Krakau Innenstadt

Stadtführung Pijarska 8, 31-015 Kraków, PL

Eine Führung durch Krakau mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten

Autor: Calvin Burghardt

12 Stationen

Florianstor

Herzlich Willkommen zu unser Tour durch die Krakauer Innenstadt
Wir beginnen diese am Florianstor. Hierbei handelt es sich um das letzte, vollständig erhaltene, von
ehemals acht Stadttoren der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Zuerst möchte ich die
Notwendigkeit der Befestigungsanlage geschichtlich einordnen.
Ziel der im 13. Jahrhundert errichteten Verteidigungsanlage war es, sich vor äußeren Feinden zu
schützen. Krakau war zu dem Zeitpunkt eine wohlhabende Stadt. Sie lag am am östlichen Teil der
Via Regia, einer mittelalterlichen Handelsroute deren Anfänge sich noch auf die Römer datieren
lassen. Der Königsweg, der vom Florianstor zum Wavel führt ist Teil der ehemaligen Via Regia.
Gehandelt wurde unter anderem mit Salz aus dem Salzbergwerk Wieliczka. Der angehäufte
Wohlstand führte zu Begehrlichkeiten, so dass Krakau unter anderem im 13. Jahrhundert mehrfach
von den Mongolen geplündert und zerstört wurde. Die Geographische Lage zwischen Westeuropa
und dem eurasischen Steppengürtel hatte somit nicht nur heute große Auswirkungen auf die
Geschichte Polens.
Nach dieser kurzen historischen Einordnung möchte ich zum Florianstor an sich kommen. Der
Namenspraton des Tors ist Florian von Lorch, ein ehemaliger Offizier der römischen Armee. Sehen
könnt ihr ihn als Abbildung auf dem Turm, als auch auf der anderen Seite einen Adler, dem
Wappentier Polens.
Florian von Lorch starb als Märtyrer für für seinen christlichen Glauben und ist seit dem der
Schutzheilige der Feuerwehren, nicht nur in Polen. Heute befindet sich eine Galerie der Studenten
der Akademie der schönen Künste am Floriansturm. Hier können Bilder von den Studenten
erworbenen werden.
Seinen ursprünglichen Zweck hat die Befestigungsanlage heute verloren. Die Reste wurden in
Laufe der Jahrhunderte als Baumaterial abgetragen und der Stadtgraben verfüllt. Dort wo sich die
Stadtmauer befand, ist heute Grünanlage Planty.

Barbakan

Vor der ursprünglichen Stadtmauer mit dem Florianstor befindet sich der Barbakan. Dabei handelt
es sich um ein weiteren Teil der ursprünglichen Stadtbefestigung. Durch die Entwicklung von
stärkeren Kanonen mit größerer Reichweite und Durchschlagskraft war es nötig die Tore vor
Beschuss zu schützen, sodass sogenannte Barbakane vor diese gebaut wurden. Vorteilhaft war auch,
der große Radius, mit dem man mögliche Belagerer unter Beschuss nehmen konnte. Letztlich
konnten, wie überall in Europa die Verteidigungsanlagen mit der Weiterentwicklung von
Schusswaffen nicht mehr mithalten. Heute befindet sich eine Abteilung des historischen Museums
im Barbakan.

Slowacki-Theater

Das Slowacki-Theater ist ein mannigfaltiges Theateropernhaus, welches im Oktober 1893 eröffnet worden ist. Es zählt als UNESCO-Weltkulturerbe und gehört zu den bemerkenswertesten Theaterbauten in ganz Europa. Ursprung dieses Theaters war, dass die Krakauer Stadtoberen 1890 den Abriss des Klosters des Heiligen Geistes beschlossen, gegen den Willen der protestierenden Bevölkerung. Vorbild für die Architektur des Theaters war die Pariser Oper und verbindet dabei die Elemente der Wiener Baukunst und des Wiener Barock miteinander. Die Fassade des Theaters wird von allegorischen Figuren geziert. 1901 fand hier die Premiere des Dramas „Die Hochzeit“ statt, welches ein sehr wichtiger Bestandteil der polnischen Literatur ist.

Der kleine Marktplatz

Der Mały Rynek, auch kleiner Markt genannt, ist der kleine Bruder von Krakaus Wahrzeichen Rynek Główny. Er ist versteckt hinter den fliegenden Strebepfeilern der Marienbasilika. Der mittelalterliche Markplatz hat eine lange bestehende Handelstradition, man kann auch davon ausgehen, dass bereits vor der Gründung der Stadt Krakau der kleine Markt als Handelsplatz diente. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den Namen Metzgermarkt. Erst seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trug er den Namen „Mały Rynek“. Im Jahr 2007 wurde der Platz, aufgrund des 750-jährigen Bestehens der Stadt Krakau, grundlegend modernisiert unter anderem durch ein historisches Kopfsteinpflaster. Die verschiedenfarbigen Fassaden der Gebäude geben dem kleinen Markt eine besondere Atmosphäre.

Marienkirche

Die Marienkirche ist eine römisch-katholische Basilika und gehört zu den Wahrzeichen der Stadt. Sie
wurde vom Ende des 13. bis zum Beginn des 15. Jh. errichtet und ist ein klassisches Beispiel gotischer
Architektur. An der Fassade befinden sich mehrere Gedenk- und Grabsteine. Des Weiteren besitzt die
Marienkirche zwei Türme. Der höhere Turm ist 81 m und der niedrigere Turm ist 69 m hoch. Die
Marienkirche beeindruckt aber nicht nur durch die Architektur, sondern auch mit dem Innenbau und
insbesondere mit dem Hochaltar, der in Europa der größte dieser Art ist. Der Altar ist 13 m hoch und
11 m breit und wurde aus Eichen- und Lindenholz geschnitzt. Geschaffen wurde der Hochaltar von
1477 bis 1489 von Veit Stoß.

Rynek Underground

Einige Meter unter dem Straßenpflaster befindet sich das Rynek Podziemny bzw. Rynek
Underground. Mit einer Fläche von ca. 3.300 m² ist es das größte unterirdische Museum Polens.
Außerdem ist es eine der größten archäologischen Fundstätten in Polen. Dort wird die Geschichte
Krakaus bis vor die Neugründung nach Magdeburger Recht im Jahr 1257 geschildert. Doch nicht nur
die Geschichte Krakaus, sondern auch das Alltagsleben auf dem Krakauer Hauptmarkt vom 13. bis 18. Jh. wird thematisiert. In dem Museum sind Relikte der mittelalterlichen Bebauung erhalten
geblieben, die bei Ausgrabungen entdeckt wurden, wie z.B. eine asphaltierte Straße aus dem 14. Jh.,
Gebäudereste und eine Wasserleitung.

Tuchhallen

Mitten auf dem Marktplatz sehen wir nun die Tuchhallen. Schon im frühen Mittelalter war Krakau in Europa für den Tuchhandel bekannt.
Die ersten Tuchhallen bestanden aus nur zwei Reihen von steinernen Marktständen, die eine Art Gasse in der Mitte des Hauptmarkts bildeten. Die überdachten Tuchhallen entstanden im 14. Jahrhundert. Der polnische König Kazimier der Große ließ ein großes Gebäude aus Backstein im gotischen Stil errichten. Ein Überbleibsel dieses Gebäudes sind die spitzbogigen Eingangsportale an den Stirnseiten, die bis heute sichtbar sind. Der Handel in der Tuchhalle war eine der wichtigsten Quellen der städtischen Einkünfte.
Nach einem Brand im Jahr 1555 wurden die Hallen im Stil der Renaissance wiederaufgebaut. Die wiederaufgebauten Tuchhallen bekamen ein Tonnengewölbe und eine umlaufende Attika mit flachen Arkaden, welche von Maskaronen geschmückt werden. Diese berühmten Dekorationsskulpturen bilden groteske, stilisierte Köpfe von damaligen Kaufleuten ab.
Von 1875–1878 wurden die Tuchhallen nach dem Entwurf des Architekten Tomasz Pryliński umgebaut. Im Obergeschoss entstanden Ausstellungsräume, die den ersten Sitz des Krakauer Nationalmuseums bildeten. An den Wänden über den hölzernen Verkaufsständen sind polnische Stadtwappen und Zunftzeichen angebracht.

Der Rathausturm

Wir befinden uns nun am Rathausturm. Es ist das einzig erhaltene Gebäude des Krakauer Rathauses, welches gegen Ende des 13. Jahrhunderts parallel zu den Tuchhallen im gotischen Stil erbaut wurde.
Interessant war die Verwendung des Kellerturms. Dort gab es zum einen den berühmten Schweidnitzer Keller, eine Schänke in der verschiedene Bier- und Weinsorten gereicht wurden. Direkt nebenan, nur durch eine Mauer getrennt, befand sich der schrecklichste Ort in ganz Krakau: das Gefängnis und die Folterkammer.
1820 musste das Rathaus abgerissen werden, weil es sich wie auch große Teile der Krakauer Altstadt in einem maroden Zustand befand und baufällig war. Nur der Rathausturm steht heute noch neben den Tuchhallen.
Ein Feuer zerstörte 1680 die gotische Turmspitze, und wurde anschließend durch eine Haube im barocken Stil ersetzt. Der 70 m hohe Turm wurde aus Backstein und Steinblöcken errichtet und ist infolge eines Sturms im Jahre 1703 um einen halben Meter geneigt. Der Eingang zum Turm, von der Seite der Tuchhallen, führt durch ein gotisches Portal mit den Wappen Krakaus und Polens. Zwei steinerne Löwen, die im 19. Jahrhundert hinzugefügt wurden, säumen den Eingang.

Historisches Museum Krakau

Das Historische Museum Krakau zeigt in seiner umfangreichen Ausstellung die Geschichte Krakaus sowie die vielfältigen Bräuche und Traditionen der Stadtbevölkerung. Erwähnenswert ist insbesondere die umfangreiche Sammlung historischer Waffen, die zur Verteidigung auf den Stadtmauern eingesetzt wurden. Ebenso werden, neben historischen Möbeln und Gewändern, die bekannten Krakauer Weihnachtskrippen ausgestellt. Untergebracht ist das Museum im Palais Krzysztofory, einem im 17. Jahrhundert errichteten Stadtpalais, das zu den schönsten Krakaus gezählt wird. Durch seine herausragende künstlerische Gestaltung besticht insbesondere, der von dem italienischen Bildhauer Baldassare Fontana gestaltete Salon im Palais.

Universität und Collegium Maius

Die Jagiellonen-Universität ist das wissenschaftliche Zentrum der Stadt Krakau und die renommierteste Universität Polens. Insgesamt studieren an der Universität 40.000 Studierende an 16 Fakultäten. Gegründet wurde die Universität bereits im Jahre 1346, was sie zur zweitältesten Universität Mitteleuropas macht. Von der großartigen Tradition der Universität zeugt noch heute das collegium maius, welches im 14./15. Jahrhundert errichtet wurde und heute ein Museum über die Historie der Universität beherbergt. Von einer neuerlichen Blütezeit der Universität im 19. Jahrhundert zeugt das im neugotischen Stil errichtete collegium novum.

Planty-Park und Philharmonie

Die Grünanlage, durch die wir uns zur Philharmonie bewegen, ist der Planty. Dieser Park umgibt nahezu die gesamte historische Altstadt und wurde im frühen 19. Jahrhundert auf dem Verlauf der ehemaligen Stadtmauern als ein grüner Gürtel errichtet. Der Verlauf der ehemaligen Befestigung kann daran noch gut abgelesen werden. Von den ehemaligen Befestigungsanlagen existieren nun jedoch nur noch Fragmente. Die reine Länge der Parkanlage beträgt circa vier Kilometer, er besteht aus ungefähr 30 individuellen kleinen Gartenanlagen mit den Statuen historischer Figuren wie Kopernikus oder des Malers Jan Matejko oder wie ganz in der Nähe ein Brunnen zu Ehren Frederic Chopins, des bekannten Komponisten. Die vor uns liegende Philharmonie ist wiederum die erste Adresse für klassische Musik und dergleichen in Krakau. Errichtet wurde sie im Jahr 1931 mit architektonischen Elementen aus dem Neobarock - der große Konzertsaal fasst knapp 700 Besucher. Hier ist bereits eine Reihe weltbekannter Musiker aufgetreten. Die an die Philharmonie anliegende Straße, die Zwierzyniecka, entstand im Zuge einer großen Stadterweiterung im 19. Jahrhundert. Geht man von unserem Standpunkt wieder in Richtung Altstadt, so kommt man am Franziskanerkloster und der dazugehörigen hochgotischen und sehr empfehlenswerten Kirche aus dem 13. Jahrhundert vorbei. Wir jedoch gehen nun noch ein Stück weiter durch den Planty-Park. Und zwar Richtung Süden, zum Wawel.

Der Wawel (Kościuszko-Denkmal)

Nun befinden wir uns vor dem Wawel-Hügel. Auf diesem liegt die Burg, die als eine der historischen Keimzellen der Stadt Krakau gilt. Am Wawel endet der sogenannte Königsweg, der im Norden der Altstadt, noch nördlich des Florianstores, beginnt und auf dem viele Könige zu ihrer Krönung und Staatsgäste zum Besuch des Herrscherhauses prozessierten. Zwar herrschte hier noch nicht der erste König Polens, jedoch wurde Krakau im Jahr 1038 nach der Zerstörung von Gniezno polnische Hauptstadt und blieb dies über 500 Jahre lang bis zum Jahr 1596, als Warschau Hauptstadt wurde. So herrschten hier im Wechsel die Piasten, die Jagiellonen und einige andere Königshäuser. Die Burg umfasst Gebäudeteile aus den verschiedensten Epochen, die ältesten vorhandenen Gebäudeteile sind sogar vor dem Jahr 1038 entstanden. Die in der Burg befindliche Kathedrale ist die Grablege polnischer Könige, Adliger und Staatschefs. So ist hier nicht nur König Kasimir der Große begraben, sondern auch Präsident Lech Kaczynski. Das Reiterdenkmal, das wir innerhalb der Mauern erblicken können, ist ein Denkmal für Tadeusz Kosciuszko, der ebenfalls im Wawel begraben liegt. Er war während der Zeit, in der Polen durch drei Besatzermächte geteilt war, Anführer eines fehlgeschlagenen Aufstandes gegen diese. Heute ist er ein polnischer Nationalheld und wird hier an einem der symbolträchtigsten Orte des Landes geehrt. Der Wawel ist nicht nur für Polen von besonderer Bedeutung, sondern international ein touristisches Highlight, so hatte er im Jahr 2019 über 2 Millionen Besucher. Wir sind nun am Ende der Tour angekommen und bedanken uns vielmals für die Aufmerksamkeit und das Interesse.