Bahnhof Langendreer

Sonstiges Wallbaumweg 108, 44894 Bochum, DE

"Einsteigen bitte! Eine Audioreise durch Geschichte und Gegenwart des Bahnhof Langendreer"

Autor: Bahnhof Langendreer e.V. (Soziokulturelles Zentrum - Bochum)

Bahnhof Langendreer - Programm

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19 Stationen

1. Die Vorgeschichte des Bahnhof Langendreer

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1. Die Vorgeschichte des Bahnhof Langendreer

1860: Die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft baut eine Strecke vom Wittener Hauptbahnhof mit Endstation in Langendreer – der erste Bahnhof in Langendreer entstand. Er war ungefähr dort, wo heute die Haltestelle „Langendreer West“ ist, umgeben von Kohlebergwerken. Die Bahnstrecke wurde vor allem für den Güterverkehr und Kohletransport verwendet. Nördlich vom Bahnhof entstand ein Rangierbahnhof. Dann eröffnete 1874 die Rheinische Eisenbahngesellschaft die „Rheinische Linie“ von Düsseldorf nach Dortmund. Der Personenverkehr expandierte, ein zweiter Bahnhof wurde gebaut…

Text: Miriam Witteborg (Bahnhof Langendreer) / Sprecherin: Güler Bulgurcu (Bahnhof Langendreer)

Ort: Mauer „Verkehrsverein“

2. „Wie ein mexikanisches Restaurant in Kleinformat“

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2. „Wie ein mexikanisches Restaurant in Kleinformat“ / Das Centro Latino (heute Wageni)

Mario Aguilar floh nach dem Militärputsch in Chile nach Deutschland, kam 1977 nach Bochum und wurde auch hier politisch und kulturell aktiv. 2019 hat er die Chile-Soli-Gruppe „Cabildo Chile Ruhr“ mitgegründet.

1990: Der Exil-Chilene Iván, damals Hausmeister im Bahnhof Langendreer – so erzählt Mario – gründet zusammen mit Familie und Freund:innen das „Centro Latino“ im ehemaligen Gebäude des „Verkehrsvereins“ gegenüber vom Bahnhof. Das kleine Häuschen, das bis dahin als Lagerraum diente, wurde so verwandelt, dass es bald wie ein „mexikanisches Restaurant im Kleinformat“ aussah – mit einem einzigen langen Tisch für alle Gäste. Es wurde viel gekocht, chilenischer Wein und kubanischer Rum getrunken, politisch diskutiert, Musik gemacht. Es war ein Ort vor allem für die lateinamerikanische Community in Bochum, die hier bereits eine längere Vorgeschichte hatte…

Ort: Mauer „Verkehrsverein“

3. Unser Bahnhof / Von der Errichtung bis zur Schließung des Bahnhof Langendreer

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3. Unser Bahnhof / Von der Errichtung bis zur Schließung des Bahnhof Langendreer (1908-1983)

Ende des 19. Jahrhunderts: Das Streckennetz in Langendreer wurde wegen der industriellen Nutzung und der wachsenden Mobilität im Ruhrgebiet ausgebaut. Langendreer war der Umsteigebahnhof Nr. 1 in Deutschland. Ein repräsentativer Bau musste her. Am 1.4.1908 wurde das Gebäude, das im modifizierten Jugendstil erbaut wurde, eröffnet. 74 Jahre später wurde es als Bahnhof dann wieder aufgegeben und war beinahe dem Verfall überlassen...

Text: Miriam Witteborg (Bahnhof Langendreer) / Sprecher: Felix Koblenzer (Bahnhof Langendreer)

Ort: Eingangstür Halle

4. „Das war ein Angebot, das man nicht ausschlagen konnte“

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4. „Das war ein Angebot, das man nicht ausschlagen konnte“ / Die NRW-Städtebauförderung der 1980er Jahre

Christoph Zöpel (*1943) war von 1980-1990 Minister für Stadtentwicklung NRW. Durch die Städtebauförderung seines Ministeriums wurde der Umbau des Bahnhofs ermöglicht.

1980: Die SPD erreichte im Landtag die absolute Mehrheit. Ministerpräsident wurde Johannes Rau, der richtete ein Ministerium für Stadtentwicklung ein. Darin zwei Aufgaben: Denkmalschutz und Freizeit. Minister Christoph Zöpel interessierte sich für Denkmalschutz und Industriekultur, aber was mit dem Thema „Freizeit“ anfangen? „... irgendwann hörte ich von soziokulturellen Zentren. Und dann haben wir sehr schnell ein Programm aufgelegt.“ Schwerpunkt: Soziokultur in Industriedenkmälern. 40 Zentren sind damals in NRW entstanden – eines davon war der Bahnhof Langendreer. Die Förderung spielte für seine Gründung eine entscheidende Rolle.

Ort: Eingangstür Halle

5. „Viele haben gesagt: Wir brauchen Räume, über die wir selbst bestimmen können

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5. „Viele haben gesagt: Wir brauchen Räume, über die wir selbst bestimmen können“ / Die Gründung des Bahnhof Langendreer als soziokulturelles Zentrum

Erika Beverungen-Gojdka (*1954) ist pensionierte Sozialarbeiterin und war in der Gründungsphase des Bahnhofs aktiv dabei.

1981: Erika Beverungen-Gojdka kommt nach 10 Jahren wieder zurück von Berlin nach Bochum, wo sie geboren und aufgewachsen ist. In Bochum Langendreer zieht sie in eine WG. In dem Jahr ist viel los in Bochum, immer mehr Initiativen fordern eigene Räume, eine große Besetzer:innenbewegung entwickelt sich. Die regierende SPD blockt die Forderungen ab. Gleichzeitig gibt es zunehmend Leerstand, bald auch im Stadtteil Langendreer: Im September 1983 fuhr der letzte Zug vom dortigen Bahnhof, die S-Bahn-Linie wurde eröffnet, das Bahnhofsgebäude wurde geschlossen und stand leer. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde dem Kneipenkollektiv vom „Rotthaus“ in Langendreer die Pacht nicht verlängert und ein neuer Ort musste her. Und auch viele andere Initiativen sahen nun endlich die Chance auf selbstbestimmte Räume…

Ort: Eingangstür Halle

6. „Der Bahnhof war tiefste Baustelle, kein Stein stand auf dem anderen“

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6. „Der Bahnhof war tiefste Baustelle, kein Stein stand auf dem anderen“

Katja Leszinski ist Grundschullehrerin und hat 1985 als Leiterin eines Workcamps auf der Bahnhofsbaustelle mitgearbeitet.

1985: Katja Leszinski reist mit Anfang 20 nach Bochum-Langendreer und landet mitten auf der Bahnhofsbaustelle. Und das mit voller Absicht. Im Rahmen eines Workcamps leitet sie eine internationale Gruppe, die beim Umbau helfen soll. „Die Kreise schließen sich im Leben“: Katja Leszinski ist nämlich in Langendreer geboren, hat aber nie hier gelebt. Wochenlang schaufelt die Gruppe Schutt und reißt Mauern ein. Auch Katjas Jugendliebe war dabei, viele Jahre später begegnet sie ihm hier wieder…

Ort: Außenbereich/Mauer rechts neben Hallen-Eingang

7. „Eine Bahnstrecke von Amsterdam nach Wildungen mit Stopp in Langendreer…!“

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7. „Eine Bahnstrecke von Amsterdam nach Wildungen mit Stopp in Langendreer…!“

Regine Hellwig-Raub lebt seit 45 Jahren aus Überzeugung in Langendreer und schwärmt für den Bahnhof Langendreer – gestern und heute.

1976: Regine Hellwig-Raub zieht nach Langendreer. Im Jahr zuvor war sie zum Studium nach Bochum gekommen. Einmal im Monat besucht sie ihre Eltern in einem kleinen Dorf in Nordhessen. Die Verbindung war ideal: Ein D-Zug, der von Amsterdam nach Bild Wildungen führte – mit Halt in Bochum-Langendreer. Die Eingangshalle erinnert sie an die Lohnhalle in einem Bergwerk, mit Holz, Fliesen, Glas: „Eine ganz besondere Atmosphäre.“ Schräg gegenüber hatte der Verkehrsverein seinen Sitz – tatsächlich für ‚Tourist:innen‘. „Das war wirklich ganz niedlich dieses ganze Ensemble hier. Es war wirklich so eine Bahnhofskultur.“ Der Bahnhof mit seiner Jugendstilarchitektur: etwas ganz Besonderes…

Ort: Außenbereich/Mauer rechts neben Hallen-Eingang

8. „Wenn ich im Kino sitze und die Züge durch ein kurzes Vibrieren spüre.."

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8. „Wenn ich im Kino sitze und die Züge durch ein kurzes Vibrieren spüre, denke ich zurück“

Otto Honke hat seine Kindheit und Jugend in Langendreer verbracht. Auch nach langen Jahren in der weiten Welt, erinnert er sich gerne an die Zeit des Bahnhofs.

1950: Von Opa Lessing erfährt Otto Honke zum ersten Mal vom Bahnhof in Langendreer. Dessen Erinnerungen fließen in die Kindheits- und Jugenderinnerungen von Otto ein: An das Bahnhofsgebäude mit Fahrkartenschalter, Gepäckaufgabe und Bahnsteigkartenschranke, an den Kaisersteg und an Dampfloks, an langes Warten bei klirrender Kälte und eisigem Ostwind, an Bockwurst und Limonade in der Bahnhofsgaststätte Blute-Pieper, an den Lärm und den Dreck der Zeche Bruchstraße, den Koksabstich der Kokerei, an tägliche Fahrten mit dem Schienenbus zum Bahnhof Präsident…

Ort: Außenbereich/Mauer rechts neben Hallen-Eingang

9. "Wir sind ja nicht zum Reden hier, sondern zum Tanzen" / In der DJ-Kabine

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9. "Wir sind ja nicht zum Reden hier, sondern zum Tanzen" / In der DJ-Kabine

Antje Grajetzky legt seit Ende der 1980er Jahre Musik auf. Seit 1993 hat sie regelmäßig im Bahnhof als DJ gearbeitet, das erste Mal beim Frauenabend.

1993: Antje Grajetzky beginnt im Bahnhof als DJ. Jahrelang war ihr Arbeitsort ein winziger Raum in der Halle, der genau zu dem Zweck gebaut wurde. Eine Kabine mit vollem Equipment und Fenstern zum Saal und zur Bühne: "Das ist Arbeitsschutz und gut für die Ohren." Zwischen der Stille vor und nach der Disco liegen sechs aufregende Stunden: "Geniale Übergänge, Juchzen in der Halle, wenn genau der richtige Song kommt, gute Wünsche, die mich im Set weiterbringen, unmögliche Wünsche die mich aus dem Konzept bringen, Mannis Klatschen, das mich aus dem Takt bringt, Herzklopfen, wenn ich etwas zum ersten Mal spiele."

Ort: Halle (innen), frühere DJ-Kabine, vor dem Übergang zum Kino-Café

10. „Das war eine unglaubliche Befreiung“ / Der Frauenabend und der queere Schwo

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10. „Das war eine unglaubliche Befreiung“ / Der Frauenabend und der queere Schwoof

Barbara Jessel (*1955) hat den ersten Frauenabend im Bahnhof Langendreer mitgegründet. 21 Jahre lang (1986- 2007) hat sie ihn mit organisiert, später dann den queeren Schwoof „Viktor und Viktoria“.

1986: Fünf Frauen vom Frauenbuchladen wollten endlich einen Freiraum, um „in Ruhe feiern zu können, ohne dumm angemacht zu werden“. Niemand dachte, dass so viele kommen würden... Am ersten Samstag im Monat in der Halle: 600-700 Frauen*, später weit über 1000. Was vorher versteckt und in kleinen Clubs in Düsseldorf stattfand, war nun eine große Party mit weiblicher DJ, lesbischen Bands, schrägen Filmen, später Karaoke. Endlich konnten Frauen miteinander knutschen ohne blöde Sprüche. Eine Befreiung. „Es war eine politische Community, die Spaß hatte zusammen zu feiern“. Der Frauenabend wurde schnell zum Ort, wo auch Ideen für neue Projekte entstanden und aus den neuen Projekten entstanden wieder neue. Zum Beispiel der queere Schwoof Viktor und Viktoria...

Ort: Halle (innen), Säule an der Treppe zur Empore

11. Zum Zug, zum Chor, zur Liebe

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11. Zum Zug, zum Chor, zur Liebe

Regina Holtmann wohnt seit 1980 in Bochum-Langendreer und verbindet mit dem Bahnhof das Singen und die Liebe.

2006: Regina Holtmann singt mit dem Revuechor "Chrashendo" im Bahnhof Langendreer. knapp vier Jahre später hat sie hier ihr erstes Date mit ihrem jetzigen Ehemann. Und Jahrzehnte zuvor - 1980 - ist sie vom Bahnhof Langendreer aus regelmäßig mit dem Zug nach Essen gependelt.

12. „Den Cineastinnen und Cineasten ein Zuhause geben“ / Das endstation.kino

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12. „Den Cineastinnen und Cineasten ein Zuhause geben“ / Das endstation.kino

Nina Selig ist Geschäftsführerin des endstation.kinos. Sie verbindet 2 Jahrzehnte mit dem Kino: 2001 hatte sie hier als Tresenkraft und Vorführerin angefangen.

1988: Zwei Projektoren von der VHS und 100 Klappstühle vom Schauspielhaus – die Grundausstattung war gesichert und so wurde in den ehemaligen Wartesaal der zweiten Klasse das endstation.kino hineingebaut. Ein Gedanke wurde Wirklichkeit, weil „Leute da waren, die gesagt haben: Ich hab Bock hier ein Kino zu machen.“ Angefangen hat alles mit Filmen im Original mit Untertiteln und alten Filmen, natürlich alles auf 35mm. Für die Filmszene im Ruhrgebiet wurde das Kino zum wichtigen Treffpunkt. „Es ist aus der Idee entstanden Cineastinnen und Cineasten ein Zuhause zu geben“. Über die Jahrzehnte hat sich hier nicht nur technisch sondern auch soziokulturell einiges verändert, die Cineast:innen werden heute hier selbst ausgebildet...

Ort: Eingang Kino-Café (außen)

13. Der Historische Bahnhof: Wartesäle, Wohnhaus und drumherum

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13. Der Historische Bahnhof: Wartesäle, Wohnhaus und drumherum

Wartesaal 1. und 2. Klasse, Gastronomie Blute-Pieper, das Dienstgebäude mit Mansarde, die Küche… Heute sind hier Kino, Seminar- und Gruppenräume, Büroräume. Und wer würde heute vermuten, welchen Zweck das Plateau – vom Hofeingang aus rechts – vor dem Studio 108 früher einmal hatte…?
Einer kurzer Blick auf die gegenüberliegende Seite verrät noch mehr: „Wer an einem sonnigen Tag ganz genau hinsieht, kann an der Fassade ganz schwach das Relief ‚Central Hotel‘ entziffern...“

Text & Sprecherin: Miriam Witteborg (Bahnhof Langendreer)
Ort: Eingang Kino-Café (außen)

14. „Es gibt hier eine familiäre Atmosphäre“ / Videoaktivismus und „blicke“

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14. „Es gibt hier eine familiäre Atmosphäre“ / Videoaktivismus und „blicke“-Festival im endstation.kino

Gabi Hinderberger war in den 1980er Jahren eine der Pionierinnen des Videoaktivismus in Bochum, später gründete und leitete sie über 25 Jahre das „blicke“-Festival, bei dem sie heute noch mitwirkt.

1985: Eine Gruppe Filmaktivist*innen beantragt bei der Stadt Bochum eine Videoanlage. Die bewilligt den Antrag mit der Auflage, dass die Gruppe dann doch bitte auch die Umbauarbeiten am Bahnhof Langendreers dokumentiert. Die Initiative „Videotie“ gründet sich und filmt zunächst den Umbau. 1989 entsteht daraus die „Monatsschau“, die 10 Jahre lang einmal monatlich kritische Nachrichten aus Bochum im endstation.kino zeigt. Aus einer zunehmenden Vernetzung heraus gründet sich daraus wiederum 1993 das Festival „Blicke aus dem Ruhrgebiet“, die Resonanz war riesig, das Festival blieb bis heute…

Ort: Kino-Café (innen)

15. „Es ist wichtig, dass es hier Raum gibt für Initiativen und neue Ideen“

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15. „Es ist wichtig, dass es hier Raum gibt für Initiativen und neue Ideen“ / Politisches Engagement im Bahnhof Langendreer

Kristin Schwierz verantwortet seit 2011 kollegial den Bereich „Politik und Gesellschaft“ im Bahnhof Langendreer und war dem Bahnhof schon vorher, seit Ende der 1990er Jahre, als aktive Nutzerin verbunden.

1998: Kristin Schwierz zieht zum Studium nach Bochum und lernt den Bahnhof Langendreer als „DEN alternativen Ort in Bochum“ damals kennen. Gruppentreffen und Aktivitäten hier gehören bald fest zum Alltag. Der Bahnhof wird zum Ort für politische Erfahrungen, für neue Kontakte und sogar für die Gründung eines neuen Freiraums. Als sie 2011 als Mitarbeiterin im Bereich „Politik und Gesellschaft“ beginnt und Jahre später das Bahnhofsarchiv durchpflügt, wird ihr immer klarer, wie stark der Bahnhof immer auch Spiegel und Akteur politischer Bewegungen war. Und sie macht selbst die Erfahrung, wie wichtig dieser Ort sein kann, um in einem entscheidenden Moment viel und nachhaltig zu bewegen...

Ort: Kino Café / Empore vor Raum 6 (innen)

16. „Es wurde getippt, geklebt und getackert“

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16. „Es wurde getippt, geklebt und getackert“ / Die „Dorfpostille“ und der Bahnhof Langendreer

Paul Möller ist pensionierter Lehrer und seit fast 40 Jahren verantwortlich für das Langendreer‘ Stadtteilmagazin „Dorfpostille“.

1982: Paul Möller, damals Juso und aktiv in der Stadtteilarbeit, mietet mit Gleichgesinnten ein Ladenlokal in Langendreer, um dort ein Begegnungszentrum zu eröffnen. Wenig später wurde die „Dorfpostille“ gegründet, die zu Beginn noch als 20-seitiges getackertes Heft in schwarz-weiß erscheint. In der siebten Ausgabe ruft die Dorfpostille zur Nutzung des leerstehendes Bahnhofs als Kultur- und Jugendzentrum auf, gleichzeitig läuft in der alternativen Kneipe „Rotthaus“ der Mietvertrag aus. Eine Initiative gründet sich, arbeitet an einem Konzept, gründet einen Verein: Die Verhandlungen mit der Stadt beginnen. Der Bahnhof wird Dauerthema in der Dorfpostille. 1986 zieht die Redaktion in den Bahnhof ein: Viele Jahre wird hier geplant, geschrieben, produziert und anschließend gefeiert…

Ort: Längsseite des Gebäudes, blaue Tür (außen)

17. „Wir brauchten einen Raum, der total geschützt ist“

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17. „Wir brauchten einen Raum, der total geschützt ist“/ Die medizinische Vermittlung für Asylbewerber:innen und Illegalisierte

Dagmar Engels ist niedergelassene Ärztin mit Praxis in Wattenscheid und hat 1997 die Medizinische Flüchtlingshilfe mitgegründet.

1997: Dagmar Engels ist am Ende ihres Medizinstudiums und will etwas bewegen. Menschen im Asylverfahren wurde damals medizinische Versorgung nur im akuten Notfall gewährt. Für illegalisierte Menschen war es selbst im Notfall ein hohes Risiko medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Mit mehreren Kommilitoninnen gründet Dagmar die Medizinische Flüchtlingshilfe (MFH). Nach dem Vorbild des Medibüros in Berlin will die Initiative für diese Menschen die medizinische Versorgung organisieren. Es müssen Ärzt*innen gefunden werden, die bereit sind kostenlos zu behandeln. Ein geschützter Raum – mit eigenem Telefonanschluss – findet sich schnell im Bahnhof: Über 25 Jahre lang fand ab da die erste Vermittlungssprechstunde in NRW für Illegalisierte und Asylbewerber:innen in „Raum 3“ statt.

Ort: Längsseite des Gebäudes, blaue Tür (außen)

18. Bochumer Kulturzentrumsbewegung: Flugblatt (1981)

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18. Bochumer Kulturzentrumsbewegung: Flugblatt (1981)

„All, denen die hier herrschende Kultur stinkt, sollen kommen. Wir machen unsere eigene Kultur.“

Sprecher: Felix Koblenzer (Bahnhof Langendreer)

Ort: Innenhof zum Studio 108 (außen)

19. Die Kulturzentrumsbewegung Anfang der 1980er Jahre in Bochum

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19. Die Kulturzentrumsbewegung Anfang der 1980er Jahre in Bochum

Miriam Witteborg arbeitet seit 2019 im Bereich Kabarett, Konzerte & Festivals im Bahnhof Langendreer und hat seit 2020 die ältere und jüngere Geschichte des Bahnhofs gründlich recherchiert und aufbereitet.

1981: In Bochum entsteht eine Bewegung für ein autonomes Kulturzentrum. Mit der Besetzung der alten Mensa an der Ruhr-Uni ging es los, nach deren Räumung folgten weitere Besetzungen von Fabrikgebäuden und Räumungen, Massendemos, Repressalien, Verhaftungen, Kriminalisierung und gescheiterte Gespräche mit der Politik. Dann der Höhepunkt: Am 11. Dezember wird die ehemalige Heinzmann-Fabrik besetzt: Die legendäre „Bo-Fabrik“ öffnet die Tore für zeitweise tausende Leute. Die Stadt Bochum stellt zu Weihnachten den Strom und Heizung ab. Trotz massiver Proteste wird Ende Januar `82 im Rathaus der Abriss beschlossen, am 10. Februar wird die Bo-Fabrik mit einem massiven Polizeieinsatz geräumt...

Ort: Innenhof zum Studio 108 (außen)