Sternen.Geschichten

Ausstellung Friedrichstraße 57-59, 38855 Wernigerode, DE

Mehdi Sabil ist Künstler und Illustrator. Der gebürtige Marokkaner wohnt mit seiner Frau Jessika in den Niederlanden und verarbeitet mit dieser Ausstellung den Verlust seiner Tochter; gleichzeitig gibt er anderen „Sterneneltern“, deren Kinder vor oder kurz nach der Geburt gestorben sind, Platz, ihre Geschichten zu treilen.

Autor: Jessika

14 Stationen

Aïscha

Aïscha bedeutet Leben oder Lebensfreude im Arabischen. Und so war sie auch, unser grosses Mädchen. Voller Leben. Nachdem wir im Sommer 2021 positiv testeten, starteten wir in einen wunderschönen Sommer nach Marokko.

Lange sah es nicht danach aus, als ob wir überhaupt schwanger werden könnten, denn es ist über ein Jahr vergangen, seit dem wir uns ein Kind wünschten. Doch als wir bei einer Untersuchung beim Frauenarzt waren, um festzustellen, woran es liegen könnte, sagte diese, “Ich weiss gar nicht, was ihr Problem ist, sie sind doch schwanger”. Auf dem Ultraschall zeigte sich ein winziger Punkt, der unsere Tochter sein sollte. Wir waren voller Freude und zugleich lag ein Kribbeln in unserem Bauch, „Ist das wirklich wahr? Bekommen wir wirklich ein Baby?“

Wir voller Vorfreude traten wir zu Dritt unsere Sommreise nach Marokko an, um es den Grosseltern dort zu sagen. Sie waren voller Freude und haben extra separat für mich gekocht, da ich keine Gewürze mehr vertragen habe. Es war kein unbeschwerter Sommer, Hitze und Übelkeit machten mir etwas zu schaffen und daher bin ich früher wieder in die Niederlande zurück gekehrt. Nach ein paar Tagen hatte ich den ersten Termin zum Ultraschall. Es war nun schon die 8.SSW, ein Freitag Nachmittag. Die Sonographin war zufrieden und hatte mir alles genau erklährt, bis sie plötzlich verstummte. Aufgeregt schallte und schallte sie an dieser einen Stelle. Wieder und wieder. Ich wurde nervös. Was bedeutet das? Bis sie irgendwann meinte, die Nackenfalte sei zu gross. Ich hatte keine Ahnung was da bedeutete und fragte sie, ob sich das wieder legt mit der Zeit oder ob man das Wasser absaugen könnte. Blauägig hatte ich keine Ahnung. Sie wollte mir nichts genaues sagen und schickte mich nach Hause, da die Ärzte Krankenhaus schon verlassen hatten. So verging ein langes und einsames Wochenende voller Ungewissheit.

Am Montag drauf hatte ich wieder einen Termin, diesmal bei der Ärztin. Sie erklahrte mir, dass unsere Tocher das Down Syndrom bzw. Trisomie 21 hat, durch ihre Wasserablagerungen im Nacken und um den Brustbereich sei sie nicht oder nur mit grossen Einschränkungen lebensfähig. Eine Welt brach für uns zusammen. Unser lang ersehntes Kind ist schwer krank. Eine stressige Zeit begann in der wir jeden Tag andere Tests machten und Gespräche mit Ärzten hatten, um alle Eventualitäten und Chancen auszuloten. Es war eine Entscheidung, die wir nie hätten treffen wollen, aber es blieb kein anderer Ausweg.

Wir entschlossen uns, dass Aïscha auf keinen Fall Leid oder Schmerz erfahren sollte und verabschiedeten uns noch im Mutterleib von ihr. Die Geburt war kraftvoll und voller Liebe. So klein diese Körperhülle war, durchsetzt von weissen Wasserblässchen, es hat uns zu verstehen gegeben, dass ihr Körper schwach war. Aïscha aber hat uns eine Botschaft da gelassen, dass wir mehr auf uns und unsere Bedürfnisse hören sollten. Pausieren. Stillstehen und atmen.

Sechs Monate vor dem errechneten Termin zog Aïscha zu den Sternen. Sie passt von dort oben auf ihre kleine Schwester Yasmine auf.

Aïscha hat uns zu Eltern gemacht und uns so viel mit auf dem Weg gegeben. Gott belastet deine Seele nicht mit mehr, als sie ertragen kann. Wir sind nicht mehr die Menschen, die wir einmal waren. Mehdi hat einen Weg gefunden, seinen Schmerz auf die Leinwand zu bringen und dadurch nicht nur Emotionen zu visuliseren, sondern auch als Sprachrohr für die Sternenkinder zu dienen. Sie sichtbar zu machen, da sie in unserer Gesellschaft unsichtbar sind. Jessika hat sich einem Netzwerk aus anderen Sternenmamas angeschlossen und startete in ihre Selbstständigkeit als traumabasierte Yogalehrerin für Sternenmamas.

Aïscha hat uns gezeigt was Leben heisst.

Maria

Ich wusste vom ersten Moment an, dass ich schwanger mit dir war. Leider kann ich nicht sagen, dass ich damals vor Freude in die Luft gesprungen wäre. Vor der Gewissheit fühlte ich zumindest eine gewisse Neugierde und auch eine kleine Hoffnung auf das, was ich mir immer schwieriger vorgestellt hatte. Schwanger werden. Als ich den positiven Test in den Händen hielt, brach ich in Tränen aus. Nicht vor Freude. Angst und Scham waren allgegenwärtig. Es fühlte sich alles falsch an. Die ersten 3 Monate mit dir in meinem Bauch waren hart. Ich hatte mit sehr viel Übelkeit zu kämpfen. Das Verheimlichen der Schwangerschaft auf der Arbeit machte es nicht besser. Ebenso wenig wie meine bevorstehende Facharztprüfung und die Tatsache, dass dein Vater viele Tausend Kilometer entfernt war.

Nach den ersten 3 Monaten ging es mir besser – körperlich als auch seelisch. Nach den ersten Ultraschallfotos von dir kam die anfängliche Neugierde zurück und ehe ich mich versah, konnte ich deine Ankunft gar nicht mehr erwarten. Wie würdest du wohl sein?
Es war der März. Noch 4 weitere Monate auf dich warten zu müssen, erschien mir wie eine halbe Ewigkeit. Inzwischen liebe ich meinen Bauch und vor allem deine zarten Tritte. Meist waren sie zart. Jeden Morgen, sobald ich mich auf den Rücken drehte, kam der erste Tritt. Ich freute mich, wenn du sehr aktiv warst, war besorgt, wenn du einen ruhigen Tag hattest. Jeden Tag berichtete ich deinem Vater von dir.

Es war an einem Samstag, dass ich dich ein letztes Mal spürte. Da warst du im Vergleich zu den Tagen davor sehr aktiv und ich bin deshalb sehr glücklich. Am Abend desselben Tages hatte ich aber schon ein ungutes Gefühl, weil ich den Rest des Tages nicht mehr gespürt hatte. Ich wurde innerlich immer unruhiger. Am nächsten Morgen keine Bewegungen. Morgens habe ich dich immer gespürt. Ich versuchte ruhig zu bleiben und mich abzulenken, was mir nicht gelang. Ich entschied mich, am nächsten Morgen zum Frauenarzt zu gehen. Der Montag, der alles für immer veränderte. Der Tag, wenn ich es zulasse, mich an ihn zu erinnern, wird auch jetzt noch mein Herz in tausend Einzelteile zerspringen.
Ich hatte Glück im Unglück. Ich durfte dich noch 9 weitere Tage in meinem Bauch tragen. Viele fanden das komisch oder machten sich Sorgen um mich. Für mich war es genau richtig. Ich hatte die Zeit mich zu verabschieden. Ich hatte Zeit dir noch etwas zum Anziehen zu kaufen, die Sternenfotografin zu kontaktieren, alles zu besorgen, um nach der Geburt Erinnerung zu schaffen. Und das Wichtigste, dein Vater konnte so auch bei deiner Geburt dabei sein.

Es brauchte nach dem Beginn der Einleitung immer noch 3 Tage, bis du still auf die Welt kamst. Du kamst so, wie ich es mir gewünscht hatte, in der Nacht. Im Kreißsaal war es ruhig. Das Licht war gedimmt. An der Wand hing ein Bild von einem Mohnfeld. Du kamst etwas stürmisch auf diese Welt, weil deine Fruchtblase erst ganz zum Schluss platzte. Ich wurde gefragt, ob ich dich halten möchte. Was für eine Frage. Das war alles, worauf ich mich in den letzten 9 Tagen gefreut hatte. Dich zu sehen, dich zu halten. Den Moment hatte ich ersehnt. So sehr, dass ich ihn gleichzeitig noch weiter hinausgezögert hätte, damit mir diese Vorfreude nicht genommen würde. Was danach kam, wusste ich ja. Lange Zeit nur Leere.
Wir hatten einen Tag zusammen. Plus die Zeit, die wir dich bis zur Beerdigung noch täglich beim Bestatter besuchten. Viel zu wenig Zeit. Viel zu wenig Erinnerungen.

Liebe Maria, als du geboren wurdest, fühlten wir so viel Liebe, Stolz und Frieden. Alles andere war für den Augenblick völlig egal.
Ich glaube, am Ende kommt es in jedem einzelnen Moment immer nur auf die Liebe an, die wir empfinden. Und wir empfinden das, was wir bereit sind zuzulassen. Ich war in tausend Einzelteile zersprungen. Ich hatte der Liebe nichts mehr entgegenzusetzen. So erkläre ich mir zumindest, das Ausmaß dessen, was ich am Tage deiner Geburt empfunden habe.

Clemens

Helma berichtet von ihrer Liebe zu ihrem Sternenkind Clemens

In stiller Nacht im Fernlicht kündigt sich unser Sternkind an.
So zart und vollkommen geboren im Morgenlicht.
Doch unsere Tränen verdunkeln die Sicht. Doch deine Seele strahlt.
Clemens, dein Name wird nun genannt
in unseren Herzen fest verbannt.
Du kamst zu uns so kurz und klein,
doch wirst für immer bei uns sein.

In deinem kurzen Leben hier hast du uns Liebe gegeben, so sehr.
Du bist ein Engel, sanft und rein.
Nun fliegst du frei im Himmelsschein.
Wir trauern um dich, unser kleines Kind.
Du bist ein Stern am Himmelszelt, der hell dort steht und über uns wacht.
In jeder Nacht.
In unseren Träumen wirst du leben,
uns Hoffnung und Trost stets geben.
Du bist ein Teil von uns für immer hier in unseren Herzen tief und fest.

Clemens, unser Sternenkind, so klein wir werden immer bei dir sein. In unseren Gedanken Tag und Nacht hast du einen Platz, der niemals weicht.
Mögest du in Frieden ruhen, umgeben von Engeln, die dich behüten.Wir werden dich nie vergessen. Unser Kind. Du bleibst für immer in unserem Herzen. Du kamst in der 24. Schwangerschaftswoche zu uns. Viel zu früh, die Welt zu entdecken, all die Wunder zu erleben, die das Leben zu bieten hat. Es tut mir so leid, dich nicht auf dieser Erde zu treffen, dein Lachen zu hören, dich aufwachsen zu sehen und deine kleinen Hände zu halten, dich zu trösten. Du hast uns gelehrt, wie kostbar das Leben ist und dass Liebe keine Grenzen kennt. Dass sie über den Tod hinaus besteht, durch dich habe ich wundervolle Frauen in meinem Leben begrüßen dürfen. Und mit einigen von ihnen werde ich stets verbunden sein, so groß kann Liebe sein.

Emma & Henriette

Wie Laura's Sternenkinder ihr Leben und die Verbindung zu sich selbst veränderten

Im März 2021 habe ich an einem Freitagmorgen nach neunmonatigen Enttäuschungen meinen ersten positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten. Ein Gefühl von absoluter Freude und gleichzeitig aber auch ein Gefühl von Unsicherheit und Angst hat mich überrollt.
So sehr ich mir diesen Moment gewünscht hatte, endlich schwanger zu sein, so hat es mir auch gleichzeitig Angst gemacht. Aber Angst vor was? In mir kam eine Angst vor Fremdbestimmung auf, Angst in einen medizinischen Strudel gezogen zu werden, Angst vor der Ungewissheit, was jetzt auf mich zukommt. Wie wird es weitergehen, was sind die nächsten Schritte, welche Untersuchungen stehen an, was brauche ich, aber vor allem was brauche und will ich nicht.

In all den Ängsten habe ich eins erkannt, ich habe mich selbst verloren und wusste so gar nicht mehr, was mir gut tut und was ich brauche. Die Schwangerschaftshormone haben ihren Rest dazu beigetragen und ich habe tagelang zuhause weinend verbracht.

Auf der Suche nach mir und meinen Bedürfnissen habe ich mir Hilfe bei einer Hebamme gesucht. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass Hebammenanspruch ab dem ersten Tag der Schwangerschaft besteht. Meine Hebamme hatte ein offenes Ohr für meine Sorgen und Ängste. Sie hat mich über meine Möglichkeiten in der Schwangerschaft aufgeklärt und mir so den nötigen Halt gegeben, den ich gebraucht hatte. Neben all den medizinischen Aufklärungen hat sie mir aber auch gut zugeredet, dass das Gefühlschaos in mir in einer Schwangerschaft ganz normal ist.
Gestärkt und im Vertrauen zu mir selbst, habe ich mich entschlossen, die Vorsorgen bei der Hebamme machen zu lassen und nur zu den drei großen Ultraschall-Terminen zum Frauenarzt zu gehen. Ganz nach dem Motto: „Geht es mir gut, geht es dem Baby gut“. Und dennoch hat mir ein Satz im Kopf keine Ruhe gegeben: „Freue dich erst über die Schwangerschaft, wenn die 12. SSW geschafft ist!“. Und plötzlich war alles auf dieses Datum ausgelegt. Der erste Ultraschall in der 12. SSW sollte alles entscheiden.

Im Wartezimmer beim Frauenarzt an dem Tag des ersten Ultraschalls überkam mich ein Gefühl der Panik. Ich kannte dieses Gefühl von mir so gar nicht und es hat sich fremd angefühlt. Beim Beschallen, dann die niederschmetternde Diagnose: „Kein Herzschlag seit ca. 10 Tagen – Missed Abortion“. Die Welt steht still und reißt einem gefühlt den Boden unter den Füßen weg.

In Trance habe ich die Worte des Frauenarztes aufgenommen, der mich über die verschiedenen Möglichkeiten aufgeklärt hat. Von einer Überweisung zur Klinik für eine Curettage (Ausschabung / Absaugung) bis zur natürlichen kleinen Geburt zuhause mit einer medikamentösen Einleitung. Ich wurde ermutigt, keine vorschnelle Entscheidung zu treffen und mir meinen Weg in Ruhe zu überlegen. Dies habe ich auch gemacht und zuhause erstmal Kontakt zu meiner Hebamme aufgenommen.

Nach einem langen Gespräch mit der Hebamme habe ich mich für eine kleine Geburt zuhause entschieden. Eine Curettage hat sich für mich nicht stimmig angefühlt. Ich wurde durch die Hebamme bestmöglich auf die kleine Geburt zu Hause vorbereitet und habe Tipps und hilfreiche Heilmittel an die Hand bekommen.

In den darauffolgenden Tagen ging ein Karussell der Gefühle bei mir los. Von Trauer über Wut, von Selbstablehnung, Verzweiflung und Leere bis hin zu Schuldgefühlen. Ich habe zwei Versuche unternommen, die kleine Geburt mit Medikamenten einzuleiten. Aber nichts ist passiert. Ich habe angefangen wehenfördernde Tees zu trinken, aber das kleine Sternenkind wollte einfach nicht kommen. Gefühlt habe ich in einem tiefen schwarzen Loch gesessen, bis ich angefangen habe, meinen Gefühlen Raum zu geben und sie liebevoll anzunehmen.

Die Geburt meines kleinen Sternenkindes hat vier Monate auf sich warten lassen. Heute weiß ich, dass ich diese Zeit gebraucht habe und sie sehr heilsam für mich war. Meine Seele hatte Zeit zu heilen und mein Körper hat die Zeit bekommen, die Schwangerschaft in seinem Tempo zu verarbeiten. Aber vor allem habe ich in dieser Zeit gelernt, geduldig mit mir selbst zu sein und Vertrauen in meinen Körper zu haben, wieder achtsam mit mir umzugehen und meinen Körper anzunehmen. Ich habe wieder zu mir selbst gefunden und der spirituellen Seite in mir wieder Beachtung geschenkt. Die kleine Geburt meines Sternenkindes zuhause, in der mittlerweile 28. SSW, war das wunderschönste Abschiedsgeschenk, was mir mein Sternenkind geben konnte. Sie war kraftvoll und hat mich mit Stolz erfüllt. Ein achtsamer Umgang mit mir selbst und viel meditieren haben mir durch diese Zeit geholfen.

Voller Hoffnung bin ich nach der kleinen Geburt mit einem Zyklus Pause in die nächste Schwangerschaft gestartet. Aber auch mein zweites Sternenkind hat sich in der 7. SSW mit Blutungen von uns verabschiedet und ist friedlich zuhause zur Welt gekommen.
Ich bin heute nicht mehr die gleiche Person, die ich vor meinen Schwangerschaften war. Denn ich bin Mama von zwei wundervollen Sternenkindern, die voller Dankbarkeit und Stolz auf die Erfahrungen der kleinen Geburten blickt. Meine zwei Sternenkinder Seelen haben mich an die Hand genommen und mir meinen Weg zu mir selbst gezeigt. Sie haben mich spüren lassen, dass es mehr gibt im Leben als in einem Alltag gefangen zu sein und jeden Tag erneut im Hamsterrad zu rennen.

Ich habe heute eine starke Verbindung zu mir selbst, kann die Vergangenheit und die Erfahrungen liebevoll als eine Herausforderung annehmen, an der ich gewachsen bin und habe mein Vertrauen ins Leben wieder zurückgewonnen.
In meiner dritten Schwangerschaft durfte ich die Herausforderung im Vertrauen zu bleiben, nochmal ganz neu annehmen und lernen. Trotz all der vorangegangenen Erfahrungen habe ich es geschafft, der neuen Seele in mir zu vertrauen. Die kleine Seele hat einen eigenen Plan und wird ihren eigenen Weg gehen. Anstatt die neue Schwangerschaft mit Angst zu verbringen, habe ich mich entschieden jeden einzelnen Tag mit der kleinen Seele in mir zu genießen und mich der Schwangerschaft hinzugeben. Heute habe ich einen wundervollen Sohn an der Hand.

Jede Krise im Leben ist auch eine Herausforderung, an der wir im Leben wachsen können, wenn wir es schaffen, sie anzunehmen. Ich möchte Frauen mit ähnlichen Schicksalen helfen, auch dieses Gefühl von Dankbarkeit zu empfinden und das Vertrauen ins Leben und in sich selbst zurückzugewinnen.

Vielen Dank und in Liebe
Eure Laura

Jona & Fenja

Diana berichtet vom Verlust ihrer beiden Sternchen Jona & Fenja

Herzlich Willkommen! Ich freue mich über Dein Interesse und nehme dich mit auf die Reise zu meinen zwei Sternenkindern und meinem Regenbogenkind mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Mein Name ist Diana und ich komme aus dem schönen Schwarzwald.
Es war der 16.03.2020 – am Tag des coronabedingten Lockdowns.
Voller Vorfreude saß ich in der 11. SSW auf dem Behandlungsstuhl der Frauenärztin. Dann der Schock. Kein Herzschlag, kaum mehr etwas zu sehen. Mein Baby hat bereits in der 8. SSW aufgehört zu leben. Es war, als wenn eine Seifenblase platzt: „Plopp“. Alles war anders. Ich wollte das nicht glauben, obwohl ich es am Ultraschall gesehen hatte. Ich war überfordert, in Schockstarre, eine Leere machte sich breit.

Die Frauenärztin war emotional auch überfordert und gab mir nur eine Überweisung ins Krankenhaus zur Ausschabung mit. Das war der nächste Schock. Ich hatte zwar keine Ahnung, was da auf mich zukommen würde. Doch eines hat mir mein Inneres deutlich zurückgemeldet: „KEINE AUSSCHABUNG. Ich lasse doch mein Kind nicht abtreiben!!!“.
Ich fühlte mich hilflos und verzweifelt. Ich wollte es nicht wahrhaben. Ich wusste nicht, wie es nun weitergehen sollte. Ich wusste nur, dass ich auf keinen Fall eine Ausschabung machen lassen wollte.

Meine Hebamme hat mich dann telefonisch sehr beruhigen können und mir den Ablauf einer kleinen Geburt zu Hause erklärt. Dennoch blieb eine Unsicherheit: Wann geht es los mit der Blutung? Wie stark wird sie sein? Wie stark werden die Wehen sein? Werde ich mein Kind sehen können?

Das Warten ging los. Es kam mir unendlich lang vor. Erst nach 8 Wochen hat endlich die Blutung eingesetzt. Bei der Frauenärztin die erneute Ernüchterung: immer noch viele Reste in der Gebärmutter! Ich konnte das nicht glauben. Ich hatte doch so viel geblutet! Dennoch wollte ich weiter abwarten.

Mitte Juli konnte ich es emotional nicht mehr aushalten und wollte dieses Baby loslassen. So habe ich mich dann doch für eine Ausschabung entschieden. Zu diesem Zeitpunkt war es nun die richtige Entscheidung.
In diesen ganzen Wochen und Monaten bin ich sehr an der Oberfläche der Verarbeitung geblieben und habe nicht bemerkt, dass diese Fehlgeburt, etwas viel tiefer Sitzendes, zum Vorschein bringen wollte.
Die Trauer um Jona war allgegenwärtig. Gleichzeitig war ich dankbar für diese Erfahrung. Corona war völlig unwichtig für mich bzw. war wie ein Geschenk für mich. So drehte sich die Welt langsamer.

Mitte August dann der nächste Schock beim Frauenarzt: immer noch Reste in der Gebärmutter. Trotz Ausschabung. Also habe ich Mitte September 2020 eine zweite Ausschabung machen lassen. Dann war endlich alles raus! Wirklich losgelassen habe ich Jona jedoch erst mit der Sammelbestattung Ende November 2020.

Meine 2. Fehlgeburt war dann vollkommen anders.
2 Wochen nach der Sammelbestattung von Jona durfte ich wieder positiv testen. Ich war überglücklich. Dennoch waren die ersten Wochen eine emotionale Berg- und Talfahrt zwischen Hoffnung und Zuversicht und der Angst einer erneuten Fehlgeburt. Als ich in der 10. SSW im Wartezimmer der Frauenärztin saß, hat sich urplötzlich ein Gefühl der Ruhe eingestellt. Leider auch der Gewissheit, dass das Baby wieder nicht weitergewachsen war. So war es dann auch. Dieses Mal konnte ich klar kommunizieren, dass ich mein Baby selbst zur Welt bringen wollte.
Donnerstags habe ich davon erfahren. Dienstagabend ging es dann los mit der Blutung. Die Ernüchterung kam bei der Frauenärztin: wieder Reste in der Gebärmutter.

Ein paar Tage später haben die Reste von Fenja dann ohne Schmerzen, ganz friedlich, meinen Körper verlassen. Ich war überglücklich, absolut dankbar und sooo stolz auf meinen Körper und auf Fenja.
Das war eine absolut heilsame Erfahrung!!! Ich habe dadurch solch ein großes Vertrauen in meinen Körper und meine Intuition gewonnen.
Danach begann jedoch wieder eine emotional herausfordernde und angstvolle Zeit: Sollen wir es wirklich weiter versuchen? Was wenn es wieder nicht klappt? Ich befasste mich sogar mit dem Gedanken, keine eigenen Kinder auf die Welt bringen zu können.
Heute, im Juli 2023, bin ich Mama eines 1,5-jährigen Regenbogenkindes.

Die Regenbogenschwangerschaft war rückblickend eine Zeit unglaublich großer persönlicher Weiterentwicklung. Ich habe in ein tiefes Vertrauen gefunden. Vertrauen in mich, meinen Körper, in mein Baby, in alles, was da kommen mag. Und es kam sehr bald, bereits in der 13. SSW, die Nachricht, dass unser Baby mit einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte geboren werden würde.
Die beiden Fehlgeburten haben mir so viel Stärke gegeben, dass ich sicher war, dass wir auch diese Herausforderung meistern. Ich habe mich entschieden, das Leben nun anzunehmen, mit allem was kommen mag.

Danke, meine Sternenkinder Jona und Fenja! Danke an Noah, unser Regenbogenkind. Ihr seid meine wichtigsten Lehrmeister. Durch und mit Euch durfte und darf ich wachsen. Durch Euch hat sich meine mentale Einstellung dazu verändert, wie ich mit vermeintlich schwierigen Situationen umgehe. Ich habe Tools gefunden, die mir immer wieder ins Vertrauen, die Leichtigkeit, die Freude und Liebe zurückverhelfen. Ich gehe und vertraue nun MEINEM Weg! Ich lasse mich weniger von den Geschehnissen im Außen beeinflussen. Ich lebe mehr und mehr meine Werte. Ich komme mehr und mehr in meine Authentizität, zu meinem wahren ICH.
Ihr habt den Startschuss gegeben. DANKE DANKE DANKE!

Krümel, Sirius und Sari

Hallo,
ich bin Michelle und möchte euch heute die Geschichte meiner 3 Sternenkinder erzählen.

Nach fast 2 Jahren unerfülltem Kinderwunsch, vielen Untersuchungen und Diagnosen wurde ich endlich schwanger mit unserem Krümel und hielt nach so langer Zeit endlich das erste Mal einen positiven Test in der Hand.

Unser Glück war leider nicht von langer Dauer denn mit dem Erfahren, dass ich schwanger bin, habe ich quasi zeitgleich eine Fehlgeburt erleben müssen in der 5. Schwangerschaftswoche. Mir brach der Boden unter den Füßen weg, aber ich musste Stark sein da ich noch eine Tochter hatte, die zu dem Zeitpunkt gerade frisch in die Schule gekommen war.

Es vergingen wieder ein paar Monate und wir liefen schon einige Monate in die Kinderwunschklinik bis wir erneut positiv testeten im Februar 2019. Ich war die glücklichste auf dem Planeten und durfte auch zeitnah in die Klinik kommen. Dort wurde Blut abgenommen und ich bekam einen Ultraschall, wo man die Fruchthöhle sah. Alles sah gut aus und ich bekam direkt auch meinen Mutterpass mit für den Fall der Fälle, was ja noch wichtig wurde, leider.
Ich sollte nach 2 Wochen wieder kommen zum Schall und Blutentnahme, wo ich leider zwischenzeitlich schon 2-mal notfallmäßig im örtlichen Krankenhaus bei uns war wegen Blutungen. Ich lag dann zum Schallen auf der Liege und die Ärztin teilte mir mit das unsere Schwangerschaft keine intakte Schwangerschaft ist und ich eine Ausschabung machen muss. Ich kam 2 Tage später am 19.03.2019 mit meinem Mann zusammen zur Ausschabung und wir dachten wir haben es jetzt hinter uns, aber leider spielte da das Schicksal noch nicht so ganz mit.

Am nächsten Tag sollte ich zur HCG-Kontrolle kommen und ich sollte diesmal gleich dableiben, bis das Ergebnis da sei. Knapp 30 min später kam der Schock. Ich musste bleiben, da mein HCG durch die Decke ging und ich nochmal zum Schallen musste. Und da war er der Moment, der mir das Herz erneut brach. Man sah unser Regenbogenbaby im Eileiter links und ich musste sofort zur Operation, da der Eileiter kurz vor der Ruptur stand.
Am 20.03.2019 musste ich unseren Sirius samt Eileiter ziehen lassen und in mir zerbrach alles.
Ich habe mir Vorwürfe gemacht, warum ich denn nicht besser aufgepasst habe oder ob ich es hätte verhindern können.

Nach der Operation haben wir recht schnell den Kinderwunschweg wieder begonnen und so ich habe ich Anfang Juli 20219 wieder positiv getestet. Am 04.07.2019 musste ich wieder in die Klinik und wieder das Prozedere von Blutentnahme und Ultraschall. Dort sah man wieder eine Fruchthöhle und auch das HCG war super und so musste ich bis zum 22.07.2019 warten, um regulär wieder in die Klinik zu können.

Ich hatte wie bei der Schwangerschaft vorher schon direkt einen Mutterpass bekommen, weil wir in den Urlaub wollten und sie es da als sehr sinnvoll erachtet hatte, wenn ich den habe. Gesagt getan und auch in der Zeit bis zum nächsten Termin war ich einmal in meiner Ortsklinik mit Blutungen und einmal im Urlaub über Nacht wegen Schmerzen und Blutungen.

Endlich war der 22.07.2019 und ich musste wieder hin zur Schallkontrolle und zur Blutentnahme und beim Schall sah man leider immer noch nichts obwohl das HCG extrem hoch war, was sehr auf eine Blasenmole hindeute und ich bekam nachmittags dann den Anruf das ich den nächsten Morgen bitte 6 Uhr in der Klinik bin und eine erneute Ausschabung gemacht werden muss da eine Blasenmole sehr gefährlich werden kann. Gesagt getan und ich erlebte ein 2-mal eine Ausschabung, etwas was ich nie wieder erleben wollte. Doch leider sollte das noch nicht das Ende sein und so musste ich mit dem RTW am 25.07.2019 in meine Ortsklinik fahren, weil ich vor lauter Schmerz zusammengebrochen war. Ich bekam hochdosierte Schmerzmittel und war völlig benebelt.

Am nächsten Tag wurde ich nochmal zum Schallen gefahren und da sah man es, mein kompletter rechter Eileiter war gerade geplatzt, direkt während des Schallens.
Ich wurde rennender weise samt Bett zum OP gebracht, wo ich auch rennender weiße auf die Liege gelegt wurde und im Laufen vorbereitet wurde für die OP. Nebenbei erfuhr ich, dass der Eileiter gerade geplatzt sei und ich innerlich sehr stark blutete und sie leider nun eine große Operation machen müssen.

Insgesamt hatte ich 2 Liter Blut im Bauch und verlor auch noch den rechten Eileiter, weil da unsere kleine Sari drin gewohnt hatte. Ich musste insgesamt 4 Bluttransfusionen bekommen und lag eine Nacht auf der Intensivstation, da es sehr knapp war.

Meine drei Sterne flogen am 30.08.2018, 20.03.2019 und 26.07.2019 zu den Sternen.

Vroni

Verena erzählt vom Abschied ihrer Vroni

Mein liebes Sternenkind Vroni nur wenn ich diese Anrede schreibe, kommen mir schon die Tränen.
Es sind Tränen der unendlichen Liebe zu euch, die Teil meines Lebens geworden sind. Der Weg zu dir war für mich und deinen Papa ein Weg der Hoffnung, ein Weg des Glaubens und ein Weg, auf den wir lernten, dass wir uns vertrauen müssen. Nach eineinhalb Jahren Kinderwunsch hielten wir unseren ersten positiven Test in der Hand.Tatsächlich waren wir nie so wirklich euphorisch, so viel konnte ja passieren.
In der sechsten Schwangerschaftswoche erfuhren wir, dass du meinen Bauch mit einer weiteren Fruchthöhle teilen durftest. Eine Woche später begrüßten wir 2 weitere kleine Embryos in unserer kleinen Familie. Die ersten Fragen, Hilfe, was haben wir da gemacht oder? Schaffen wir das überhaupt? Mit 3 Kindern wandelten sich schnell in pure Vorfreude und Glück um. Wir haben die Zeit zu 5 total genossen und freuten uns schon, endlich die Bombe platzen zu lassen.
Wir freuen uns auf die Gesichter, die Reaktionen und natürlich auf euch. 3. Das muss das schönste Geschenk auf Erden sein. Mein Arzt hat mich zur Feindiagnostik geschickt, hat 3, war so brav, die Ärztin konnte ungestört eineinhalb Stunden Ultraschall machen, zur Besprechung wurde dein Papa zu uns geholt, noch nur 2 Minuten Besprechung bekam mein Herz, den ersten großen Riss. Einer der Zwillinge hatte eine schwere Erkrankung. Das Kleine war nicht überlebensfähig. Deutsch und deutliche Ödeme hatte. Und damit schon größer war als die anderen beiden, entschieden wir uns für einen Eingriff, der die Nabelschnur im Bauch abgetrennt hat. Wir haben damit alles versucht, euch beide noch zu retten.

Der kleine Engel flog hinauf zum Himmel und wollte nicht alleine sein. Am nächsten Tag bei der Ultraschall Kontrolle. Haben wir gesehen, dass der Zwilling ihn nicht alleine gehen lassen wollte. Sie waren eins. Schon immer. Deine beiden toten Geschwister teilten sich nun meinen Bauch mit dir, voller Angst, aber trotzdem mit Hoffnung und Zuversicht vergingen die nächsten Wochen. Die beiden kleinen Sternchen habe ich mehr und mehr wieder in mir aufgenommen. Sie wurden immer kleiner. Es war fast nichts mehr zu sehen. Die Feindiagnostik drin hat uns in die normale ein links Schwangerschaft geschickt.

Nach nur 8 Wochen später in der 23. Schwangerschaftswoche bemerkte ich ein Unwohlsein auf der Toilette, habe ich eine Flüssigkeit entdeckt, die ich zuvor nicht kannte und hatte den Verdacht, dass es sich um Fruchtwasser handelt. Dein Papa hat mich sofort zur Abklärung ins Krankenhaus gefahren. Dort wurde der Verdacht bestätigt und ich wurde umgehend in eine Klinik mit der Kinder Intensivstation gebracht. Im Kreißsaal angekommen, haben mich sehr nette Hebamme und eine Ärztin empfangen. Die Ärztin gab erstmal Entwarnung, das Fruchtwasser stammt von den verstorbenen Zwillingen, nicht von dir. Puh, ein Aufatmen, anschließend ging ich zur Toilette, es machte ein kleinen Block und ich habe den kleinen Rest deiner Geschwister am Klo verloren.

Der anschließende Ultraschall zeigte das Ergebnis und zum Glück der Muttermund ist wieder geschlossen. Welch ein Wunder, wir beide blieben eine Woche im Krankenhaus, keine Schmerzen, keine Entzündungszeichen, endlich war der Weg frei für dich, alle Hürden sollten endlich weg sein, dein Papa hat uns geholt und wir haben den ganzen Tag gekuschelt. Nachts hast du dich wieder gemeldet. Du warst sehr unruhig, mein Bauch war unruhig, ich war unruhig, wir fuhren sofort wieder in die Klinik. Dort angekommen, sahen die Ärztin und wir ganz deutlich, dass sich, dass sich deine Tür nach draußen wieder geöffnet hat.
Keiner brauchte uns lange zu erklären, was los war. Wir bekamen sofort Magnesium, Infusionen und Wehenhemmer, leider ohne Erfolg. Ich entwickelte die Herzrasen, ein Lungenödem, Atemnot, Fieber und konnte nicht mehr Wasser lassen. Wahrscheinlich hatte sich durch den Abgang des Restes von den Zwillingen eine offene Barriere gebildet, die Keime aufsteigen ließ. Wir hatten eine Sepsis, die drastische Erhöhung der entzündungs Werte im Blut bestätigte die Diagnose und wir haben uns für einen Not-Kaiserschnitt entschieden. Nicht mal mehr die Spritze wirkte. Ich bekam eine Vollnarkose.

Dein Papa dürfte den Kreißsaal erst wieder betreten, als du schon da warst. Du in dieser Welt, für die du mit 700 Gramm und 32 Zentimeter einfach viel zu klein warst. Dein Papa hat dich nicht mehr aus den Augen gelassen. Bei deinen ersten Untersuchungen. Warst du umgeben von vielen lieben Ärztinnen und Schwestern, die sich rührend um dich gekümmert haben, während ich mich auf der Intensivstation erholen konnte.

Nach circa 12 Stunden durften wir uns endlich sehen und fühlen. Ich war überglücklich dich zu sehen.Die Angst war so weit weg, ich war voller Freude und hatte nur noch Augen und Gefühle für dich. Ich war überwältigt, wie klein und doch so fertig du warst. So süß, so voller Leben. Zuerst traute ich mich gar nicht, dich zu berühren. Ich wollte dir nicht wehtun oder dich verletzen, doch schon nach wenigen Minuten war kuscheln angesagt, deine Wärme zu spüren war so unglaublich schön, deine vital Werte besserten sich sofort, bei mir hast du nicht mal mehr die Wärme Lampe benötigt, ich habe dir alles gegeben was du brauchtest. Die nächsten Tage vergingen gut, du hattest Tage, an denen ging es dir nicht so gut und Tage, wo es besser war.

Auch Euzu kraftlos zum Atem warst und die Unterstützung von Gerät brauchtest, waren wir so guter Dinge. Als extrem Frühchen hattest du die typischen Wehwehchen wie Darm, Infektionen, Blutbildungs Störungen, Diabetes, Ödeme und eine kleine Gehirnblutung, die aber regelmäßig.

Matteo

Ellen erzählt liebevoll die Geschichte ihres Sohnes Matteo, der ins Nimmerland reiste

Matteo und sein Geschenk aus dem Nimmerland

Wie so häufig schaue ich auch heute Abend zum Fenster raus in Richtung Friedhof zu deinem Sonnengarten und in den Sternenhimmel. Die Vorstellung, dass du wie in Peter Pans Geschichte mit deiner Himmelsfähre in der wir uns hier verabschiedet haben ins Nimmerland gereist bist, erwärmt mein Herz und lässt es leichter schlagen. Denn ich weiß, du hast mir ein so wertvolles Geschenk dagelassen, das ich wohl nie so erhalten hätte, wenn ich dich hier bei uns hätte aufwachsen sehen dürfen. In der gemeinsamen kostbaren Zeit bei uns und seit dem du vorausgereist bist, bin ich mit dir gewachsen. Mit deiner Geburt habe ich das erste Mal erlebt, dass Trauer bunt sein kann, ganz als ob du mir sagen wolltest, Mama es ist an der Zeit, trau dich endlich ... Seit dem bin ich dabei etwas verloren Geglaubtes wieder zu finden und zwar meine eigene kindliche Leichtigkeit im Sein.

Heute, fast drei Jahre nach dem wir in der 19 SSW von deiner todbringenden Skelettdysplasie erfahren haben und ich den Brief lese, den ich dir vor deiner Geburt geschrieben habe, weiß ich im Herzen, dass Freude und Trauer stets untrennbar zusammengehören, auch wenn das eine dem anderen vorausgegangen ist.

In den 23 Wochen in denen ich dich unter meinem Herzen tragen durfte, hast du uns zur Familie wachsen lassen. Der Moment als ich das erste Mal dein Herz schlagen hörte, war ein so unbeschreibliches Gefühl der Dankbarkeit und des Glücks, das mich weiter trägt. Von da an warst du unser Krümel mit dem wir uns die buntesten Bilder ausgemalt hatten – gemeinsame Abenteuer im Wald, Angeln am Meer mit Meeresluft und Sand im Haar, gemeinsam Märchen lesen und erleben. Wir wollten dir den Namen Matteo geben, weil es sich für uns nach einem sorgenvollen von Corona bestimmtem Jahr 2020 einfach wie ein Geschenk angefühlt hat als wir von dir erfahren haben.
Doch dann in der 19. SSW – ich weiß es noch wie heute - eröffnete mir der Arzt mit den Worten – das ist keine Kleinigkeit … - dass du krank bist. Mehr habe ich nicht mehr wahrgenommen, denn es tat sich unter mir ein tiefer schwarzer Abgrund auf, in dem die gemalten Bilder fielen und laut in tausend Scherben zerbrachen. Ich verstand zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Verdachtsdiagnose Thanatophore Skelettdysplasie ein Todesurteil war, das sich in weiteren Untersuchungen bestätigen sollte. Die darauffolgenden fünf Wochen bis zu deiner Geburt waren für mich und uns bisher die schwersten und gleichzeitig die kostbarsten. Oh, wie unbeschreiblich gern hätte ich auch über die Tapetenfarbe des Kinderzimmers gestritten, wie es das Paar gemacht hat, das uns einmal während des stundenlangen Wartens im Krankenhaus gegenübersaß. Stattdessen wollte ich mich mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte, darum kümmern, dass du eine friedliche Geburt erlebst. Den war es doch das Einzige, was ich für dich tun konnte, dir ein Gefühl von Sicherheit, Liebe und Geborgenheit geben.
Es gab zahlreiche Momente, in denen ich fast verzweifelt bin, weil Kopf und Herz im Chaos waren. Es gab so viele Fragen, auf die auch die Kinderärzte und Spezialisten keine Antwort hatten. Niemand wusste, was du nach einer Geburt wirklich empfinden würdest, welche Schmerzen du aufgrund deiner Krankheit ertragen müsstest. Fest stand nur, dass es keine Frage des ob war, sondern nur, wann du uns wieder verlassen würdest, und die Statistik besagte, wenn überhaupt würden es wahrscheinlich Stunden bis Tage nach deiner Geburt sein?

Welche Verantwortung haben wir als Eltern, ich als Mama? Ein Kind hat doch ein Recht auf Leben und auf Schutz? Was ist überhaupt ein lebenswertes Leben? Wie sollte ich für uns die richtige Entscheidung treffen, den richtigen Weg finden? Gibt es eine richtige und falsche Entscheidung überhaupt? Wie gern hätte ich dich einfach gefragt, was du möchtest? Nach den ersten Wochen gefühlter Ohnmacht und Chaos im Kopf vor lauter Empfehlungen, gut gemeinten Ratschlägen und Informationen, fing ich schließlich an auf meinen Bauch oder besser gesagt auf unser Bauchgefühl zu hören und zu fragen, welcher Weg sich eher stimmig anfühlt.

Ich merkte mein Mamaherz wollte und konnte mit der Prognose weder den schrecklichen Gedanken an einen Fetozid ab der 24. SSW - eine Tötung im Mutterleib – ertragen, noch das Bild daran, wie du vermutlich unter Atemnot leidend in meinen Armen gehen würdest. Unter Tränen habe ich dem Arzt am Telefon mitgeteilt, dass wir uns aus Liebe zu dir für eine Einleitung der Geburt in der 23. SSW entschieden haben. Es war unser Weg dich friedlich und still weiter gehen zu lassen. Du kamst am 10.11.2020 um 6.18 Uhr zur Welt.

Ich bin dankbar diesen schweren Weg mit dir in Verbundenheit erlebt zu haben, bei dem ich uns immer wieder sagte, wir schaffen das. Ich bin dankbar, für deinen Papa, der die ganze Zeit an unserer Seite war, trotz, dass es ihm vom Krankenhaus wegen Corona fast nicht erlaubt wurde. Ich bin dankbar für das einfühlsame Stationsteam, das uns die 22 Stunden bis zur Geburt und danach im Krankenhaus begleitete, dem Sternenfotografen, der uns zu Hause besuchte, um das erste und letzte Bild von dir und uns als Familie zu machen. Ich bin dankbar für die ganze Familie, ihre Briefe, die sie an dich geschrieben haben und dass sie von dir persönlich Abschied genommen haben. Ich bin dankbar für das Bestattungsteam, die dich liebevoll bei uns zu Hause abgeholt und deine Abschiedsfeier mit uns vorbereitet haben.
Seit ich an diesem Tag die Haustür hinter dir geschlossen habe, weiß ich, es gibt keinen Zeitplan für die Trauer. Sie ist da und wird nie einen Abschluss finden. Dabei habe ich auch festgestellt, dass in unserer von Wettbewerb dominierten Gesellschaft, in der es in der Regel ums Gewinnen und Vergleichen geht, an gemeinsamen offenen Räumen fehlt, in denen wir wertfrei Lernen dürfen mit Verlust und Trauer umzugehen. Wir als Familie haben in unserer Trauer um dich gemerkt, jeder sitzt in und braucht seinen eigenen Trauerraum, in physischer und zeitlicher Hinsicht. Hierbei darf man sich gegenseitig besuchen und einladen, jedoch ihn nicht einfach umstreichen oder neu ausstatten. Auch wenn man die Trauer des Anderen gerne lindern möchte, leichter wird sie dadurch gewiss nicht.
In den Momenten des Vermissens, möchte ich auch heute am liebsten zu dir fliegen und einfach zusammen mit dir dort oben im Sand liegen. Und wir könnten dann hierunter auf die Erde sehen und uns die tollsten Geschichten erzählen. Dabei merke ich, du bist nicht vergessen, auch wenn die Trauer leiser geworden ist. Denn das Wichtigste, hast du hier gelassen, die Verbundenheit und Liebe zu dir.
Dabei kommt es nicht darauf an, wie lang wir hier den Weg gemeinsam gegangen sind, sondern nur wie viele Augenblicke des Glücks wir mit einander geteilt haben und wie viele Geschichten wir uns erzählen können. Und davon haben wir in den 23 Wochen viele bunte erlebt, wie bspw. den Urlaub mit Radtouren am Meer, Spaziergänge im Wald, Märchenstunden am Sonntag und Omas Küche mit Gerichten aus Kindertagen.
Manchmal stelle ich mir dann auch vor, wie du heute sein würdest. Und dann fällt mir auf, dass es doch meine Vorstellungen sind und unsere Erfahrung gezeigt hat, das wir letztlich selbst am besten wissen, was uns guttut und wohin wir gehen wollen. Und ich frage mich dann mit dir als Reisebegleiter, wie ich deinen kleinen Bruder liebevoll begleiten kann, das für sich selbst herauszufinden.

Murmi & seine Sternengeschwister

Ich bin Wenke, 1985 geboren und Mutter von drei Sternenkindern und drei Kindern an der Hand.
Meine drei Sternenkinder sind alle durch eine kleine Geburt Zuhause geboren. Sie waren jede für sich unterschiedlich. Ich hatte einen Schwangerschaftsabbruch, eine Fehlgeburt mit natürlichem Abgang und eine Fehlgeburt mit der Diagnose Missed Abortion.

Schwangerschaftsabbruch

2018 wurde ich zum dritten Mal in meinem Leben schwanger und es war für mich ein so so großer Schock. Es war keine geplante Schwangerschaft. Die Ehe zu meinem damaligen Mann war zu diesem Zeitpunkt schon sehr am krieseln. Mein Mann und ich haben mehrmals am Tag darüber geredet. Was wäre, wenn… nach vielen vielen Stunden des Redens haben wir uns gegen das Baby entschieden. Ich entschied mich für einen medikamentös eingeleiteten Abbruch, der Zuhause stattfinden konnte. Ich habe mich für gut 4h im Bad eingeschlossen und habe dort das Baby geboren. Ein Wochenbett oder ähnliches habe ich nicht gehalten. Mir war nicht bewusst, dass ich mir ein paar Tage Auszeit hätte nehmen müssen. Es hat bei mir gut 3 Monate gedauert bis sich mein Körper davon erholt hat, da ich sofort mit dem Alltag weiter gemacht habe.
Mittlerweile rede ich offen darüber und wünschte mir, dass ich damals mehr aus meinem Umfeld eingeweiht hätte. Auch wenn wir uns gegen das Baby entschieden haben, ist es dennoch kein leichter Prozess für uns/mich gewesen. Diese Entscheidung bereue ich nicht. Ich bereue es, dass es dazu kommen musste und wir nicht besser verhütet haben.

Fehlgeburtserfahrung

„Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt“ ist mein Motto seit dem Schwangerschaftsabbruch und meiner Scheidung. Mit meinem neuen Partner entschieden wir uns 2020 für ein gemeinsames Kind. Gut drei Monate später hielt ich den ersten positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Wir konnten es kaum glauben und freuten uns riesig. Leider bekam ich knapp eine Woche später Blutungen, die stärker waren als meine übliche Periode. Ich rief sofort bei meiner Ärztin an und konnte gleich zu ihr kommen. Der Ultraschall brachte die Gewissheit, dass ich dabei war, das Baby zu verlieren. Ich machte mich auf dem Weg nach Hause und rief gleich mein Freund an. Ich nahm mir ein Tag frei und machte wieder weiter mit dem Alltag.

Nach einem Zyklus war ich bereit mit der Familienplanung weiter zu machen. Es klappte gleich beim ersten Versuch. Wieder Schwanger wie großartig. Aufgrund der vorhergehenden Fehlgeburt musste ich nicht bis zur 8. SSW auf einen Arzttermin warten und konnte schon Ende der 6. SSW zur Untersuchung. Eine intakte Fruchthöhle die sich etwas versteckte. Ein Eckhocker so die Ärztin. Sogar leichte Herzaktivitäten waren ersichtlich. Erleichtert ging ich nach Hause. In der 10. SSW war der nächste Termin. Der Ultraschall zeigte eine leere Fruchthöhle. Kein Baby mehr zu sehen. Der nächste Schock. Die Ärztin wollte mir noch die Überweisung für die Ausschabung in der Klinik fertig machen, aber wir entschieden dann, dass ich Montag wiederkomme und wir dann weitersehen. Ich ging nach Hause. Mein Freund kam mir auf dem Weg entgegen. Gefühlt verlor ich den Boden unter den Füßen. Wieso schon wieder? Mein Körper dachte immer noch er sei schwanger. Die Fruchthöhle war ja noch weiterhin in der Gebärmutter. Es tat sich gut 2 -3 Wochen nichts. Ich hatte ab und zu ein Ziehen im Unterleib, aber sonst keine weiteren Anzeichen. Bei einem erneuten Termin bei meiner Ärztin nahm ich Cytotec mit nach Hause. Ein Medikament was die kleine Geburt einleiten soll. Ich habe es gegen Mittag eingenommen und gegen 18 Uhr war die leere Fruchthöhle geboren. Dabei hatte ich keine Schmerzen. Dieses Mal habe ich mich krankschreiben lassen und habe mir die Zeit gegeben um zu heilen, die ich brauchte. Körperlich wie seelisch.

Es hat dann gut 8 Monate gedauert bis ich wieder schwanger wurde. Meine neue Frauenärztin diagnostizierte eine Schilddrüsenüberfunktion. Dies war eventuell der Grund für die zwei Fehlgeburten. Meine damalige Ärztin hatte dies nie getestet.

Diese Erfahrungen haben mich gezwungen, dass ich mich mit mir und meinem Körper auseinander setzten muss. Gefühlt zum ersten Mal in meinem Leben. Ich habe mich dadurch besser kennengelernt und kann heute für mich und meine Bedürfnisse einstehen.

Hanna

Eleni beschreibt ihre kleine Geburt im Krankenhaus

Hallo, mein Name ist Eleni Krauz. Ich bin 37 Jahre alt, habe zwei Jungs zu Hause und bin Mama von zwei Sternenkindern. Wie diese Erfahrung für mich war, darüber möchte ich dir jetzt gerne erzählen. Meine beide Fehlgeburten haben sich letztes Jahr zugetragen. Mein Mann und ich, wir wollten gerne ein drittes Kind haben, haben auch lange darauf gewartet. Mein großer Sohn ist jetzt schon sechs und mein Kleiner ist fünf und so langsam war es Zeit für uns wieder Versuche zu starten, noch ein Baby zu bekommen. Wir sind dann auch im Januar schwanger geworden und haben uns natürlich total gefreut und schon ausgerechnet, wann das Baby auf die Welt kommen wird und wann wir beim ersten Ultraschall bei der Frauenärztin sind.
Diesen Tag werde ich wahrscheinlich nie in meinem Leben vergessen. Als sie den Ultraschall gemacht hat und relativ lange nichts gesagt hat, drehte sich sich irgendwann zu mir „Frau Krauz, das sieht nicht gut aus.“ Ich konnte mit dieser Information irgendwie gar nichts anfangen, weil meine Schwangerschaften verliefen immer gut, alles lief nach Plan und die Kinder haben sich gut entwickelt, auch die Geburten waren wirklich schön. Also konnte ich mit diesem Satz jetzt so gar nichts anfangen. Als ich mich dan wieder angezogen hatte und am Schreibtisch bei der Frauenärztin saß, sagte sie „Ja, die Fruchthöhle sähe aus wie ein Ei. Also die wäre nicht schön rund und sie würde mal schauen, noch mal einen Kontrolltermin machen aber das ja nicht gut aus“. Ja, und dann sind wir völlig verstört, mein Mann und ich rausgegangen und wussten erst mal gar nicht, was wir machen sollten.
Wir hatten zum Glück zu diesem Zeitpunkt schon eine Hebamme, weil wir nämlich eine Hausgeburt geplant hatten. Und ich hatte mich ganz schnell informiert und hatte schon bei meiner Hebamme Bescheid gesagt, die meinte, warten wir erst mal ab. Sie hat uns sehr, sehr gut begleitet. Ich war dann glaube ich, doch noch mal zur Untersuchung und es stellte sich halt heraus, dass es kleinen Hoffnungsschimmer mehr gab. Das wird zu einer Fehlgeburt werden. Und ja, meine Ärztin hat mich gar nicht weiter beraten, daher habe ich mehr Kontakt mit meiner Hebamme gehabt. Sie meinte, es gibt mehrere Möglichkeiten. Du kannst abwarten, bis der Körper selbst alles ausscheidet. Dann musst du ein Sieb auf die Toilette legen. Das kann wie eine kleine Geburt sein. Für mich waren das so viele neue Informationen, weil ich das ja noch nie erlebt habe, und ja zwei gesunde Babys zur Welt gebracht habe.
Meine Hebamme hat mich da ganz doll informiert. Das war ungefähr in der sechsten, siebten Woche. Also wir wussten eigentlich von Anfang an, dass es kein gutes Ende nehmen wird. Hab das Baby trotzdem in mir getragen, war trotzdem immer noch schwanger und habe mich auch so gefühlt und bin dann mit meinem kleinen Sohn ins Krankenhaus gegangen, weil der eine Nasen OP kriegen musste und ich war die Begleitperson unter Coroner Zeiten. Einerseits wollte ich nicht, dass mein Kind operiert wurde und andererseits wusste ich ja, es kann auch jeden Moment losgehen mit der kleinen Geburt. Ich war auch vorbereitet. Ich hatte mir extra eine Unterlage mitgenommen und als ich mein Kind in den OP entlassen habe und er operiert wurde, fing bei mir die Blutung an. Mein Mann war nicht dabei. Es war nur mein Sohn und ich. In der Nacht um 3:00 nachts. Also mein Sohn war dann wieder aus dem OP raus und wir haben dann zusammen im Familienzimmer geschlafen.
Nachts wurde ich mit solchen Schmerzen wach, dass ich auf die Toilette gegangen bin und dachte „Ach Gott, jetzt geht es los. Ruhig, ich habe Wehen.“ Also das war schon sehr, sehr klar zu erkennen, dass ich Wehen hatte. Im Endeffekt war es auch eine kleine Geburt, also wirklich mit Wehen. Und dann kam irgendwann ein Gerinnsell, den ich dann auch auf der Matte aufgefangen habe. Also es war nichts, kein kleines Wesen. Als es dann vorüber war, bemerkte ich, dass es wirklich ein bekräftigendes Gefühl war. Wie bei einer Geburt danach. Ich hatte solche Glücksgefühle und war auch so stolz auf mich, dass ich das alleine auf der Toilette in der Nacht mit keinerlei Hilfe geschafft hatte. Und dann bin ich zurück ins Bett und meine Hebamme hatte mir auch zwei Medikamente empfohlen, die ich dann genommen habe. Ich lag dann im Bett und war so über und über von Glücksgefühlen übermannt, dass ich das gemeistert hatte.

Mara Lehua

Aloha. Mein Name ist Nicola und ich darf mit euch die Geschichte teilen von meinen zwei stillen Geburten. Ich habe gemerkt, dass die Erfahrungen für mich ein Geschenk war, mich gestärkt hat und mir neue Sichtweisen auf Leben und Tod gegeben hat. Und mir auch Vertrauen geschenkt hat.
Ich bin Mama von zwei Sternenkindern und habe jetzt einen Regenbogen Sohn. Das heißt ein Sohn, der mit mir hier auf der Erde lebt. Alles hat vor drei Jahren angefangen. Ich war schwanger und wir haben uns so dolle gefreut. Man ist von Sekunde eins in purer Liebe, in einer Liebe, die ich so vorher gar nicht gekannt habe. Lustigerweise, denn man kennt diesen Menschen ja noch gar nicht. Aber schon alleine diese zwei Streifen und das man schwanger ist und die Bestätigung ist einfach so ein krasses, freudiges Gefühl, was ich so vorher noch nie so erlebt habe. Mit so einer Wucht, Präsenz und Schnelligkeit, einfach Liebe zu empfinden. Pure, bedingungslose Liebe. Und so hat dieser Schwangerschaft angefangen.
Ewar Dezember und ich hatte meinen ersten Termin. Wir hatten schon gebucht gehabt, am 25. Dezember auf die Hawaiianischen Inseln zu fliegen. Das war nicht das erste Mal, sondern wir fliegen seit zehn Jahren jedes Jahr nach Hawaii. Hawaii ist für mich wie ein zweites ZuhauseEs war diesmal geplant, dass ich alleine fliege. Es kam der 24. Dezember beim Geschenke auspacken ein bisschen anders als eine massive Blutung eingesetzt hat, bin ich erstmal auf die Toilette gegangen. Ich war in dem Moment total überfordert. Weihnachten, Geschenke auspacken und jetzt das. Mir war eigentlich gar nicht bewusst, was mir gerade geschieht und ich bin dann nur. 1s Schnurstracks zu meinem Partner und habe gesagt. Wir müssen jetzt gehen. Ich muss hier raus. Stimmt was nicht? Wir sind dann, ohne eigentlich groß was zu sagen los. Wir fuhren ins Krankenhaus.
Mit meinem Wissen, was ich jetzt habe, hätte ich auch einfach nach Hause gehen können. Ja, und der Abgang hätte da dann weiter vollzogen werden können. Ja, als ich dann dran kam, war das für mich ein bisschen zu schnell. Die Dame hat mich untersucht und hat dann gesagt Den Rest kann sie jetzt schon wegmachen. Ich habe das eigentlich noch gar nicht verstanden, was da passiert. Es war noch eine Anästhesisten dabei und die war sozusagen ein kleiner Engel, der dabei war. Denn als wir ins Gespräch kamen, hat die Ärztin gesagt Ja, sie kann mich gleich morgen eintragen, zur Not OP oder gleich noch heute Abend. Und da hat mein Partner ganz toll reagiert und hat gesagt Stopp mal, Wenn was gemacht wird, dann entscheidet das die Nicola und ich glaube, wir gehen erst mal noch nach Hause. Die Anästhesistin hat auch was schönes gesagt. „Wenn ein Körper was angefangen hat, wird er das auch zu Ende bringen.“ Und das waren ganz schöne, klare Worte, die ich gehört habe und die auch dann in mir verankert.
Mein Körper hat was angefangen. Ich vertraue ihm und er wird es beenden. Und natürlich stand auch noch, der Flug am nächsten Morgen an fliege ich oder nicht? Ich hab mich auf die Couch gelegt, um ein bisschen zu schlafen und dann die Entscheidung zu treffen, ob ich fliege oder nich. Und ich habe geträumt, dass ich im Flieger sitze. Und so saß ich auch am nächsten Tag im Flieger. Aber ich wusste, ich muss fliegen. Ich muss dahin, voller Vertrauen, dass dieser Weg der richtige und dass das mein Weg ist und somit bin ich auf Big Island gelandet. Die haben noch im Krankenhaus gesagt, ich soll nicht schwimmen gehen und ich bin da gelandet, habe meine Airbnb Unterkunft bezogen und bin mit Jetlag an den Magic Sands Beach gefahren, an den Strand.Ich bin unter einer Welle durch getaucht. So ist es manchmal im Leben. Wir müssen durchtauchen, um wieder klar zu sehen, um uns wieder zu ordnen. Als ich da durch getaucht bin und diesen Sonnenaufgang gesehen habe und in dem Wasser war, habe ich mich so gereinigt gefühlt, ich habe mich so verbunden gefühlt mit allem was ist. Und das war einfach nur pure Magie.
Das war meine Woche. Das war die Woche, in der ich mich so verbunden gefühlt habe mit der Mutter Erde und dem Vater. Himmel. In der Unterkunft ist morgens und abends eine Katze gekommen und hat mein Unterleib massiert und hat mit dem Unterleib gesprochen. Das war auch pure Magie und ich weiß nicht, ob ich genau diese Magie erfahren hätte, wenn ich zu Hause geblieben wäre. Es hat alles so sein müssen. Für mich war das wie eine Bestimmung, dass ich da sein durfte und diese Heilung erfahren durfte auf diesen Inseln und die Woche drauf auf Maui, die ich dann mit meiner Hula Oma verbracht habe. Wir haben so viele Regenbögen gesehen und es gab einen Moment, da habe ich gefragt, ob mir die Seele, die jetzt gerade abgegangen ist, mir doch ein Zeichen schickt.
Es hat nicht geregnet, aber als wir einen Berg runter gefahren sind, war da auf einam ein riesengroßer Regenbogen und ich wusste einfach, das ist das Zeichen, was ich gebraucht habe, was ich von dieser Seele bekommen habe und dass alles in Ordnung ist, dass es unser Weg ist, dass es so sein darf.
Als dann meinem Partner kam, haben wir uns eine Zeremonie am Wasser gehalten, um die Seele gehen zu lassen, und ihr Größtmögliche Liebe zu senden und die Dankbarkeit, dass wir die kurze Zeit miteinander hatten. Und ja, das ist die Geschichte meiner ersten kleinen Geburt.
Wir dürfen durch solche Situationen durchgehen. In Liebe und in Verbindung mit allem, was ist. Daraus gestärkt herausgehen und. Das bin ich. Ich bin gewachsen an mir und auch nach der zweiten Fehlgeburt, die ich in einem Krankenhaus hab gehen lassen dürfen. Aber auch das war voller Frieden und Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass diese Szene mit mir diesen Weg gegangen sind und dass ich diesen Weg gegangen bin und dass ich so mutig war und dass ich so auf mich vertraut habe. Ich bin dankbar, dass ich jetzt Mama von einem wundervollen Sohn bin, der hier mit mir auf der Erde ist und mit uns ist. Ich danke einfach auch meiner Intuition, der ich vertraut habe, und den hawaiianischen Inseln. Fie Blumen und das Meer. Die Tiere. Ich habe bei einem Tauchtrip einen Rochen gesehen, der um mich rum ist und eine Delfinmutter mit ihrem Kind, die circa zehn Minuten unter mir geschwommen sind. Da habe ich wieder gefühlt. Ich bin immer beschützt, egal was in meinem Leben passiert, Du bist beschützt, aber seh die Wunde. Ich habe diese Verbundenheit immer gefühlt und dafür bin ich sehr dankbar. Und Ahoy hoch, bis wir uns wiedersehen. Ich danke den Seelen. Ich danke euch, dass ihr meine Geschichte angehört habe und ich danke, dass daraus ein Bild entstehen darf oder entstanden ist.

Sternchen

Fee erzählt wie der überstürzte Abschied von ihrem Sternchen ihr ein Wegweiser im Job war

Kerni

Anna erzählt wie sie sich auf ihr erstes Kind gefreut hat, welches aber in der 10. SSW zu den Sternen gereist ist

Hi, ich bin Anna und ich bin 33 Jahre alt und lebe in Hildesheim. Ich bin Mama von einem Sternenkind und seit letztem Jahr Mai 22 auch von einem Erdenkind. Von der ersten Schwangerschaft haben wir im September 2020 erfahren. Und haben uns total gefreut. Also das war auch eine gewollte Schwangerschaft. Und es hat auch total schnell funktioniert. Ich glaube, das war tatsächlich der erste Versuch, den wir gewagt haben, schwanger zu werden. Und ja, wir waren dann auch direkt schwanger. Bzw ich.
Ich war direkt total verbunden mit dem Kind und habe mich gefreut. Und mein Mann auch.Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass ja da auch was schiefgehen könnte bei so einer Schwangerschaft. Dann war es aber so, dass ich schon von Anfang an oder recht von Anfang an Blutungen hatte, regelmäßig, die auch dann quasi unter Beobachtung standen. Aber es war soweit eigentlich alles gut laut der Ärztin und ich sollte mich halt nicht so anstrengend, nicht so viel Sport machen. Und dann war es aber irgendwann Ende der neunten Woche so, dass es viel stärker geworden ist mit den Blutungen und da habe ich es eigentlich auch schon gespürt. Aber weil das nicht richtig wahrhaben, dass das Herzchen nicht mehr schlägt und dass dieses Kind halt leider nicht mehr lebt. Genau. Und so war es dann aber, dass ich halt Anfang der zehnten Woche noch mal bei der Ärztin war. Sowieso geplant zur Kontrolle und sie hat es dann auch bestätigt, dass halt das Herz nicht mehr schlägt und.
Das hat mir erst mal komplett den Boden unter den Füßen weggerissen. So eine große Trauer habe ich vorher noch nie gespürt. Und ich habe schon einige Verluste erlebt in meinem Leben. Mein Opa und auch mein Vater sind verstorben. Aber ja, das war noch mal irgendwie eine ganz andere Nummer. Mir viel schwer, dass da auch niemand mit einem drüber spricht. Es sind ja so viele Frauen, die Fehlgeburten erleben. Und ich wusste das überhaupt nicht, wie oft das passiert. Ich hatte das halt im Kopf, dass es total selten sei. Ist es aber nicht. Ich habe dann hinterher ja auch viele Frauen kennengelernt, die es auch erlebt haben. Im Umfeld kam das dann tatsächlich auch raus. So was Klassisches. Ja, ich hatte auch mal eine, übrigens.
Ich war dann total total traurig. Natürlich und atte dann auch recht schnell hier zu Hause eine kleine Geburt. Das war für mich total gut, dieses körperliche Loslassen auch noch mal richtig zu erleben, weil ich dadurch das Kind auch ein bisschen besser gehen lassen konnte. Und mittlerweile bin ich auch dankbar für diese Erfahrung und es hat in meinem Leben sehr viel geändert. Ich habe viel über mich gelernt, über unsere Partnerschaft. Ich habe total viele tolle neue Frauen kennengelernt und 1s werde jetzt tatsächlich auch ab Oktober selber Frauen nach Fehlgeburt begleiten.

Erdbert & Eumel

Verena berichtet wie es bei ihren Verlusten nur um die korperliche Gesundheit ging

Im Dezember 2019 beschlossen mein Mann und ich, dass wir nicht mehr verhüten. Ich war sehr nervös und voller Vorfreude auf all das, was jetzt noch kommen sollte. Im Februar, nur 3 Monate später, hielt ich meinen ersten positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Mein Mann war sehr entspannt - ich war sehr aufgeregt. Der erste Ultraschalltermin in der 5. Woche war ein schöner Arzttermin. Ich war in den letzten Zügen meiner Lehrerinnenausbildung und wir zogen gerade um. Ein paar Wochen gingen ins Land, in denen ich mir eifrig ein Leben zu dritt ausmalte. Etwa eine Woche nach meinem Examen hatte ich dann leichte Blutungen, die ich aber auf den Stress schob. Ich machte einen Arzttermin und erwartete, dass er mich krankschreiben würde. Im Ultraschall zeigte sich dann, dass der Embryo seit dem ersten Termin nicht mehr gewachsen war und dass kein Herz schlug. Somit war in der - für mich - 9. Woche klar, dass wir das Kind verloren hatten. Der Arzt informierte mich über zwei Verfahren, einmal medikamentös oder eine Absaugung unter Vollnarkose. Von “Einfach warten” hielt er nichts. Ich habe mich damals für die medikamentöse Variante entschieden und konnte mich so Zuhause von dem Krümel verabschieden.
Ich kannte die Fehlgeburtsstatistik, aber hatte es bis dahin nie für möglich gehalten, dass ich dazu gehören könnte. Es ist wie mit vielen Schicksalschlägen - man denkt, sie würden nur andere betreffen, bis man es selbst erlebt. Die nächsten Monate waren mental hart und ich habe über ein halbes Jahr gebraucht, um wieder gut zurück in den Alltag zu finden.
Ich informierte mich und las viel zu dem Thema und begann meine eigene Aufarbeitung. Ich versuchte das Thema aus seiner Tabuzone zu holen, darüber zu reden und tauschte mich viel mit anderen Frauen aus.

Eineinhalb Jahre später wurde ich wieder schwanger. Die Zeit bis dahin war anstrengend, aber ich konnte fast sorgenfrei in diese Schwangerschaft starten. Ich war mir sicher, das erste Mal war einfach Zufall und jetzt würde es gut gehen. Ich hatte dieses Mal sehr viele Symptome, war müde und mir war rund um die Uhr schlecht. Ich ging relativ spät zum ersten Ultraschalltermin. Etwa in der 8. Woche sah ich für mich und die Schwangerschaft keinen Nutzen in einem frühen Termin. Im Ultraschall erkannte auch ich schnell, dass das Bild kein Gutes war. Eine fast leere Fruchthöhle, in dieser Woche hätte man viel mehr sehen müssen. Es hatte sehr sehr früh aufgehört zu wachsen, mein Körper hatte das aber nicht realisiert und weiter Hormone produziert, die meine Symptome auslösen.
Ich war dieses Mal informierter und gleichermaßen riss es mir erneut den Boden unter den Füßen weg. Die Arztpraxis kümmerte sich nicht um die mentale Gesundheit, ihr Fokus lag allein darauf, diese Schwangerschaft nun komplett zu beenden. Medikamentös schlug es dieses Mal nicht an, sodass ich einer Absaugung zugestimmt habe. Ich hatte schlichtweg nicht die mentale Kraft, für eine kleine Geburt zu kämpfen, also dem Körper einfach die Ruhe und Zeit geben, selbst eine kleine Geburt einzuleiten.

Da in Deutschland im Normalfall erst nach drei Fehlgeburten verschiedene Tests durchgeführt werden, wissen wir nicht, woran es lag bzw ob es einen Grund für beide Fehlgeburten gibt. Wir wissen auch noch nicht, wie es für uns mit diesem Thema nun weitergeht. Mental haben beide Verluste viel von mir gefordert und mich und meinen Blick auf meinen Lebensweg geprägt.