Historischer Ortsrundgang Ehningen

Stadtführung Königstraße 45, 71139 Ehningen, DE

Der historische Ortsrundgang umfasst 12 bedeutsame, denkmalgeschützte Gebäude in Ehningen. Informationstafeln geben Besuchern einen Einblick in die Geschichte und Bedeutung der alten Bauwerke.

Autor: Förderverein „Denkmal Ehningen!“ e.V.

Förderverein "Denkmal Ehningen!" e.V.

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9 Stationen

Gemeindebackhaus

Marktplatz 5, 71139 Ehningen, DE

Wegen der ständigen Brandgefahr durch die Holzbacköfen in den Häusern gab es 1808 im Königreich Württemberg den Erlass, Gemeindebackhäuser zu bauen. Ein wichtiger Grund war auch die notwendige Einsparung von Brennholz. Holz war die Rohstoffbasis für viele Wirtschaftszweige und es herrschte damals eine akute Brennstoffknappheit.
Unser Backhaus an der evangelischen Kirche mit seinen 2 Backöfen wurde unter Schultheiß Jakob Raich 1838 gebaut. Die Ehninger standen anfangs diesem Backhaus ablehnend gegenüber. Doch im Lauf der Jahre eroberte es sich einen festen Platz im dörflichen Leben. Das Brotbacken war eine der wichtigsten Arbeiten im Rahmen der bäuerlichen Selbstversorgung. So ist im Amtsblatt von 1839 zu lesen:
«Diese Backanstalt wurde am 2.Januar eröffnet und bereits wird täglich 10 bis14 mal gebacken und einen Tag um den anderen werden 200 Laibe gebacken. Kaum war heuer die Anstalt im Gange, so waren die Vorurteile der Einzelnen ganz beseitigt.»
Die meisten Haushalte backten in den 1880er Jahren im Gemeindebackhaus und nicht mehr zu Hause. Und so musste 1885 noch ein weiteres Backhaus in der Aidlinger Straße gebaut werden.
Geregelt wurde der Backbetrieb durch eine Backhausordnung. Für deren Einhaltung sorgte ein Backhausverwalter.
Wie wird in einem Backhaus gebacken? Es wird Holz und Reisig (z.B. vom Obstbaumschnitt) in den Backofen geschichtet und angezündet. Nach wiederholtem Nachlegen von Holz wird der Brennraum nach etwa 2 Stunden von Glut und Asche gereinigt und das Backgut in den Ofen geschoben. Anfangs werden die Brote gebacken, gefolgt von Hefezöpfen oder Kuchen, die eine niedrigere Backtemperatur brauchen.
Die Backhäuser waren — so wie die Gastwirtschaften — auch Kommunikationszentren, in denen man sich traf. Hier wurden Alltagsprobleme besprochen und Neuigkeiten verbreitet. Hier hörte man den neuesten Dorfklatsch, hier wurden Geschichten geboren und erzählt.
Der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel hat auch das Leben in unserem Dorf verändert. In den 50er und 60er Jahren hörte das Selbstbacken

von Brot auf. Statt des mühevollen und zeitaufwendigen Backens konnte man es sich nun leisten, sein Brot beim Bäcker zu kaufen.
Und so ist in den Backhäusern in den letzten Jahrzehnten das Feuer für immer erloschen — und damit auch ein Stück dörfliches Leben.
Unser altes Backhaus wurde vor dem Abriss gerettet, mehrmals renoviert und unter Denkmalschutz gestellt. Es wird noch von Ehninger Vereinen genutzt; so etwa bis vor wenigen Jahren bei der Zwiebelkuchen-Hocketse des Landfrauenvereins.
Weitere Informationen zum Ehninger Backhaus in:
EHNINGEN, Beiträge zur Ortsgeschichte, 1991 (in der Bücherei verfügbar)
«150 Jahre Backhaus»

Alte und Neue Schule

Schulstraße 1, 71139 Ehningen, DE

In alten Zeiten wurde in Ehningen Schulunterricht in verschiedenen Gebäuden erteilt. Man baute daher etwa um 1680 ein eigenes Schulhaus.
Die Schule beherbergte im unteren Stock die Lehrerwohnung, darüber fanden sich zwei große Schulräume und dazwischen der Wohnraum des Provisors (Hilfslehrers). Auch gab es eine Scheuer, ein Waschhaus und ein Schweinestall für die Lehrer. Das Dorf wuchs beständig und damit auch die Schülerzahlen. Deshalb wurde diese Schule 1825/26 abgerissen und an dieser Stelle eine neue Schule – heute die «Alte Schule» – errichtet.
Der weitere wirtschaftliche Aufschwung und die Vergrößerung der Gemeinde führten dazu, dass in den beiden Schulräumen zeitweise Unterricht für über 200 Kinder erteilt werden musste, was nur zeitversetzt im Wechselunterricht möglich war. So wurde 1843/44 ein weiteres Schulhaus gebaut. Scheune und Schweinestall wurden dafür abgerissen. Diese «Neue Schule» (Schulstrasse 1) steht oberhalb der Kirche und der Alten Schule.
So gruppieren sich die beiden Schulen mit Kirche und Pfarrhaus, Zehntscheuer und Backhaus zu einem Zentrum des öffentlichen Lebens in Ehningen.
1840 gründete Friedrich Fröbel den ersten Kindergarten der Welt. Auch in Ehningen war geplant, in der Neuen Schule eine »Kleinkinderschule» einzurichten Es sollte auch eine «Industrieschule» (Vorläufer der Berufsschule) dort Platz finden. Beide Vorhaben wurden aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt. In dem Haus befanden sich deshalb lange Zeit nur Lehrerwohnungen und Schulräume.
Um die Jahrhundertwende betreuten in beiden Schulhäusern drei Lehrer jeweils mehrere Jahrgänge: die Unterklasse (1.-3. Schuljahr), die Mittelklasse (4. Und 5. Schuljahr) und die Oberklasse (6. Und 7. Schuljahr). Das 8. Schuljahr wurde in Ehningen erst 1939 eingeführt.
1910 gab es wieder zu viele Schüler und zu wenig Schulräume. Es wurde der Bau eines größeren Schulhauses beschlossen. Im Mai 1915 konnte diese neue Schule in der Gartenstraße bezogen werden.
Die beiden alten Schulhäuser Schulstrasse 1 und 3 waren jetzt keine Schulen mehr. In der Folgezeit dienten sie nach verschiedenen Umbauten als Lehrerwohnungen, als Schwesternstation für die örtliche Krankenschwester, als Krankenstube, Kindergarten und als Wohngebäude. Um den Strom der Flüchtlinge nach 1945 zu bewältigen, waren bis in die 1960er Jahre Heimatvertriebene im Neuen Schulhaus untergebracht.
1987/88 wurden die beiden denkmalgeschützten Häuser vollständig renoviert und sind heute gemeindeeigene Mietwohnungen.
Literatur:
«Häuser und Inschriften in Ehningen – Zeugen der Ortsgeschichte», Herausgeber: Gemeinde Ehningen 1991;
Alfred Benz, «Ehningen – Mein Heimatdorf»

Evangelische Pfarrkirche

Hildrizhauser Straße 9, 71139 Ehningen, DE

Bis heute prägt unsere evangelische Kirche das Ehninger Ortsbild. Vor mehr als 500 Jah- ren entstand sie aus dem Umbau einer viel älteren Dorfkirche. 1160 wird erstmals eine Ehninger Kirche als Besitzstand des Klosters Hirsau erwähnt. Diese war ursprünglich den Heiligen Donatus, Afra und Fridolin geweiht. Der an der Nordseite seitlich stehende Turm ist der älteste Teil der Kirche und stammt noch von der Vorgängerkirche. Der sterngewölb- te Chor des heutigen Kirchenbaus wurde um 1476 im spätgotischen Stil vollendet und das weite Hallenschiff 1523, welches im Jahre 2023 mit einem großen Jubiläum gefeiert wird.
Pfalzgräfin Mechthild, die Witwe des Grafen Ludwig von Württemberg, stiftete zur Ein- weihung des Chores den künstlerisch hochbedeutenden „Ehninger Flügelaltar“, der heu- te im Besitz der Staatsgalerie Stuttgart ist. Er zeigt Szenen um die Auferstehung Christi. Eine Besonderheit der Darstellung ist, dass die Gesichter der Heiligen eine starke emo- tionale Anteilnahme zeigen. Mit der Reformation wird die Kirche 1534 unter Ulrich von Württemberg nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung zur evangelischen Pfarrkirche.
Die 27 Stuckreliefplatten der Emporen sind das Werk von Hofbaumeister Heinrich Schickhardt, der auch Baumeister des Maurener Schlosses war. Das Renaissance-Re- lief ist von höchstem künstlerischem Wert und stellt Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament dar. Sehenswert im Innenraum sind auch die spätgotischen Wand- malereien des Jüngsten Gerichts an der Nordwand.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Innere der Kirche mehrfach umgebaut. Eine große Erneuerung erfolgte 1957/58. Damals wurde die Chorempore abgebrochen und eine leicht tonnengewölbte Holzdecke im Schiff eingezogen, um den Triumphbogen der Chorabgrenzung in Gänze sichtbar zu machen. Die zwei Farbglasfenster des Chores mit Darstellungen aus dem Leben Christi wurden von Rudolf Yellin aus Stuttgart in den Jahren 1903 bis 1910 gefertigt. Der Stifter der Fenster war der aus Ehningen stammende ehemalige Württembergische Forstpräsident Dr. Christian König (1867-1948). Bei der letzten Renovierung in den Jahren 2014 bis 2015 wurde die gesamte Elektrik, der Bo- denbelag sowie die Heizung und Lüftung erneuert. Im hinteren Bereich wurden Bank- reihen ausgebaut, um einen Raum für Begegnungen zu schaffen.
Bis 1834 umgab der örtliche Friedhof die Kirche. An der südlichen Außenmauer finden sich noch einige Grabsteine des 16. bis 18. Jahrhunderts, darunter das Grabmal des württembergischen Kanzlers Brastberger, der 1581 hier beigesetzt wurde sowie das Epi- taph des Philipp Leonhart Breitschwert, der 1680 bis 1712 Schlossherr war.Bis Ende der 1960er Jahre stand zwischen Kirche und Pfarrhaus eine Friedenslinde, die zur Erinne- rung an den deutsch/französischen Krieg von 1870/71 gepflanzt worden war.

Der Glockenturm der Evangelischen Kirche

Marktplatz 6, 71139 Ehningen, DE

Seit mehr als 500 Jahren begleitet das Läuten der Glocken im Turm der Evangelischen Kirche das Leben der Menschen in unserem Ort.
Die Glockenklänge haben überwiegend liturgische Bedeutung. Sie läuten zum Gottesdienst, zu Trauungen, Beerdigungen und seit neuerer Zeit auch zu Geburten, sofern Eltern jedweder Konfession dies wünschen. Die große Betglocke mit der Tonlage F ist während des Vaterunsers einzeln zu hören. Die anderen Glocken in den Tonlagen A, C und D hört man meist im Zusammenklang. Aber auch die Uhrschläge haben und hatten eine wichtige Funktion. Durch die weithin sichtbare Turmuhr und die Töne der Glocken konnten die Menschen auch in historischer Zeit ihren Tagesrhythmus finden.
Von den vier Glocken des Turmes ist die große Betglocke die älteste und schwerste. Sie wurde 1492 – das Jahr, in dem Kolumbus Amerika entdeckte – gegossen und wiegt etwa 1200 Kilogramm. Die anderen Glocken stammen von 1950. Zwei Vorgänger wurden erstmals 1917 eingeholt, da die Bronze von Glocken für die Munitionsherstellung benötigt wurde. Die daraus hergestellten Granaten waren Teil der großen Materialschlachten des ersten Weltkrieges. Die große Glocke war aufgrund ihrer besonderen Metalllegierung dafür nicht geeignet. Im zweiten Weltkrieg wurden – wie in den meisten Kirchen – die 1920 ersetzten Glocken erneut für Kriegszwecke eingeschmolzen. Um mit dieser Tradition zu brechen, werden aktuell in Deutschland aus alten Munitionsbeständen Kirchenglocken gegossen.
Der mächtige Turm ist vermutlich der älteste Teil der Kirche und der untere Teil mit seinen 1,8 Meter dicken Wänden fast tausend Jahre alt. Dort befindet sich ein Raum mit Kreuzrippengewölbe, der als Sakristei und Technikraum genutzt wird. Untergebracht ist hier beispielsweise die Steuerung für das Läutwerk, das seit 1950 elektrisch betrieben wird. Bis dahin läuteten meist Konfirmanden mit Hilfe von Seilen während des Gottesdienstes. Auch die Uhr musste bis dahin vom Mesner täglich von Hand aufgezogen werden.
Der Turm ist in der Vergangenheit immer wieder renoviert worden. Es fanden sich bei der letzten Renovierung 1976 im goldenen Turmkopf auf dem Dach Dokumente, die bei den Renovierungen der Jahre 1822, 1871 und 1880 dort eingebracht wurden. Diese enthalten wichtige Informationen zur Ortsgeschichte – beispielsweise über Missernten im „Jahr ohne Sommer“ 1816 und die große Teuerung in den Jahren 1816/1817, die eine große Hungersnot zu Folge hatte.
Der obere Teil des Turmes ist mit einem Walmdach versehen. Sein Gebälk bietet Fledermäusen, Turmfalken und anderen Tieren wertvolle Brutplätze und Rückzugsräume. Die Anbringung der Uhr an der Nordseite ist erst im Jahr 2000 von der Gemeinde beauftragt worden. Auch die Schallladen an der Ostseite sind erst in jüngster Zeit angebracht worden. Letztere dämpfen die Lautstärke der Glocken.
Wie eh und je ist der alte Kirchturm das höchste Gebäude Ehningens und als weithin sichtbare Landmarke unverzichtbar für die Identität der Gemeinde.

Zehntscheuer

K1000 6, 71139 Ehningen, DE

Die Ehninger Zehntscheuer wurde um 1790 vermutlich auf dem Steinsockel eines Vorgängerbaus errichtet. Sie diente der Lagerung des „Zehnten“, welchen die ortsansässigen Bauern abzuführen hatten. Spätestens seit der Reformation 1534 war in Ehningen das Haus Württemberg alleiniger Grund- und Steuerherr. Es handelte sich um Naturalsteuern auf landwirtschaftliche Erträge. Der „große Zehnt“ bestand aus Abgaben an Getreide und Heu und der „kleine Zehnt“ meist aus Abgaben von den Gärten und den Krautfeldern. Der Zehnt (häufig mehr als der zehnte Teil der Ernte) wurde von bestellten Zehntknechten eingesammelt und in die Zehntscheuer gebracht. Die Aufsicht darüber hatte der Pfarrherr. Die Bauern mussten die Getreidegarben in Reihen, Flachs und Hanf in Büscheln, Heu, Kartoffeln, Rüben, Bohnen und dergleichen noch auf den Feldern bereitlegen, bis der Zehntknecht den festgelegten Anteil abgeführt hatte. Erst ab 1849 wurden die Naturalabgaben in Geldsteuern umgewandelt.

In großen Ortschaften sind die Zehntscheuern zum Teil mächtige, wappengeschmückte Steinbauten und heben sich durch ihre auffällige Größe von den umliegenden Scheunen der Bauern ab. Im Vergleich dazu ist die Zehntscheuer Ehningens ein bescheidener Funktionsbau. Sein regelmäßiges Fachwerk ist schlicht gehalten und zeigt die typischen Formen des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Auch das mächtige Schopfwalmdach war damals eine beliebte Bauform.
Bis 1971 diente das Gebäude der Gemeinde als Farrenstall. Die Pflicht zur Vatertierhaltung von Rindern war seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine öffentliche Aufgabe. Der Dorfstier war ein von der Gemeinde angekaufter Zuchtbulle. Um die Milchleistung der Kühe des Ortes aufrecht zu erhalten, müssen sie einmal pro Jahr trächtig werden. Durch die zunehmende Verbreitung der künstlichen Besamung ab den 60er Jahren wurde diese Möglichkeit von den Landwirten immer weniger genutzt. Der Stall und der Sprungstand davor sind noch im Originalzustand erhalten.
In den vergangenen Jahrzehnten nutzte der örtliche Liederkranz die Zehntscheuer und den zugehörigen Hof für das beliebte und immer gut besuchte Weinfest. Seit 2020 findet im Hof alljährlich im Sommer das Zehntscheuercafé statt, das von vielen Vereinen und den Kirchengemeinden betrieben wird.
Seit 1928 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Quelle: Häuser und Inschriften in Ehningen – Zeugen der Ortsgeschichte, Herausgeber Gemeinde Ehningen in Zusammenarbeit mit dem Heimatgeschichtsvereins e.V., Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1991

Doppel-Wohnstallhaus

Schlossstraße 16, 71139 Ehningen, DE

Wir haben es hier mit einem mehrteiligen Gehöft zu tun. Es wird auch als «Hakengehöft» bezeichnet. Erhalten geblieben ist das giebelständig errichtete Wohnhaus und die quer dazu stehende Scheune.
Das Wohnhaus hatte zwei Funktionen: Wohnen und Stall. Es wohnte also der Bauer samt Familie mit den Tieren unter einem Dach. Diese Wohnform war hierzulande weitverbreitet. Einer der Gründe war die Nutzung des Stalls als zusätzliche Wärmequelle. Der Viehstall im Erdgeschoss erwärmte die Wohnräume im ersten Stock, das war die damalige Fussbodenheizung. Das Dachgeschoss diente ursprünglich als Lagerraum.

Über das Alter des Wohnhauses mit dem gemauerten Erdgeschoss wurde lange gerätselt, da dies Bauernhaus mit dem Gebälk aus älteren Gebäuden immer wieder umgebaut wurde. Gesichert ist, dass die Fassade aus dem 17. Jahrhundert stammt. Weitere Teile des Hauses stammen wohl aus dem frühen 18. Jahrhundert.

Die mächtige, quer stehende Doppelscheune wurde erst im 19. Jahrhundert gebaut. Unter ihr befinden sich zwei historische Kellerräume mit wunderbaren Tonnengewölben.
Zur Hofseite zeigten zwei mächtige Scheunentore, die durch das weit nach vorn ragendem Dach geschützt wurden. Diese Öffnungen werden heute als Eingangsbereich mit großen Fensterverglasungen genutzt. Ein zur Würm hin ragender Anbau, das Göpelhaus, wurde abgebrochen.

Zu dem Anwesen gehörte auch ein 250 Jahre alter Schweinestall. Aufgrund seiner kulturhistorischen Bedeutung wurde er 1988 abgebaut und im Freilichtmuseum Beuren wieder aufgebaut.

Das Anwesen befand sich seit vielen Generationen bis Anfang der 80er Jahre im Besitz der Familien Widenmaier. Der Landwirt Eugen Widenmaier war in Ehningen eine bekannte Persönlichkeit, da er politisch aktiv und im Jahre 1947 in den Kreistag des Landkreises Böblingen gewählt wurde.

Das denkmalgeschützte Anwesen ist ein anschauliches Beispiel für die Bauweise eines Bauerngehöfts in unserer Gegend in den letzten Jahrhunderten. In den Jahren 1988-91 wurde der Bauernhof mit enormer Eigenleistung aufwändig saniert. Dabei fanden Balken und Steine historischer Abbruchhäuser Ehningens Verwendung. Die Gebäude bieten heute vier Familien grosszügige Wohnräume.


Über den Film: „Wohntraum in uralter Fachwerkscheune in Ehningen“ vom SWR gedreht, jetzt auf YouTube eingestellt, können Sie wunderbare Einblicke gewinnen.

https://youtu.be/NrADEoCyc_I?si=NmVRjaQWquM-_sLj

Die Fronäckerschule

Gartenstraße 14, 71139 Ehningen, DE

Das Wachstum unseres Ortes um 1900 und die damit verbundenen ansteigenden Schülerzahlen verursachten große Platznot in der Alten und Neuen Schule. Diese Umstände zwangen die Gemeinde und auch das Königliche Oberamt in Böblingen, über einen Schulhausneubau in Ehningen nachzudenken. Nach einigem Hin und Her fiel dann im Januar 1912 die Entscheidung: «Im Laufe des Jahres 1912 und 1913 auf dem Burkhardtschen Platz an der Gartenstrasse ein zweistöckiges Schulgebäude mit zwei Schulsälen, nebst Lehrerzimmer, Badraum, Abtrittsgebäude nach den neusten gesetzlichen Vorschriften und Erfordernissen zu erbauen…». Auf dem Schulareal sollte Platz sein für einen Lehrgarten, einen Kinderfestplatz, einen Turnplatz und einen allgemeinen Festplatz. Man erwarb dazu von der Adlerbrauerei ein etwa 60 Ar grosses Ackerareal an der Gartenstrasse.

Im März 1913 wurde mit dem Neubau begonnen und im Mai 1915 konnte das Schulgebäude der heutigen Fronäckerschule feierlich eingeweiht und damit ein neues Kapitel in der Ehninger Schulgeschichte aufgeschlagen werden.
Der junge Ehninger Architekt Wilhelm Theurer, der aus einem alten Ehninger Bauerngeschlecht stammt, hat das Gebäude entworfen und den Bau beaufsichtigt. Es hatte fünf Klassenräume und – hochmodern in dieser Zeit – eine Dampfzentralheizung, Duschanlagen und ein Turnsaal. Erbaut im zeitgenössisch klassizistischen Stil ist diese Schule bis heute ein stattliches, ortsbildprägendes und repräsentatives Gebäude, das zu Recht unter Denkmalschutz steht.

Die Schülerinnen und Schüler betraten ihre Schule über den südlichen Treppenaufgang und kamen durch das grosse, doppelflügelige Tor in eine wunderschön im Jugendstil ausgemalte Vorhalle. Der Eingang an der Nordseite durfte nur von den Lehrkräften und dem Hausmeister benutzt werden.
Als der Schulbetrieb 1915 begann, tobte der erste Weltkrieg. Das hatte zur Folge, dass nur ein Lehrer im Wechsel bis zu 300 Schülerinnen und Schüler unterrichten musste. Der Lehrermangel war auch in den Folgejahren ein ständiges Problem. Erst 1938 konnte eine offene 6. Lehrerstelle besetzt und 1939 endlich das 8. Schuljahr eingeführt werden.
Der 2. Weltkrieg brachte erneut erhebliche Beeinträchtigungen des Schulbetriebes mit sich. Schon 1941 war nur noch ein vierklassiger Schulbetrieb möglich, da die Lehrer zum Militär eingezogen worden waren. Als 1946 mehr als 1000 Heimatvertriebene mit ihren Kindern nach Ehningen kamen, platzte die Volksschule wieder aus allen Nähten.
So bekam das Gebäude 1951 einen zweigeschossigen Anbau und hatte nun 10 Schulräume, eine Hauswirtschaftsküche sowie einen neuen Turnsaal. Der Bedarf an Schulraum schien damit auf absehbare Zeit gedeckt zu sein.
Aber 1964 war abzusehen, dass die Klassenzimmer in Kürze wieder nicht ausreichen würden. Mit dem dynamischen Wachstum der Einwohnerzahl und der Ablösung der 8-jährigen Volksschule durch die 9-jährige Grund- und Hauptschule hatte das Gebäude erneut seine Kapazitätsgrenze erreicht. So wurde – nicht weit entfernt – die Friedrich-Kammerer-Gemeinschaftsschule gebaut und 1968 eingeweiht.

Nach einer Übergangszeit hatte das Gebäude an der Gartenstrasse mit Beginn des Schuljahres 1982/83 endgültig als Schule ausgedient und wurde in ein Haus für die Ehninger Vereine und für die Ortsbücherei (bis 2015) umgewandelt. Im ehemaligen Turnsaal fand der Ehninger Theaterkeller seine Bleibe.

Im Mai 1983 bekam das Schulgebäude seinen heutigen Namen 'Fronäckerschule', weil die Gewannbezeichnung im Bereich der Schule 'Fronäcker' lautet. 1987/88 wurde das Gebäudeinnere umfassend renoviert. 2003 erfolgte die Aussenrenovierung und das Ehninger Kulturdenkmal erstrahlte im neuen Glanz.

Mehrere Generationen Ehninger – mehr als 50 Jahrgänge – sind in diese Schule an der Gartenstrasse gegangen, haben hier das 1x1, Schreiben, Lesen und Rechnen gelernt. Und sie erinnern sich alle in unterschiedlichster Weise an ihre Schulzeit an diesem Ort.

Verwendete Quellen: Gemeindearchiv Ehningen, Beitrag E. Richter MB 17.3.1988, Archivunterlagen R. Widmann und HGV

Schloss Ehningen

Schlossstraße 34, 71139 Ehningen, DE

Südöstlich des Pfarrdorfes Ehningen am linken Ufer der Würm liegt die, im Grundriss annähernd quadratische, von einer 8 Meter hohen und bis zu 2 Meter starken Ringmauer umgebene, ehemals wehrhafte Obere Burg Ehningen.
Die Ringmauern schließen einen Hofraum ein, um den die Wohn- und Wirtschaftsgebäude liegen. Die Burg war von einem Wassergraben umgeben, über den eine Zugbrücke zu dem an der Nordseite befindlichen Tor führte.
Alle Merkmale, wie die viereckige Gesamtanlage mit nur einem Tor, die einfachen Bruchsteinmauern, die durch alle Gebäude im ersten Geschoß laufenden Wehrgänge und die großen, mit Rundschlag behauenen Ecksteine deuten auf eine Errichtung im 13. Jahrhundert zur Zeit der Staufer hin. Wer den Bau veranlasste und zu welchem Zweck, ist nicht überliefert. Man darf aber annehmen, dass die Anlage durch Ehninger Orts Adel zur Sicherung einer alten
Handelsstraße errichtet wurde. Als erste bekannte Besitzer werden 1268 die Herren von Ehningen als Vasallen der Pfalzgrafen von Tübingen erwähnt. Ob und in welchem Ausmaß die Burg kriegerischen Auseinandersetzungen ausgesetzt war, ist in keiner Chronik verzeichnet.
Bis zum Jahr 1580 wechselten die Besitzer in mehr oder weniger rascher Folge. Erwähnt seien hier Graf Eberhard von Württemberg und Gräfin Margarethe von Oettingen. Im Jahr1580 erwarb schließlich Herzog Ludwig von Württemberg den Restbesitz und belehnte damit seinen Kanzler Johann Brastberger, dessen Grabstein noch heute im Altarraum der Ehninger Kirche steht.
Da der Besitz bei fehlenden männlichen Nachkommen auch über die weibliche Linie vererbt werden konnte, folgte 1639 im Besitz der Urenkel des Kanzlers, Felix Wilhelm von Breitschwert und diesem nach dem Tod des kinderlosen Otto von Breitschwert 1913 der General Siegfried von La Chevallerie, dessen Großmutter eine geborene von Breitschwert war. Bis heute befindet sich das Gebäude im Besitz der Familie von La Chevallerie.
Während der rund 800-jährigen Geschichte des Hauses haben sich durch Brände und wohl auch Verfall einige Veränderungen der Anlage ergeben. Im Original erhalten ist das Hauptgebäude in der Nordostecke, sowie die komplette umgebende Ringmauer.
Die auffälligsten Veränderungen wurden im 17. Jahrhundert vorgenommen. Das Wohnhaus auf der Ostseite wurde nach einem Brand erweitert und das Obergeschoss neu errichtet. Das ehemalige Sommerhaus an der Westseite wurde abgerissen und durch Wirtschaftsgebäude ersetzt.
Im Jahr 1927 fielen fast alle Scheunen und Stallungen einem weiteren Brand zum Opfer. Sie wurden durch nur noch ein großes Wirtschaftsgebäude in der Südwestecke der Anlage ersetzt. Die Wehrgänge, die früher innerhalb der Gebäude verliefen, wurden zum Teil frei aufgeführt, teilweise überdacht und das Türmchen in der Südostecke neu errichtet.

Vor 70 Jahren am Sonntag den 5.Juli 1953 wurde das Ehninger Schloß nochmals zum 'Wasserschloss', hervorgerufen durch die Überschwemmung in der Nacht vom 4.auf 5. Juli 1953, die ihrerseits durch ein heftiges Unwetter in Altdorf und Holzgerlingen verursacht wurde, obwohl es in Ehningen fast nicht geregnet hatte.
Die gewaltige Flutwelle drückte die Mauer, die entlang der Schloßstraße verläuft ein und überschwemmte die westlich gelegenen Brühlwiesen bis zur Hildrizhauser- und Talstraße.
Beim Wiederaufbau der Mauer hat man 3 Öffnungen in der Mauer gelassen, damit bei einem eventuellen späteren Hochwasser dieses besser abfliessen kann.

Ursprünglich bestanden die Gebäude bis einschlich des ersten Obergeschosses überwiegend aus Verteidigungsanlagen, während die Wohnräume sich darüber befanden. Erst im 18. Jahrhundert wurden alle Geschosse nach und nach zu Wohn- und Wirtschaftszwecken umgebaut und unter weitgehender Belassung der alten schlichten Bausubstanz mehrfach modernisiert und den sich verändernden Bedürfnissen der Bewohner angepasst. Erhalten blieb eine von Heinrich Schickhardt geschaffene Stuckdecke, die bei Umbauarbeiten 1920 entdeckt und renoviert wurde.

Der Wassergraben, der die Anlage vollständig umgab, wurde 1796 bis auf einen Rest an der Nordseite zugeschüttet und die Zugbrücke durch eine feste Brücke ersetzt.
Im Jahr 1928 wurde die Anlage unter Denkmalschutz gestellt und seitdem in ihrem äußeren
Erscheinungsbild nicht mehr verändert. An der Erhaltung des Hauses haben in seiner langen Geschichte über 30 Generationen aus wenigstens 12 Familien mitgewirkt und das älteste Kulturdenkmal der Gemeinde Ehningen bis heute bewahrt.

Altes Rathaus

K1001 70, 71139 Ehningen, DE

Ehningen hatte schon im Mittelalter ein eigenes Rathaus, was darauf hindeutet, dass es schon früh ein wohlhabendes Dorf war. Orte vergleichbarer Größe besaßen meist nur eine Ratsstube. In der Regel diente dazu das Wohnzimmer des Schultheißen oder ein Gastraum in einem der Wirtshäuser.
Das älteste Ratsgebäude, das bereits 1567 im Lagerbuch der geistlichen Verwaltung in Böblingen erwähnt wird, stand als kleine Insel auf der Kreuzung zwischen Hildrizhauser Straße und Königstraße.
Dort war es Mitte des 19. Jahrhunderts einer notwendigen Straßenverbreiterung der Königsstraße im Wege und wurde deshalb abgerissen. Die Gemeinde wollte als Ersatz und mit Blick auf die Zukunft ein dreistöckiges, sehr geräumiges Rathaus mit großem Bürgersaal bauen. Das Oberamt Böblingen genehmigte jedoch nur einen kleineren zweistöckigen Bau.
Das heutige „Alte Rathaus" wurde 1844 unter Schultheiß Raich im damals modernen Rundbogenstil als repräsentatives Gebäude „ganz von Stein“ erbaut. Die hohen Kosten von 13.000 Gulden konnte die wohlhabende Gemeinde aus Holzverkäufen und den Einkünften seiner Steinbrüche finanzieren. Architekt war Georg Friedrich Feldweg aus Böblingen, der auch die Rathäuser in Aidlingen, Darmsheim und Sindelfingen geplant hat.
Im Gegensatz zu den umliegenden Bauernhäusern im Fachwerkstil orientiert sich der massive Steinbau mit seinem ockerfarbenen Putz in seiner Längsseite zur Straße. Der große Torbogen links des Eingangs diente als Einfahrt für die dort abgestellten Feuerwehrgeräte und der Torbogen rechts war die Einfahrt zur öffentlichen Waage. Im Dachreiter hing bis zum zweiten Weltkrieg die Feuerglocke.

Am 4. Juni 1907 wurde im Rathaus das „schöne elektrische Licht“ gezeigt. In Ehningen gab es 30 Abnehmer mit 160 Lampen, wovon sich neun Lampen im Rathaus befanden.– Das war die Einführung des elektrischen Stromes in Ehningen!

Bereits in den 1923/30er Jahren wurde es eng im „Alten Rathaus“. Der Zuzug von 1000 Heimatvertriebenen 1946 verschärfte das Raumproblem nochmals. Deshalb beschloss der Gemeinderat 1957 auf dem Areal des ehemaligen Gasthauses Pflug einen Neubau zu errichten. Er wurde bereits im September 1959 fertiggestellt und von Bürgermeister Wilhelm Schäfer eingeweiht.

Das denkmalgeschützte „Alte Rathaus“ Ehningens ist seit 1973 in Privatbesitz.