Die Geschichte Erfurts - von der Wiese bis zum Handelszentrum

Anger 17, 99084 Erfurt, DE

Wir starten unseren Rundgang auf dem alten und traditionsreichen Handelsplatz der Erfurter Färber. In den Ursprüngen war der ca. 600 m lange Platz nicht mehr als eine einfache große Wiese, von welcher der Anger auch seinen Namen hat. Damals wurde dort ausschließlich Waid gehandelt, ein begehrtes Blaufärbemittel des Mittelalters. Auch deshalb wurde er bald zur Hauptgeschäftsstraße Erfurts, sowie zeitgleich zum bedeutendsten Handelszentrum Erfurts. Hier findet man weiterhin eines der ältesten Gebäude der Stadt: der Bartholomäusturm. In weiteren Gebäuden um den Anger wohnten kurzzeitig Berühmtheiten wie Zar Alexander I. von Russland, Goethe, Schiller und Wilhelm von Humboldt. Heute sticht am Anger vor allem das im 19. Jahrhundert errichtete Gebäude der Hauptpost (1882-85) heraus.

Anger 80, 99084 Erfurt, DE

Nun befinden wir uns vor einer der ältesten Erfurter Pfarrerkirchen: die Kaufmannskirche. Sie wurde bei einem Stadtbrand 1291 weitgehend zerstört. Hauptsächlich wurde sie aufgrund der dort ansässigen Kaufleute im 11. Jhd. am Handelsplatz gegründet. Diese Handelsleute ließen sich an der Kreuzung der Via Regia nieder. Sogar Martin Luther prädigte in der Kirche am 22. Oktober 1522. Die Kirche wird jährlich von rund 25.000 Menschen besucht und schließt den Anger nach Nordosten ab.

Wenigemarkt 9, 99084 Erfurt, DE

Wir befinden uns jetzt an einem Ende der berühmten Krämerbrücke: dem Wenigemarkt. Das Wort "Wenigemarkt" bedeutet kleiner Markt. Aus einem Dokument aus dem Jahr 1217 lässt sich schließen, dass sich hier schon eher ein Handelsmarkt der östlichen Kaufmannsiedlung des 11. Jahrhunderts befand. Im späteren Mittelalter verlor der Platz an Bedeutung, da sich der Verkauf in feste Läden und auf andere Märkte verlagerte. Heute ist der größte Teil des Wenigemarkts Fußgängerzone, besiedelt von Straßencafes und Restaurants. Seit 1990 verziert weiterhin der 1976 von Heinrich Apel geschaffene Brunnen "Raufende Knaben" den Markt. Das beherrschendste Gebäude des Wenigemarkts ist die Ägidienkirche mit ihrem Durchgang zur Krämerbrücke.

Krämerbrücke 10, 99084 Erfurt, DE

Ihr seht jetzt eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt: die Krämerbrücke. Es ist eine 120m lange Brücke mit Fachwerkhäusern aus dem 14. Jahrhundert. Dieses war zunächst ein Profanbauwerk aus Holz und wurde dann 1325 aus Stein errichtet. Die Brücke überspannt den Breitstrom, einen Seitenarm der Gera. Früher wurden dort Luxusartikel wie Seide, Gewürze, Arzneien oder Edelmetalle verkauft. Heute ist die Brücke mit vielen kleinen Läden und Galerien beschmückt und die ehemals 64 Häuser wurden zu 32 Häusern zusammengefasst.

Predigerstraße 4, 99084 Erfurt, DE

Wir stehen nun vor einer der schönsten und bedeutendsten Bauten der Bettelordensarchitektur im deutschen Sprachraum. Nach fast 200 Jahren Bauzeit (von 1270 bis ins 14. Jahrhundert) entstand die dreischiffige kreuzrippengewölbte Basilika. Bis 1238 bauten die Dominikaner hier eine Kirche, die Anfänge der heutigen Predigerkirche. Vermutlich errichteten sie gleichzeitig das Predigerkloster. Im Jahr 1525 wurde die Predigerkirche evangelisch. Zwischen den Jahren 1559-1802 diente die Kirche als Ratskirche. Die Kirche besitzt eine Fülle an Werken der Malerei und Plastik, Grabmalen u. kunsthandwerklichen Geräten aus den verschiedenen Stilepochen überwiegend vom 14.-18. Jahrhundert.

Domstufen 1, 99084 Erfurt, DE

Der Erfurter Dom ist das wichtigste und älteste Kirchenbauwerk in Erfurt und steht in der Altstadt auf dem Domplatz. Es besitzt die größte freischwingende Glocke der Welt, welche aus dem Mittelalter stammt. Der Dom wurde damals der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet. Der Vorgängerbau des heutigen Doms wurde bereits 725 von Bonifatius errichtet.

Die Severi-Kirche ist wie „der kleine Bruder“ vom Dom. Sie wurde in der Zeit von 1278 bis 1400 errichtet, die ursprüngliche Kirche brannte 1080 ab. In ihr befindet sich der Sarkophag des Heiligen Servus von Ravenna. Neben Gottesdiensten finden dort auch kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte oder Ausstellungen statt.

99084 Erfurt, DE

An dieser Stelle, an der wir uns jetzt befinden, muss es damals ziemlich gestunken haben. Wie der Name bereits verrät, wurde auf dem Fischmarkt viel Fisch unter anderem aus der Gera, dem kleinen Fluss durch Erfurt, gehandelt. Er war aber nicht nur Markt- und Handelsplatz, sondern vor allem Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, auch durch seine zentrale Lage. So befinden sich um ihn, zahlreiche historische Gebäude. Einerseits das prachtvolle Haus „Zum roten Ochsen“, das 1562 vom Weinhändler Jakob Naffzer errichtet wurde und heute die Kunsthalle Erfurts ist. An der Fassade des Hauses „Zum Breiten Herd“ im Norden sieht man den Fünfsinnefries abgebildet.

99084 Erfurt, DE

Wir beenden unseren Rundgang am wohl bedeutendsten Gebäude einer Stadt. Das Rathaus wurde bewusst am Mittelpunkt des öffentlichen Lebens, dem Fischmarkt errichtet. Dieses wurde bis 1706 gebaut bis der Gebäudekomplex das Ausmaß des heutigen Hauptgebäudes erreichte. Bevor das Gebäude zum Rathaus umfunktioniert wurde, war dort ein Kaufhaus untergebracht. Im Jahr 1830 reißen die Erfurter ihr altes Rathaus ab, wodurch Erfurt das Herzstück seiner reichsstadtähnlicher Selbstständigkeit im Mittelalter verlor. Ausstattungsstücke des Ratssaales, Architekturelemente und alte Ansichten lassen im Stadtmuseum den Verlust erahnen. Im Jahr 1875 wird das neue Rathaus im neogotischen Stil eröffnet, welcher besser mit seinen gotischen Baudenkmalen in die Altstadt passen würde. Gegenüber dem Rathaus steht auf einer hohen Säule eine Statue eines gerüsteten Kriegers (Römer), die 1591 aufgestellt wurde und eine politische Demonstration des Rates darstellt.