Wawel

Tour 31-048 Kraków, PL

Infos über die Sehenswürdigkeiten des Wawel

Autor: Annalena Conrad

6 Stationen

Geschichte Wawel

Der Wawel ist ein 228 m n.p.m. hoher Hügel aus Kalkfelsen, der im Zentrum Krakaus am linken Ufer der Weichsel liegt. Auf dem Wawel befindet sich eine Burganlage, die ehemals als Residenz der polnischen Könige von 1040 bis 1795 diente, die Krakauer Kathedrale und andere historischer Bauten. Neben der Krakauer Altstadt sind die Wawel-Gebäude Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Anstelle der genaueren Bezeichnungen wie Wawel-Burg oder Wawel-Schloss, wird die Bezeichnung Wawel auch allgemein für die Gebäude auf dem Hügel verwendet.

Der Wawelhügel ist der südlichste Ausläufer des Krakau-Tschenstochauer Jura, eines 161–155 Millionen Jahre alten Kalksteingebirges im südlichen Zentralpolen. Es ist historisch belegt, dass sich seit dem frühen Mittelalter an dieser Stelle eine Burg befand. Da sich die komplexe Bebauung auf eine über tausendjährige Baugeschichte ausdehnt, finden sich Merkmale aus allen Stilepochen wie der Romanik, der Gotik, der Renaissance sowie des Barock wieder.
Seit der Altsteinzeit wird der Wawelhügel und seine Höhlen von Menschen bewohnt. Die Siedlung lag an der Kreuzung wichtiger Handelswege, sodass sie stetig wuchs. Der Wawel war von der Spätantike bis zum frühen Mittelalter ein Machtzentrum des westslawischen Stammes der Wislanen, der im 6. Jahrhundert ein erstes lockeres Staatsgebilde auf dem Gebiet des heutigen Kleinpolens schuf.
Im frühmittelalterlichen 9. Jahrhundert kamen die heidnischen Wislanen unter die Herrschaft des Großmährischen Reiches, das den Wislanenfürsten dazu drängte, das Christentum anzunehmen. Aufgrund der vermutlichen Ablehnung, wurde der Fürst daraufhin von den Großmähren unterworfen. Den Wislanen wurde schließlich das Christentum im slawisch-orthodoxen Ritus aufgezwungen.
Mit dem Zerfall des Großmährischen Reiches erlangten die Wislanen für kurze Zeit ihre Unabhängigkeit wieder. Jedoch wurden sie in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von den Polanen, dem mächtigsten polnischen Stamm, erobert und in ihr Reich eingegliedert.
Im 10. Jahrhundert wurden auf dem Wawel die vorromanische Marienrotunde und die Kirche B errichtet. Sie sind wohl die ältesten steinernen Bauten auf dem Wawel. Als Krakau im Jahr 1000 Bischofssitz wurde, wurde mit dem Bau einer zeittypischen dreischiffigen Kathedrale auf dem Wawel begonnen, von der jedoch nur ihre Fundamente erhalten geblieben sind.
In den Jahren 1038/1039 kehrte der Königssohn Kasimir I. nach Polen zurück und machte den Wawel zu seiner Residenz. Dieses Datum gilt auch als Beginn der Romanik in Polen. In dieser Zeit entstand unter anderem die Wawel-Kathedrale, in der sich das heute älteste erhaltende Bischofsgrab aus dem Jahr 1118 befindet. Aus der Zeit der Romanik stammen auch die Rotunden an den Basteien, das Baptisterium sowie die Kirche an der Drachenhöhle. Zudem wurden die anderen zerstörten Kirchen und die Burg im bis zum 13. Jahrhundert herrschenden romantischen Baustil wiedererrichtet. Dies zeichnete sich durch die Verwendung von weißem Kalkstein als wichtigstes Baumaterial aus.
Um 1250 verdrängte im Zuge der polnischen Backsteingotik der Ziegel den Kalkstein als Baumaterial. Daher wurden für die höheren Partien der Kathedrale sowie der alten Burgmauern rote Ziegelsteine verwendet. Für die Bildhauerarbeiten kam Sandstein und im Inneren vor allem Marmor aus Heiligkreuzgebirge und Ungarn zum Einsatz. Während des Albertaufstandes 1305 brannten das Dach und der obere Teil der romanischen Kathedrale ab. 1320 wurde der Schaden größtenteils behoben, jedoch ließen spätere Könige die Kirche bis auf die Fundamente abtragen, woraufhin mit dem Bau einer dritten Kathedrale im gotischen Stil begonnen wurde. Dieser Kirchenbau, der 1364 eingeweiht wurde, erfuhr seitdem keine wesentlichen Änderungen. In der Gotik wurden die Burg und sämtliche Kirchen auf dem Wawel umgebaut und viele Fürsten-, Beamten- und Handwerkergebäude sowie die sieben Basteien errichtet.
Während der Herrschaft der letzten Jagiellonen erlebte der Wawel in der Renaissance sein Goldenes Zeitalter. Als erstes Kunstwerk der Hochrenaissance nach italienischen Vorbildern auf dem Wawel gilt das Königsgrabmal aus den Jahren 1502 bis 1503.
Zwischen 1515 und 1518 trafen gebildete florentinische und mailändische Künstler am Krakauer Hof ein. 1517–1533 wurde die Sigismundkapelle erbaut, die als eine der schönsten Renaissancekapellen außerhalb Italiens gilt und eine breite Nachfolge unter dem polnischen Adel fand. In ihr befinden sich die Grabmäler der letzten Jagiellonen.
Zu jener Zeit war der Wawel eines der prächtigsten Schlösser in Europa, die Residenz des größten Flächenstaates auf dem Kontinent und zugleich der Sitz der Jagiellonendynastie, deren Länder sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer und bis zur Adria erstreckten.
Weitere Renaissancebauten, wie der Renaissancegarten, befanden sich westlich des Schlosses. Dieser wurde zu Beginn des 21. Jahrhunderts rekonstruiert. Die Renaissanceblüte des Wawelschlosses endete mit dem großen Brand Ende des 16. Jahrhunderts.

1662 und 1702 eroberten die Schweden im Zeitalter des Frühbarocks das Schloss und plünderten es in beiden Fällen. 1794 wurde es schließlich von den Preußen besetzt, die den Kronschatz raubten, der bisher nicht zurückgegeben wurde. Auch eine umfangreiche Sammlung von Wandteppichen und die Bibliothek fiel russischen Truppen in die Hände und gelangte an den Zarenhof.

Mit der Dritten Teilung Polens 1795 gelangte Krakau zur österreichischen Monarchie. Die Österreicher richteten auf dem Wawel eine Kaserne ein und rissen alle Gebäude zwischen Schloss und Westmauern nieder, um einen Exerzierplatz anzulegen. Dem fielen mehrere Renaissancehäuser und romanisch-gotische Kirchen zum Opfer. Die neuen Machthaber zerstörten auch die Arkaden, errichteten Kasernenräume und Hospitäler. Im Jahr 1809 kam Krakau für fünf Jahre an das Herzogtum Warschau, und 1815 wurde die Stadt zur freien Republik. Allerdings besetzten österreichische Truppen die Stadt 1846 nach dem Krakauer Aufstand erneut.

1905 befahl der Kaiser, die österreichischen Soldaten vom Wawel abzuziehen, worauf das Gebäudeensemble des Wawel konserviert werden konnte. Anfang des 19. Jahrhundert fanden umfangreiche Rekonstruktionen und bauliche Anpassungen der Wawel Gebäude statt. Polen aus allen Gebieten, ob sie nun unter preußischer, österreichischer oder russischer Herrschaft standen, finanzierten den Bau mit ihren Spenden. Der Wawel war von 1939–1945 Regierungssitz der deutschen Besatzungsmacht im Generalgouvernement unter Hans Frank. Aus dieser Zeit ist eine Ehrenhofanlage im typischen NS-Prunkstil erhalten.

Heute ist der Wawel mit seinen geschichtsträchtigen und noch erhaltenden Gebäuden eine der beliebtesten Touristenattraktionen in Krakau.

Das Grab von Lech und Maria Kaczynski

Das Grab von Lech und Maria Kaczynski

Drachenhöhle

Zamek Wawel 5, 33-332 Kraków, PL

Drachenhöhle und Sage über den Wawel-Drachen

Wawel Kathedrale

Zamek Wawel 1, 30-001 Kraków, PL

Vor sich sehen Sie nun die Wawel Kathedrale oder wie Sie in ihrer vollen Bezeichnung heißt: Die Königliche Basilika und Erzkathedrale der Heiligen Stanislaus und Wenzeslaus am Wawelhügel.

Die Wawel-Kathedrale ist die bedeutendste Kirche in Polen und ein Heiligtum der katholischen Polen. Dies hat insbesondere ein großes Ausmaß, da die polnische Bevölkerung mit einem Anteil von 87 % Römisch-Katholisch geprägt ist. Zudem gilt Sie als Nationalheiligtum, da Sie als Schauplatz für zahlreiche Eheschließungen, Krönungen und Bestattungen der polnischen Monarchen diente. Dies war der Fall, da es sich bei Krakau bis zum Jahr 1609 um die polnische Hauptstadt handelte.

Vor dem Bau der Kathedrale wie Sie heute hier zu bewundern ist gab es bereits 2 Vorgängerbauten, die allerdings eine recht kurze „Lebenszeit“ aufwiesen.
Die erste „St. Wenzels-Kathedrale“ entstand im Jahr 1020 und wurde bereits 18 Jahre später durch den tschechischen Fürsten Břetislav zerstört als dieser dem heiligen römischen Kaiser Konrad II. bei seinem Krieg gegen die Lausitzer unterstützte.
Der zweite Bau, eine dreischiffige romanische Kathedrale, wurde 1142 geweiht aber im Jahre 1305 durch einen großen Brand wieder zerstört, wobei lediglich die St.Leonhards-Krypta erhalten blieb.

Die Kathedrale wie Sie nun vor uns steht benötigte 40 Jahre Bauzeit bis zur Vollendung im Jahr 1346, welche vom damaligen Bischof von Krakau und Fürstbischof von Breslau Nanker veranlasst wurde.

Die Kathedrale wurde im gotischen Stil gebaut und zeichnet sich insbesondere durch hohe Mauern und Türme sowie die Lage auf dem Wawelhügel aus. Alles vereint wird hierdurch der Anschein einer Festung erweckt, die sich über die Weichsel erhebt. Sie diente vielen Herzögen und Königen Polens als mittelalterliche Residenz. Insbesondere vom 11. bis 16. Jahrhundert war die Kathedrale von besonderer Bedeutung, da Sie als Herrscherresidenz und zugleich als Residenz des Bischofs das Zentrum weltlicher Macht sowie das Zentrum geistlicher Macht in Polen einte.
Über die Jahrhunderte wurde die Kathedrale insbesondere um die Krypten und Grabkapellen zahlreicher polnischer Könige, Bischöfe und Nationalhelden erweitert.

Ausgestattet ist die Kathedrale neben den zahlreichen Kapellen mit einer großen Orgel, welche im Zeitraum von 1502 bis 1506 gebaut, aber in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert wurde.

Die größte Glocke der Wawelkathedrale ist die Sigismund-Glocke welche im Jahr 1520 gegossen wurde. Da es sich bei der Glocke 500 Jahre bis zum Jahr 2004 um die größte Glocke Polens handelte erfreut sich diese einer großen Bekanntheit. Die Glocke hat eine Gesamthöhe von 2,41m einen unteren Durchmesser von 2,42m und wiegt inklusive Klöppel über 10.000 Kg.

Treten Sie nun in die Kathedrale ein und überzeugen sich selbst von Ihrer Schönheit.

Das Königsschloss auf dem Wawel

Das Königsschloss auf dem Wawel

Der Wawel in der NS-Zeit unter Hans Frank