Brüssel Zentrum

Stadtführung Rue de l'Etuve 55, 1000 Bruxelles, BE

Es wird durch den historischen Kern Brüssels geführt. Das Zentrum wird aufgrund der Straßenform, welche es einschließt auch als Pentagon bezeichnet und setzt sich aus verschiedenen Stadtvierteln zusammen. Wir beginnen am südlichen Rand mit dem "Halle Tor" und enden beim Wahrezeichen Brüssels dem Mannekin Pis.

Autor: Thorsten Preiss

15 Stationen

De Halleport

Boulevard du Midi 150, 1000 Bruxelles, BE

FR: Port de Halle. Das Tor, welches der Stadt Halle zugewandt ist. Es ist letztes Überbleibsel des 2. Mauerrings aus dem 14. Jhd. Der zweite Mauerring verlor bald seine Funktion und es waren aufgrund neuer Waffen andere Verteidigungsanlagen notwendig. Das Tor selbst, welches wie eine Festung aufgebaut war diente dann aber noch als Gefängnis und zu anderen Zeiten wurde es als Zollhaus , Getreidespeicher und lutherische Kirche genutzt.

Einst war das Tor ein eckiger, funktionaler Festungsbau, weswegen man sich im 19. Jhd. dachte, dass man es doch etwas umrestaurieren könnte. Und da man damals ein weit romatnischere Vorstellung vom finsteren Mittelalter hatte, machte man ein paar niedliche Türme und Rundungen ran.

Heute befindet sich darin ein Museum für mittelalterliche Zeitgeschichte.
Der Name Brüssel setzt sich aus den Wortbestandteilen bruk und sel[la] zusammen, wie an der französischen Namensform Bruxelles noch zu erkennen ist. Der erste Namensbestandteil wird mit altniederländisch bruoc bzw. neuniederländisch broek („Sumpf“, „Bruch“) erklärt, während der zweite Teil aus dem altniederländischen sella („Sitz“, „Wohnort“) abgeleitet ist. Der Name bedeutet demnach „Wohnort im Sumpf“, wie dies auch für die deutsche Stadt Bruchsal und die nordfranzösische Gemeinde Broxeele (niederländisch: Broksele) zutrifft.

Erste urkundliche Erwähnungen finden sich im 7. Jahrhundert n.C. Richtig Bedeutung gewinnt Brüssel allerdings erst mit der Gründung des Domkapitels im Jahre 1047 wurde Sankt Gudula zur Stiftskirche. Als Teil des Herzogtums Brabant wurde es über die Jahrhunderte durch die Königshäuser durchverheiratet und erst im 15 Jahrhundert unter der Herrschaft der Habsburger wurde Brüssel zur Hauptstadt von Brabant. Im Lauf der Jahrhunderte war Brüssel in jedem Krieg zwischen Frankreich und irgendwem anderen im Zentrum und wurde teilweise zerstört.

Erst mit der Gründung Belgiens 1830 erreichte Brüssel einen ungebremsten Aufschwung. Alles wurde renoviert und Architekten tobten sich mit verschiedensten Stilen am Stadtbild Brüssels aus.

Im ersten und zweiten Weltkrieg hatte das Stadtbild Brüssels sozusagen Glück, da Brüssel quasi widerstandslos eingenommen wurde.

Im Laufe der vier Besatzungsjahre kristallisierte sich Brüssel als „Epizentrum des belgischen Widerstands“ heraus. So verweigerten die 19 Gemeinden, aus denen sich Brüssel schon damals zusammensetzte, 1942 die Einführung des Judensterns. Bürgermeister Jules Coelst antwortete den deutschen Besatzern, seine Kollegen und er könnten sich nicht entschließen, „sich an einer Anordnung zu beteiligen, die so offen gegen die Würde des Menschen verstößt.“ Ebenso weigerten sich die Brüsseler Bürgermeister und die Polizei, sich an den Razzien der deutschen Sicherheitsdienste gegen Juden zu beteiligen.

Am 3. September 1944 konnten die allierten Brüssel schnell einnehmen und dieser wird heute noch als der "Dolle Dinsdag" gefeiert.

Place du Jeu de Balle

Place du Jeu de Balle 1, 1000 Bruxelles, BE

War einst ein Platz zum Handballspielen. Heute bekannt durch den Flohmarkt, welcher seit 1873 täglich stattfindet. Auf flämisch heißt er Vossenplein, was soviel wie Fuchsplatz heißt. Dies ist auf die dort ansässige Eisenbahnfirma Society du Reinard oder auch Fox Company zurückzuführen.

Justizpalast

Place Poelaert 1, 1000 Bruxelles, BE

Der Justizpalast ist auch eines der Nationalsymbole Belgiens und wurde am sog. Galgenhügel errichtet. Er wurde 1830 - direkt nach der Gründung Belgiens - von Leopold II in Planung gegeben und 1883 fertiggestellt. Er wurde nach dem Vorbild des Pariser Palais de Justice geplant und sollte mit seiner imposanten Ausführung ein Symbol fürr die Rechtsstaatlichkeit Belgiens sein.

Für seinen Bau mussten die Brüsseler Bürger den historischen Stadtteil Bovendael räumen und nannten deswegen den planenden Architekten den Hassnamen „schieven architek“, shiev ( =schändliche) soll ein sehr schlimmes Schimpfwort gewesen sein.

Heutzutage ist der ganze Bau marode und viele Gerichte mussten bereits ausgelagert werden. Gern hätte Brüssel, dass der Palast zum Weltkulturerbe erhoben wird, um da vielleicht ein paar Zuschüsse zu erhalten.

Notre-Dame du Sablon

Rue de la Régence 28, 1000 Bruxelles, BE

Die Notre-Dame du Sablon (franz.) oder Onze-Lieve-Vrouw ten Zavel (niederl.) (mitunter auch Notre-Dame des Victoires) ist ein am Zavel/Sablon-Platz.

Das heutige Brüsseler Stadtviertel Sablon/Zavel war im 13. Jahrhundert nicht mehr als eine große sandige Fläche, die als Begräbnisplatz diente. Die Gilde der Armburstschützen dachte sich dann, dass sie dort eine Kapelle errichten könnten und klauten dann eine wundertätige Statue. Dort wurde hingepilgert, gespendet und dann der heutige Sakralbau erbaut.

Der Place du Grand Sablon ist an den Wochenenden Schauplatz eines Antiquitätenmarktes.

Église Notre-Dame de la Chapelle

Kapellestraat 21, 1000 Brussel, BE

Bereits ein Dokument aus dem Jahr 1134 erwähnt eine Kapelle an diesem Ort und sie ist eine der ältesten Monumente in Brüssel. Zu deutsch heißt sie Kapellenkirche und auf niederländisch: Onze-Lieve-Vrouw-ter-Kapellekerk. Wie so vieles in der Stadt wurde sie zerstört, restauriert, zerstört, restauriert...

Nicht weit von ihr befindet sich die bekannte Künstlerkneipe „het goudblommeke in papier“ (das goldene Papierblümchen).

Mont des Arts

Place de l'Albertine 1, 1000 Bruxelles, BE

Umgeben ist der Platz von zahlreichen Museen, der so genannten Brüsseler Museumsmeile.

1731 brannte der einstige Palast ab und Leopold II. hatte dann später die Idee dort so eine Art Künstlerviertel zu errichten...

Überreste des Palastes von Coudenberg sind heute noch unterirdisch in der Ausgrabungsstätte Coudenberg unter dem Königlichen Platz vorhanden.

Königlicher Palast

Rue Brederode 16, 1000 Bruxelles, BE

1731 brannte hier einst der Palast der Habsburger auf dem Koudenberg ab. Um 1815 entschied sich dann der König Wilhelm der I. von den Niederlanden, dass man dort doch ein Schloss bauen könnte. Dieses wurde 1829 fertig gebaut und ein Jahr später war dann die belgische Revolution und der König Leopold I. wählte diesen Palast zu seiner Residenz. Sein Nachfolger Leopold II. verlieh dem neobarocken Schloss die heutige Gestalt. Diese Umwandlung endete 1903.

Warandepark

Brussels, BE

Ehemals befand sich daneben das herzogliche Schloss Koudenberg und der zugehörige Park war ein "feudaler jagdlicher Vergnügungspark". Eben dies bedeutet auch "Warande".

Kongress-Säule

Rivolistraat 30, 1000 Brussel, BE

Denkmal auf dem Kongressplatz zur Erinnerung an die Gründung des belgischen Staates.

Cathédrale St. Michel et Gudule

1000 Brussel, BE

Erste Ursprünge bereits im 8. Jahrhundert. Der heutige Bau wurde 1226 begonnen und Ende des 15. Jahrhunderts mit Fertigstellung der 69 Meter hohen Türme vollendet. Auch hier wurde im Laufe der Zeit immer mal wieder geplündert und zerstört. Wie sooft haben die Franzosen vor allem Ende des 18. Anfang 19. Jhdt. gewütet.

Hierbei kann angemerkt werden, dass Brüssel ursprünglich Teil des Herzogtums Brabant war. Im 5. Jahrhundert wurde die Provinz bei den Römern erstmals unter einem ähnlichen Namen wie Brabant geführt. Im Lauf der Jahrhunderte wurde es als Herzogtum durch die Königreiche Europas geschubbst.

1814 mit dem Wiener Kongress im Anschluss an die napoleonischen Kriege wurde das "Königreich der Vereinigten Niederlande" begründet. 1830 kam es dann zur belgischen Revolution und die südlich geprägten Lande spalteten sich vom potestantisch geprägten Norden ab und gründeten Belgien.

Seitdem besteht der ewig schwelende flämisch-wallonische Konflikt. Die Flame sind im Norden verbeitet und sprechen niederländisch. Die Wallonen südlich und sprechen französisch. Brüssel selbst ist bilingual, allerdings mit Dominaz frankophon. Im Osten belgiens gibt es auch deutsche Mundarten.

Seit den 1970er Jahren wirde versucht dem Konflikt mit föderalen Strukturen zu begegnen und zu dezentralisieren. Die Regionen Flandern, Wallonien und Brüssel-Hauptstadt sowie die Flämische, die Französische und die Deutschsprachige Gemeinschaft bilden seither das politische Grundgefüge des Landes.

Galeries Royales Saint-Hubert

Galerie du Roi 12, 1000 Bruxelles, BE

1847 eröffnete Ladenpassage. Einst war hier ein eng bebautes Stadtgebiet, in welches nicht viel Licht einfiel. Um höhere Gesellschaftsschichten in diese Gegend zu locken wurde die Passage geplant und mittels einflussreicher Geldgeber konnten Wohnungen und kleinere Geschäfte weichen, um der Passage für Luxusgüter Platz zu machen.

Jeanneke Pis

Impasse de la Fidélité 10-12, 1000 Bruxelles, BE

weibliches Pendant zu Mannekin Pis

Grote Markt

Grand Place 29, 1000 Bruxelles, BE

Grote Markt oder Grand Place. Gotisches Rathaus und barocke Fassadenfront. Unesco-Weltkulturerbe. Am 13. und 14. August 1695 wurde der Platz durch den Beschuss französischer Truppen unter Marschall Villeroy fast völlig zerstört. Nur das Rathaus und ein Teil des Maison du Roi/Broodhuis blieb stehen, aber danach wurde Platz schnell bebaut, weswegen alles im barocken Stil des 17. Jahrhunderts ist. Hoher schmaler Glockenturm wird als Belfried bezeichnet.
Broodhuis = Brothaus. Die anderen Häuser sind hauptsächlich Zunfthäuser, aber auch Privathäuser. Jedes hat seinen eigenen Namen.
An Wochentagen findet hier ein Blumenmarkt, sonntags der Vogelmarkt statt.

Autofrei wurde der Platz, als “the world’s most beautiful car park” bezeichnet, erst 1971, nachdem die englischsprachige Brüsseler Wochenzeitschrift The Bulletin eine Petition lancierte, die von zahlreichen Brüsselern unterzeichnet wurde. Der liberale Bürgermeister lehnte die Petition jedoch ab, worauf die Zeitschrift einen „Sit-down protest“ in Form eines Picknicks organisierte, bis der Bürgermeister nach einigen Monaten nachgab und der Platz autofrei wurde.

Cafe Gruun

Oud Korenhuis 36, 1000 Brussel, BE

Specialty Coffee und viele Pflanzen

Manneken Pis

Eikstraat 2, 1000 Brussel, BE

Der pinkelde Mann oder auch petite Julien ist das Wahrzeichen Brüssels. 1619 wurde die Statue durch einen Bildhauer als Drollerie erbaut. Auch zuvor schon war die Art der Statue als Motiv im 15. Jahrhundert bekannt. Im Lauf der Zeit wurde die Bronzestatue mehrmals entwendet und die heutige Fassung ist aus dem Jahr 1965. Seit März 2019 hat der Brunnen einen geschlossenen Wasserkreislauf. Zuvor konnte man zwar draus trinken, aber es gingen täglich 1500 bis 2500 Liter flöten.

Die Statue im Zentrum der „politischen Hauptstadt“ der Europäischen Union stünde stellvertretend für Meinungsfreiheit, Widerstandsgeist und demokratische Werte. Dies zeigte sich zuletzt 2016 nach den Terroranschläge in Brüssel am 22. März 2016: Über die sozialen Netzwerke wurden sofort Bilder verbreitet, auf denen das Manneken auf die Terroristen uriniert. Diese Bilder erinnerten an eine Zeichnung von 1944, auf der das Manneken auf die aus Brüssel flüchtenden deutschen Wehrmachtssoldaten und ein großes Hakenkreuz pinkelt.

Gern wird er auch verkleidet, bspw. im Trikot der Nationalmannschaft oder als Mozart, oder am Welt-AIDStag mit einem Kondom. Mittlerweile gab es über 900 Verkleidungen und ein paar Meter weiter befindet sich seit 2017 das Museum Garderobe Mannekin Pis.