Sagenwanderweg Eberbach

Tour Parallelweg 1, 69412 Eberbach, DE

Gehen Sie mit uns auf Entdeckungstour zu den Sagen rund um Eberbach. An 15 Stationen stellen wir Ihnen die Sagen vor, die Sie an passenden Orten nicht nur anhören können, sondern zu denen Sie auch jeweils eigene Illustrationen und Hintergrundinformationen finden.

Autor: Hohenstaufen-Gymnasium Eberbach

15 Stationen

Begrüßungsstation Sagenwanderung

Karlstalweg 4, 69412 Eberbach, DE

Die Klasse 6c (2022/23) des Hohenstaufen-Gymnasiums Eberbach begrüßt Sie herzlich auf dem Sagen-Digiwalk, den wir mit unsrem Deutschlehrer Till Weidenhammer erstellt und den Schülerinnen und Schüler eines Kunst-Neigungskurses (2022/23) illustriert haben. Wir wünschen Ihnen viel Spaß auf diesem Weg und viele neue Einblicke in unsere Heimatstadt Eberbach.
Lokalsagen beziehen sich meist auf bestimmte Orte, die wir Ihnen heute vorstellen wollen. Es sind vor allem mündlich überlieferte Texte, die einen wahren Kern, aber oft auch magische Elemente beinhalten. Beides werden Sie in vielen der Sagen finden.
Wenn Sie unserem Sagen-DigiWalk folgen wollen, klicken Sie einfach auf den „Weiter-Pfeil“. Dieser führt Sie dann wie google maps zur nächsten Station, wo sich automatisch die Informationsseite öffnet, auf der Sie Informationen zu den Sagen und angesprochenen Orten oder Geschehnissen finden und sich die Sage anhören können. Dazu stellen wir Ihnen auch eine ausgedachte Sage vor. Werden Sie diese erkennen? Die Auflösung folgt am Ende.
Bitte beachten Sie, dass bei der Nutzung der App Handyempfang und gegebenenfalls kostenpflichtige mobile Daten benötigt werden. Wenn Ihnen das nichts ausmacht, freuen wir uns, Sie auf dem Weg durch die Sagenwelt um Eberbach mitnehmen zu dürfen.
Entnommen sind die ausgewählten Sagen mit freundlicher Genehmigung der Autoren aus: Miriam und Peter Seisler, Zauber, Spuk und Wasserfräulein. Sagen aus dem Kleinen Odenwald, Eberbach, Hirschhorn und Neckargemünd, Norderstedt 2019.

Wir führen Sie nun zuerst neckarabwärts - nicht ganz bis in den Gretengrund, wo die erste vorgestellte Sage spielt, dann wieder hierher zurück. Wenn Sie also Zeit und Kraft sparen wollen, dann können Sie sich hier einen ruhigen Ort wählen, um die erste Sage kennenzulernen, und dann gleich über die Stationsauswahl zur zweiten Sage weiternavigieren. Sie werden noch einiges zu wandern haben!

Die Nixen vom Gretengrund

Eberbach, DE

Wir haben Sie nicht ganz in den Gretengrund geführt, um Ihre Kräfte zu schonen, gerne können Sie allerdings immer diesen Weg weiter gehen. Dort werden Sie auf ein Tal mit einem Bach treffen, an dem früher die Gretenmühle stand, die Sie auf dem ersten Bild von Hannah Breidinger-Spohr sehen können.
Die Sage, die mit einem typischen Beruf im Alltag beginnt, aber magische Wesen beinhaltet, endet blutig, wie die Illustrationen zeigen. Quellenbelege gibt es für diese Ereignisse nicht. Die Mühle an diesem Ort ist allerdings belegt.

Die Zwerge vom Itterberg

Parallelweg 3, 69412 Eberbach, DE

Wenn Sie heute mit "Zwergen vom Itterberg" gymnasiale Fünft- und Sechstklässler assoziieren, so ist das eine recht neue Assoziation, denn das Gymnasium wurde erst zwischen 1962 und 1965 an diesem Ort errichtet - vorher befand es sich in der Stadt bei der jetzigen Volksbank und in der Friedrichstraße. Allerdings hatten die Vorgängerschulen mit dem heutigen technisch aufgerüsteten Gymnasium mit dem Prädikat "Zukunftsschule" nicht viel gemeinsam - noch nicht einmal den Namen. 1832 wurde die Schule als evangelische "Diakonatsschule" eröffnet, 1845 zur "Höheren Bürgerschule" umgewandelt. Über eine Realschule (1890-1923) und Oberrealschule ((bis 1933) entwickelte sich die Schule 1933 zum "Realprogymnasium" und 1938 schließlich zur Hohenstaufenschule, die ab 1946 wiederum zum Realgymnasium wurde. Der Name "Hohenstaufen-Gymnasium" verbindet sich mit dem Neubau am Itterberg ab 1965.
Die vorherige Bebauung mit Villen reicht nur ins 20. Jahrhundert zurück, davor war hier Wald, durch die Itter und Sägewerke von den Krautgärten vor den Stadttoren getrennt.
Kein Wunder, dass dort kleine magische Wesen vermutet wurden, und damit sind nicht die Siebenschläfer oder Rehe gemeint, die noch heute um das Schulhaus streichen.

Das Gratzertfräle

Neckaranlage 5, 69412 Eberbach, DE

Bis heute ist die Waldwirtschaft in Eberbach ein wichtiger Berufszweig. Das war schon immer so, und insbesondere die Reifschneider, von denen Sie hier ein Denkmal sehen und von denen auch die nächste Sage handelt, waren in Eberbach weit verbreitet. Viele Eberbacher arbeiteten in der Holzwirtschaft und die Reifschneider stellten die Holzreifen für Holzfässer her, die für den Transport von Hering, Schießpulver oder Chemikalien wichtig waren (da Metallreifen rosten und Funken schlagen konnten). Zwischen den Jahren 1870 und 1914 lag die Blütezeit des Eberbacher Reifscheider-Handwerks. Bis zu 200 Personen verdienten in jenen Jahren haupt- oder nebenberuflich mit der Reifschneiderei ihr Brot. Nach dem ersten Weltkrieg kamen allerdings neue Verpackungsmaterialien auf und das Reifschneider-Handwerk war zum Aussterben verurteilt.
So ist es auch kein Wunder, dass die magischen Wesen im Gratzertwald ausgerechnet einem Reifschneider erschienen. Mit welchen Folgen, können Sie im Video hören und sehen.

Der Dreckplatscher

Neckaranlage 3, 69412 Eberbach, DE

Wenn die folgende Sage von einem Viehmarkt spricht, so hat das gute Gründe, denn der Viehmarkt war früher etwas Besonderes und das Vieh für die Bevölkerung unheimlich wichtig und wertvoll. Anfangs durfte der Markt in Eberbach einmal im Jahr stattfinden, später zweimal.
Fast alle Bewohner Eberbachs oder Hirschhorns besaßen Vieh und hatten eigene Gärten zur Selbstversorgung. Sie hatten nicht nur Kleinvieh, sondern auch Milchvieh wie Ziegen und Kühe. So gab es noch im 19. Jahrhundert innerhalb der Stadtmauern eigentlich nur drei Berufs-Bauern, aber dennoch 167 Ställe und über 80 Schuppen. Daran sieht man, dass noch viele Hausbesitzer einen Stall im Erdgeschoss und einen Schuppen hatten. Bei einer Steuerschätzung wurden (neben ungezähltem Kleinvieh wie Hasen, Hühnern und Gänsen) 17 Pferde, 16 Stiere, 12 Ochsen, 202 Kühe, 20 Rinder, 187 Kälber, 30 Ziegen, 84 Schweine und 669 Schafe gezählt (und damit fast so viele Nutztiere wie Einwohner von Eberbach-Mitte heute). Noch heute ist die Vieh-Schau ein Teil des alljährlichen Kuckucksmarktes. Bilder früher Viehmärkte kann man oben in einer Federzeichnung von Hannah Breidinger-Spohr und einer alten Fotografie sehen.

Sehr wichtig waren im Mittelalter gerade in Städten ohne Brücke (die nächstgelegene stand in Heidelberg) die Fährleute. Sie mussten nicht nur die Menschen auf die andere Neckarseite bringen oder Leute in andere Dörfer transportieren (und dann das Boot mühsam zurücktreideln, also am Seil gegen den Strom hochziehen). Zu vorgeschriebenen Zeiten und Wasserständen mussten sie Personen und Güter übersetzen. Allerdings waren sie nicht nur für die Wasserwege, sondern auch die Pflege der sonstigen Wegenetze zuständig. So gibt es Rechnungen über Begutachtung und Reparatur eines Weges über den Hebert, den der Fährmann instand setzen musste. Hier am Treidlerdenkmal mit Blick auf den Neckar kann man sich gut in die Ereignisse auf dem Treidelpfad auf der anderen Neckarseite und auf der Neckarquerung einfühlen.

Wie Ereignisse auf einem Hirschhorner Viehmarkt für Brandflecken auf dem Boot des Eberbacher Fährmanns sorgten, zeigt die folgende Sage im verknüpften Film.

Kunz und Kuno - Romanze

Obere Badstraße 13, 69412 Eberbach, DE

Ob es gute Werbung für ein Gasthaus ist, wenn sich zwei seiner Gäste erschlagen und später als Geister wiederkommen, ist sicher Ansichtssache. Am alten Gasthaus „Zum Krabbenstein“ (angeblich 1627 erbaut) sehen Sie ein Sgraffito von Richard Hemberger, auf dem dargestellt ist, wie sich zwei Männer bekämpfen und finden den Sagentext dazu, den Sie in der ausführlicheren Variante hier eingesprochen hören können.
Die Bilder, die Sie hier sehen, sind mit der Sgraffito-Technik erstellt. Das bedeutet, dass zuerst verschiedenfarbige Putzschichten übereinander aufgetragen werden und dann so lange abgekratzt wird, bis die gewünschte Farbe erscheint. Dadurch wirken die Bilder auch etwas dreidimensionaler.
Am Ende der Sage wird erwähnt, dass ein armer unbeteiligter Müller einen der Toten später öfter „an seinem Betterich“ sah. Das ist aber nun glücklicherweise nicht sein Bett, sondern der tiefe Wasserlauf vor dem Mühlrad.

Der Eberbacher Kuckuck

Hauptstraße 8/1, 69412 Eberbach, DE

Unter anderem im Vorgängerbau dieses Rathauses (als Modell in diesem Museum ausgestellt), fand ein denkwürdiger Gerichtsprozess statt, um den sich die wohl bekannteste Sage aus Eberbach rankt. Zu den Ereignissen gab es 1604 mehrere lange Gerichtsprozesse, zu denen sogar Akten erhalten sind. Eine vom Notar in Hirschhorn aufgeschriebene Zeugenaussage finden Sie unter den Bildern. Der erste Gerichtsprozess des "Kaufgerichts", verhandelt von 12 Ratsherren, startete mit Zeugenbefragungen zu einer Klage des Neckarwimmersbacher Wirtes Leonhard Schäfer wegen Beleidigung durch Martin am Ende, dem er einen gebratenen Kuckuck statt einer Taube vorgesetzt haben solle, wohl auf Veranlassung des Arztes Doktor Mantel (an den heute auch noch Straßennamen erinnern).
Insgesamt ist diese Sage heute in Eberbach sehr präsent: Eine Stele an der Neckarbrücke, zwei Brunnen, der Name einer Karnevalsgesellschaft und des jährlichen "Kuckucksmarktes", aber auch Straßennamen verweisen auf das Geschehen, das Sie im Video eingesprochen und illustriert finden.
Und wie ging der Gerichtsprozess aus?
Die Beteiligten waren mit dem ersten Urteil unzufrieden und zogen vor das höhere Zentgericht, dessen Urteil als Akte von 1605 vorliegt. Verurteilt wurde der Wirt wegen des Vorsetzen einer falschen Speise und der Gast wegen Beleidigung, wobei die Strafe für den Wirt deutlich höher ausfiel.

Die weiße Taube

Pfarrhof 3, 69412 Eberbach, DE

Die nächste Sage handelt von einer Kindsmörderin und einem Malezifprozess, der vermutlich im Bettendorffschen Haus stattgefunden haben wird, wo der Keller, der Verwalter des Kurfürsten, seinen ersten Sitz hatte. Das Haus ist das älteste vollständig erhaltene Fachwerkhaus von Eberbach und stammt aus dem Jahr 1470. Auch wenn keine Kindsmörderin aus Rockenau in den Akten des Zent- und Malefizgerichts aufgeführt ist, die am Galgen gehenkt wurde, zeigt das Generallandesarchiv Karlsruhe etliche ähnliche Prozesse mit unterschiedlichem Ausgang. Beispielsweise ist im Jahre 1695 in Oberdielbach auch ein Kindsmord geschehen. Anna Katharina Schmidtlein hat ihr eigenes Kind umgebracht, doch sie hat eine geringere Strafe bekommen: Sie wurde ausgepeitscht, musste die Stadtgrenzen verlassen und einen Schwur ablegen. Diese geringe Strafe kam vermutlich dadurch zustande, dass der Kindsvater, ein durchreisender Soldat, ertrunken war.
Andere Angeklagte hatten weniger "Glück": 1577 wurde Barbara Reinecke aus Beerfelden wegen des Mordes an ihrem Kind 34 Tage inhaftiert, unter Folter ("peinlich") befragt und nach einem Gerichtsurteil ertränkt. Zur Folter wurde extra der Wasenmeister aus Mosbach bestellt, drei Tage in Eberbach verköstigt und mit einem Gulden Lohn bezahlt.
Für 1637 ist belegt, dass Irma, "Dienstmagd bei Nicolas Koch, Müller zu Eberbach", ihr Kind getötet habe und deshalb zum Tode verurteilt wurde. Sie wurde nach dem Prozess an diesem Ort den üblichen Weg der Hingerichteten über die Hauptstraße zum oberen Tor herausgeführt und etwa anderthalb Kilometer neckaraufwärts am Richtplatz (der offenbar mit einem Galgen ausgestattet war), enthauptet.

Vom Wildeweibelsberg

Weidenstraße 1, 69412 Eberbach, DE

Wenn Sie hier über die Brücke und neckaraufwärts bis in den Wald hinter Rockenau laufen würden, gelangen Sie an einen kleinen abgelegenen Weiler zwischen Neckar und Wald. An diesem Weiler Krösselbach spielte sich angeblich eine tragische Geschichte einer Kindsmörderin ab. Doch es gibt so gut wie keine Beweise: So steht nirgendwo, dass es tatsächlich eine Mühle dort gegeben habe und es ist auch kein entsprechender Gerichtsprozess wegen Kindsmord belegt. Dennoch ist es möglich, dass in Krösselbach eine Mühle stand, da Krösselbach als Weiler nur aus einigen nahe beieinander liegenden Wohnhäusern bestand, die an der Zahl zu gering waren, um ein eigenes Dorf und eine Gemeinde zu bilden. Diese Weiler haben sich selbst versorgt und brauchten also auch eine Mühle. Dennoch würde sie etwas außerhalb des Weilers gestanden haben, denn damals wurden in den Mühlen auch gebacken. Dabei bestand die Gefahr, dass die Mühle Feuer fing und den ganzen Weiler in Brand setzte.
Der Weiler Krösselbach ist seit 1284 in den Quellen belegt. Er diente womöglich als Vorwerk der Burg Stolzeneck, die er mitversorgte. Die älteste Flurkarte von 1761 kennt keine Mühle an diesem Ort.

Der Schnupper

Zwingerstraße 16, 69412 Eberbach, DE

Nun stehen Sie (hoffentlich) außerhalb des Blauen Huts von Eberbach, einem Stadtturm aus dem 14. Jahrhundert, der seinen Namen der Dachform und -farbe verdankt. Ständen sie innen (wie auf einigen der hinterlegten Bilder der Fotograf), wären Sie womöglich eingesperrt, denn der Blaue Hut war früher ein Gefängnis ("Betzenkammer"), das zum Zentgericht im angrenzenden Bettendorf’schen Haus gehörte.
So handelt die Sage „Der Schnupper“ auch von einem Gefangenen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Zuhören.
Zu dem Schnupper beim Blauen Hut gibt es allerdings auch andere Sagenelemente, die positiver wirken. So bietet das magische Wesen dem Gefangenen in einer anderen Sagen-Variante eine Prise aus seiner Schnupftabak-Dose an oder zeigt ihm die Lage eines vergessenen Schatzes, wenn man rechtzeitig über drei blaue Flämmchen eine Schürze breitete.
Noch heute ist der Blaue Hut in einem sehr ursprünglichen Zustand und nur über ein angrenzendes Privathaus zugänglich. Er ist wichtiger Teil der ursprünglichen Stadtbefestigung, ist aber der jüngste der Eberbacher Stadttürme und wurde im 14. Jahrhundert auf die fertige Stadtmauer aufgesetzt.

Das Borghelle-Newwele

Burghälde 5, 69412 Eberbach, DE

Zum Borghese-Newwele gibt es eine ganze Reihe von Sagen-Varianten, die im Eberbacher Geschichtsblatt von 1948 gesammelt wurden. So wird beispielsweise berichtet, dass der "Bordehut", der letzte treue Diener des Burgherren mit einem mit Borten und Tressen besetzten Hut, zu Lebzeiten oft verspottet wurde und die Eberbacher dafür mit seinem Stock schlug. Nach seinem Tod glaubte man, dass er als Burggeist herumspuke, normalerweise gutartig sei, aber bösartig werde, wenn man ihn verspotte. Man erzählt, dass er die Eberbacher Buben, die auf der Burg seinen Spottnamen rufen, mit einer kräftigen Ohrfeige bestrafe. Eine Ohrfeige bekommt man von ihm auch für das Abreißen eines mit Immergrün überwachsenen Baumes.
Lassen Sie das also besser.
Allerdings soll auch eine Geldkiste unter einem efeuüberwucherten Weidenbusch vergraben sein. Ein feuriger Hund soll sie bewachen. Wer sie holen möchte, müsse laut der Sage den Hund verjagen und den Busch ausreißen - wofür man allerdings auch wieder eine Ohrfeige von einem Geist bekomme. Die lohnt sich dann wenigstens.
Eine weitere Sagenvariante berichtet von einem "Borghellemännele", einem kleinen Kobold, der besonders zur Adventszeit gerne seine Streiche ausübt, die zu Unfällen führen. So soll ein Wanderer seinetwegen an einer Stelle gestolpert sein, wo gar keine Baumwurzel gewesen sei. Ein anderer Bürger, der an der Burghälde Holzstangen sammelte, sei seinetwegen mitsamt dem Stangenbündel schmerzhaft den Berg hinabgekollert. Ein weiterer wird stetig mit Sternchen beworfen. Auch Wilderern spielte er einen Streich und löste mit einem Ast einen Schuss aus, sodass der gejagte Hirsch verschwand. Man soll das Gelächter des Geistes bald links, bald rechts hören - als Hinweis, dass etwas Unvorhergesehenes passieren werde.
An dieser etwas unheimlichen Station sollten Sie also darauf achten, ob Sie irgendwo Nebel sehen oder Gelächter hören - und wenn ja, vorsichtshalber weitergehen!

Der grüne Jäger

Burghälde 11, 69412 Eberbach, DE

Auch wenn es rund um Eberbach viel Wald und Wild gab und noch immer gibt, hätten Sie im mittelalterlichen Eberbach keinen Jäger unter den Bürgern angetroffen, denn damals galt in Eberbach der sogenannte „Wildbann“. Das bedeutet, dass das Recht am Wald und das Recht zur Jagd einzig und allein dem Kurfürsten vorbehalten war. Diesen Wildbann übernahmen die Heidelberger (wittelsbacher) Kurfürsten mit der an sie verpfändeten Stadt von den Staufern. Dieses Recht war so streng, dass 1798 sogar Soldaten, die Dragoner, gegen Wilderer als Nachtwache eingesetzt wurden.
Jagen durfte also nur der kurfürstliche Jagdaufseher und der Kurfürst selbst. Die Bürger sollten Wildmauern oder hohe Wildzäune bauen, um das Wild im Wald zu halten und gleichzeitig die Schäden an den Feldern und der Ernte zu verringern. Die Stadtbewohner hatten also vom Wild vor allem Schaden, was zu häufigem Streit mit den adeligen Wildbann-Besitzern führte.

Der Löwenfelsen

Burghälde 5, 69412 Eberbach, DE

Besondere Felsformationen und rätselhafte Steinsetzungen bieten seit jeher einen Boden für sagenhafte Erklärungen. So auch in Eberbach, wo es auch den sogenannten "Löwenfelsen" gibt (der allerdings auf der anderen Seite des Berges liegt). Woher dessen Name stammt, ist nicht belegt. Allerdings finden sich wie hier in verschiedenen Höhen um Eberbach merkwürdige Steinsetzungen als Trockenmauern, oft in kreisrunder Form von meist zwei Metern Durchmesser. Ein weiterer mit Setzsteinen angelegter Kreis von 35 Metern Durchmesser findet sich auf dem Krähberg, wie das Eberbacher Geschichtsblatt von 1954 berichtet und illustriert. Ein typisches Beispiel für ein solches Türmchen findet sich an der Straße von Igelsbach nach Hirschhorn am Grat des Feuerbergs. Weitere solcher Türmchen finden sich am Tannenkopf, Itterberg, Rondell, Kreuzberg und Schildenberg bei Kailbach.
In der Schenkungsurkunde Karls des Großen an das Kloster Lorsch 773 sind schon solche "tumuli", also Steinhügel als Grenzzeichen genannt. Unklar ist aber, ob sie nicht auch aus der Anfangszeit der modernen Landvermessung stammen, wie das Vermessungsamt meint. Heinrich Spohr vermutet im Geschichtsblatt 1954, dass es auch Türme zur Weitergabe von Rauch- und Feuerzeichen gewesen sein könnten - aber auch das ist genauso unsicher wie die sagenhafte Erklärung des Namens des Löwenfelsen.
Bei den hier zu sehenden Mauern kann es sich natürlich genauso um ein Vorwerk der Burg oder eine Wildmauer wie in der vorigen Station beschrieben handeln. Vielleicht können die Steine Ihnen ja auch die nötige Kraft für den letzten Teil des Aufstieges geben - wie der Löwenfelsen in der hier zu hörenden Sage.

Das weiße Burgfräulein

Eberbach, DE

Glückwunsch, Sie haben den Aufstieg geschafft und sind an unserer letzten Station angekommen!
Die Burgruine Eberbach eignet sich ganz besonders als Ort für eine Sage, da sie schon sehr lange, nämlich seit 1403, verfallen ist. Gegründet wurde die Anlage im 12. Jahrhundert, die aus einer Vorder-, Mittel- und Hinterburg bestand. Neben weiteren Bauten in der Großburg entstand im Südosten ein Wachturm mit Teilen einer 1,7 Meter dicken Ringmauer. Nördlich der "Vorderburg" stand ein monumentaler Bergfried mit ca. 11 Metern Seitenlänge und ein Palas mit Schildmauer an der Nordfront. Die Bauteile blieben unverbunden.
Anfang des 13. Jahrhunderts wurde unter Heinrich VII. die Hinterburg angelegt. Allerdings verlor die Burg nach 1235 an Bedeutung. Die Hinterburg wurde wohl noch umgebaut. 1297 wurde die Burg verpfändet und 1403 vom damaligen Pfandherren von Hirschhorn geschleift, also zerstört. Als Grund werden die Kosten genannt, vermutlich wollte er aber auch keine Konkurrenzburg, die in andere Hände fallen könnte, nahe seiner eigenen.
Ob nun ein weißes Burgfräulein in den Ruinen umgeht, wie in der hier eingesprochenen Sage, ist nur über diese Sage überliefert. Gleiches gilt auch für einen angeblichen unterirdischen Geheimgang, der von der Burg bis mitten in die Stadt, zum "Hof", dem Bettendorfschen Haus, führen soll, den das Geschichtsblatt von 1948 erwähnt.

Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß beim Hören der letzten Sage - und laden Sie ein, uns noch bis zur Abschluss-Station zu folgen, an der wir verraten, welche Sage von uns erfunden worden ist - mal sehen, ob Sie mit Ihren Vermutungen richtig lagen!

Auflösung und Ende

Eberbach, DE

Herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Sagen-Wanderung! Wir hoffen, wir konnten Ihnen einen schönen Ausflug und viele neue und spannende Informationen bieten.

Eine Sage hatten wir selbst erfunden: Die zum Löwenfelsen. Die Sachinformationen zu dieser Station sind allerdings dennoch richtig - nur die Sage eben neu.

Übrigens - wenn Sie am nächsten Sonntag in Ihrer Kleidung kleinere Löcher feststellen sollten, so waren das nicht unbedingt die Brombeerranken auf dem Weg. Womöglich sind Sie auch der sagenhaften "strickenden Frau" begegnet, die normalerweise im Bannwald von Pleutersbach umgeht und Menschen in die Kleidung sticht, die am Sonntag darauf Löcher entwickelt. Die Frau finden Sie hier abgebildet.

Nun wünschen wir Ihnen aber einen guten Heimweg ohne böse Streiche sagenhafter Wesen und danken an dieser Stelle ganz besonders den Sagensammlern Miriam und Peter Seisler, auf deren Sagen-Sammlung "Zauber, Spuk und Wasserfräulein, Norderstedt 2019" dieser DigiWalk beruht, und die das Einverständnis zur Verwendung dieser Sagen gaben, sowie dem Stadt- und Verbundarchiv Eberbach für wichtige Hinweise und Quellen und Herrn van Dijk, der die Erlaubnis zur Verwendung einiger Bilder von Hannah Breidinger-Spohr erteilte. Der Stadt Eberbach danken wir für die Unterstützung beim Erwerb der DigiWalk-Lizenz und dem Tourismusbüro für die Bewerbung des Walks.

Es danken Ihnen für Ihr Interesse:

Die Klasse 6c (2022/23) des Hohenstaufen-Gymnasiums Eberbach mit ihrem Lehrer Till Weidenhammer
Der Kunstkurs K1 (2022/23) des HSG mit seinem Lehrer Sebastian Schäuffele
Leni Kaiser (6b 2022/23), die die Bilder zum "Dreckplatscher" und "Kunz und Kuno" beisteuerte.