende des 11. Jahrhunderts verlegte der König Kazimierz Odnowiciel seinen Regierungssitz nach Krakau und machte die Stadt damit zum politischen Zentrum. Bis zum Jahr 1596 regierten die Könige das Land Polen vom Wawel aus.

Der Platz auf dem Wawel war seit dem Mittelalter von einer Burganlage belegt. Über die Jahrhunderte hinweg wurde die Bebauung des Wawels immer komplexer und schließt heute Bauten aus der Romantik, Gotik, Renaissance und dem Barock ein.
Auf dem Wawel-Hügel befinden sich viele Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel das Königsschloss, das Wappentor, das Reiterdenkmal sowie der Sandomierz-Turm. Weiterhin ist eine Kathedrale zu finden, welche wir uns beim letzten Stopp unserer Stadtführung noch genauer angucken wollen.

Kathedrale Wawel

Die Kathedrale ist die wichtigste Kirche in Polen. Hier fanden Krönungen und Eheschließungen der polnischen Monarchen statt. Außerdem sind hier die Polnischen Könige und deren Familien sowie die Bischöfe und Erzbischöfe von Krakau, einige Nationalhelden sowie ein berühmter Künstler Polens begraben.
Der westliche Haupteingang führt zwischen zwei gotischen Kapellen hindurch. Über den Stufen hängen an einer schweren Eisenkette die Knochen eines Wals und eines Wollnashorns. Einst glaubte man, dass derartige Kuriositäten eine magische Kraft besitzen, die vor dem Bösen schützt. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Tür des Haupteingangs ist mit Blechen beschlagen, die das Wappen von König Kasimir dem Großen tragen.
Ein tolles Erlebnis ist die Besteigung des Sigismundturms, von dem sich ein großartiger Blick auf die Umgebung bietet. In seinem obersten Stockwerk befindet sich die berühmteste Glocke Polens, die nach ihrem Stifter König Sigismund dem Alten benannt ist. Mit ihrem Durchmesser von 2,5 Metern, einer Höhe von 2 Metern und einem Gewicht von fast 13 Tonnen war sie seit ihrer Entstehung im 16. Jahrhundert die größte Glocke Polens (bis zum Jahr 2000). Es werden 12 Glöckner benötigt um sie zum Schwingen zu bringen. Ihr Läuten ist an besonderen Feiertagen, bei kirchlichen Zeremonien und bedeutenden nationalen Ereignissen zu vernehmen. Früher schlug sie auch bei einer königlichen Geburt und begleitete die Mitglieder der Königsfamilie sowie bedeutende polnische Persönlichkeiten auf ihrem letzten Weg. Den tiefen und samtenen Ton verdankt die Glocke der Legende zufolge einem Bündel silberner Saiten. Diese wurden bei der Herstellung der Glocke von Valentin Bakwarf in den Gusskessel geworfen. Valentin Bakwarf war ein berühmter Lautenist am Königshof. Bei der Laute handelt es sich um ein Musikinstrument, das einer kleinen Gitarre ähnelt.
Eine weitere Legende besagt, dass die Glocke demjenigen die Liebe bringt, der sie unbemerkt berührt. Allerdings ist es entscheidend, mit welcher Hand die Glocke berührt wird. Aber keine Sorge, wenn es die falsche Hand war, dann werdet ihr zwar nicht mit Liebe, aber mit Reichtum belohnt. Wenn ihr die Wahl zwischen Liebe und Reichtum dem Zufall überlassen wollt, dann hört mal kurz weg. (Flüstern: die Linke bringt die Liebe).

Damit sind wir schon am Ende unserer Führung angekommen. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Wir wünschen euch noch viel Spaß beim Entdecken von Krakau und eine schöne Zeit.