Nieder-Ofleidener Häuser erzählen über sich

Stadtführung Schulstraße 2, 35315 Homberg (Ohm), DE

Nieder-Ofleidener Häuser erzählen über sich…

Autor: Unser Nieder-Ofleiden e.V.

9 Stationen

Dorfgemeinschaftshaus ehemalige Schule

Schulstraße 3, 35315 Homberg (Ohm), DE

Im August 1911 kaufte die Gemeinde Nieder-Ofleiden ein Grundstück von den Schenken zu Schweinsberg für die Errichtung zwei neuer Schulsäle. Das Grundstück hatte eine Größe von 618 qm. Nach Abzug einer Tauschfläche von 8 qm verblieb noch eine Restfläche von 610 qm zu einem Quadratmeterpreis von 2 Mark, mithin also einem Gesamtpreis von 1220 Mark. Zur Bezahlung des Kaufpreises wurde eine weitere Ackerfläche im Wert von 500 Mark an den Freiherrn Schenck zu Schweinsberg übertragen, so dass sich der Kaufpreis für das Schulgelände auf 720 Mark reduzierte. Da die Familie derer von Schenck zu Schweinsberg dem Dorf Nieder-Ofleiden und insbesondere der Bildung von Kindern und Jugendlichen wohl gesonnen waren, wurde vereinbart, dass die Gemeinde nur die Hälfte dieses Betrages, also 360 Mark als Restzahlung leisten mussten. Damit war der Grundstein für das heutige Dorfgemeinschaftshaus gelegt. Ein minimaler Lageplan des geplanten Gebäudes lag bereits vor, so dass die Bauarbeiten zügig voran gingen und bereits ein knappes Jahr später konnte die Einweihung der beiden Schulsäle gefeiert werden.
Die Einweihung sollte am ersten Juliwochenende stattfinden und dafür wurde eigens eine Festordnung erstellt.

Das Bürgermeisteramt und die Verwaltung waren nach wie vor im ehemaligen Schulhaus, dem Anwesen der Schreinerei Pfeil, untergebracht. Per Baubescheid vom 07. Mai 1953 wurde der Ausbau des Gebäudes beschlossen, in dem das Dachgeschoss aufgestockt wurde. So konnte ein Bürgermeister- und ein Sitzungszimmer sowie ein Büro für den Rechner im Gebäude untergebracht werden. Die Gemeindeverwaltung befand sich ab 1954 im Schulgebäude und verblieb dort bis zur Eingemeindung am 31.12.1971 und wurde durch das Schild Standesamt bereichert. Der Einzug der Gemeindeverwaltung, das Wirtschaftswachstum und der enorme Kinderzuwachs in Nieder-Ofleiden machten es notwendig, dass das nicht mehr zeitgemäße Abortgebäude aus dem Jahr 1912 (siehe Bauplan) durch eine moderne Pausenhalle mit Toilettenanlage und Aufbewahrungsraum für Brennmaterial ersetzt werden solle. Das Gebäude wurde vom Architekt Dipl. Ing. Rupert Mönkemeyer aus Alsfeld geplant und im Herbst 1956 erbaut. Zum 31.12.1971 wurde Nieder-Ofleiden in die Stadt Homberg eingemeindet, die Räume der Gemeindeverwaltung Nieder-Ofleiden wurden daher nicht mehr benötigt. Im Jahr 1974 wurde die Volksschule Nieder-Ofleiden geschlossen und das Gebäude stand leer. Erst als der Bau eines größeren Dorfgemeinschaftshauses nötig wurde, dachte man bei der Planung auch an das Schulgebäude. Nach langen zähen Diskussionen Bau einer Mehrgenerationenhalle/Sporthalle oder Umbau der alten Schule. Es wurde letztlich beschlossen das bestehende, verwaiste Schulgebäude baulich zu verändern. So entstand ein großer teilbarer Raum nebst Küche, Kühlraum und Toilettenanlage. Die ehemalige Gemeindeverwaltung im oberen Stockwert dient als Aufbewahrungsraum für Vereinsmaterialien (Gesangverein, Landfrauen, Gardekostüme etc.)und beinhaltet das Dorfarchiv, welches mit wertvollen Dokumenten und Unterlagen von Nieder-Ofleiden gefüllt ist. Dennoch hat die alte Schule durch die Umbaumaßnahmen ihren ursprünglichen Charakter nicht verloren. Viele Bürger Nieder-Ofleidens, die in den Räumen noch zur Schule gegangen sind, denken noch heute an so manche Schulstunde zurück, wenn sie in den Räumlichkeiten verweilen.

Im Jahre 1995 wurde der Schulhof und der anschließende ehemalige Schulgarten durch die Erstellung eines Brunnens, dem Wilhelmsborn, und die Neuanlage des Parkgeländes verschönt. Diese Arbeiten wurden in Eigenleistung des Obst- und Gartenbauvereins Nieder-Ofleidens durchgeführt und der Brunnen nach dem langjährigen Vorsitzenden des Vereins, Wilhelm Seibert, benannt. Anmerkung: Gemäß Erzählungen befand sich auf dem heutigen Schulplatz schon früher ein Brunnen, aus dem die Anwohner Wasser geschöpft haben. Heute wird der Dorfplatz, der Jugendraum und das Dorfgemeinschaftshaus rege genutzt und bildet ein Zentrum der Dorfgemeinschaft. Aus dem jährlichen Erlös des Weihnachtsmarktes wird auch der Dorfplatz ständig weiter verschönert und modernisiert, sei es durch Spielgeräte für Kinder oder Starkstromanschluss für Festivitäten der Vereine und Anwohner.

ältestes Wohnhaus

Mittelstraße 1, 35315 Homberg (Ohm), DE

Kirche

Mittelstraße 6, 35315 Homberg (Ohm), DE

Nieder-Ofleiden besaß bereits zur Zeit der Reformation (1517 bis 1648) eine Kirche. Dieses Gotteshaus diente nach Einführung der Reformation noch über 200 Jahre seiner Bestimmung. Die Baupflicht an der Kirche zu Nieder-Ofleiden oblag schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts der bürgerlichen Gemeinde Nieder-Ofleiden. Im Saalbuch von 1741 wird im Blick auf die Filialkirchen der Pfarrei Ober-Ofleiden und damit auch auf die Kirche zu Nieder-Ofleiden mitgeteilt: »Was sonst die Kirchen jedes Ortes anbetrifft, hat jede Kommune für ihre Kirche zu sorgen« Am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die ursprüngliche Kirche von Nieder-Ofleiden leider baufällig. Im Jahr 1733 wurde berichtet, »dass es nötig sei, das Dach und den ganzen obersten Boden abzunehmen und neu zu erbauen.« Obwohl der Landgraf Ernst Ludwig von Hessen am 2. April 1734 die zur Reparatur der Kirche notwendigen 12 Stämme Eichenholz und 18 Stämme Tannenholz schenkte, wurde mit der Wiederherstellung der Kirche nicht begonnen.

Der eigentliche Grund war, dass die Gemeinde derzeit die Schule in Ordnung bringen musste, weil diese ebenfalls baufällig geworden war wie in einem Kassenbuch der Gemeinde von 1730 bis 1740 nachzulesen ist. Die vom Landgrafen gestifteten Holzstämme wurden kurzerhand zur Sanierung des Schulgebäudes eingesetzt.

Die Kirche, die bereits im Jahr 1733 geschlossen wurde, verfiel immer weiter. Daher wurde sie im Jahr 1736 als so ruinös und schadhaft bezeichnet, dass man ohne Lebensgefahr nicht hineingehen, geschweige denn den Gottesdienst verrichten konnte. Auf dem Dach waren mehrere Sparren gebrochen, viele Gefache auf der Decke zerstört und das Mauerwerk an vielen Stellen eingefallen. In der zweiten Hälfte des Jahres 1736 fiel die Kirche aufgrund der Baumängel zusammen. Auch der Turm, in dem sich die Totenglocke befand, stürzte in die Tiefe. Mit der Errichtung eines Kirchenneubaues wurde im Jahr 1737 durch den Baumeister Helfrich Müller begonnen. Im Jahr 1741 wurde die Kirche voll-endet und ihrer Bestimmung übergeben. Die in den Jahren 1738 bis 1741 erbaute Kirche ist bis heute das Gotteshaus in Nieder-Ofleiden. Die aus dem 14 Jahrhundert stammende Totenglocke der ehemaligen Kirche wurde beim Zusammensturz des Turms beschädigt, konnte aber nach einer Reparatur später in der neu erbauten Kirche wieder aufgehängt wer-den. Die Reparatur erfolge dergestalt, dass man hat eine Krone aus Stahl gegossen und einfach auf die Glocke aufgeschraubt hat. Wenn in Nieder-Ofleiden jemand stirbt, läutet diese kleine Glocke, das sog. Totenglöckchen, nunmehr seit dem 14. Jahrhundert. Bis zum Jahr 1959 wurde diese Glocke von Hand geläutet. Der Küster musste dazu eine schmale Treppe im Glockenturm hochsteigen, bis er mit dem Glockenseil das kleine Glöckchen in Bewegung setzen konnte. Die Glocke trägt die lateinische Inschrift:
ave maria gratia plena dominus
übersetzt: Gegrüßet seist du Maria, voll der Gnade, der Herr (ist mit dir).

Die Schrift besteht aus Kleinbuchstaben in gotischer Schrift (gotische Minuskeln). Dieselbe Inschrift trägt das Sterbeglöckchen der Stadtkirche von Homberg/Ohm. Hier ist zusätzlich die Jahreszahl angegeben: 1506. Um diese Zeit wird auch die Glocke von Nieder-Ofleiden gegossen worden sein. Sie hat die beiden Weltkriege im heimatlichen Turm überlebt. Auch wenn sie wohl wegen der Beschädigung keinen vollen Klang mehr hat. Der Text der Glocke nimmt Bezug auf den Tod Jesu. Man kann das Bild vor Augen haben, das im Evangelium des Johannes (Kap. 19,25) geschildert wird: Maria und Johannes stehen beim Kreuz und erleben die letzte Stunde Jesu. Dass nur der Anfang des „Ave Maria“ als Umschrift auf dem Glocken-mantel zu lesen ist kann man damit erklären, dass nicht genügend Platz vorhanden war. Aber auch die folgende Deutung könnte vorliegen: Beim Stundengebet der Mönche wird das Vater unser nur „angestoßen“, d. h. der Vorbeter sagt: Vater unser..., und die Mönche beten still das Gebet zu Ende. Möglicherweise wurde hier auf diesen Brauch zurückgegriffen. In einen Kirchenprotokoll (Quelle: Saalbuch Kirche) ist zu lesen:

Anno 1744 den 14. Dezember. Hat der Hoch wohl geborene Herr, Herr Chraft Wilhelm von Schenk, Curhessischer Philister Major, sesshaft zu Nieder Ofleiden, ein Capital von 100 Gulden F.W. ( Frankfurter Währung) den da sigen Kirchen Kasten erb und ein geschenket, und die darüber aus gefertigter Obligation, darin ein Bürger von Homberg, Peter Klemm der debitor ist, eine dem 2 ten Pfarrer, J. Feder mit dem Beding extrahiert dass die, dorten fallende jährlicher Zins, a. 6 Gulden, welche aber ahem debitor nachgehends auf 5 Gulden moderiren mußte, auf den 2. ten Weihnachts Feiertag unter die Hausarmen zu gedachtem Nieder Ofleiden jährlich ausgeteilet werden soll. Die obligation ist unter das Capittel obligations in ein d. Der jetzige Debitator 1767 ist Johannes Hessen zu Nieder-Ofleiden.

Übersetzung:
Im Jahr 1744, am 14. Dezember, hat der sehr wohlgeborene Herr, Herr Chraft Wilhelm von Schenk, ein Kurhessischer Philister Major, ansässig zu Nieder Ofleiden, eine Summe von 100 Gulden F.W. (Frankfurter Währung) dem hiesigen Kirchenkasten vererbt und geschenkt, sowie die darauf ausgestellte Verpflichtungs-urkunde, in der ein Bürger von Homberg, Peter Klemm, der Schuldner ist, mit einem Betrag von 6 Gulden pro Jahr, der jedoch später auf 5 Gulden herabgesetzt werden musste, unterzeichnet wurde, welche dem 2. Pfarrer, J. Feder, unter der Bedingung ausgehändigt wurde, dass diese jährlichen Zinsen am 2. Weihnachtsfeiertag an die bedürftigen Haushalte in besagtem Nieder-Ofleiden verteilt werden sollen. Die Verpflichtungsurkunde wurde in das Register der Verpflichtungen unter der Nummer d eingetragen. Der aktuelle Schuldner im Jahr 1767 ist Johannes Hessen aus Nieder-Ofleiden.

In dem Inventarium von 1795 wird mitgeteilt: »Die Kirche ist ein solides Gebäude von 1738. Das onus aedificandi et reparandi liegt ohne Wider-spruch ob der Gemeinde«. In dem Inventarium von 1805 heißt es: »Die Kirche ist anno 1738 von Steinen neu erbaut, 24 ½ Schuh hoch, 24 Schuh breit und 48 Schuh lang, mit einem deutschen Dach, halb von Ziegeln und halb von Schiefersteinen gedeckt und im Brand-Catastro sub Nr. 29 mit 3000 fl. Assecuriert. Der Thurm ist 2 Schuh hoch, von Schiefer gedeckt und befindet sich über dem Haupteingang.« Bei der Erneuerung des Fußbodens der Kirche etwa 1950 fand man sogenannte Gruften im Boden der Kirche, die auf Bestattungen der Erbauer der Kirche hindeuteten. Die Orgel der Kirche wurde im Jahr 1847 von Carl Jacob Ziese erbaut und wurde im Jahr 1991 von der Firma Förster & Nicolaus aus Lich restauriert.


Die in der Kirche befindlichen Grabplatten lassen vermuten, dass dies die Schenken zu Schweinsberg waren. Außerdem hatten die Schenken zu Schweinsberg bis zum Jahr 1959 eigene Betstühle im Gotteshaus. Diese Gedenktafel befindet sich rechts vom Altar in der Kirche zu Nieder-Ofleiden. Die Gedenktafel gibt Auskunft über die Wohl geborene und tugendhafte Frau Witwe Sophia Schenkin zu Schweinsberg und ihren erstgeborenen Sohn, der bereits früh wieder verstarb. Der Schenksche Oberhofer Craft Wilhelm Schenk zu Schweinsberg junior geb. zu Gießen am 25.12.1656 verstarb in Oberdiefenbach am 21.01.1695. Er wurde in Weilburg am 05.03.1695 begraben. Er heiratete in Schweinsberg am 05.03.1690 Sophia Louisa von Balwein von Zweibrücken, geb. 1658, verst. 22.08.1696 in Nieder Ofleiden. Das Ehepaar hatte 3 Söhne wobei der oben genannte Sohn Ernst Friedrich Schenk zu Schweinsberg geb. 09.12.1690 zu Nieder Ofleiden bereits am 14.08.1696 verstarb. Craft Wilhelm von Schenk zu Schweinsberg war Kurpfälzischer Dragoner Major und Besitzer des Schenkschen Oberhofes in Nieder-Ofleiden und Spender des vorgenannten Beitrages zum Kirchenkasten. Noch bis ca. 1940 bekamen alle Kindergartenkinder am ersten Weihnachtsfeiertag von der Familie Schenk zu Schweinsberg in der Kirche Geschenke. Meist waren dies Schürzen die die Kleidung der Kinder schützen sollte.

Im Jahr 1951 erhielt die Kirche in Nieder-Ofleiden drei neuen Glocken. Diese tragen als Inschrift einen Satz aus der Friedensbotschaft von Weihnachten. Erste Glocke: gegossen 1951 Ton e (Ehre sei Gott in der Höhe)Zweite Glocke: gegossen 1951 Ton cis (Friede auf Erden)Dritte Glocke: gegossen 1959 Ton h (den Menschen ein Wohlgefallen)Die Töne ergeben in der Abfolge h cis e die Melodie des Gloria (Ehre sei Gott) der 4. lateinischen Messe. Die Tonfolge klingt zwar etwas hart, aber von der Zusammenstellung her ist das Geläute sinnvoll und geistig stimmig. Wegen Einsturzgefahr wurde 1959 der Kirchturm wieder abgerissen und neu erstellt. Die Kirche bekam nunmehr ein elektrisches Geläut. Während der Restaurierung der Empore fand man im Innenraum alte Apostelbücher und Ornamente. Die Außenfassade der Kirche zierte bis in das Jahr 1959 Naturstein, dann wurde sie verputzt, weil das den Anwohnern wohl freundlicher erschien. Ab dem Jahr 2011 wurde eine vollständige Sanierung der Kirchen Nieder-Ofleidens durchgeführt:

Es begann mit der Sanierung des Dach- und Decktragwerkes durch die Firma Hartmann aus Weidenhausen unter Hinzuziehung des Statikers Gröninger aus Melsungen. Das Dach der Kirche wurde ebenfalls vollständig neu eingedeckt. Dabei mussten etliche schadhafte Stellen am Dachgebälk ausgebessert und teilweise neue Dachsparren eingesetzt werden. Dazu verwendeten die speziell geschulten Zimmerleute altes abgelagertes Holz. Unglücklicherweise gab es während der Bauarbeiten einen Wassereinbruch in der Kirche, der einigen Schaden anrichtete. Gleichfalls wurde vor allem die völlig veraltete Elektroinstallation erneuert, ebenso die Heizung. Die Maßnahme hatte ein Gesamtvolumen von ca. 350.000,00 €. Nachdem alles grundsaniert war, sollte auch der Innenraum wieder strahlen. Doch laut des damaligen Pfarrers Bernd Passarge, war es mit einem Eimer Farbe aber nicht getan. Die alte Dispersionsfarbe musste komplett von den Wänden und der Decke abgelöst werden. Anschließend war eine Ausbesserung der Risse zwingend erforderlich, bevor ein natürlicher Kalkanstrich aufgebracht wurde. Um zukünftige Schäden an dem alten Gemäuer zu vermeiden, wurden die Arbeiten nicht in Eigenleistung, sondern von einer Spezialfirma ausgeführt. Die Arbeiten machten es nötig, dass die Kirchenbänke demontiert wurden, denn im Inneren der Kirche wurde ein großes Gerüst aufgestellt. Doch »nur« ein bisschen frische Farbe war nicht genug. Im rechten Altar-bereich wurde die kleine Sakristei weggenommen, damit zukünftig mehr Raum vorhanden war.Die umfangreichen Sanierungsarbeiten im Innenraum waren mit ca. 100.000,00 € veranschlagt. Ein Teil des Betrages wurde durch die Evangelische Kirche Hessen - Nassau getragen.
Zur Finanzierung des Restbetrages wurde im Jahr 2016 eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Die Spender erhielten im Rahmen der Jubiläumsfeier „275 Jahre Kirche Nieder-Ofleiden“ Pflastersteine aus dem Innenraum der Kirche als Dankeschön. Durch die zahlreichen Spenden und den Anteil der evangelischen Kirche konnten alle Arbeiten durchgeführt werden und unsere Kirche strahlt im Festjahr wieder von innen und außen.

Herrenhaus

Zum Felsenmeer 2A, 35315 Homberg (Ohm), DE

In 1844 Erbauung des Hauses, aufgrund einer interessanten Geschichte, über die man heute vielleicht schmunzeln würde.
Karl Ludwig Georg, Freiherr von Schenck zu Schweinsberg; stammte aus dem Oberhof in Schweinsberg und war Rittmeister beim Kürfürsten Friedrich Wilhelm I. in Kassel. Unbändiger Adelsstolz, Differenzen mit dem Dienstherren. Der nicht standesgemäß geheiratet. Nicht standesgemäße Ehefrauen wurden nach preußischem Recht nicht in den Stand und in die Familie des adeligen Gatten aufgenommen, die Kinder behielten den Namen der Mutter, sie wurden also durch die Heirat nicht ebenbürtig. Der adelsstolze „Rote Karl", wie der Rittmeister genannt wurde, dachte darum auch nicht im Entferntesten daran, die nicht standesgemäße Dame anzuerkennen, sondern besaß sogar so viel Zivilcourage ihr den Gruß zu verweigern. Das hatte zur Folge, dass er des Landes verwiesen wurde. Die Familie des Roten Karl besaß in Nieder-Ofleiden noch einen Allodialbesitz, quasi Eigentum an dem der Kurfürst keine Rechte hatte. Dieser Besitz, also dieses Grundstücks hier, durfte auch an weibliche Nachfolger der Familie weitervererbt werden. So wurde 1844 dieses Haus erbaut und der Rote Karl zog mit seiner Frau Luwinka und seiner zweijährigen Tochter Dorette ein.
Tja, diese Dorette, Freifrau Schenk zu Schweinsberg *29.12.1842 – 11.03.1902, die quasi das Wirken der Landfrauen ins Leben gerufen hatte. Dorette wuchs als einziges Kind auf und wurde von ihren Eltern zu einer fleißigen, pflichtbewussten jungen Frau mit viel Menschenliebe erzogen. Im November 1864 heiratete sie den entfernt verwandten Freiherrn Ferdinand von Schenck zu Schweinsberg, Leutnantin der kurhessischen Gardes du Corps. Leider erkrankte Ferdinand bereits nach vier Jahren Ehe an einem schweren Herzleiden und von da an kümmerte sich Dorette aufopfernd um ihren kranken Mann und die kranke Mutter. Einziger Lichtblick nach dem Tode ihrer Eltern und ihres Ehemannes war ihre einzige Tochter. Nach der Verheiratung ihrer Tochter wandte sie sich der sozialen Tätigkeit zu. Die erste Anregung zur Gründung einer wirtschaftlichen Frauenschule erhielt sie im Jahr 1895 auf einem Frauentag in Kassel.
Ihren rastlosen Bestrebungen, ihrer unermüdlichen Tatkraft und ihrem großen Organisationstalent ist es zu verdanken dass bereits im Jahr 1897 die erste Frauenschule auf dem Lande im Reifensteiner Verband in diesem Haus in Nieder-Ofleiden gegründet wurde.
Das Wort „Maid“, als Bezeichnung für die Schülerinnen entstand aus den Anfangsbuchstaben der vier Lehrerinnen: Margarete von Bistram, Auguste Förster, Ida von Kortzfleisch und Dorette Schenk zu Schweinsberg.
Am 04. April 1897 begann der Unterricht mit 4 Lehrerinnen und 12 Schülerinnen unter ganz bescheidenen Voraussetzungen. Die Haushaltungsschule auf dem Lande für Mädchen hatte2 Abteilungen, die Abteilung für Landmädchen, in der wirtschaftliche Kenntnisse vermittelt wurden und die Abteilung zur Ausbildung für eine dienende Stellung mit einem halbjährigen Gartenbaukurs. In dem Haus war keine Elektrizität, keine Wasserversorgung und in den Maidenzimmern keine Heizung. Die Maiden wurden in Gruppen aufgeteilt: Die Gruppe Haus musste Wasser schleppen und putzen! De Gruppe "Küche" war für die Zubereitung der Mahlzeit zuständig. Die Gruppe "Huhn" musste den Enten-und Hühnerstall säubern, das Geflügel füttern, das Futter für den nächsten Tag stampfen und kochen und sich über die boshaft hackenden Puten ärgern. Die Gruppe "Wäsche" musste Haus-und Leibwäsche von Hand waschen, auch im Winter auf dem Hof aufhängen, und mit eisernen Bügeleisen plätten, die auf sechskantigen Aufstellöfen standen und verbogene eiserne Handgriffe besaßen, an denen man sich immer wieder die Fingerknöchel verbrannte. Zur Übung mussten auch unzählige Oberhemden, Kragen und Manschetten gebügelt werden, die, eben erst mit vieler Mühe fertig gestellt, zu unserem Ärger sofort wieder in das Waschfass wanderten. Die Gruppe "Garten" musste alle, auch schwere Gartenarbeiten verrichten, Obstbäume beschneiden und den Umgang mit Bienen erlernen, die bei niemandem beliebt waren. Das erlernte mussten die Maiden unter Anleitung an die Lehrgruppe „heranwachsende Bauernmädchen“ weitergeben und den Müttern in einer Kleinkinderschule die Kinder abnehmen. Diese Kleinkinderschule war eine Stiftung der Freifrau Dorette an das Dorf Nieder-Ofleiden und somit hatte Nieder-Ofleiden nicht nur die erste Frauenschule auf dem Land sondern auch einen der ersten Kindergärten in Hessen. So kamen die Maiden, die meist aus besseren Verhältnissen stammten zum ersten Male mit Menschen aus einem sozial, wirtschaftlich und beruflich völlig anderen Kreis in Berührung.
Frau Dr. Lüders, eine Maid aus dem Jahr 1898, fasste dies wie folgt zusammen: Viele Tausend Frauen verdanken der Gründung der äußerlich so anspruchslosen Schule in Nieder-Ofleiden ihre gediegenen hauswirtschaftlichen Kenntnisse und einen ausfüllenden Lebensberuf.
Somit wäre bewiesen, dass die Wiege der Landfrauenbewegung hier in Nieder-Ofleiden im Herrenhaus gestanden hat. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Kindergarten

Zum Felsenmeer 3 a, 35315 Homberg (Ohm), DE

Anlässlich der Gründung dieser Frauenschule stiftete Freifrau Dorette Schenck zu Schweinsberg der Gemeinde Nieder-Ofleiden eine Kinderschule (heute auch „Kindergarten" genannt), die sog.„Doretten -Stiftung „.Hierbei ist besonders zu erwähnen, dass es laut Auskunft des Staatsarchives Darmstadt zur damaligen Zeit im Kreis Alsfeld nur sehr wenige Kinderschulen gab und Nieder-Ofleiden die frühe Errichtung der Kinderschule nur dem sozialen Denken von Frau Dorette Schenck zu Schweinsberg zu verdanken hat. Diese Kinderschule sollte in einem eigens dafür errichteten Gebäude der Stifterin untergebracht werden, und zwar in dem Haus, unterhalb des heutigen Kindergartens, welches heute noch bewohnt wird. Leider konnten über die Stiftung und die Statuten der Kinderschule trotz umfangreicher Recherchen keine Unterlagen oder Informationen gefunden werden. Die Eröffnung der Kinderschule fand am 01. November 1897 statt.

Fliegerlager/RAD Lager

Bergstraße 60, 35315 Homberg (Ohm), DE

Für die Freunde des Flugsports war Nieder-Ofleiden in der Vorkriegszeit ein Begriff. Im Jahr 1931 wählten die Segelflieger das Gebäude auf dem hohen Berg aus und errichteten bald darauf eine Flugzeughalle sowie stabile Unterkünfte und Werkstätten. Das ideale Fluggelände zog viele Sportbegeisterte und Besucher an, gerade an den Wochenenden. 1935 flog hier die Segelfliegerin Martha Mendel einen Weltrekord im Damen-Dauersegelflug mit 11 Stunden und 28 Minuten.
Später wurde das Gelände vom Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) übernommen, einer paramilitärischen Organisation des nationalsozialistischen Regimes. Bald wurde aber dort junge Männer des Freiwillen Arbeitsdienstes (FAD) in dem ehemaligen Fliegerlager, jetzt RAD-Lager untergebracht. Dazu wurden zusätzliche feste Unterkünfte errichtet, die ab 1939 als Kriegsgefangenenlager dienten und nach dem Krieg von Flüchtlingsfamilien bewohnt wurden.
Das längliche Gebäude am hohen Berg wurde und wird von der Bevölkerung von Nieder-Ofleiden einfach als "Lager" bezeichnet. nachdem alle Flüchtlingsfamilien das Gebäude verlassen hatten, verfiel es langsam. Mehrere Versuche das Gebäude zu sanieren scheiterten und im Frühjahr 1996 brannte es bis auf die Grundmauern nieder.

schönes Fachwerkhaus

Schulstraße 10, 35315 Homberg (Ohm), DE

Hofreite Hochgrebe Häuserstr 3-4

Häuser Straße 3, 35315 Homberg (Ohm), DE

Der ursprünglich Bauernhof ist im 18. Jahrhundert erbaut worden, sehr wahrscheinlich von Georg Adam Hormann, Bürgermeister und Landwirt in Nieder-Ofleiden. Dieser Bauernhof stand komplett auf dem Grund und Boden der Häuserstr. 4 und bestand, neben dem Hofhaus, noch aus zwei weiteren Gebäuden die als Scheunen bzw. Stall benutzt wurden. Im Jahr 1876 wird das Wohnhaus der Familie Hormann durch einen Brand vernichtet. Johannes Hormann erbaut das neue Wohnhaus auf der anderen Straßenseite mit einer Doppeltreppe zur Haustür versehen auf dem Grund und Boden der heutigen Häuserstr. 3. Nach und nach wurden noch ein Schweinestall sowie ein Getreideboden als zusätzlich Gebäude errichtet. Die ältesten Gebäudeteile in diesem Ensemble sind die Scheune und der Stall auf der Häuserstr. 4 liegend.

Im Jahr 1895 heiratet Katharina Hormann den Hauptverwalter des Schenckschen Gutshof Heinrich Hochgrebe. Damit verfestigt sich der Name Hochgrebe in Nieder-Ofleiden. Im Jahr 1922 wurde ein größerer Umbau nach den Plänen von Wilhelm Klein , der zusätzlich auch noch das Amt des Bürgermeisters bekleidete, durchgeführt. Dieser Umbau (Errichtung eines Erkers im ehemaligen Eingangsbereich sowie eines neuen Treppenaufgangs an der östlichen Seite des Wohnhauses) bildet bis heute die Ansicht. Im Jahr 2010 wurde das Haus mit einem neuen Dachstuhl inklusive Gauben zur heutigen Ansicht ausgebaut.

alter Bahnhof

Häuser Straße 9, 35315 Homberg (Ohm), DE

Mit der 1901 eröffneten Bahnverbindung von Kirchhain nach Burg-Nieder-Gemünden erhielt Nieder-Ofleiden ein repräsentatives Bahnhofsgebäude, für das der Architekt des neoromanischen Homberger Bahnhofs sich von der Kemenate des Schweinsberger Schlosses inspirieren ließ. Als Anfang der 1960er Jahre ein Blitzeinschlag das Dach zerstörte, wurde das Innere des Gebäudes modernisiert, das Obergeschoss erweitert und mit einem schlichten Satteldach ausgestattet.​
1980 wurde der Personenverkehr auf der Ohmtalstrecke eingestellt und 6 Jahre später kam das Gebäude in private Hand. Seit 1991 besitzt es wieder den Stufengiebel, der aus Gründen der Symmetrie ein Erkertürmchen verlangte, sowie die beiden ursprünglichen Zwerchgiebelhäuser mit zusätzlichen Schleppgauben und einer Fledermausgaube nach Westen. Im Jahr 2005 wurde das Nebengebäude (Toilettenhäuschen) umgebaut.​