Auf den Spuren Thomas Manns in München

Tour Rambergstraße 2, 80799 München, DE

Der Walk soll dazu dienen, die Stationen von Thomas Manns Leben in München nachzuvollziehen und dabei auch auf die Entstehungsgeschichte seiner Werke eingehen.

Autor: Paula Weigand

6 Stationen

Rambergstraße 2

Rambergstraße 2, 80799 München, DE

„Hier wohnte von 1895-1898 Thomas Mann, Nobelpreisträger für Literatur. In seinem Buch ˋDoktor Faustus’ wird die Rambergstraße 2 erwähnt.“
Diese Worte befinden sich auf einer Gedenktafel an der Außenfassade der Ramberstraße 2. Mit der ersten Station beginnt die Geschichte Thomas Manns. Nach dem Tod ihres Mannes zog Julia Mann, mit drei ihrer fünf Kinder, im Jahr 1893, in die Rambergstraße 2. Hier hatten sie eine Acht-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss. Der, zu diesem Zeitpunkt, volljährige Sohn Thomas zog erst im Jahr 1894 mit ein, nachdem er seine Schule in Lübeck beendet hatte. Das originale Wohnhaus steht heute nicht mehr.
Sein an Goethes „Faust“ anknüpfender Roman „Doktor Faustus“ handelt von einem Künstler, der sich dem Teufel verschreibt und wirft einen gesellschaftskritischen und aktuellen Blick auf die in „Faust“ thematisierten Probleme. In seinem Künstlerromam erwähnt Thomas Mann die Rambergstraße 2.

Konradstraße 11

Konradstraße 11, 80801 München, DE

Auch in der Konradstraße 11, in Schwabing-Freimann, erinnert eine Gedenktafel an Thomas Manns Jahre in München. Im November 1902 bezog Thomas Mann dort die recht kleine Wohnung und lebte dort über einen Zeitraum von zwei Jahren.

Zu dieser Zeit entstand die Novelle „Gladius Dei“. Die Novelle „Gladius Dei“ (Latein für „Schwert Gottes“) spielt in einem Sommer in München zur Jugendstilzeit und handelt von der Apokalypse und dem Weltgericht, welches über das Schicksal der Sünder und der Gerechten entscheidet.

Das Gebäude ist heute, wie die kleine Gedenktafel an der Außenseite verrät, in die Denkmalliste eingetragen. Auch heute werden die Wohnungen des viergeschössigen Neurenaissancebaus vermietet.

Franz-Joseph--Straße 2

Franz-Joseph-Straße 2, 80801 München, DE

Ab dem Jahr 1905 lebte Thomas Mann, mit seiner Ehefrau Katia Pringsheim, im dritten Stock der Franz-Joseph-Straße 2. Dort blieben sie bis ins Jahr 1910 und brachten in dieser Zeit ihre vier Kinder Klaus, Golo, Monika und Erika Mann auf die Welt.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört und später durch einen Neubau von Alois Grill ersetzt. Ab Juli 2000 zierten sechs Fahnen die Hausfassade auf Höhe des 4. und 5. Stockes, was dem dritten Stock des ehemaligen Gebäudes entspricht. Auf den Fahnen waren die Portraits der Familie Mann abgebildet. Aus Sicherheitsgründen wurden die Fahnen im Herbst des Jahres 2011 entfernt, da sie sich durch Witterungsbedingungen gelöst hatten.

Feilitzschstraße 32

Feilitzschstraße 32, 80802 München, DE

"Er hatte sich eine kleine Wohnung in einem halbfertigen Haus draußen in Schwabing eingerichtet. Ein Pianino stand in dem Arbeitszimmer, auf dem Schreibtisch war ein mit dünnem Kranz geschmücktes Porträt Tolstojs zu sehen, große, mit präziser steiler Schrift bedeckte Manuskriptblätter lagen, zu beträchtlicher Höhe getürmt, vor dem Bild. Es war das fast vollendete Manuskript der 'Buddenbrooks'."
Diese Worte notierte der Schriftsteller Artur Holitscher, ein Freund Thomas Manns nach einem Besuch in dessen Wohnung in der Feilitzschstraße 5 (heute Feilitzschstraße 32).
Hier lebte Thomas Mann von 1889 bis 1902, wir gehen also einen kleinen Schritt zurück in die Zeit als er noch alleine lebte und noch keine Kinder hatte, und vollendete seinen ersten Roman die ,,Buddenbrooks", der 1901 erschien und inspiriert ist von seiner eigenen Familiengeschichte. Auch wenn das Haus heute ein Restaurant beherbergt, und von ,,halbfertig" längst nicht mehr die Rede sein kann, erinnert zumindest eine Gedenktafel an seinen berühmten Bewohner und sein wohl bekanntestes Werk, für das er 1929 den Literaturnobelpreis erhielt.

Mauerkircherstraße 13

Mauerkircherstraße 13, 81679 München, DE

Von Oktober 1910 bis Januar 1914 lebte Thomas Mann mit seiner Familie im 2. Stock dieses Jugendstilhauses, es ist die vorletzte seiner Stationen in München. Parallel baute die Familie ein eigenes Anwesen in der nahe gelegenen Poschingerstraße, in das sie 1914 umzog.
In der Mauerkircherstraße entstand die Novelle ,,Tod in Venedig": Von Thomas Mann selbst als die ,,Tragödie einer Entwürdigung" bezeichnet, handelt diese von einem Schriftsteller im mittleren Alter, der sein ganzes Leben auf Erfolg ausrichtet, bis er nach Venedig kommt und sich hier in den 14-jährigen Tadzio verliebt.
Auch in diesem Werk lassen sich autobiographische Züge erkennen, so ist der Protagonist ein aus München stammender Schriftsteller und die Novelle beginnt mit einem Spaziergang im englischen Garten, der von der Mauerkircherstraße nur einen Katzensprung entfernt ist.

Thomas-Mann-Allee 10

Thomas-Mann-Allee 10, 81679 München, DE

In der Thomas-Mann-Allee 10, damals noch Poschingerstraße 1, lebte die Familie bis ins Jahr 1933, als sie vor der Bedrohung durch die Nationalsozialisten ins Exil zunächst in die Schweiz und 1938 in die USA gingen. Das Originalhaus in der Poschingerstraße wurde Anfang der 50er Jahre abgerissen, weil es vom Krieg beschädigt war, heute steht an der selben Stelle ein laut Gedenktafel, ,,auf eigene Art" gestalteter Nachbau der Villa und die Straße wurde nach ihrem berühmtesten Bewohner benannt.
Das bekannteste Werk, das er hier fertigstellte ist wohl der Roman ,,der Zauberberg", der in einem Sanatorium in der Schweiz spielt, zu dem Mann inspiriert wurde, als er 1912 seine damals lungenkranke Frau an einem ähnlichen Ort in der Schweiz besuchte. Auch hier wird der autobiographische Einfluss deutlich, der in viele seiner Werke hineinfließt.
Thomas Mann, der sich in einer berühmten Rede in Berlin im Jahr 1930 klar gegen die Nationalsozialisten und ihr Programm äußerte, indem er diese als eine ,,Riesenwelle exzentrischer Barbarei und primitiv-massendemokratischer Jahrmarktsrohheit" bezeichnete, blieb mit seinen Werken zwar von der Bücherverbrennung verschont, sah sich aber dennoch gezwungen 1933 ins Exil zu gehen und München endgültig zu verlassen.