Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1, 49324 Melle, DE
An der Grönenberger Straße in Melle befindet sich ein Fachwerkhaus, das gegenwärtig auch vom SC Melle genutzt wird. Ursprünglich hieß das Gebäude aber „Hermann-Göring-Heim” und diente der nationalsozialistischen Hitler-Jugend als Treffpunkt für ihre Veranstaltungen.
Die Hitler-Jugend war ein von den Nationalsozialisten gegründeter Bund, der dazu diente, den Jugendlichen die NS-Ideologie näher zu bringen. Die Hitler-Jugend, welche 1926 von der NSDAP gegründet worden war, erstreckte sich nahezu auf alle Jugendlichen. Personen, die den Beitritt verweigerten, wurden mit Ausgrenzung und Verspottung bestraft. Im Jahr 1939 waren bereits neun Millionen Jugendliche Mitglied der Hitler-Jugend.
1939 wurde in Melle der Beschluss gefasst, ein „Haus der Jugend” zu errichten. Im Oktober desselben Jahres wurde das „Hermann-Göring-Heim” eingeweiht. Dabei waren einflussreiche Nationalsozialisten, wie der Jugendführer des Deutschen Reichs, Baldur von Schirach, anwesend. In seiner Rede über das Gebäude sagte er: „Es gehört zu den schönsten Bauten, die das Dritte Reich überhaupt errichtet hat.” (Grove, in Mittelstädt 2006, 99) Die Absicht dieser Rede war, das Bauwerk vor der Bevölkerung von Melle zu erhöhen.
Das Gebäude wurde im Fachwerk-Stil gebaut, weil Architekt Hans Dustmann diesen als landschafts- und heimatverbunden empfand.
Da man Angst hatte, dass dieser Stil eher rückschrittlich wirken würde, wurde im Haus auf moderne Technik gesetzt. Der Mittelpunkt des ehemaligen „Hermann-Göring-Heims” sollte die große Feierhalle sein.
Die historische Bedeutung des Hauses geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. Heutzutage wird das ehemalige „Hermann-Göring Heim” vielfältig genutzt. Die damalige Feierhalle diente zeitweise als Mensa der Grönenberg-Schule Melle oder als Saal für Tanzkurse, aber auch eine Jugendherberge, ein Sekretariat und ein Lehrerzimmer befanden sich temporär in anderen Teilen des großen Fachwerkhauses.
Wir finden es wichtig, die von den Nationalsozialisten verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht zu vergessen. Trotzdem sehen wir es als gut an, dass das Gebäude heute für Veranstaltungen, fern von Propaganda und der NS-Ideologie genutzt wird.
Literatur:
Grove, Thomas: "Das Hermann-Göring-Heim in Melle", in: Mittelstädt, Fritz Gerd (Hg.): Der Grönegau, Meller Jahrbuch, Bd. 24, Melle 2006.