Kirche St. Bernhard Bad Herrenalb

Tour Dobler Straße 37/1, 76332 Bad Herrenalb, DE

Die St. Bernhards-Kirche wurde 1905 erbaut. Im Rahmen einer kirchenpädagogischen Führung werden Sie die Kirche kennenlernen.

Autor: Privat

9 Stationen

Der Innenraum

Impus: Schauen Sie sich um. Wie wirkt der Kirchenraum auf Sie? Können Sie diesen Eindruck mit einem Adjektiv beschreiben?

Ora et Labora

Ora et labora, beten und arbeiten. Nach dieser Regel lebte der um 480 nach Christus geborene Mönch Benedikt von Nursia. Heute wollen wir über seine Regel nachdenken.
Lange hatte Benedikt als Einsiedlermönch gelebt. Dann, im sechsten Jahrhundert, gründet er eine ganze Reihe von Klöstern. Das einfache, sich auf Verzicht und Gehorsam gründende Leben, erwartet er auch von seinen Mönchen. Die haben ihn dafür nicht immer geliebt. Zweimal, so erzählt die Heiligenlegende, hätten Mönche versucht, Benedikt zu vergiften. Er aber wurde jedes Mal auf wundersame Weise gerettet. Mit seiner Regel gab Benedikt dem europäischen Mönchtum jedenfalls eine Anleitung für das einfache Leben: Ora et labora, beten und arbeiten. Nach dieser Regel leben die Mönche noch immer.
Heute, rund 1500 Jahre nach dem Tod Benedikts, sagt ein früherer Mönch und heutiger Unternehmensberater: "Ora et labora, das ist die Grundlage für den heutigen Gedanken der Work-Life-Balance", also des gesunden Verhältnisses von Arbeit und Privatleben.

Impuls: Ob er den Asketen Benedikt da richtig verstanden hat? Was meinen Sie?

Die Kirchenfenster

In Anknüpfung an die Zisterziensertradition von Bad Herrenalb wählte die Gemeinde den heiligen Bernhard von Clairvaux zu ihrem Kirchenpatron.
Die Farbe des hiesigen Sandsteins, den der Architekt Joseph Cades für die Kirche verwendete, setzt sich in den Fenstern fort. Das sanfte Grün der Schwarzwaldlandschaft ist der Erdboden, den die Engel und Heiligen betreten mögen.
In Erinnerung an den Chorgesang der Zisterzienser-Mönche fließt durch die Fenster die Choralmelodie des Credo, das ins Vaterunser mündet.

Impuls: Wenn Sie mögen stimmen Sie mit ein und sprechen das Credo, das Glaubensbekenntnis mit:

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahen in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.

Amen.

Chorfenster 1: Rafael

Die deutsche Übersetzung des hebräischen Namens Rafael heißt: Gott heilt.
Die Credo-Melodie zu seinen Füßen verzichtet auf den dazugehörigen Text. Denn Worte sind mißdeutbar.
Die Musik aber kann heilen und trösten.

Impuls: Welches Musikstück hat auf Sie wohltuende Wirkung?

Chorfenster 2: Gabriel

Die Übersetzung des Namens Gabriel besagt: Gott ist unsere Kraft.
Er gilt als der Überbringer der göttlichen Ratschlüsse.
Gabriel kündet das Kommen dessen an, von dem das Evangelium schreibt: Es ging eine Kraft von ihm aus. Und heilte alle.
Manchmal können wir etwas von der Kraft Gottes spüren: Im Gebet, beim Segen oder in der Zuwendung eines lieben Menschen.

Impuls: Wie können wir die Kraft Gottes weitergeben?

Chorfenster 3: Bernhard

Bernhard war ein mitreissender Prediger. Ein Berater der Mächtigen seiner Zeit. Und schon im Alter von fünfundzwanzig Jahren wurde er Abt von Clairvaux.
Der historische Bernhard (1090-1153) muß sich freilich manche berechtigte Kritik gefallen lassen. Nicht aber der in die ewige Vollendung gelangte Bernhard, den unser Fenster zeigt: schmunzelnd über sich selbst.
Der wichtigste Mann im Leben des heiligen Bernhard von Clairvaux war nicht Bernhard von Clairvaux, sondern Jesus von Nazareth. Deshalb steht auch sein Familienwappen unter dem geheimnisvoll blühenden Kreuz, dem der Christustitel Alpha und Omega zugeordnet ist.

Chorfenster 4: Michael

Die Übersetzung seines Namens ist die ebenso herausfordernde wie tröstliche Frage: Wer ist wie Gott?
Sie stellt nicht nur alle selbsternannten Götter auf Erden in Frage, sondern besagt auch: Jeder in seine ewige Vollendung gelangte Mensch ist - ein wenig - wie Gott.
Einer alten Erzählung zufolge riet Luzifer unserem Schöpfer von der Erschaffung des Menschen ab. Michael aber wurde zu unserem streitbaren Verteidiger.
Seine vielfältigen Rollen, die ihm eine herzliche gläubige Verehrung zugeschrieben hat, haben eines gemeinsam: Er ist der Begleiter des Menschen auf seiner gefährdeten Lebensreise. Und auf unserer ebenso gefährdeten letzten Reise steht er als Begleiter zu unserer ewigen Vollendung bereit.

Die Eingangstür

Impuls: Nehmen Sie die Kirche zunächst von außen wahr. Wie wirkt sie auf Sie? Wie ist ihre Lage im Ort?

Der Namensgeber der Kirche ist Bernhard von Claivaux. Er war der Begründer des Zisterzienserordens. Zisterzienser leben nach den Regeln des Hl. Benedikt.
PORTA PATET – COR MAGIS:
„Die Tür ist offen, das Herz weit mehr!“ – mit diesen Worten begrüßen Zisterzienser ihre Gäste. Sie sind also herzlich eingeladen, die Türe zu öffnen und in den Kirchenraum einzutreten.

Chorfenster 5: Der Gaukler

Eines der drei Kirchenfenster ist dem namenlosen seligen Gaukler gewidmet. Von ihm berichtet eine französische Chronik des 13. Jahrhunderts: Es war einmal ein Gaukler, der tanzend und springend von Ort zu Ort zog, bis er des unsteten Lebens müde war. Da gab er alle seine Habe hin und trat in das Kloster zu Clairvaux ein. Aber weil er sein Leben bis dahin mit Springen und Tanzen und Radschlagen zugebracht hatte, war ihm das Leben der Mönche fremd, und er wusste weder ein Gebet zu sprechen noch einen Psalter zu singen.
So ging er stumm umher, und wenn er sah, wie jedermann des Gebetes kundig schien, aus frommen Büchern las und mit im Chor die Messe sang, stand er beschämt dabei: Ach, er allein, er konnte nichts. "Was tu ich hier?" sprach er zu sich, "ich weiß nicht zu beten und kann mein Wort nicht machen. Ich bin hier unnütz und der Kutte nicht wert, in die man mich kleidete."
In seinem Gram flüchtete er eines Tages, als die Glocke zum Chorgebet rief, in eine abgelegene Kapelle. "Wenn ich schon nicht mitbeten kann im Konvent der Mönche", sagte er vor sich hin, "so will ich doch tun, was ich kann." Rasch streifte er das Mönchsgewand ab und stand da in seinem bunten Röckchen, in dem er als Gaukler umhergezogen war. Und während vom hohen Chor die Psalmgesänge herüberwehen, beginnt er mit Leib und Seele zu tanzen, vor- und rückwärts, links herum und rechts herum. Mal geht er auf seinen Händen durch die Kapelle, mal überschlägt er sich in der Luft und springt die kühnsten Tänze, um Gott zu loben. Wie lange auch das Chorgebet der Mönche dauert, er tanzt ununterbrochen, bis ihm der Atem verschlägt und die Glieder ihren Dienst versagen.
Ein Mönch war ihm aber gefolgt und hatte durch ein Fenster seine Tanzsprünge mitangesehen und heimlich den Abt geholt. Am anderen Tag ließ dieser den Bruder zu sich rufen. Der Arme erschrak zutiefst und glaubte, er solle des verpassten Gebetes wegen gestraft werden. Also fiel er vor dem Abt nieder und sprach: "Ich weiß, Herr, dass hier meines Bleibens nicht ist. So will ich aus freien Stücken ausziehen und in Geduld die Unrast der Strasse wieder ertragen."
Doch der Abt neigte sich vor ihm, küßte ihn und bat ihn, für ihn und alle Mönche bei Gott einzustehen: "In deinem Tanze hast du Gott mit Leib und Seele geehrt. Uns aber möge er alle wohlfeilen Worte verzeihen, die über die Lippen kommen, ohne daß unser Herz sie sendet."

Impuls: Wie ist es, sich in einer Kirche als Gaukler zu bewegen? Probieren Sie es aus. Wo könnte die Geschichte vom Gaukler in Ihrem Leben neue Impulse setzen?