Hauptstraße 80, 49448 Lemförde, DE
Der im Jahre 1248 gegründete Flecken Lemförde wurde um 1316 von den Diepholzer Edelherren als strategisch günstiger Vorposten ihrer Herrschaft durch den Bau einer Burg weiter befestigt. Sie lag an einer damals wichtigen Stelle und markierte die Grenze des Herrschaftsgebietes der Herren von Diepholz. Erstmals erwähnt wird die "Burg Lewenvorde" in einer Urkunde im Jahre 1316. 1388 empfingen die Diepholzer Edelherren den Bischof von Osnabrück mit Gefolge und regelten mit ihm die Verzollung und Vermarktung der Dümmerfische.
1427 plünderte der Mindener Bischof den Ort Lemförde und 1457 wurden Burg und Flecken eingeäschert, bald darauf aber wieder instandgesetzt und stärker befestigt. Die Burg war jetzt aus massivem Steinwerk errichtet und von einem zehn Meter breiten und fünf Meter tiefen Burggraben und einer Ringmauer umgeben. Der obere Teil der Burg enthielt als besonderes Kennzeichen einen hohen, halb innerhalb der Burgmauer stehenden Wachturm oder Bergfried.
1585 endete mit dem Tode Friedrich II von Diepholz die Herrschaft der Diepholzer Grafen und die Burg ging in das Eigentum des Hauses Braunschweig-Lüneburg über. Von 1634 bis 1642 wurde Lemförde abwechselnd von schwedischen und kaiserlichen Truppen eingenommen, geplündert und verwüstet. 1642 wurde die Burg von schwedischen Truppen fast völlig zerstört. Erhalten bleiben bis auf den heutigen Tag die mächtigen Außenmauern des Hauptgebäudes und das Kellergewölbe.
Ab 1671 begann man, das Hauptgebäude zu reparieren und umzubauen. Aus dieser Zeit stammen vermutlich die großen Fenster in der Südfassade. Die Nordseite war fensterlos, da sich híer wahrscheinlich ein Steinflügel anschloss.
1779-1783 erweiterte man das Gebäude durch einen fast 19 m langen Holzfachwerkbau, der sich an die Ostseite des alten Gebäudes anschließt. Das schlichte Fachwerk mit regelmäßiger, dichter Ständerfolge war jeweils stockwerkshoch. Die beiden unteren Geschosse dienten Wohn- und Amtszwecken, der große Dachboden vermutlich als Lagerraum. Erschlossen wurde das Gebäude durch einen Eingang an der Westseite vor dem Erker und vom alten Gebäude aus. Im zwei Geschoss hohen Erker an der Westfassade war wahrscheinlich eine Toilettenanlage. In den Räumen (sieben im Erdgeschoss, acht im Obergeschoss) führte ein mittig angelegter Flur.
Bis 1859 war die Anlage Amtssitz von Drosten und Amtsmännern, denen das Amt Lemförde unterstand. Durch die Vereinigung des Amtes Lemförde mit dem Amt Diepholz im Jahre 1859 verlor Lemförde seine Funktion als Verwaltungssitz. 1866 wurde der König von Preußen Eigentümer der Anlage.
1878 ging der Besitz an den Freiherren von Busche Ippenburg über, der ihn 1896 an Stallmeister Wilhelm Köhler verkaufte. Über die Familie Vornbäumen (1921) ging das Anwesen an Heinrich Höcker über. 1945 stürzte der Westgiebel durch Kriegseinwirkung ein. Nach dem Krieg waren vorübergehend die Schwestern aus Altvandsburg hier untergebracht. Ansonsten betrieb die Familie Höcker dort Landwirtschaft und eine Mosterei.
In den folgenden Jahrzehnten war die Burganlage dem stetigen Verfall anheim gegeben.
1979 wurde in Lemförde der Verein für Denkmalpflege gegründet, um für den Erhalt des Amtshofes zu kämpfen, der mit Inkrafttreten des Nds. Denkmalschutzgesetzes zum historisch bedeutsamen Baudenkmal erklärt wurde und somit wenigstens nicht mehr abgerissen werden konnte. Erst durch die Aufnahme in das Städtebauförderungsprogramm konnten allerdings die erforderlichen Mittel bereitgestellt werden, um den Amtshof auf Dauer zu retten und zu sanieren.
Im Frühjahr 1992 kaufte das Ehepaar Ortmann den Amtshof und begann mit der Sanierung. Schon im Frühjahr 1993 hing der Richtkranz über dem Gebäude. 1994 wurde im Gewölbekeller das Restaurant eingeweiht, die Verwaltung Lemfördes zog in das Erd- und Obergeschoss ein. 2017 wurde das Verwaltungsgebäude durch einen nördlichen Flügel erweitert.