Hier in der Rueppgasse 14/6 befand sich während des NS-Regimes eine Sammelwohnung.
Im Zuge der „Wohnungsarisierungen“ wurden Jüdinnen und Juden dazu gezwungen ihre Wohnungen aufzugeben. Sie mussten ihre alte Heimat verlassen und neue, meist kleinere Unterkünfte beziehen, welche sie sich mit anderen jüdischen Familien teilten. Viele dieser Sammelwohnungen befanden sich in der Leopoldstadt, im Alsergrund und im ersten Bezirk Wiens. Oft wurden Wohnungen zugeteilt, welche bereits vergeben waren. Viele jüdische Familien wurden bereits kurz nach einer Zuweisung erneut dazu gezwungen, diese Wohnungen wieder zu verlassen. Diese Aktionen geschahen oft sehr kurzfristig. In den Sammelwohnungen herrschte maßlose Überfüllung. Es gab kaum Koch- oder Heizgelegenheiten. Die Lage der Jüdinnen und Juden in den Sammelstätten spitzte sich weiter zu. Besonders das Verbot von Badezimmern in den Sammelwohnungen, veranlasst durch Anton Brunner – einem hohen NS-Funktionär –, verschlechterte die Situation der jüdischen Bevölkerung weiter. Dadurch kam es zu schlechten hygienischen Zuständen und vermehrtem Auftreten von Krankheiten in den Sammelwohnungen
Leo und Fanny Körner wurden in eine solche Sammelwohnung in die Rueppgasse 14 gebracht, bevor sie in den Osten deportiert wurden. Die Israelitische Kultusgemeinde hat zum Ehepaar Körner folgenden Abmeldevermerk dokumentiert: „am 9. Juni 1942 mit Gattin nach Minsk“ (Siehe: Barton, Waltraud (2015): Das Totenbuch – Maly Trostinec. Den Toten ihre Namen geben. Wien: Edition Ausblick. S. 376).
Die Körners wurden als Teil der 1.006 Passagiere des Deportations-Sonderzuges Da 206 („Da“ stand für David, wie in Davidstern), vom Wiener Aspangbahnhof über Volkovysk nach Maly Trostenez gebracht, wo sie am Nachmittag des 15. Juni im Wald von Blagowschtschina erschossen wurden. Als weitere Lektüre soll an dieser Stelle noch auf den Essay „Maly Trostinets“ (2019) von Joseph Koerner verwiesen werden: https://granta.com/maly-trostinets/.
“He [J. Koerner’s father, Heinrich Koerner] did express regret that he didn´t […] turn around to his parents to say Goodbye cause he knew that it was likely he wouldn’t see them again. But he had the sense that to get out you needed so much energy and so much commitment that he didn’t want to look one way or the other.” – Joseph Koerner
In den folgenden Interviewausschnitten spricht Joseph Koerner über „Trauerarbeit“ und den Umgang nachfolgender Generationen mit erlittenem Trauma.
Vielen Dank, dass Sie uns bis hierher begleitet haben. Falls Sie noch mehr zum Thema erfahren wollen, besuchen sie gerne unsere Onlineausstellungen unter: