13 Stationen
Station 0: Einführung
Lingener Straße 51, 48531 Nordhorn, DE
Dieser Rundgang ist 2022/23 als Umsetzung des Anne-Frank-Botschafter*Innenprojekts in der Stadt Nordhorn konzipiert worden. Hierzu soll über das bestehende Angebot der an den "Stolpersteinen" angebrachten QR-Codes zu den Geschichten der Nordhorner Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit eine zusätzliche Ebene geschaffen werden.
Auf diese Weise sollen die Familien- und Einzelschicksale in einer Reihe verbunden werden und uns sowie zukünftige Generationen mahnen, dass sich die Grausamkeiten der Shoa niemals wiederholen dürfen.
Das Gedenken an die Schrecken des Nationalsozialismus ist ein fest verankerter Aspekt der deutschen Erinnerungskultur und Nachkriegsidentität. Auch in Nordhorn wurden Jüdinnen und Juden verfolgt. Aus Mitbürgern und Nachbarn wurden Ausgegrenzte, Verfolgte, Deportierte, schließlich Opfer des Holocaust. Ihrer Verfolgung und ihrem Leid zu gedenken ist und bleibt fortwährend eine äußerst wichtige Angelegenheit, der diese digitale Begehung gewidmet ist.
Der Künstler Gunter Demnig legte sein Projekt "Stolpersteine" auch vor dem Hintergrund an, den vielen Opfern der Shoa, die in den Konzentrations- und Vernichtungslagern zu bloßen Nummern wurden, "ihre Namen zurückzugeben". Daher soll dieser DigiWalk auf ähnlichem Wege eine ergänzende Ebene bilden, um biographische Aspekte der damals verfolgten Nordhornerinnen und Nordhorner wieder sichtbar zu machen und ihre Geschichte zu erzählen.
Station 1: Familie Johannes Körner
Lingener Straße 51, 48531 Nordhorn, DE
Johannes Körner war mit der Jüdin Erna Körner, geb. Cohen, verheiratet. Im Jahr 1926 kam der gemeinsame Sohn Theodor in Lingen zur Welt und wurde als lutherischer Christ getauft. Gemäß der in den Nürnberger Rassegesetzen festgeschriebenen Definitionen der NS-“Rassenlehre“ galt Theodor damit als „Mischling 1. Grades“. Johannes hatte zunächst in Nordhorn eine Anstellung im lokalen Arbeitsamt gefunden.
Aufgrund seiner Ehe mit einer Jüdin und seiner Weigerung, sich von seiner Frau Erna zu trennen, wurde er aus seinem Beruf im Arbeitsamt entlassen. Er fand eine neue Beschäftigung im Straßenbau, wurde dann jedoch krank und verstarb im Jahr 1935 an einer Lungenentzündung. Nach dem Tode Johannes´ gelang Erna und Theodor Körner die Flucht nach Hamburg. In Folge der Ereignisse der Novemberpogrome 1938 wollte Erna ihren Sohn in Sicherheit bringen. Es gelang ihr, Theodor in einem Kindertransport in Richtung England unterzubringen, wodurch sich ihre Wege zunächst trennten.
Kurz vor Kriegsausbruch 1939 gelang Erna Körner im August ebenfalls die Flucht nach England. Theodor war 1938 in Schottland untergekommen, seine Mutter fand in London eine Bleibe. Mutter und Sohn sollten sich aus Geldmangel erst im Jahr 1947 wiedersehen. Familie Körner blieb zeitlebens in England. Erna starb im Alter von 75 Jahren im Mai 1973, Theodor im Alter von 73 Jahren im August 1999.
Station 2: Familie Moritz Schaap
Lingener Straße 51, 48531 Nordhorn, DE
Moritz Schaap wurde 1895 als Sohn des Schlachters Karel Schaap geboren. Nach dem Tod des Vaters 1925 hatte Moritz mit 30 Jahren den väterlichen Betrieb übernommen und betrieb diesen mit seiner Frau Erna, auch seine Mutter Sara sowie sein Sohn Klaus gehörten zum Haushalt. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 wurde das Leben der Familie Schaap zusehends schwieriger, das Betriebsgebäude wurde von den Nazis mit antisemitischen Parolen beschmiert. Als 1934 dann auch Schaufenster eingeschlagen wurden, begann die Familie, in die nahegelegenen Niederlande nach Hengelo zu fliehen.
Die Verhältnisse in den Niederlanden stellten sich für die Familie als schwierig heraus, da das Schlachterhandwerk in beiden Ländern andere Regularien umfasste. Daher gab Moritz seinen Beruf auf und wurde Viehhändler. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Niederlande im Mai 1940 wurde die Familie Schaap von den Nazis eingeholt. Der Judenstern wurde verpflichtend, das soziale Leben der Jüd*Innen stark erschwert. Klaus musste seine Schule verlassen und eine Schule eigens für jüdische Schülerinnen und Schüler besuchen.
Im Februar 1941 wurde Moritz Schaap deportiert und über Westerbork ins KZ Mauthausen verschleppt. Am 20. Oktober 1941 erlag er mit 46 Jahren den harten Haftbedingungen im Lager. Der Rest der Familie tauchte nun unter und war gezwungen, stetig das Versteck zu wechseln. Es gelang ihnen, bei Bauernfamilien in der Umgebung unterzukommen. Am Ostersonntag 1945 erlebten Erna und Klaus Schaap den Tag der Befreiung durch die kanadischen Truppen. Klaus Schaap blieb zunächst in Hengelo und emigrierte 1954 in die USA. Sara und ihre Tochter Lina, die 1922 Salomon de Jong geheiratet hatte, waren im Februar 1943 bzw. im Dezember 1942 in Auschwitz ermordet worden. Auch Salomon fand dort im Dezember 1942 den Tod.
Station 3: Familie Benjamin de Vries
Neuenhauser Straße 14, 48529 Nordhorn, DE
Benjamin de Vries war der Bruder des Gemeindevorstehers Salomon de Vries sowie von Sara Schaap. Mit seinem Sohn Moritz und dessen Ehefrau Ella, geb. Hopfeld, betrieb Benjamin einen Textilhandel. Zeitgenoss*Innen beschrieben Benjamin als eine „edle, freundliche und aufrechte Person“, die Familie war in Nordhorn integriert und anerkannt. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialist*Innen änderte sich der soziale Status der Familie de Vries schlagartig.
Während der Novemberpogrome am 9. und 10. November 1938 wurde Benjamin de Vries von Nationalsozialist*Innen geschlagen und gedemütigt. Die Täter*Innen zogen ihm an seinem Bart und warfen ihn auf der Straße in den Dreck. Benjamin und Moritz de Vries wurden verhaftet und anfangs nach Osnabrück, später dann kurzzeitig ins KZ Oranienburg verschleppt. Nach der Haftentlassung floh die Familie in die Niederlande nach Borne, wo Benjamin 1940 im Alter von fast 80 Jahren verstarb. Heute erinnert dort ein Grabstein an ihn.
Nach der deutschen Invasion der Niederlande wurden Moritz und Ella de Vries gemeinsam mit ihren Söhnen Paul (*1926) und Robert (*1928) in das Durchgangslager Westerbork deportiert. Im Jahr 1943 wurde die Familie de Vries schließlich ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo sie kurze Zeit später in der Gaskammer ermordet wurden.
Station 4: Familie Josef Salomonson
Hauptstraße 48, 48529 Nordhorn, DE
Josef Salomonson kann als eine Säule der jüdischen Gemeinde Nordhorns angesehen werden. Er war langjähriger Vorsitzender der Gemeinde, unterrichtete Jugendliche über Aspekte der jüdischen Religion und leitete außerdem auch die Gottesdienste. Mit seiner Frau Emma hatte er drei Kinder: Erich (*1897), Walter (*1903) und Betti (*1906). Erich und Walter folgten ihrem Vater bald auf seine Positionen innerhalb der Gemeinde nach. Josef starb noch vor der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahr 1930, Emma verstarb 1937.
Als die Drangsalierungen der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten immer intensiver wurden, planten Walter und Erich, Nordhorn schnellstmöglich zu verlassen. Ein Vorhaben, gemeinsam nach Palästina überzusiedeln, zerschlug sich und konnte nicht umgesetzt werden. Stattdessen gelang es ihnen, in England eine neue Heimat zu finden. Laut einer Angabe in den Meldeakten der Stadt Nordhorn ist für den 27. Dezember 1938 der Wegzug der Brüder Salomonson nach London belegt.
Obwohl sie in England vor den NS-Täter*Innen sicher waren, spielte der Familie das Schicksal übel mit. Im Jahr 1941 geriet Erich Salomonson unter eine Straßenbahn und verstarb in Folge des Unfalls. Walter Salomonson erblindete im Jahr 1938 vollständig, lebte aber noch längere Zeit mit seiner Frau Paula in Edgware bei London. Dort verstarb er im Jahr 2004 im Alter von fast 102 Jahren.
Station 5: Familie Josef Oster
Hauptstraße 49, 48529 Nordhorn, DE
Die Familie Oster war Inhaberin eines Textilgeschäfts in der Hauptstraße in Nordhorn, das sich hauptsächlich auf gröbere Textilien, beispielsweise für Arbeitskleidung, spezialisiert hatte. Beispielhaft können anhand der Familie Oster mehrere Fluchtschicksale jüdischer Nordhorner*Innen veranschaulicht werden.
Josef und Henriette Oster mussten ihren Textilbetrieb nach der NS-Machtübernahme in Folge einer „Arisierung“ an die Familie Rechtien überschreiben. Außerdem mussten sie ihre Wohnung verlassen und wurden zunächst bei der Familie Frank in der Prollstraße 5 einquartiert. Im Dezember 1941 wurden Josef und Henriette Oster ins Ghetto Riga deportiert. Das weitere Schicksal der beiden kann nicht weiter nachvollzogen werden, ihre Spuren verlieren sich nach der Deportation.
Tochter Margarethe Oster emigrierte 1939 nach England und wollte auch die Flucht der Eltern dorthin vorbereiten. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und den erfolgten Grenzschließungen durch die britische Regierung konnte dieser Plan nicht umgesetzt werden. Margarethe gelang es aber, in der Nähe von London den Krieg zu überleben.
Sohn Max Oster zog mit seiner Frau Ruth, geb. Rochacz, in die Niederlande, wo auch ihre Kinder Helga (*1935) und Benjamin (*1937) zur Welt kamen. Nach der niederländischen Kapitulation 1940 waren sie auch dort den Verfolgungen durch die Nationalsozialist*Innen ausgesetzt. Ruth wurde gemeinsam mit den Kindern nach Auschwitz deportiert und im November 1942 ermordet. Max verstarb im März 1945 im Alter von 38 Jahren im KZ Buchenwald.
Station 6: Familie Isaak Cohen
Alte Synagogenstraße 5, 48529 Nordhorn, DE
Die Familie Cohen war neben dem Betrieb der Nordhorner Synagoge auch bekannt für ihren Schlachtereibetrieb, in dem hauptsächlich Pferdefleisch angeboten wurde. Der Betrieb war um 1910 durch den Niederländer Hijman Cohen und dessen Ehefrau Grietje, geb. Goldstein, gegründet worden. Das Paar hatte sieben Kinder, in den 1920er Jahren zog die Familie sukzessive wieder zurück in die Niederlande, Sohn Isaak Cohen und seine Ehefrau Margarete übernahmen den Betrieb in Nordhorn.
Mit der NS-Machtübernahme wurden Boykottandrohungen für die Familie Cohen zum Alltag. Autor Arno Piechorowski berichtete davon, dass ein SA-Mann, dessen verarmte Familie durch Isaak Cohen immer wieder mit Fleisch unterstützt worden war, am 1. April 1933 vor dem Geschäft der Familie Cohen stand, um Kund*Innen vom Betreten des Gebäudes abzuhalten. Auch seine Stammgaststätte konnte Isaak nicht mehr aufsuchen – ein Schild am Eingang machte ihm deutlich, dass „Juden nicht erwünscht“ waren.
Im Jahr 1939 zog die Familie Cohen ins niederländische Enschede. Doch dort hatte sie nur für eine kurze Zeit ein unbeschwerteres Leben, als deutsche Truppen im Mai 1940 die Niederlande besetzten und die Cohens der Verfolgung durch die NS-Täter*Innen erneut ausgesetzt waren. Margarete Cohen wurde am 12. Oktober 1942 mitsamt ihren Kindern Magrit und Ilse in Auschwitz ermordet. Auch Isaak Cohen fand dort am 31. März 1943 den Tod. Auch fast alle Geschwister Isaak Cohens starben in den Vernichtungslagern Auschwitz, Sobibor und Mauthausen.
Station 7: Familien Mozes Roozendaal und Salomon Roozendaal
Hagenstraße 19, 48529 Nordhorn, DE
Familie Mozes Roozendaal bestand aus Mozes, seiner Frau Bertha, geb. Israel, sowie ihren vier Kindern Erich, Johanna, Siegfried und Rosalie. Mozes verließ seine Familie im Jahr 1920 im Alter von 39 Jahren, sodass Bertha sich und die Kinder alleine über Wasser halten musste. Sie war, trotz ihrer Herkunft aus Kassel, gut integriert, sprach den Grafschafter Dialekt des Plattdeutschen und fühlte sich ebenso als Grafschafterin.
Am 12. Mai 1939 floh Bertha mit ihren Kindern in die Niederlande nach Ootmarsum. Dort lebten sie zunächst in Sicherheit vor der Verfolgung durch die Nationalsozialist*Innen, bis der deutsche Überfall im Mai 1940 den NS-Terror auch in die Niederlande brachte. Im Jahr 1943 wurden Bertha und ihre Kinder verhaftet und im KZ Vught-Hertogenbosch interniert. Über das Sammellager Westerbork schließlich wurde die Familie am 14. September 1943 nach Auschwitz deportiert und dort drei Tage nach ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet.
Salomon Roozendaal und seine Frau Berta, geb. Eichenwald, hatten drei gemeinsame Kinder, Ernst, Jenni und Hendrina. Salomon starb früh im Alter von nur 36 Jahren, sodass auch Berta mit ihren Kindern auf sich gestellt war. Sie lebte mit ihrer Familie in prekären Verhältnissen und konnte sich und ihre Kinder nur durch den Handel mit Abfallprodukten über Wasser halten. Auch Berta und ihre Familie flohen in die Niederlande nach Borne, um den Fängen der Nazis zu entgehen. Aus beiden Familien überlebten nur zwei Frauen: Hendrina Roozendaal, die Tochter von Salomon und Berta, konnte in Gronau untertauchen und starb 1970 in Nordhorn. Auch die 1913 geborene Tochter von Mozes und Bertha, Rosalie, überlebte die Shoa. Nach der Befreiung emigrierte Rosalie in die USA, wo sie im Jahr 2004 in San Francisco verstarb.
Station 8: Familie Max Salomonson
Hauptstraße 18, 48529 Nordhorn, DE
Rosetta „Rika“ Salomonson, geb. Frank, wurde im September 1901 in Werlte geboren. Sie war seit 1928 mit Max Salomonson verheiratet. Ihre Tochter Ruth wurde am 12. September 1929 in Osnabrück geboren. Max starb bereits 1933 im Alter von nur 41 Jahren. Tochter Ruth besuchte zunächst die Altendorfer Schule, die sie wegen der „Nürnberger Rassegesetze“ am 15. November 1938 verlassen musste. In der Pogromnacht wurden schließlich die jüdischen Männer Nordhorns ins KZ Sachsenhausen bei Berlin deportiert.
Wie Unterlagen der jüdischen Geschichtswerkstatt des Forums Juden/Christen im Kloster Frenswegen belegen, trafen sich die jüdischen Frauen in Rikas Wohnung in der Hauptstraße 41, um Maßnahmen zur Befreiung ihrer Männer und Väter zu beraten. Die Befreiung der Männer gelang ihnen zunächst auch. Nach den Pogromen brachte Rika ihre Tochter Ruth außerdem nach Almelo, wo sie in Sicherheit war. Aufgrund der Verordnungen Hermann Görings musste Rika im November 1938 ihren Besitz verkaufen. Die Immobilie wurde dem Schlachtermeister Johann Huesmann übertragen. Das Geschäft Huesmann hat in Nordhorn noch heute einen guten Ruf, inwieweit die Geschichte der „Arisierung“ des vormalig jüdischen Geschäftes bekannt ist, lässt sich nicht sagen. Von einem „Verkauf“ kann außerdem keine Rede sein, da das Geld zur Begleichung einer „Sühnezahlung der Juden“ einbehalten wurde.
Im März 1939 zogen Ruth und Rika nach Amsterdam, dort wurden sie am 24. Juni 1940 verhaftet. Nach ihrer Verhaftung waren sie bis Juli 1942 im Durchgangslager Westerbork inhaftiert. Von dort aus wurden Rika und Ruth Salomonson ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert und nach der Selektion am 18. Juli 1942 ermordet.
Station 9: Familie Julius Süskind
Alkenstiege 7, 48529 Nordhorn, DE
Julius Süskind war mit Ennegje „Emilie“ Süskind, geb. Jacobs, aus Werlte, verheiratet. Er betrieb in Nordhorn bis 1939 einen Altwarenhandel. In Folge der Novemberpogrome 1938 wurden die Kinder Siegfried und Rosetta Julie ins niederländische Denekamp gebracht, wo sie zunächst in Sicherheit vor den Nationalsozialist*Innen waren. Nachdem Julius und Emilie noch in Nordhorn geblieben waren, zogen sie später zu Julius' Bruder nach Neuenhaus. Von dort aus wurden beide im Juli 1942 deportiert, über die Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn in Koblenz wurden Julius und Emilie ins Ghetto Izbica bei Lublin in Polen verschleppt, wo beide am 28. Januar 1944 umkamen.
Rosetta Julie war im Lager Westerbork interniert worden. Von dort aus wurde sie am 25. Januar 1944 nach Auschwitz deportiert, wo sie am 28. Januar 1944 als verstorben gemeldet wurde. Siegfried gelang es tatsächlich, zu fliehen, indem er während eines Transportes von einem fahrenden Lastwagen springen konnte. Er wurde von in den Niederlanden ansässigen Bauern versteckt und konnte so der weiteren Verfolgung durch die Nationalsozialist*Innen entkommen. Nach seiner kurzzeitigen Rückkehr nach Nordhorn lebte Siegfried Süskind lange Zeit in Frankfurt. Die Erfahrungen durch die Verschleppung prägten ihn bis an das Ende seines Lebens.
Station 10: Familie Friedrich Hopfeld
Bahnhofstraße 30, 48529 Nordhorn, DE
Friedrich Hopfeld und seine Frau Friedel, geb. Moses, lebten mit ihrer Tochter Helga in Nordhorn. Die Familie führte ein Textilbekleidungshaus. Schon früh hatte Friedrich die Zeichen der Zeit bezüglich der politischen Lage im Deutschen Reich erkannt. Durch einen groß angelegten Verkauf gelang es ihm, die Bestände seines Betriebes rechtzeitig zu veräußern. Sowohl das Geschäft als auch der Haushalt der Familie Hopfeld wurden aufgelöst.
Als Mitglieder einer einzigen der zwölf jüdischen Familien Nordhorns gelang der Familie Hopfeld am 27. April 1937 mittels des Passagierschiffs "Bremen" die Emigration nach Detroit in die USA. Da die Familie die Shoa überlebte, liegt vor dem Grundstück kein Stolperstein. Im Jahr 2015 wurde dennoch eine Gedenktafel angebracht, um dem Schicksal der zwangsmigrierten Nordhorner Familie zu erinnern.
Station 11: Familie Friedrich Salomonson
Bahnhofstraße 10, 48529 Nordhorn, DE
Friedrich Salomonson war der jüngere Bruder Max Salomonsons und wurde am 16. Dezember 1897 in Nordhorn geboren. Er war mit der Niederländerin Esther Phillips verheiratet, mit der er zwei Kinder, Lion (*1930) und Hanni (*1932), hatte. Esther war Erbin einer Villa und einer Lagerhalle, welche das Paar als Grundlage für ein Bettengeschäft nutzen konnte. Friedrich hatte gute Kontakte zum lokalen Textilkonzern Niehues & Dütting, sodass er sehr preiswerte Konditionen für seine Ware erzielen konnte. Durch das florierende Handelsgeschäft konnte die Familie reich werden und pflegte fortan einen "großbürgerlichen" Lebensstil.
Während der Novemberpogrome 1938 wurde Friedrich verhaftet und wurde, wie auch alle anderen jüdischen Männer Nordhorns, im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Die Villa der Familie Salomonson wurde dabei zunächst von der Zerstörung ausgenommen, wahrscheinlich, weil sie schlichtweg von den SA-Männern vergessen wurde.
Station 12: Familie Samuel Frank und Salomon de Vries
Prollstraße 5, 48529 Nordhorn, DE