Die Geschichte des Sportpark Luftschiffhafen

Tour 14471 Potsdam, DE

Diese Tour führt die Interessierten über das Gelände des Sportpark Luftschiffhafen in Potsdam. Entlang von alten und neuen Gebäuden lernt man die Geschichte des Geländes kennen.

Autor: Christoph Scholz

11 Stationen

Das Eingangsgebäude

14471 Potsdam, DE

Der angelegte LSH sollte neben einem Start- und Landeplatz auch als Einnahmequelle dienen. Die Luftschifffahrt war kein günstiges Unternehmen und so sollte auch das Betreten des Geländes kostenpflichtig sein. Um Kontrolle über die betretenden Personen zu erhalten wurde ein „Kassen- und Eingangsgebäude“ gebraucht. Für die Erarbeitung des Entwurfes war das renommierte Berliner Architektenbüro Bielenberg & Moser verantwortlich. Vor dem Hintergrund der vielen besonderen Tore in Potsdam, sollte auch dieses besonders werden. Die beiden Türme des Tores boten unter ihren geschwungenen Walmdächern eine für Besucher nutzbare offene Plattform. Zwischen den Türmen befindet sich ein Stahlgerüst, das früher den Schriftzug „Luftschiffhafen“ trug. Das Tor beinhaltete fünf mit Kassen versehene Durchlässe und wurde 1911 eingeweiht. Auch heute dient es noch als imposantes Eingangstor zum Sportpark Luftschiffhafen. Direkt hinter dem Eingangstor beginnt der neue "Walk of Fame des Sports" für Potsdamer Sportler. Auf diesem werden Medaillengewinner*innen bei Olympia geehrt, welche ihre Wurzeln in Potsdamer Vereinen haben.

der Seekrug

An der Pirschheide 28, 14471 Potsdam, DE

Im Jahr 1883 wurde der erste Verein in Potsdam gegründet, welcher das Rudern als Vereinssport betrieb. Bis 1945 wurden es 7 Vereine, welche in und um Potsdam entstanden. Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Truppen und der Zuordnung des Gebietes zur sowjetischen Besatzungszone verloren alle Vereine ihre bis dahin genutzten Boote und dazugehörigen Bootsschuppen. Mit dem Kommandaturbefehl vom 23. April 1947 wurden Sportvereine in den Besatzungszonen wieder erlaubt. Danach kam es zur Neugründung der „Rudersparte Potsdam“, welche sich allen ehemaligen Vereinsmitgliedern der 7 Vereine als Anlaufpunkt anbot. Im Jahr 1949 kam es zur Umbenennung in die ZSG/BSG "Willi Sänger". Der Namensgeber Willi Sänger war bekannter Kommunist, Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime gewesen und durch Todesurteil im Jahr 1944 getötet. Mit Beginn des Jahres 1950 bekam der Verein von der Stadt Potsdam das Gelände rund um den Seekrug als neues Sportlehrheim zugewiesen. Alle Vereinsmitglieder beiderlei Geschlechts investierten ihre Freizeit um das Gelände zu einem Ruderzentrum auszugestalten. Das ehemalige Schilfdach wurde bei einem Brand im Jahr 1951 vernichtet, hinterher wurde das noch heute sichtbare Ziegeldach aus Brandschutzgründen verwendet.
Nachdem im Jahr 1954 der Verein Teil der Hochschulsportgemeinschaft Wissenschaft Potsdam wurde, kam es im Jahr 1958 zu einer neuen Zuordnung. Zwischen 1958 und 1988 war der Ruderclub nun unter dem Namen Dynamo bekannt, welches eine Sportorganisation des Mininsteriums des Innern, der Staatssicherheit und Zolls der DDR war. Diese Inobhutnahme verlieh dem Ruderverein und Ruderstützpunkt einen Rückhalt und einen damit verbundenen Aufschwung. Leider wurde das Gelände damit auch für zivile Rudersportler*innen nur noch bedingt nutzbar.
Nach dem Mauerbau 1961 kam es zu größeren Anstrengungen das Gelände für den Spitzensport nutzbar zu machen. Im Jahr 1966 wurde sowohl eine dritte Bootshalle als auch das Internatsgebäude fertig gestellt. 1972 wurde dann eine Mehrzweckhalle gebaut, welches Ruderergometer und ein Kraftraum enthielt. Damit waren viele ältere Geräte, unter anderem das 1952 in Eigenregie angebaute Ruderergometer, nutzlos. 1980 wurde eine vierte Bootshalle gebaut, welche eine Schlosserei und Bootsbauerei enthielt. Diese Investitionen zahlten sich aus. Zwischen 1966 und 1988 gewannen die aktiven Ruderer 35 Goldmedaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften. Von den olympischen Spielen 1988 in Seoul kehrten dann 15 Medaillengewinner*innen nach Potsdam zurück, hierbei bestand der Männer-Vierer nur aus Potsdamer Sportlern und der Frauen-Zweier nur aus Potsdamer Sportlerinnen.
Nach den Ereignissen um die Jahreswende 1989 gründete sich im Februar 1990 der Verein "Potsdamer Ruder-Gesellschaft e.V." (PRG), welcher dann auch die ehemaligen Sportler*innen der SG Dynamo, welcher sich in Auflösung befand, aufnahm. Im September 1990 erhielt der Verein "Potsdamer Rudergesellschaft/Polizeisportverein e.V." das Seekrug-Gelände dann unbefristet zur Nutzung. In den folgenden Monaten kam es zu weiteren Umbenennungen, an dessen Ende dann die "Potsdamer Rudergesellschaft e.V." stand, welche vornehmlich für Freizeitsportler*innen war. Die leistungsorientierten Sportler*innen wurden vom entstehenden Olympiastützpunkt Potsdam und der dazugehörigen Sportschule trainiert. In den darauffolgenden Jahren gewannen nun regelmäßig sowohl ehemalige DDR-Sportler*innen als auch BRD-Sportler*innen aus Potsdam Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, sowie Olympiaden.

Die Geschichte

Olympischer Weg 2, 14471 Potsdam, DE

Der Beginn des Luftschiffshafen Potsdam ist etwa auf das Jahr 1909 zu datieren. Auf der Suche nach einen Luftschiffhafen im Raum Berlin-Potsdam bot die Potsdamer Stadtverwaltung unter anderem das Gelände vor der Pirschheide an. Nach der Besichtigung durch die DELAG (Deutsche Luftfahrt-Aktiengesellschaft) und Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Absegnung durch den Deutschen Kaiser stand einem Luftschiffhafen (LSH) auf dem Areal nichts mehr im Wege. Das Interesse der Stadt an dem LSH war vor allem als Ausgangspunkt für Rundflüge zu dienen und zusätzliche Impulse für den Fremdenverkehr (Tourismus) zu erhalten. Am 4. März 1911 wurde der „Vertrag zwischen dem `Luftschiffbau Zeppelin GmbH´, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, und der Stadt Potsdam“ unterzeichnet. Das Unternehmen verpflichtete sich bis 1912 einen vollständigen LSH zu errichten. Der LSH war geboren. Nach dem ersten Weltkrieg gab es einen ersten Vorstoß für eine Nutzung des Geländes für den Sport. Am 17. Dezember 1918 fragte eine „Sportliche Vereinigung Potsdam“ an, ob die lahmgelegte Start- und Landefläche „zur Hebung und Förderung der Körperkultur der Potsdamer Jugend“ genutzt werden darf. Dieser Antrag wurde aufgrund der damaligen Situation in Deutschland abgelehnt. Die Reaktivierung der deutschen Luftschifffahrt in Potsdam wurde durch die Siegermächte unterbunden. Teile des nun brachliegenden Geländes wurden vorübergehend für Veranstaltungen verpachtet. Mit dem Pachtvertrag zwischen der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und dem Fußballclub Hellas 04, der in dieser Zeit viele Teilnehmerzuwächse verzeichnete, wurde der Grundstein für die sportliche Nutzung des Luftschiffhafens gelegt. Im Sommer 1920 übernahm Georg Hacker, ein bekannter deutscher Luftschiffpilot, die Führung des LSH. Durch ihn bekam der Sport den Vorzug zu den bis dahin häufig stattfindenden politischen Versammlungen am LSH. Der frisch gegründete Havel-Regattaverein durfte ab dem Frühjahr 1921 die leerstehende Luftschiffhalle als Sattelpatz nutzen. Im September des Jahres fand dort sogar die „Potsdamer Turn-, Spiel- und Sportwoche“ statt. Auch Hundeveranstaltungen erfreuten sich großer Beliebtheit beim Publikum im LSH. Im November 1922 zog eine Bootswerft einer Bootsbaugesellschaft im Luftschiffhafen ein. Die Weltwirtschaftskrise 1929 und ein achtwöchiger Streik Anfang 1930 setzten der Bootswerft stark zu, wodurch das Unternehmen schließlich aufgelöst wurde. In den „Goldenen Zwanzigern“, genau im Mai und Juni 1925, war der Potsdamer Luftschiffhafen Veranstaltungsort für die Allgemeine Wassersportausstellung. Zu Schau gestellt wurden dabei die neusten und verschiedensten Wasserfahrzeuge, Zubehör und Wassersportgeräte. Zum sportlichen Rahmenprogramm des Events zählte unter anderem die Auffahrt des Deutschen Kanu-Verbandes mit über 100 Booten und der Vorführung von Kanu-Kampfspielen. Im selben Jahr wurde im Süden des Geländes zügig eine Schießanlage errichtet. Das war der Stadtverwaltung wichtig, da sie den Sportplatz des LSH als „Kampfstätte“ sahen und auf möglichst vielen Ebenen gegen die Ungerechtigkeit des Versailler Vertrages vorgehen wollten. Offiziell eröffnet wurde das Sport- und Freizeitzentrum LSH am 15. Mai 1927 (Abb. LSH_von_oben). Bis dahin wurden neben dem Bau des Stadions auch mehrere Sportplätze in der Größe von Fußball- und Hockeyplätzen eingerichtet. Separat dazu gab es einen Übungsplatz speziell für die Leichtathletik inklusive einer 110m-Hürdenbahn. Ein weiterer Platz wurde für den Reit- und Fahrsport angelegt. Damit auch der Schwimmsport nicht zu kurz kommt, war man auf der Suche nach einem privaten Bauherr für ein modernes Schwimm- und Freizeitbad, leider vergeblich. Aus diesem Grund wurde es in den Templiner See hineingebaut. Die Schwimmbahn maß ganze 100m und konnte bei Bedarf auf 50m reduziert werden. Zudem verfügte es über sechs Sprungbretter und einen Nichtschwimmerbereich. 1926 wurde das Bad das erste Mal genutzt.
Der Luftschiffhafen war nicht nur Einheimischen ein Begriff. Spätestens mit dem Empfang der amerikanischen Pionierflieger Clarence D. Chamberlin (1893-1976) und Charles A. Levine nach ihrem Flug von New York nach Berlin im Jahr 1927 wurde der Luftschiffhafen auch in Übersee bekannt. Im Jahr 1930 wasserte der Weltflieger Wolfgang von Gronau mit seinem Flugboot auf dem Templiner See. Nur zwei Jahre später umrundete er mit seinem Flugzeug und seiner Mannschaft die Welt und besuchte Potsdam, auch aus persönlichen Gründen, auf Einladung wieder. Zur NS-Zeit, genauer am 12. Juni 1937, stattete der Reichs-Propagandaminister Joseph Goebbels dem Gelände des LSH einen Besuch ab. Der vorgesehene Besuch der Olympiaglocke (Abb. Olympiaglocke), dem Symbol der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, blieb aufgrund propagandistischen Größenwahns aus. Auf ihrer Reise durch Deutschland hätte sie vermutlich am Potsdamer Luftschiffhafen Halt gemacht, aber sie war zu groß. Die aus Gussstahl gefertigte, nicht gut klingende Glocke war 2,6 m hoch. Für den Transport hing sie in einem Holzjoch und besaß eine Gesamthöhe von 4,6 m. Die ursprüngliche Route der Glocke sollte von Brandenburg an der Havel kommend über die Zeppelinstraße erfolgen. Es musste aber ein Umweg gefahren werden, da die Konstruktion für mehrere Eisenbahnbrücken viel zu hoch war.
Was Sportwettkämpfe angeht, war der Luftschiffhafen überwiegend nur auf regionaler Ebene eine Bühne für Athlet*innen. Der Potsdamer Magistrat wollte ein ausgewogenes Verhältnis von Leistungs- und Breitensport sowie naturnaher Freizeitgestaltung. Größere Wettkämpfe fanden üblicherweise in Berlin statt. Eine Überraschung gelang der Frauenmannschaft der Potsdamer Sportfreunde 04 am 28. September 1930, als sie in der 3x800-Meter-Staffel einen neuen Weltrekord (07:49:90) aufstellten. Neben diesem Ereignis sorgten auch die immer häufiger stattfindenden Wasser- und Motorsportrennen auf dem Templiner See für viel Aufmerksamkeit. An diesen Rennen nahmen auch immer mehr internationale Athleten teil.
Mit der Machtübernahme Hitlers rückte die politische Nutzung des Luftschiffhafens immer mehr in den Vordergrund. Neben Hitler traten auch NS-Größen wie Goebbels oder am 18. Juni 1933 der frisch ernannte Reichskommissar für Turnen und Sport Hans von Tschammer und Osten. Vereinssport wurde durch die Gleichschaltung nicht mehr betrieben. Stattdessen fanden nun Sportveranstaltungen und Wettkämpfe der NSDAP, der SA, der SS, der Hitlerjugend und des BDM mit militärisch-propagandistischem Hintergrund statt. Mit dem Ende der Blitzkriege und dem zunehmenden Widerstand der alliierten Truppen nahm die sportliche Nutzung schnell ab. Viele Athleten wurden für den Krieg als Soldaten benötigt und das Gelände des Luftschiffhafens diente als Stützpunkt der Luftwaffe. Das Areal überstand den Krieg überwiegend unbeschädigt und fiel in die Hände der Besatzungsmacht Sowjetunion. Sport war bis Ende März 1946 überwiegend verboten. Nur Schüler*innen durften sich über die Schule sportlich organisieren und der Luftschiffhafen wurde wieder allmählich für sportliche Veranstaltungen genutzt. Ab 1952 diente das Areal der Kasernierten Volkspolizei und daraus folgend der Nationalen Volksarmee. Mit der Gründung des ASK Vorwärts Potsdam fanden wieder mehr Wettkämpfe, auch auf internationaler Ebene, statt. Leistungsorientierter Schulsport fand Ende der 1970er Jahre mit der Einrichtung der Kinder- und Jugendsportschule Potsdam einen Platz im Luftschiffhafen. Das damalige Internatsgebäude dient heute der Eliteschule des Sports Friedrich Ludwig Jahn. Dadurch entstand auch ein größerer Bedarf moderner Sporthallen, worauf die Leichtathletik- und Schwimmhalle errichtet wurden.

Der ASK Vorwärts nach der Wende

Olympischer Weg 2, 14471 Potsdam, DE

Anfang 1990 war der ASK Vorwärts noch immer der nationalen Volksarmee der DDR unterstellt. Im Zuge der anstehende Wiedervereinigung kam es zu krampfhafte Überlebendversuchen. Zu dieser Zeit kam es zu Übergriffen auf eben noch gefeierte Spitzensportler oder deren Eigentum. In Potsdam wurde deshalb einer der Athleten zum wirklichen Diplomaten im Trainingsanzug, der Kugelstoß-Recke Udo Beyer. Er suchte den Dialog mit den Kritikern und mühte sich um Ausgleich, ging dabei sogar soweit über die Presse in die Offensive. Mit dem klaren Statement „Es gab zu viel Geheimniskrämerei um die Belangen im Leistungssport“, analysierte er in einem von ihm selbst angeregten Interview. Hierbei betonte er, dass er bereit sei, alles offen zu legen. Der seinerzeit nach einer kleineren Pause wieder aktive Olympiasieger von 1976 bot einen Termin und einen Ort an, an dem jeder mit ihm diskutieren könne, doch leider kamen hier nur wenige und der Großteil dieser waren ohnehin Fans von Beyer.
Genau genommen war der ASK Vorwärts Potsdam in diesen Wochen schon längst Geschichte. Nur einige Protagonisten wollten und konnten sich damit zunächst nicht abfinden. Die Volksarmee, der Träger der Sportvereinigung „Vorwärts“, war in Auflösung inbegriffen. Sie entwaffnete sich selbst unter der Führung von Rainer Eppelmann und hörte am 3. Oktober 1990 am Tag der deutschen Wiedervereinigung auf zu existieren. Zu diesem Termin endete auch das Arbeitsverhältnis der meisten bis dahin leitenden Offiziere, Trainer, medizinischer Betreuer und Zivilangestellten im Luftschiffhafen. Einige von Ihnen wurden bis zum Jahresende übernommen um die Sportanlagen sowie jegliche Gerätschaften fachlich für die Bundeswehr vorzubereiten und diese zu Übergeben.
Die Armee, ab jetzt die Bundeswehr, würde sich wie es hieß nur bis zu den Olympischen Spielen 1992 engagieren. Danach sollte auch die umstandshalber geschaffene Außenstelle der Bundeswehrsportschule geschlossen und der gesamte Geländekomplex Luftschiffhafen an die Stadt Potsdam zurück übertragen werden. So waren jedenfalls wie oben bereits beschrieben die Intentionen. Diesem Plan entsprechend wurde zunächst die Lehrgruppe C der Sportschule Warendorf wieder geschlossen. Die Sportfördergruppe die sich um die Unterstützung der Leistungssportler am Standort kümmerte blieb bis zum 1.04.1998 erhalten und zog dann kurzzeitig um.
Ein wahrhaft großer Brocken kam jetzt auf die Stadt Potsdam zu, der viel Unterhalts und vor allem Modernisierungs- und Restaurierungskosten zur Folge haben würde. Verständlich, dass die Stadt-Oberen darin eine Überforderung der kommunalen Möglichkeiten erahnten. Schon deshalb gab es auf der politischen Ebene die verschiedensten Denkmodelle wie es mit dem Luftschiffhafen weiter gehen könnte. In der Hoch-Zeit der Spekulanten hätte es sogar passieren können, dass das gesamte Areal als Bauland verramscht wird. Doch dies wussten standhafte Lokal- und Landespolitiker und vor allem die Sport Enthusiasten zu verhindern.
Der Luftschiffhafen dominierende ASK Vorwärts Potsdam wurde letztendlich Ende Januar 1990 in SC Vorwärts umbenannt, die Dynamos im Ernst-Thälmann-Stadion mochten oder konnten sich auch nicht von ihrem Träger lösen und traten bald als Polizeisportverein (PSV) auf. Die ebenfalls dem Träger „Amt für nationale Sicherheit“ existierende SG Dynamo Rudern gab sich am 28. Februar 1990 nach der Öffnung des Bootshauses Seekrug für Jedermann und der Einbeziehung der Freizeit-Ruderer und des Nachwuchsstützpunktes Dynamo Wildpark die Traditionsbezeichnung „Potsdamer Ruder-Gesellschaft“. Die Flucht nach vorne aus dem ehemaligen, durch die Armee geförderten Leistungssport des ASK Vorwärts traten als erstes die Leichtathleten an. Was am 17. März 1990 als kleine Zeitungsmeldung erschien, war der erste Versuch, Spitzenathleten hier weiterhin eine Heimstatt zu geben. In dem Beitrag hieß es :“ Mehrere ehemalige Leichtathletik-Asse wie Olaf Beyer, Jürgen Straub oder Frank Möller ... riefen mit Ihrer Gründungsversammlung die Leichtathletik-Gemeinschaft Luftschiffhafen Potsdam ins Leben.“ Lange allerdings gab es die Leichtathletik-Gemeinschaft nicht, denn die Mitglieder traten als neue Abteilung dem später gegründeten (27. September 1990) ASK-Nachfolger OSC Potsdam bei.
Der Olympische Sportclub Potsdam Luftschiffhafen, kurz OSC Potsdam startete im September 1990 mit den Vorgängerclub Sportarten: Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Kanurennsport und Fechten. Kurze Zeit später kamen moderner Fünfkampf und Triathlon als neue Abteilungen dazu. Der einzige Fechter und Vorsitzende, Andreas Gerlach hatte seinen Sitz zunächst in einem aufwändig renovierten Anbau der ehemaligen historischen Großgaststätte direkt an der Eisenbahnbrücke neben dem Haupteingang. Der originelle Bau der dem Armeesportklub einst auch als Stabsgebäude gedient hatte, wurde leider im Zuge der Planung für eventuelle Olympische Spiele 2000 in Berlin abgerissen. Heute steht auf diesem Platz die große Mehrzweckhalle. Der OSC als mittlerweile zweitgrößter Verein Potsdams, bei dem Gerlach noch immer als Vizepräsident mit die Fäden in der Hand hält, ist längst auch ein Zuhause für Radsportler und Wasserballer oder den gesundheitsorientierten Fitness-Sport. In diesen Sparten wird der Leistungssport ebenso großgeschrieben wie der Freizeitsport. Nicht mehr dabei sind die Leichtathleten und die Turner, die sich Ende 1990er Jahre komplett dem größeren brandenburgischen Sportklub, dem SC Potsdam anschlossen. Auch dieser aus dem Polizeisportverein-Potsdam hervorgegangene und an den 1961 gegründeten, 1969 aber schon wieder aufgelösten Vorgänger anknüpfende Verein, bei dem bis 2018 Ex-Weitspringer Peter Rieger und der frühere Zehnkämpfer vom ehemaligen ASK Hans-Peter Schäperkötter die treibenden Kräfte sind, unterhält einen Großteil seiner Trainingsdomizile im Luftschiffhafen.

Regattahaus

Am Luftschiffhafen 1, 14471 Potsdam, DE

Das Regattahaus entstand aus der Not eines fehlenden Restaurants im Luftschiffhafen, das groß genug sein sollte, um die Besucher der ersten Allgemeinen Wassersport Ausstellung zu versorgen. Das Gebäude wurde in nur sieben Wochen fertiggestellt und Ende Juni 1925 an die Pächter des LSH übergeben. Der zugehörige Pavillon an der Uferseite wurde für Bootswettkämpfe auch mal mit einer Wettkampfuhr und einer Anzeigetafel versehen. Ansonsten erfüllte es hauptsächlich den Zweck eines schicken Restaurants. Das änderte sich mit den ersten Jahren der DDR. Ab den 1950er Jahren nutzte der Armeesportklub Vorwärts Potsdam und später auch die Sportgemeinschaft Dynamo Potsdam das Gebäude als Sportlerheim. Mit der Wende steht das Regattahaus, seit 1995 unter Denkmalschutz, leer und ungenutzt. Laut der Märkischen Allgemeine plant das Kongress-Hotel Potsdam das Regattahaus wieder gastronomisch zu nutzen.

Stadion am Luftschiffhafen

Am Luftschiffhafen 2, 14471 Potsdam, DE

Das größte Gebäude des LSH ist das 1927 mit Massenfreiübungen von 1500 Turner*innen eröffnete Stadion. Die Tribüne mit den roten Ziegelsteinen und dem Holzdach ist immer noch sehr original. Neben Platz für 500 Zuschauende bietet das Tribünengebäude einen Beratungsraum der Stadionleitung, ein Büro, drei Umkleideräume, ein Geräteraum sowie Wäscheräume und Toiletten für Sportler*innen und Besuchende. Auch die Form des Stadions ist nahezu original. Ursprünglich war das über 10000 Plätze bietende Stadion an der Seeseite offen. Der Grund dafür war, dass dort ein Denkmal stand, der sogenannte Weihestein. Er war den 1500 Potsdamer Bürgern gewidmet, die im I. Weltkrieg ihr Leben verloren. Dieser Weihestein enthielt eine Kassette, die heute im Potsdam-Museum zu begutachten ist, und wurde in der Nachkriegszeit mit dem Schluss des Stadions abgetragen. Die sowjetische Besatzungsmacht errichtete nach Bedarf eine zweite Tribüne an der Weihesteinstelle. Die Tribünenkonstruktion bestand anfangs überwiegend aus Holz. Später wurde sie überholt und aus Stahlbeton errichtet. Im Jahr 2020 begann der Abriss der zweiten Tribüne. Während der Besatzungszeit diente das Stadion als Austragungsort besonderer fußballerischer Begegnungen einzelner Vertretungen der Besatzungstruppen. Die Mannschaften kamen auch aus der Sowjetunion, speziell aus Moskau. Zu DDR-Zeiten diente das Stadion den Wettkämpfen der Hauptverwaltung Ausbildung und auch nationalen Meisterschaften. 2001 fanden die Leichtathletik-Europameisterschaften der Senioren statt und von 2005-2006 wurde das Stadion saniert. Grund dafür war unter anderem, die WM 2006 in Deutschland. Im Stadion des Luftschiffhafens bereitete sich das Nationalteam der Ukraine auf ihre Spiele vor. Vier Jahre später am Ende des Julis wurde zum zweiten Mal die Weltmeisterschaften der Marching- und Showbands veranstaltet und nur wenige Wochen später fanden im Stadion die deutschen Meisterschaften im Mehrkampf statt. Heute trainieren wieder Leichtathleten, die Damen des 1. FFC Turbine Potsdam und der international erfolgreiche Fanfarenzug Potsdam im alten Stadion. Seit 2016 sind auch die Potsdam Royals (American Football) im Stadion zu bestaunen.
Im Jahr 2020 wurde die seeseitige Tribüne, aufgrund von verbautem Asbest, dann abgerissen.

Villa Carlshagen

Olympischer Weg 1, 14471 Potsdam, DE

Das Areal der Villa Carlshagen befand sich am nördlichen Ende des LSH. Besitzer der Villa war der Berliner Bankier Carl Hagen (1856-1938). Der Name des Gebäudes stammt von einem in der Besitzerfamilie beliebten Kinderbuches von Emma Truberg mit dem Namen „Die Kinder auf Karlshagen“. Carl Hagen übernahm das Grundstück, auf dem bereits eine kleine Turmvilla und Nebengebäude standen, Ende des 19. Jahrhunderts und vergrößerte es 1905 durch weitere Zukäufe. Vier Jahre später begann er es zu seinem repräsentativen Sommersitz zu gestalten. Die Gastfreundlichkeit der Familie war gut bekannt, weshalb auch Größen wie Graf Zeppelin oder die deutsche Kaiserin in der Villa zu Besuch waren. Während des ersten Weltkrieges stellte Hagen die Villa als Lazarett zur Verfügung. Als der Sport mehr und mehr Bedeutung auf dem Gelände des LSH erlangte engagierte sich Hagen als Förderer des Havel-Regatta-Vereins. Trotz seiner jüdischen Herkunft überstand Hagen aufgrund seines Ansehens den Beginn der NS-Zeit vergleichsweise gut. Zu seinem 80. Geburtstag trafen internationale Freunde und Geschäftspartner in die Villa ein. Zwei Jahre später verstarb der Villabesitzer auf friedliche Weise. Daraufhin ging das Anwesen per Enteignung an die Stadt über und sollte zu einem städtischen Museum umgewandelt werden. Mit der Niederlage Deutschlands übernahm die Sowjetunion das Grundstück. Bis 1949 befand sich eine Außenstelle des Städtischen Krankenhauses auf dem Anwesen. Später befand sich zudem eine radiologische Klinik für Kinder des Bezirkskrankenhauses auf dem Gelände. In den 1970er Jahren begann der Bau der Sportschule „Friedrich-Ludwig-Jahn“ mit zugehörigem Sportareal. Ab 1990 stand das Areal leer und wurde an die Erbgemeinschaft des Bankiers Hagen zurückübertragen, zu der auch Nina Hagen gehörte. 2007 kaufte die Stadt Potsdam das Grundstück zurück. Wegen eines fehlenden Investors erwarb die IHK Potsdam das Anwesen 2012. Das Gebäude wurde saniert und 2017 an die „Health and Medical University“.

Neue Turnhalle

Zeppelinstraße 114, 14471 Potsdam, DE

Die Neue Turnhalle wurde im Jahr 2020 fertiggestellt. Sie liegt in direkter Nachbarschaft zur Villa Carlshagen und nur wenige Meter entfernt vom Standort der Alten Turnhalle. Genutzt wird die Halle unter anderem von der Universität Potsdam für die Sportarten Kraftsport, Turnen und Rhythmische Sportgymnastik. Aber auch die Turner*innen-Abteilung des SC Potsdam nutzt die Halle natürlich für ihren Nachwuchs. Desweiteren nutzt natürlich die Sportschule mit den heranwachsenden Kader-Athleten und Kader-Athletinnen auch die sich ihnen bietenden Möglichkeiten.

Alte Turnhalle

14471 Potsdam, DE

Die Turnhalle war der erste Neubau auf dem Areal des LSH nach dem Krieg und wurde 1961/62 gebaut. Vor dem Bau der Halle wurde bei gutem Wetter draußen und bei schlechtem Wetter im Regattahaus geturnt. Eine Unabhängigkeit vom Wetter machte den Bau der Turnhalle also sehr notwendig. Das zeigte sich auch in der anfänglichen Nutzung der Halle. Mit 250 m2 Turnfläche war die Halle dennoch zu klein, um die große Nachfrage der Turner und Leichtathleten zu decken. Nichtsdestotrotz begann eine Turnära in Potsdam. Ab 1964 gewannen die Potsdamer Turner über 20 Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Dieser Erfolg ist auch Rolf Bauch zu verdanken. Seit den 1950er Jahren nahm er als Cheftrainer des ASK Potsdam und Trainerratsvorsitzender des DTV der DDR Einfluss auf die Turnbewegung in Potsdam und war ab 1958 auch als internationaler Kampfrichter hoch anerkannt. In seinem Leben nahm er an acht Olympischen Spielen und 19 Weltmeisterschaften teil und erhielt 1998 das FIG-Ehrendiplom als dienstältester FIG-Kampfrichter (FIG abk. franz. für Internationaler Turnerbund). Unter seiner Führung fand die Potsdamer Turnbewegung mit dem Olympia-Gold an den Ringen durch Holger Behrendt 1988 in Seoul einen letzten Höhepunkt. Mit der Wende verließ der Turnerfolg Potsdam, sodass es nur noch für die erste Bundesliga der Männer reichte. Endgültig Schluss für die Turnhalle war mit dem Abriss im Frühjahr 2021. Die deutlich in die Jahre gekommene alte Turnhalle wurde 2020 von der neuen, zwölf Millionen teuren Turnhalle wenige Meter entfernt abgelöst.

Mehrzweckhalle MBS-Arena

Olympischer Weg 2, 14471 Potsdam, DE

Die Mehrzweck-Sporthalle des Luftschiffhafens, benannt nach dem Sponsor Mittelbrandenburgische Sparkasse, wurde im Jahr 2012 eröffnet und dient seitdem als Trainings- und Wettkampfstätte unterschiedlicher Sportarten. Ansässig sind die in der ersten Bundesliga spielenden Volleyball-Frauen des SC Potsdam, die Judoka des UJKC Potsdam, die in der dritten Liga spielenden Handball-Männer des 1. VfL Potsdam sowie die Fechter*innen des OSC Potsdam. Desweiteren nutzt der Deutsche Handball Bund die Seitenhallen als Trainingshallen für den Kaderstützpunkt. Als letzter Höhepunkt unter den Wettkämpfen fand Ende 2019 der letzte Bundesliga-Wettkampf der Saison Deutschlands bester Turnteams der Frauen statt. Aufgrund des Standorts, direkt neben dem „Walk of Fame“ und dem Eingangstor, wird diesem Komplex eine besondere Bedeutung zugeschrieben und es vom Betreiber des Sportparks als dessen Herzstück bezeichnet.

Weitere Anlagen auf dem Gelände

Am Luftschiffhafen 2, 14471 Potsdam, DE

Auf dem Gelände des ehemaligen Generalbau des ASK Potsdam entstand nach 2000 die heutige Mehrzweckhalle. Diese umfasst sowohl eine Schwimmhalle als auch eine Leichtathletikhalle. Die Schwimmhalle verfügt über 10 Stück 50-Meter Bahnen, eine Gegenstromanlage mit Unterwasserfenster und zwei eigene Krafträume. Die Leichtathletikhalle bietet nahezu allen Sportarten der Leichtathletik die Möglichkeit zu trainieren. Neben einer Hochsprunganlage ist auch eine Stabhochsprunganlage vorhanden. Dazu gibt es Rundlaufbahn über 200 Meter, 110 Meter Sprintstrecken, auch mit Hürden und eine Werferhalle für Kugel, Speer und Diskus. Ergänzt wird diese Halle mit 5 Krafträumen.
Im Jahr 2018 erweiterte die Sportpark Luftschiffhafen GmbH gemeinsam mit dem SC Potsdam ihre Sportstättenvielfalt. Nachdem die Jahre zuvor mehrere bekannte Athleten, unter ihnen Kevin Kuske, nach Oberhof wechselten um ihre Bob-Karriere voranzutreiben, kam es zum Bau einer eigenen Bobanschubbahn. Diese befindet sich hinter der Mehrzweckhalle. Sie verfügt über die Möglichkeit einen Schlitten, welcher mit Gewichten beladen werden kann, entlang eines für den Bob-Sport typischen Startgefälles entlang zu schieben. Diese Anlage ergänzte die schon bestehenden Möglichkeiten. Neben der Bob-Anlage findet man weiterhin Anlagen für Kugelstoßen, Diskus- und Speerwurf und Kunstrasenplätze, welche vom 1. FFC Turbine Potsdam regelmäßig genutzt werden. Oben erwähnter Kevin Kuske ist nun unter anderem auch für das Training der Nachwuchssportler*innen zuständig und unterstützt diese bei ihrer Reise zu den Olympischen Spielen.