Historischer Dorfrundgang

Stadtführung 04808 Wurzen, DE

Ein historischer Dorfrundgang führt Sie entlang von Gebäuden und Plätzen, die die Geschichte und das Leben in Sachsendorf und Wäldgen in früheren Generationen geprägt haben und es bei heute tun.

Autor: Heimatverein Sachsendorf-Wäldgen e.V.

Zukünftiges

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12 Stationen

Wäldgen

Am Park 1, 04808 Wurzen, DE

Schäferei und Windmühle

Poststraße 90, 04808 Wurzen, DE

Die alte Schäferei am Windmühlenberg/Buchberg

Die Geschichte der Schafhaltung ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Dokumentiert ist die Schafhaltung im Muldental bis weit ins Mittelalter. Die ersten Siedler auf Sachsendorfer Flur brachten Schafe und Ziegen aus Franken mit. Sie dienten zur Gewinnung von Milch, Fleisch, Fellen und Wolle.
Zum Amt Grimma gehörten im Jahre 1542 16.000 Tiere, davon entfielen große Herden auf den hiesigen Gutsbesitzer Bernhard von Stentzsch bzw. seine Witwe.
Um 1700 ließen die Rittergutsherrschaften von Sachsendorf am Buchberg, der Flurgrenze nach Streuben, eine große herrschaftliche Schäferei bauen. 1758 brannte diese Schäferei bei einem starken Gewitter durch doppelten Blitzschlag nieder. Alle Stallungen, der Boden und die Getreidevorräte wurden bei dem Brand vernichtet.
Im Juli 1819 kam es erneut zu einem Blitzschlag, wobei durch die schnelle Hilfe aus Sachsendorf, Wäldgen und Streuben die Scheune erhalten werden konnte. Der Schaden war aber dennoch beträchtlich.
Nach Auflösung des Rittergutes im Sommer 1945 ging die Schäferei mit allen Tieren, Wohnhaus, Schafstall und Scheunen an die landwirtschaftliche Vereinigung, der späteren LPG, über. In den Folgejahren verfiel das Wirtschaftsgebäude der südlichen Hofseite. Für den Bau von Neubauernstellen und das Feuerwehrgerätehaus wurden Dachziegel und Mauersteine abgerissen.
Der 4,50 m breite und 4,10 m hohe Torbogen blieb über die Jahrhunderte hinweg erhalten und wurde unter Denkmalschutz gestellt.
Nach 1945 gab es wenige Jahre keinen Schäfer und die Ställe wurden als Schweineställe genutzt, bis
Familie Willi und Anna Krause die Schäferei übernahmen und eine neue Herde aufbauten. In den Folgejahren führten Schäfer Winter und Schäfer Nimschke die LPG-Schäferei. 1968 wurde sie von Schäfermeister Dieter Petzold und seiner Ehefrau übernommen. Nach Auflösung der LPG 1991 führten sie die Schäferei als Familienunternehmen bis zum 30.06.2003 weiter.
In den rund 500 Jahren Schäfereigeschichte wurden tausende Schafe in Sachsendorf geboren und gehütet. Die Schafrassen änderten sich im Laufe der Geschichte, die Arbeit der Schäfer veränderte sich hingegen nur wenig. Heute kennt man die Weidehaltung der Schafherden mit Schäfer und Hunden kaum noch und die Schafherden werden schon lange nicht mehr durch das Dorf getrieben. Auch das Pfeifen des Schäfers ist Geschichte.


Die Geschichte der Windmühlen am Buchberg
Die Geschichte der Windmühlentechnik geht weit über das Mittelalter zurück. Bei der Besiedelung dieser Gegend wurden die Kenntnisse des Mühlenbaus aus Flandern und dem Süden Europas mitgebracht.
Die Hügellage um Sachsendorf war gut geeignet um die Kraft des Windes für Mühlen zu nutzen. Wann die erste Bockwindmühle auf Sachsendorfer Fluren gebaut wurde, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass 1714 Rittergutsbesitzer Heinrich von Canitz auf Sachsendorf eine Bockwindmühle nördlich des Dorfes auf dem Buchberg bauen ließ. Nach über 100 Jahren wurde 1827 die Bockwindmühle abgerissen und eine neue Mühle aus Holz errichtet. 1859 brannte diese am 5. Januar ab und das Feuer war weithin zu sehen. Im gleichen Jahr wurde an dieser Stelle eine Holländermühle aus Stein gebaut, drei Stockwerke hoch mit zwei Mahlgängen. 1888 brannte die Holländermühle mit Dach und aller Holztechnik ab und wurde im gleichen Jahr wieder aufgebaut.
Mit dem Ausbau des Stromnetzes wurde die Mahltechnik mit Motorkraft betrieben. Ende der 1920er Jahre wurde in der Mühle fast nur noch Schrot für die Bauern der Umgebung gemahlen. Die Qualität des Mehles konnte der Konkurrenz der Krietschwerke Wurzen nicht gegenhalten. Um 1930 übernahm der letzte Müller Erich Schulze die Mühle und betrieb sie mit seiner Frau Martha und den drei Söhnen. Bei Wartungsarbeiten erlitt Sohn Helmut einen tödlichen Unfall. Sohn Rudolf übernahm 1958 die Mühle seines Vaters, blieb im Elternhaus wohnen und betrieb die Mühle nach Feierabend. Bauern und Feldbesitzer brachten bis Ende der 1960er Jahre Korn zum Schroten. 1975 wurde die Holländermühle verkauft und die Mühlentechnik für Wohnzwecke ausgebaut.
Am Buchberg gab es noch eine weitere Bockwindmühle. Sie stand am Weg zum Buchholz. 1890 wurde diese Holzwindmühle demontiert und nach Wermsdorf verkauft. Dort wurde sie nördlich vom Dorf errichtet und noch einige Jahrzehnte zum „Schroten“ genutzt.

Kirche und Pfarrhaus

Die Sachsendorfer Kirche
Wer sich dem Ort Sachsendorf nähert, sieht schon von Weitem den Kirchturm. Kein Kirchturm ähnelt in der Umgebung dem Anderen. Wehrkirchen aus der Zeit der Romanik, ein barocker Kirchturm im Nachbarort und unser Kirchturm aus der Zeit der Renaissance deuten auf das Alter der Kirchen hin.
Mit der Besiedelung dieser Niederung wurde auch mit dem ersten Kirchenbau begonnen – vermutlich aus Holz. Später im 15. Jahrhundert wurde aus Holz, Lehm und Feldsteinen eine Kirche gemauert. Diese wurde um 1421 bei einem Hussitenfeldzug entlang der Mulde abgebrannt.
Im Jahre 1519 – am Beginn der Reformationszeit – predigte Pfarrer Erasmus Rosental in Sachsendorf erstmals protestantisch. Damit gehörte diese Kirche zu den ersten Orten in Mitteldeutschland, wo die Lehren Dr. Martin Luthers angewendet wurden.
1693 brannte die Kirche erneut ab, mit allem Inventar und den Kirchenglocken. Vier Jahre vergingen, bis im November 1698 die neue Kirche geweiht wurde. Die Inneneinrichtung mit Bänken, Empore, Orgel und allen drei Glocken wurde erst Jahre später fertiggestellt.
Der Kirchturm wurde über die Jahrhunderte kaum verändert, nur ein viereckiges Ziffernblatt wurde gegen ein rundes ausgetauscht. Das Kirchenschiff erhielt im 19. Jahrhundert große Fenster. Die Gruft mit Anbau und Portal wurde 1882 vom Rittergut finanziert und errichtet. Die alte Sakristei auf der Südseite, früher Eingang, wurde um 1980 abgerissen. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Kirche innen, außen und im Glockenturm umfangreich saniert. Bei großen Baumaßnahmen, unter anderem bei der Sanierung der Glocken, spendeten viele Sachsendorfer und Wäldgener für ihre Kirche.
Unverrückbar steht sie mit ihren dicken Mauern an diesem Ort. Generationen von Familien gehen zu Gottesdiensten, Andachten, Konzerten, Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Begräbnissen ein und aus.

Das Pfarrhaus Sachsendorf
Als im Jahre 1780 das Pfarrhaus neu gebaut wurde, war es nicht das erste Pfarrhaus. Bereits 1574 wurde ein größeres Haus mit recht massiven Wänden gebaut, dessen Wände und Balken nach knapp 200 Jahren so schief waren, dass es mit Stämmen innen und außen gestützt werden musste. Als 1775 in der Dorfmitte ein Feuer ausbrach und innerhalb einer Stunde zehn Häuser und Güter brannten, war auch die alte Pfarre betroffen. Um das alte Gebäude war es weniger schlimm, aber die Kirchenakten der letzten Jahrhunderte konnten vor den Flammen nicht gerettet werden.
Mit dem Bau des Pfarrhauses kamen im Hof eine Scheune, Schweineställe und ein Pferdestall für das Kutschpferd des Pfarrers sowie Schuppen und Ställe für die tägliche Versorgung mit Milch und Eiern dazu.
Viele Generationen von Familien besuchten im Pfarrhaus den Wintergottesdienst, Frauendienst, Christenlehre, Chorproben vom Kirchenchor, Posaunenchor, Sommerfeste, Weihnachtsfeiern etc.
Im Jahr 1998 wurde das Pfarrhaus umfangreich saniert. Damit gehörten das undichte Dach, die feuchten Räume und die zugigen Fenster der Vergangenheit an. In den Sommermonaten kühl und in den Wintermonaten gemütlich warm, spürt man beim Eintreten die Geschichte des Hauses.





Die Hügelgräber im Mammbachschen

Südöstlich von Sachsendorf, am Rande des Wermsdorfer Forstes, liegt ein Waldstück, welches seit jeher den Flurnamen „das Mammbachsche“ trägt. Durch die Bodenreform 1945 wurde es aus dem Bestand des Wermsdorfer Waldes ausgegliedert, gerodet und unter mehreren Neubauern aufgeteilt.
Bereits bei der Feldbestellung bemerkten sie, dass der Boden sehr steinig war. Im Februar 1949 entdeckte der Lehrer Fritz Lommatzsch auf den Feldern eine Anzahl größerer Hügel. Er meldete dies dem Landesamt für Vorgeschichte und es wurde die Übergabe der Grundstücke an die Gemeinde veranlasst. Die Gefahr einer weiteren Zerstörung dieser Bodendenkmale war gebannt.

Bei den Aufräum- und Grabungsarbeiten wurden das engagierte Ehepaar Fritz und Johanna Lommatzsch, der Wurzener Museumsleiter Kurt Bergt und der Grabungsleiter Prof. Werner Coblenz von interessierten und neugierigen Helfern, sowie Schulklassen aus Sachsendorf und der Umgebung unterstützt.
Im Zuge der Grabungen wurden sieben gut erkennbare Hügelgräber, drei Steinpackungen kleinerer Hügel und Reste von drei weiteren Grabanlagen entdeckt.
Zwei große Hügel wurden systematisch geöffnet, jede Befundsituation auf Millimeterpapier festgehalten, fotografiert und die Funde sorgsam herausgespachtelt oder sogar mit dem Pinsel freigelegt und geborgen. Man fand Gefäße wie Tassen, Schalen, Näpfe, Terrinen und Leichenbrand.
Ein äußerer Steinkranz bildete die Umrandung dieser Hügel und war bis zu einem Meter hoch. Die Hügelsohle, also der sogenannte gewachsene ungestörte Boden, stieg nach der Hügelmitte leicht an und bildete schon dadurch eine Art Hügel. Die zentrale Steinpackung im Inneren begann teilweise auf einer bis zu 0,30 m
dicken Unterlage aus festgestapftem Ton und Lehm, darauf fußte eine obeliskartige, unbehauene Steinsäule. Die Gefäße befanden sich in der unteren Hälfte der zentralen Packung.
Von den insgesamt sieben Hügeln wurden zwei rekonstruiert und veranschaulichen dem Besucher noch heute die Bauweise solcher Gräber. Das gesamte Gelände wurde unter Schutz gestellt und bildet eine Art Freilichtmuseum, in dem der Besucher erkunden kann, wie Totenbestattungen in der Bronzezeit (vor ca. 3000
Jahren) erfolgten. In dieser Zeit löste die Brandbestattung die Körperbestattung ab und die Urnenbeisetzung wurde typisch für die hier ansässige „Lausitzer Kultur“.
Von den kultivierten Begräbnisritualen und Totengedenkfeiern mit Opfergaben zeugen zerschlagene Tongefäße und Mahlsteine, die man in den Hügelgräbern als Grabbeigaben fand.
Die Hügelgräber werden der Lausitzer Kultur zugeordnet, welche ca. 1400-500 v.Chr. herrschte. In den hölzernen Siedlungen der Ackerbau und Viehzucht treibenden Menschen entwickelte sich das Töpfer- und Schmiedehandwerk. Die Bronze diente zur Herstellung von Arbeitsgeräten, Schmuck und Waffen. Sie erweiterte
die bekannten Geräte aus Holz, Stein und Knochen. In dieser Zeit wechselten die Siedlungsorte rasch, sobald der Boden vom Ackerbau erschöpft war.
Die verlassenen Siedlungen verfielen, wurden wüst und mit der Zeit vom Wald überwachsen. Nur wenige Kilometer entfernt, am Doktorteich im Wermsdorfer Forst, befinden sich weitere Hügelgräber und ein bronzezeitliches Gräberfeld.
Nach Abschluss der archäologischen Grabungen wurden die geborgenen Ascheurnen und Grabbeigaben an das Landesmuseum in Dresden übergeben, nachdem sie zeitweilig in der ehemaligen Patronatsloge der Sachsendorfer Kirche und in der Heimatstube ausgestellt worden waren. Heute lagern sie in Magazinen.

Das Rittergut Sachsendorf

Der Schmiedeberg

Die Geschichte der Schmiede
Die Geschichte der Dorfschmiede geht in die Zeit der Erstbesiedelung zurück. Bei der Besiedelung dieser Gegend hatten die Dorfschmiede von Anfang an wichtige Aufgaben nicht nur beim Aufbau der Siedlung, sondern auch als Hufschmiede, zur Werkzeugherstellung, sowie zum Schmieden von Messern und Waffen.
Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte die Schmiede mit Wohnhaus hier am Schmiedeberg dem Rittergutsherren. Der Schmied war Pächter der gutseigenen Schmiede und hatte dem Rittergut Abgaben zu leisten.
In Akten vom Rittergut Sachsendorf, die im Staatsarchiv Leipzig lagern, wurde am 23. September 1829 der Verkauf der Rittergutsschmiede von Rittergutsbesitzer Georg Friedrich Herfurth an den Huf- und Waffenschmied Gottlob Schneiderheinze mit Schmiede und Wohnhaus besiegelt.
Im Jahre 1852 wurde die neue Schmiede am Weg nach Burkartshain gebaut. Der Schlußstein über der Tür zur Schmiede trägt die Jahreszahl 1852.
Im Jahre 1876 verkaufte der Häusler, Huf- und Waffenschmied Johann Gottlob Schneiderheinze sein Haus mit der Schmiedewerkstatt an den Schmiedegesellen Hermann Naumann aus Mautitz bei Riesa. Im gleichen Jahr, am 20. August 1876 verkaufte Naumann die Schmiede an Clemenz Köhler.
Im Jahre 1886 übernahm Reinhold Stephan aus Ganzig bei Oschatz die Schmiede. Seine Hufbeschlagprüfung legte er in Dresden ab. Sohn Alfred Stephan legte seine Hufbeschlagprüfung 1917 während seinem Militärdienst im 1. Weltkrieg ab.
Der letzte Schmiedemeister in Sachsendorf war Gerhard Kretzschmar, der Neffe von Alfred Stephan. Gerhard Kretzschmar legte seine Hufbeschlagprüfung 1953 in Leipzig ab.

Die wirtschaftlichen Veränderungen der dörflichen Struktur in den 1970er Jahren veränderte auch den Bedarf an Hufschmieden. Landwirtschaftliche Geräte wurden schon seit der Umstrukturierung der Landwirtschaft ab 1947 in der MAS und späteren MTS Burkartshain repariert. Nicht nur in Sachsendorf ging damit die Geschichte der Schmiedemeister mit Schmiedefeuer und Blasebalg, dem Amboss und die zahlreichen verschiedenen Schmiedezangen zu Ende.

Die Stellmacherei Born
Stellmacher gibt es, solange es Wagenräder gibt. Die Geschichte der Stellmacherei ist in Sachsendorf nachweislich bis zum Jahre 1792 (Stellmacher Johann Gottfried Kluge) zurückzuführen. Am Schmiedeberg gründete 1905 Stellmachermeister Max Born seinen Handwerksbetrieb. Er errichtete hinter dem Wohnhaus eine Stellmacherei und fertigte fortan Wagenräder für Pferdewagen, Karren und Handwagen an. Zu dieser Zeit gab es kaum luftbe reifte Wagen und der tägliche Gebrauch auf den Dörfern machte neben dem Neubau von Pferdewagen, Transportkarren, Leiterwagen, Handwagen auch Reparaturen erforderlich. Ein Stellmacher-
meister beherrscht das Handwerk des Achsendrehens, Speichenschneidens und Radkranzverbindens für leichte Kutschenräder ebenso wie für schwere Mistwagen. Praktisch war die Nachbarschaft zum Schmied, der auf dem fertigen Holzrad einen Eisenkranz montierte. Als der Sohn Otto Born das Stellmacherhandwerk erlernte, baute die Familie Anfang der 1930er Jahre in der Burkartshainer Straße eine neue größere Werkstatt. Max und Otto Born stellten dort neben Wagenrädern auch andere Gegenstände aus Holz her, z.B. Schlitten, Eisrutschen, Gartengeräte, Wäschestützen und Böcke.
Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde Otto Born, wie viele andere Männer in den Kriegsdienst einberufen. Genau wie er kehrten über 30 Sachsendorfer und Wäldgener Männer nicht mehr aus dem Krieg heim. Damit endete der Berufsstand der Stellmacher in Sachsendorf.

Die Tischlerei Wadewitz
Der junge Tischlermeister Erich Wadewitz gründete nach seiner Walz 1932 eine Tischlerei auf dem Schmiedeberg. In den ersten Jahren hatte er seine Werkstatt neben der Stellmacherei Born und baute nach Kriegsende auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein neues Wohnhaus mit Werkstatt. 1952 errichtete er
weitere Werkstatträume, um Drehbänke und Sägen aufstellen zu können, und vergrößerte seine Firma. Neben Ehefrau Elisabeth Wadewitz arbeitete in der Werkstatt auch mehrere Gesellen und Lehrlinge. Die Tischlerei stellte Möbel jeglicher Art, Fenster und Särge her. Regelmäßig kamen die Leute mit Reparaturarbeiten
zu ihm.

Die Feuerwehr

Die Feuerwehr
Wie in jedem Dorf und jeder Stadt hat es in Sachsendorf und in Wäldgen im Laufe der Jahrhunderte viele Brände gegeben. Kriege und Blitzschläge waren oft die Ursache dafür. Aber auch die offenen Feuerstellen in den Küchen verursachten häufig kleine Brände. Mit dem Bau von Öfen schien die Gefahr geringer, aber Risse in Schornsteinen oder das verbaute Holz führten immer noch zu kleinen und großen Bränden.

Solange die Dorfbewohner Selbstversorger waren, wurden die Häuser eng aneinander und möglichst dicht an die Straßen gebaut, da das Gartenland und der kleine Acker hinter dem Haus zu kostbar für verschwenderisches Bauen waren. Der hauseigene Acker musste Getreide, Kartoffeln, Kohlrüben und Gemüse für Familien mit zehn und mehr Kindern liefern.

Bei plötzlichem Feuer führte diese Bauweise schnell zum Brand mehrerer Häuser. So gab es in Sachsendorf vier Großbrände, in Wäldgen wurde ein Großbrand in alten Akten verzeichnet.
1693 brannten die Kirche und die Nebengebäude mit Schule nieder.
1775 brannte das Pfarrhaus, die Schule, zehn Bauerngüter und einige kleine Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude bis auf die Grundmauern nieder.
1815 brannten vom Oberdorf bis zum Försterberg zwölf Wohnhäuser, ein Umgebindehaus, zwei Scheunen und viele Wirtschaftsgebäude und Ställe nieder.
1824 brannten am Schmiedeberg vier Häuser und die Schmiede, sowie Wirtschaftsgebäude nieder.
Durch Blitzeinschläge brannte zweimal die Rittergutsschäferei. Die Windmühlen auf dem Buchberg und dem Windmühlenberg wurden mehrmals von Blitzschlägen getroffen.
Nach den Großbränden herrschten unvorstellbares Leid und Not. In den Aufzeichnungen wird von Spenden in Form von Lebensmitteln, Geld und Kleidung aus der ganzen Umgebung berichtet.

Auf den Dörfern alarmierten früher die Kirchenglocken bei Feueralarm und bei den Bränden kamen auch die Leute aus den Nachbarorten zum Löschen. Bis in das vorige Jahrhundert hatte jedes Dorf einen Nachtwächter. Sie horchten und rochen in der Dunkelheit nach Brandstellen im Dorf und auf den umliegenden Feldern. In Wäldgen gehörte der Nachwächter zum Personal des Rittergutes.

Vor dem 2. Weltkrieg existierte in Sachsendorf keine freiwillige Feuerwehr, doch mit Zunahme der Luftangriffe mussten sich in allen Orten Pflichtwehren bilden, die der Sicherheitspolizei unterstellt waren. Ab Herbst 1943 gehörten der „Mannschaft“ 42 Männer an, zur „Reservemannschaft“ gehörten zehn Männer im höheren Alter und die „Jungmannschaft“ bestand aus sieben Jungen ab dem Jahrgang 1930.

Nach dem Krieg wurde im Sommer 1947 der „Löschverband Sachsendorf-Wäldgen“ gegründet. Das Wort „Wehr“ wurde vorerst verboten, da es unmittelbar an die Verherrlichung des Nationalsozialismus erinnerte.
Eine alte Motorpumpe, teilweise poröse Schläuche, eine langsame Zugmaschine und Kameraden mit alter Kleidung und schlechter Ausrüstung waren der Anfang nach dem Krieg. Feldbrände, Waldbrände und Brände in den Ortschaften erforderten eine ausreichende Mitgliederzahl an freiwilligen Kameraden, die bereit waren, zu jeder Tages- und Nachtzeit schnell zu helfen. So forderte bereits der trockene und heiße Sommer 1947 mit zahlreichen Waldbränden die Kameraden heraus.

Im Jahr 1957 war der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses längst überfällig. Vom alten Spritzenhaus von 1840 wurden zwei Außenwände teilweise verwendet. Viele fleißige Helfer bauten in über 3000 Arbeitsstunden Eigenleistung ein Feuerwehrhaus mit dichtem Dach und Platz für einen Barkas B1000, einen Schlauchwagen und Holzspinde für jeden Kameraden.

Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr und das Pflichtgefühl der derzeit aktiven Kameradinnen und Kameraden geben den Einwohnern auch heute noch die Sicherheit, schnelle Hilfe zu bekommen. Waldbrände, Sturmschäden und Hochwasser treten plötzlich ein und wenige Minuten nach Ertönen der Sirene rücken die Feuerwehrleute aus.

Watberg und Mittelteich

Der Watberg
Der Watberg ist mit ca. 162 Metern die zweithöchste Erhebung in Sachsendorf. Die höchste ist mit 172 Metern der Buchberg („Windmühlenberg“), welcher vom Watberg aus gut zu sehen ist. Auch hat man von hier aus eine gute Sicht zum Mittelteich, nach Sachsendorf, Wäldgen und Fremdiswalde.
Der zum Watberg hingewandte Teil Sachsendorfs wurde bis in das 19. Jh. durch den Mühlbach vom restlichen Dorf „getrennt“. Er stellte die Grenze zwischen Amt Wurzen und Amt Grimma dar. Somit unterlagen beide Teile des Ortes jeweils einer anderen Gerichtsbarkeit und Schriftbarkeit. Dennoch war der Zusammenhalt in unserem Dorf schon immer gegeben.

Die Bewohner am Watberg waren zum größten Teil „Großbauern“, welche Drei- und Vierseitenhöfe besaßen und bewirtschafteten. Vom „Gut Krebs“ wissen wir, dass das linke Gebäude 1775 erbaut wurde und damit das älteste Gebäude Sachsendorfs ist.
Die Bauern betrieben überwiegend Viehzucht und Ackerbau, auch ein Bienenhaus konnte man am Watberg finden.

Ebenso gab es am Watberg ein Geschäft für Kleinteile und Kurzwaren. Die Inhaber – Paul und Selma Beyer – zogen unter anderem durch die umliegenden Dörfer und boten ihre Waren, wie Hausschuhe und Holzlatschen, an.

In Richtung Wäldgen, an der Gabelung Trebsener Weg/ Park/ Watberg stand einmal eine Feldscheune, in der Stroh, Heu und Ackergeräte gelagert wurden. Sie brannte 1993 ab, wobei Brandstiftung vermutet wurde. Sie war die letzte Feldscheune im Umfeld von Sachsendorf.

Der Mittelteich
Unweit vom Watberg befindet sich der Mittelteich, die Straße nennt sich „Zum Mittelteich“.
Am Anfang des Weges steht links ein großes Haus, das früher als Fachwerkhaus zu erkennen war. Es beherbergte eine Böttgerei, in der Holzfässer hergestellt wurden. Der Standort dieser Werkstatt war dort möglich, weil über das Grundstück ein Bach zwischen Rietzschelteich und Mühlbach verlief.
Anfang des 20. Jh. hatte die Böttgerei Höhne ihre Blütezeit. Holzfässer jeder Stärke wurden nicht nur von den Brauereien bestellt, auch Molkereien transportierten darin ihren Quark. Das hiesige Rittergut benötigte Eichenholzfässer für den Branntwein und chemischen Alkohol.
Als Böttgermeister Walter Höhne im 2. Weltkrieg fiel, ging die Geschichte dieses Handwerks in Sachsendorf zu Ende.

Wie jedes Dorf besaß Sachsendorf ein Armenhaus, welches neben der Böttcherei stand.
Das Gebäude hatte eine angeschlossene Arrestzelle, auch „Spittel“ genannt, in welche Diebe oder Steuerschuldner gesperrt wurden. Die Bewohner des Armenhauses mussten die Weggesperrten verköstigen.

Weiter Richtung Mittelteich befindet sich links eine große Wiese, heute als Pferdekoppel genutzt. Hier befand sich der Rietzschelteich. Dieser wurde Ende der 1970er Jahre verfüllt und die Fläche diente zwischenzeitlich als Schuttgrube.

[Bild 3]

An den Mittelteich, welcher zur Fischzucht diente und heute noch als privates Fischgewässer genutzt wird, schloss der Kiefernteich an. Dieser existiert nicht mehr, nur ein Damm erinnert daran. Noch heute dient das Gebiet in besonders regenreichen Zeiten als Überschwemmungsfläche.

Auf der kleinen Wiese am Mittelteich befand sich bis zur Wende ein Rinderoffenstall mit angrenzender Weide, der von Arndt Lutze bewirtschaftet wurde.

Die Poststraße

Poststraße
Die Poststraße führt heute von Streuben kommend durch den Ort in Richtung Wermsdorf. Im 18. Jh. war sie eine der wichtigsten Post- und Handelsstraßen zwischen Leipzig und Dresden. Erkennbar ist dies an der noch heute erhaltenen Postmeilensäule am Straßenrand im Wermsdorfer Wald.
Schon vor der Anlage von befestigten Straßen wurden die Pfade und Wege markiert, z.B. mittels Einkerbungen an Bäumen. Nachdem in Kursachsen zunächst über die Aufstellung hölzerner Wegesäulen bzw. Armsäulen verfügt worden war, lösten diese später massive viereckige Eichensäulen ab. Diese wurden wegen ihrer begrenzten Haltbarkeit durch steinerne Wegesäulen ausgetauscht.

In der Regierungszeit von August dem Starken und seinem Nachfolger wurden Postmeilensäulen an allen wichtigen Post- und Handelsstraßen und in fast allen Städten des Kurfürstentums Sachsen zur Angabe der amtlich erfassten Entfernungen aufgestellt. Da das Kurfürstentum Sachsen damals wesentlich größer als das heutige Bundesland Sachsen war, findet man derartige Säulen auch in Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und in Polen. Die Stundenangaben (St) an den Säulen sind keine Zeit-, sondern Längenangaben. Eine Stunde bzw. Wegstunde entspricht heute 4,531 km und war damals eine halbe Postmeile.

Entlang der Poststraße fanden sich früher zahlreiche Handwerker und Händler, aber auch die Gastwirtschaft. Für den Lebensunterhalt wurde in den Stuben der kleineren Häuser mit Webstühlen gewebt. Es gab in Sachsendorf Seiler, Schneider, Schuster und Zigarrendreher. Ein kleines Zubrot verdiente sich manch einer mit dem Gerben von Fellen, Körbeflechten, Besenbinden oder Flachs- und Wollespinnen. Mit dem Wachstum der Städte und Fabriken ging die Geschichte der kleinen Handwerker und Heimarbeiter zu Ende.
Entlang der Poststraße gab es neben Gasthof und der Bäckerei auch die Fleischerei Däberitz, die ihren Verkaufsladen im Wohnhaus hatte und im Nachbargebäude das Schlachthaus. An die typischen Fliesenwände im Fleischerladen können sich einige noch erinnern.
Neben der Fleischerei befand sich die Schenke von Martin und Elsa Paritzsch. Im Erdgeschoss des kleinen Wohnhauses waren die Kneipe und ein Krämerladen. Als gelernter Herrenfriseur bot Martin Paritzsch seinen Kunden einen Haarschnitt, eine Rasur und ein kühles Bier an. Um 1965 schloss die Kneipe und ein Stück Dorfgeschichte ging zu Ende.
Etwas weiter in Richtung Wermsdorf befanden sich zu DDR-Zeiten die Wertstoffannahme SERO, die von Familie Ackermann betrieben wurde, und die Eier-Annahmestelle bei Familie Hänse.

Am Försterberg gab es früher einen kleinen Molkereiladen. Im Wohnhaus von Familie Neustadt verkaufte Berta Neustadt bis in die 1940er Jahre Milch, Butter und Quark. Zum Markttag in Wurzen lief sie wöchentlich in die Stadt und verkaufte an einem kleinen Stand ihre selbstgemachte Butter.

Gasthof und Bäckerei

Schenkwirtschaften oder auch Dorfschänken gab es in Sachsendorf bereits vor dem 16. Jahrhundert. Neben der kleinen Bauernwirtschaft hatten zwei bis drei Häusler eine Schankkonzession, beurkundet vom Rittergutsbesitzer. In den Wirtschaften wurde das Bier des hiesigen Rittergutsbesitzers ausgeschenkt. Ihm war man steuerpflichtig und so hatte jeder etwas vom Geschäft. Ab dem Jahre 1724 lohnte es sich, eine Schankwirtschaft an der neu gebauten Poststraße zu haben. Bei Unwetter oder des Nachts war eine Herberge für Durchreisende mit der Postkutsche nützlich. So entwickelte sich der Bedarf für eine Dorfschänke mit Ofenbank, Essenangebot, Gästekammern und Pferdestall.
Alten Aufzeichnungen zufolge besaß eine Sachsendorfer Schankwirtschaft sogar einen Tanzboden in der oberen Etage.

Der Gasthof
1836 baute Johann Christian Richter den Gasthof in der Dorfmitte. Am Toreingang erinnert der Sandsteinbogen mit der Inschrift „J.C.R. 1836“ an den Bauherren.
1865 ersteigerte Carl Ehregott Winkler die Erbschänke mit dem Gut.
1867 kaufte der Ökonom Heinrich Müller aus Walzig das Gut mit der Erbschänke.
1889 übernahm Otto Müller, die Geschäfte und das Gut von seinem Vater Heinrich Müller.
1900 wurde der Gasthof im Jugendstil umgebaut. Die Nebengebäude mit Saal und Scheune wurden zum geschlossenen Vierseitenhof erweitert.
1937 übernahm die Tochter Ella Bufe, geb. Müller mit ihrem Ehemann Alfred den Gasthof und das große Gut.
Nach Kriegsende stand Ella Bufe mit den Arbeiten auf dem Gut und dem Gasthof allein da. Ihr Mann Alfred verstarb in russischer Kriegsgefangenschaft. Ella Bufe heiratete 1949 Paul Blume und bewirtschaftete mit ihm weiterhin das Gut und die Gastwirtschaft. Bei der landwirtschaftlichen Kollektivierung wurden sie Mitglieder in der LPG. Bis in die 1960er Jahre bestellten sie ihre Felder und hielten auf dem Hof Pferde, Rinder, Schweine und Kleinvieh.
Die Räume des Gasthofes und der Saal wurden von der Handelsorganisation HO Wurzen gepachtet und in den 1950er Jahren von Familie Rocke geführt.
Um 1960 übernahm die Konsumgenossenschaft Wurzen den Gasthof,
Von 1965-1975 übernahmen nach einander Familie Feilotter, Familie Stöckert, Elisabeth Michalek und später Fritz Lehmann die Bewirtschaftung des Gasthofes.
1976 wurde der Gasthof von Marianne Krebs übernommen. Mit ihrem Ehemann Otto bewirtete sie über 15 Jahre lang Stammgäste, organisierte Kremsertouren, Familienfeiern und Tanzveranstaltungen von Fasching bis Silvester. 1984 bekam der Gasthof bei der 700-Jahrfeier den Namen „Zum Krebs“. 1992 ging die Geschichte mit dem Ende der Konsumgenossenschaft und der Schließung zu Ende.
1993 wurde der Gasthof als „Gutshof“ nochmals eröffnet. In diesem Jahr gab es zahlreiche Veranstaltungen, aber ohne Sachsendorfer Traditionen. 1994 schloss der Gasthof endgültig.

Die Bäckerei
Das Gebäude wurde etwa um 1890 neu gebaut, nachdem ein Brand die alte Bäckerei und das Nachbarhaus zerstört hatte. Die Reste der Fachwerk-Lehmgebäude wurden beseitigt und zwei neue Wohngebäude errichtet.
Zu dieser Zeit betrieb Bäckermeister Julius Wetzig die Bäckerei. Um 1900 übernahm das Ehepaar Hanke den Betrieb und 1935 das Ehepaar Hientzsch. Im Erdgeschoss befanden sich die Bäckerei, der Laden und eine Küche. Im oberen Geschoss waren eine große Mehlkammer und die Schlafräume der Familie, weiter oben im Dachgeschoss die Schlafkammern für die Lehrlinge und die Pflichtmädchen. Ein solches Pflichtjahr mussten Mädchen nach der Schule bei einem Bauern, Handwerker oder in Geschäften verrichten. 1958 zog Fritz Hientzsch aus Altersgründen nach Leipzig. Für die folgenden 2 Jahre kamen Brotfahrer durchs Dorf und verkauften Brot und Brötchen vom Bäckerwagen.
1960 übernahm Familie Dumjahn die Bäckerei und heizte über 30 Jahre täglich außer sonntags den Altdeutschen Backofen, ab 1978 den Etagenofen auf über 220 Grad Backtemperatur.
1992 endete der Verkauf von Backwaren und damit die Tradition der Dorfbäckerei in Sachsendorf.

Der Dahlener Weg

Wie es der Name bereits verrät, stellt der Dahlener Weg eine direkte Verbindung nach Luppa, zur heutigen B6 und nach Dahlen her. Dabei war diese Verbindung ebener und gerade für Pferdefuhrwerke einfacher zu meistern als über den Buchberg in Richtung Streuben.
Der Dahlener Weg verläuft durch den Wermsdorfer Forst und das sogenannte Revier Buchholz. An dessen westlichem Rand entstand nach dem Zweiten Weltkrieg die Siedlung „Pußta“. Da der Wermsdorfer Forst intensiv durch sowjetische Besatzungsmächte genutzt wurde, ist davon auszugehen, dass sie dem Landstreifen den Namen in Anlehnung an die ungarische Landschaftsform gaben.
Entlang des Dahlener Weges erstreckten sich Getreidefelder des Ritterguts Sachsendorf und hier wohnten die im Gut angestellten Landarbeiter in den sogenannten „Drescherhäusern“. Familie Hänse bewirtschaftete hier zudem eine Kirschbaum-Plantage.

Am 20.Oktober 1943 spielten sich im Dahlener Weg dramatische Szenen ab, als bei einem Luftangriff britischer Fliegerstaffeln zahlreiche Häuser zerstört wurden und die 3-köpfige Familie Hanisch hier ihren Tod fand. Die Zeitzeugin Thea Dathe erzählte:
„An diesem Abend, zwischen 19 und 20 Uhr, war ein ununterbrochenenes Dröhnen von Flugzeugen zu hören. Die Bewohner unserer Straße begaben sich auf die Straße und es war allen klar, dass es sich um feindliche Flugzeuge handelte. Zum Überlegen blieb keine Zeit, denn es fielen schon Sprengbomben. Durch den ungeheuren Luftdruck wurden Fenster und Türen samt Rahmen aus den Mauern gerissen, Dächer ausgehoben und abgedeckt. Die Bewohner unseres Hauses versuchten, den Ort in Richtung Windmühlenberg/Schäferei zu verlassen. Hinter der Mühle lagen wir in einem Kleefeld, hatten den Ort im Tal direkt vor uns im Blickfeld. Nach den Sprengbomben kamen die Brandbomben. Immer mehr Brände flackerten im Dorf auf. Zwei Scheunen brannten total ab, auch an Wohnhäusern brannten Dachstühle, die umgehend gelöscht wurden. Nach dem Abflug des Pulks sind wir zurück ins Dorf. Die Schäden waren enorm. Es gab kein Haus, das unversehrt geblieben war. Die schwersten und schlimmsten Schäden waren am Dahlener Weg. Dort befanden sich zwei Wohnblocks mit je drei Wohnungen, sogenannte Drescherhäuser (Arbeiterwohnungen des Rittergutes Sachsendorf). Die dritte Wohnung im letzten Block war die von Familie Hanisch: von Ernst und Ida Hanisch mit dem fünfjährigen Sohn bewohnt. Einige Bewohner dieser Straße suchten Schutz auf der gegenüberliegenden Seite hinter hohen Mauern der Wirtschaftsgebäude eines Bauernhofes. Familie Hanisch wollte noch etwas wichtiges aus der Wohnung holen, und alle drei liefen nochmals über die Straße in ihr Haus. In diesem Moment kam die Luftmine, und das Haus war ein einziger Schuttberg. Nach dem Abflug der Bomber begannen Männer mit den Rettungsarbeiten.
Zusätzlich holte man die russischen Kriegsgefangenen vom Rittergut Wäldgen. Es wurde versucht, den vermeintlichen Hauseingang freizuschaufeln, aber vergebens. Da weder Klopfzeichen noch Hilferufe zu hören waren, wurden die Arbeiten am Morgen abgebrochen.“

Dorfschule und Gasthof Lücke

Die Geschichte der Dorfschule
Früher gab es in jedem Kirchdorf eine Dorfschule. Im 19. Jahrhundert stieg die Zahl der Geburten in Sachsendorf und Wäldgen auf bis zu über 30 Kinder pro Jahr. Wenn alle schulpflichtigen Kinder zum Unterricht kamen, reichte der Klassenraum in der alten Schulstube, links von der Kirche, nicht mehr aus für die vielen Holzbänke und Tische, die benötigt wurden.
1857 wurde das neue Schulhaus am Dorfplatz gebaut. In zwei Schulzimmern wurden die Kinder vormittags und nachmittags unterrichtet. Neben dem Oberlehrer, gab es in Sachsendorf ein bis zwei Hilfslehrer. Der Lohn war eher gering, ein Teil der Entlohnung erfolgte in Naturalien, die die Lehrer von den Eltern der Schulkinder erhielten.
Schulreformen erweiterten den Unterricht. Lernten die Kinder um 1700 nur Lesen und Rechnen, wurde im 19. Jahrhundert auch Geschichte und Völkerkunde gelehrt. 1883 kam das Fach Körperertüchtigung dazu. Weil es keine Räume für den Sportunterricht gab, beschloss der Gemeindevorstand mit dem Schulvorstand, vor der Schule einen Turnplatz herzurichten. Seitdem heißt der Dorfplatz auch „Turnplatz“.
Der Schulleiter war zugleich Kantor und Organist im Kirchendienst. Für Gottesdienste, Jubiläen oder Beerdigungen sang eine Gruppe Schulkinder in anspruchsvoller Qualität Kirchenlieder und Arien.
1923 erhielt das Schulhaus einen Anbau mit einem weiteren Schulzimmer. Die drei Räume reichten aber auch nicht aus, um alle schulpflichtigen Kinder nur vormittags zu unterrichten. Also waren die Schulstunden auf den ganzen Tag verteilt.
Im April 1953 zog die Schule in das Herrenhaus nach Wäldgen. Damit erhielten die Schulkinder ein großes Haus mit vier Klassenzimmern, Speiseraum, Turnraum mit Veranstaltungsraum und einen großen Sportplatz.
Nach dem Umzug der Schule wurde im Sommer 1953 das Gemeindeamt in zwei Räumen eingerichtet. In den Folgejahren kamen eine Bücherei und im Anbau ein Jugendzimmer dazu. In der 1. Etage war eine Wohnung. Mit der Auflösung der selbstständigen Gemeinde Sachsendorf-Wäldgen im Jahre 1974 und dem Anschluss an die Gemeinde Burkartshain blieb die untere Etage ungenutzt. 1982 entstand dort eine Landarztpraxis für SR Dr. med. Eder. Im Jahre 1992 wurde das Gebäude verkauft und wird bis dato als Wohngebäude genutzt.

Die Geschichte der Alten Schule und Gastwirtschaft Lücke
Mit dem Gesetz über die künftige Schulpflicht in Sachsen wurde neben der 1693 niedergebrannten Kirche im Jahre 1694 eine neue Schule gebaut. Der Unterricht fand bis ins 19. Jahrhundert in nur einem Zimmer statt; jeweils vier Schuljahre in einem Raum. Die Jungen wurden von den Mädchen getrennt unterrichtet. Im Jahre 1853 stieg die Zahl der Schulkinder aus Sachsendorf und Wäldgen auf 126 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren. Bis zum 4. Schuljahr bestand der Unterricht aus Deutsch, Rechnen, Religion und Heimatkunde. Das 5. bis 8. Schuljahr wurde zusätzlich in den Fächern Geschichte und Erdkunde unterrichtet.
Als 1857 ein neues Schulhaus auf dem Dorfplatz gleich neben der alten Schule gebaut wurde, verpachtete die Kirchenverwaltung die alte Schule.
August Glaser war der neue Pächter, räumte die Schulstube um und eröffnete einen Kramladen. Im Jahre 1869 beantragte Kramer August Glaser die Schankkonzession beim Königlichen Amtsgericht Wermsdorf für eine 2. Gastwirtschaft im Ort. Das große Zimmer im Erdgeschoss bot sich für 5-6 Schanktische an.Im Jahre 1893 verkaufte die Kirche die „Alte Schule“ mit Grund und Boden an August Glaser. Sein Sohn Ehregott Glaser übernahm die Wirtschaft.
Der künftige Besitzer Josef Lücke arbeitete in den 1920er Jahren im Rittergut und begann mit dem Handel von Landesprodukten. 1937 konnte er die Schankwirtschaft mit Kramladen von den Erben der Familie Glaser kaufen und sein Geschäft erweitern. Während Josef Lücke geschäftstüchtig bis aus Pommern Landesprodukte kaufte, übernahm seine Frau Elsa tagsüber die Gastwirtschaft und den Laden. 1964 starb Josef Lücke, seine Frau Elsa gab die Gastwirtschaft
auf und im gleichen Jahr schloss sie den Lebensmittelladen. Nach ihrem Tod 1979 verfiel das Haus sichtbar und wurde ab 1991 abgerissen. In der Bau-Lücke erinnert nur noch der Brunnen an Josef und Elsa Lücke.