Erinnerungskultur in Melle

Tour Grönenberger Straße 41, 49324 Melle, DE

Die Stadt Melle ist eine idyllische Kleinstadt im Süden Niedersachsens. Auch hier lassen sich Spuren der Geschichte des 20. Jhds. finden. Die Klasse 11S1 des Gymnasiums Melle hat einen DigiWalk zur Erinnerungskultur in Melle erstellt. Dafür wurden Orte zur Geschichte des 20. Jhds. aufgesucht und untersucht.

Autor: Gymnasium Melle

8 Stationen

Atomschutzbunker

Grönenberger Straße 41, 49324 Melle, DE

Auch in Melle findet man Überreste aus dem Kalten Krieg.

Dieser Begriff bezeichnet die Epoche der Weltgeschichte, in der sich die USA und UdSSR als Feinde gegenüberstanden. In diesen Jahrzehnten entwickelten die UdSSR und die USA eine Vielzahl an Atomwaffen, da sie sich in einem Rüstungswettkampf befanden. Dieser Konflikt begann nach dem gemeinsam gewonnenen Zweiten Weltkrieg. Die Fronten zwischen den USA und der UdSSR verhärteten sich, da die Weltanschauung beider Staaten so unterschiedlich war.


In Melle befinden sich mehrere Bunker, welche vermutlich in den 1960er zum Schutz vor Atomangriffen und dem daraus resultierenden „Fallout“ und der „Rückstrahlung“ erbaut wurden. Der Fallout bezeichnet den maximal zweiwöchigen Zeitraum, während dem eine tödliche Strahlung durch den Atomangriff unter anderem in Form von Regen auf den Boden trifft. Die Rückstrahlung bezeichnet darüber hinaus auch die Strahlung, die eine Minute nach einem Atomangriff vorhanden ist. Diese Strahlung nimmt innerhalb der ersten 24 Stunden stark ab und ist nach etwa einer Woche nicht mehr sofort tödlich.

Wichtig ist jedoch zu sagen, dass Bunker dieser Bauart nicht vor einem direkten Treffer schützen können.
Der von uns untersuchte Bunker diente dem Zweck, die Anwohner:innen vor dem Fallout und der Rückstrahlung zu schützen und dort die tödlichen zwei Wochen verbringen zu können.

Dieser Bunker befindet sich unter dem Gymnasium in Melle und wurde nicht fertiggestellt. Darauf deutet zumindest das Fehlen einer Stahltür hin. Er dient heutzutage nur noch als Abstellkammer und wird nicht renoviert oder in Stand gehalten. Dennoch ist er für Schüler:innen in Begleitung mit einer Lehrkraft als Teil des Unterrichts besuchbar.


Wenn man den Bunker beim Gymnasium betritt, erkennt man eine Abstellkammer, welche heute noch genutzt wird. Am Ende dieser Kammer befindet sich der Haupteingang des Bunkers. Beim Betreten des Haupteinganges fällt einem sofort auf, dass nicht nur die Stahltür, sondern auch sämtliche Verbindungstüren nicht fertiggestellt wurden. Zudem gibt es weitere Räume, in die man sich zurückziehen kann, doch wird sofort klar, dass dieser Bunker nicht aktiv genutzt wird.


Wir bedauern sehr, dass der Bunker gegenwärtig nur einem sehr begrenzten Besucherkreis vorbehalten ist, denn hier wird eine große Chance zur Erinnerung an die Vergangenheit übersehen.
 Eine Möglichkeit, die Erinnerung an die Zeit des Kalten Krieges zu bewahren, wäre vielleicht, den Besuch des Bunkers auch anderen Personengruppen als Schüler:innen zu ermöglichen.

Ehemaliges 'Hermann-Göring-Heim'

Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1, 49324 Melle, DE

An der Grönenberger Straße in Melle befindet sich ein Fachwerkhaus, das gegenwärtig auch vom SC Melle genutzt wird. Ursprünglich hieß das Gebäude aber „Hermann-Göring-Heim” und diente der nationalsozialistischen Hitler-Jugend als Treffpunkt für ihre Veranstaltungen.

Die Hitler-Jugend war ein von den Nationalsozialisten gegründeter Bund, der dazu diente, den Jugendlichen die NS-Ideologie näher zu bringen. Die Hitler-Jugend, welche 1926 von der NSDAP gegründet worden war, erstreckte sich nahezu auf alle Jugendlichen. Personen, die den Beitritt verweigerten, wurden mit Ausgrenzung und Verspottung bestraft. Im Jahr 1939 waren bereits neun Millionen Jugendliche Mitglied der Hitler-Jugend.

1939 wurde in Melle der Beschluss gefasst, ein „Haus der Jugend” zu errichten. Im Oktober desselben Jahres wurde das „Hermann-Göring-Heim” eingeweiht. Dabei waren einflussreiche Nationalsozialisten, wie der Jugendführer des Deutschen Reichs, Baldur von Schirach, anwesend. In seiner Rede über das Gebäude sagte er: „Es gehört zu den schönsten Bauten, die das Dritte Reich überhaupt errichtet hat.” (Grove, in Mittelstädt 2006, 99) Die Absicht dieser Rede war, das Bauwerk vor der Bevölkerung von Melle zu erhöhen.
Das Gebäude wurde im Fachwerk-Stil gebaut, weil Architekt Hans Dustmann diesen als landschafts- und heimatverbunden empfand.
 Da man Angst hatte, dass dieser Stil eher rückschrittlich wirken würde, wurde im Haus auf moderne Technik gesetzt. Der Mittelpunkt des ehemaligen „Hermann-Göring-Heims” sollte die große Feierhalle sein.

Die historische Bedeutung des Hauses geriet nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit. Heutzutage wird das ehemalige „Hermann-Göring Heim” vielfältig genutzt. Die damalige Feierhalle diente zeitweise als Mensa der Grönenberg-Schule Melle oder als Saal für Tanzkurse, aber auch eine Jugendherberge, ein Sekretariat und ein Lehrerzimmer befanden sich temporär in anderen Teilen des großen Fachwerkhauses.

Wir finden es wichtig, die von den Nationalsozialisten verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht zu vergessen. Trotzdem sehen wir es als gut an, dass das Gebäude heute für Veranstaltungen, fern von Propaganda und der NS-Ideologie genutzt wird.



Literatur:
Grove, Thomas: "Das Hermann-Göring-Heim in Melle", in: Mittelstädt, Fritz Gerd (Hg.): Der Grönegau, Meller Jahrbuch, Bd. 24, Melle 2006.

Ehrenhain

Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 8, 49324 Melle, DE

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurden mit Hilfe vieler Bürger:innen im Grönenbergpark in Melle sehr viele Eichen auf zwei Hektar Wiese gepflanzt. Diese Eichen sollen an die gefallenen Soldaten des Krieges erinnern. Jedem Soldaten wurde ein Baum mit einer Nummer, die auf einem Findling vor dem Baum zu sehen war, gewidmet. Die Nummer wurde auf einer Stele mit dem jeweiligen Namen eingemeißelt. Die Stele wurde inzwischen etwas erneuert, steht aber weiterhin als Gedenkstein im Grönenbergpark.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurden viele Findlinge in die Else geworfen. Das ist der Grund warum heute nur noch wenige Findlinge in Melle existieren. Im Anschluss wurden viele dieser Eichen von der Stadt Melle ausgelichtet.

In den 1950er Jahren wurde schließlich, um an beide Weltkriege zu erinnern, ebenfalls ein mit einer Steinmauer umringtes Rondell im Grönenbergpark in Melle erbaut. In dieser Steinmauer steht ein großes Relief von dem Bildhauer Szalinski, das eine trauernde Familie zeigt. Zudem findet man in diesem Rondell die bereits genannte Stele aus dem Ersten Weltkrieg mit den Namen der Soldaten.
Diese Gedenkstätte nennt sich Ehrenhain und wurde erbaut, um für Angehörige der gefallenen Opfer einen Ort für Trauer und Gedenken zu schaffen, da sie keine Möglichkeit hatten, die Opfer an einer Grabstätte oder Ähnlichem zu besuchen.

Bis heute findet an der Gedenkstätte Ehrenhain der Volkstrauertag statt. An diesem Tag treffen sich Bürger:innen, um den gefallenen und geflohenen Menschen zu gedenken. Leider besuchen immer weniger Menschen den Volkstrauertag, was ein Zeichen dafür ist, dass diese Erinnerung beziehungsweise die Gedenkstätte und ihre Bedeutung immer mehr vergessen wird. Es ist sehr wichtig, dass diese grausamen Ereignisse der beiden Weltkriege nicht in Vergessenheit geraten, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt.

Kreuz des Ostens

Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 14A, 49324 Melle, DE

Das Kreuz des Ostens steht im Grönenbergpark in Melle. Es ist ein schlicht gehaltenes Kreuz aus Holz. Es erinnert an die Geflüchteten und Verstorbenen aus dem Osten Deutschlands sowie den besetzten Gebieten in Osteuropa zum Ende des Zweiten Weltkrieges.

Während die Rote Armee auf dem Vormarsch nach Berlin war, flüchteten viele Deutsche aus dem Osten Deutschlands oder wurden durch die Rote Armee in den Westen Deutschlands vertrieben. In dieser Zeit starben etwa 400.000 bis 2 Millionen Menschen. Sie starben vor allem durch Krankheiten, die wüteten, da keine medizinische Versorgung bereitgestellt wurde.
Das Kreuz des Ostens soll nun an diese Todesopfer sowie die Geflüchteten erinnern.

Als die Menschen dann die Torturen der Flucht nach Deutschland überlebt hatten, ging es ihnen jedoch nicht viel besser. Jedoch fanden sie Zuflucht in den westlichen und eher ländlicheren Gebieten. Vor allem die Stadt Melle nahm eine große Zahl jener auf.

1955 wurde das Kreuz des Ostens errichtet. Die Eröffnungszeremonie, die sich an die Eröffnung eines weiteren Ehrenmahls auf dem Grönenberg anschloss, wurde von Fahnenträgern und einem Posaunenchor begleitet. Dabei wurde es durch Vertreter beider Kirchen eingeweiht. Der ostdeutsche Priester Petersdorf gab einen, laut eines damaligen Artikels aus dem Meller Kreisblatt, imponierenden Einblick in die Zeiten der Flucht und Vertreibung. Er betonte zudem, dass es wichtig sei, nicht seine Heimat herzugeben. Diese Aussage dokumentiert, dass 1955 noch große Teile der Bevölkerung auf eine Rückgabe der Ostgebiete hofften.

Das Kreuz ist vermutlich schon oft gesehen und wahrgenommen worden, allerdings ist kein sehr großes Interesse der Bevölkerung zu erkennen, welches die Erinnerung präsent halten würde. Der Grund dafür ist, dass nur ein kleines Schild am Fuß des Kreuzes auf jene Erinnerung verweist. Wenn man jedoch diese Informationen hat, besteht eine Erinnerung oder zumindest eine gewisse Aufmerksamkeit dafür.

Doch warum soll sich überhaupt an Flucht und Vertreibung erinnert werden?
Die Erinnerungskultur ist zeitgemäß, da die historischen Ereignisse auch auf heutige Krisen übertragen werden können.

Heute sind viele der Vertriebenen bereits verstorben. Die Erinnerung durch das Kreuz des Ostens verweist aber auch auf die problematischen Zeiten, die die Bevölkerung Melles durchmachen musste.

Abschließend wird also deutlich, dass die Erinnerung an die Vertreibung nicht sehr, eventuell semi-präsent ist, obwohl sie selbst heute noch sehr wertvoll ist und man aus ihr lernen kann.

Gedenktafel an die Vertreibung aus Ullersdorf

Haferstraße 12, 49324 Melle, DE

Als Erinnerung an die Vertreibung aus Ullersdorf wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eine Gedenktafel in die Wand der alten St. Matthäus Kirche in Melle eingearbeitet. Seitlich und nicht ganz einfach zu sehen hängt die Gedenktafel neben einigen Statuen, die sich ebenfalls auf dem Vorplatz der Kirche befinden.

Die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Ullersdorf lässt sich auf die Vorkommnisse nach dem Zweiten Weltkrieg zurückführen.
 Ullersdorf ist eine Stadt in Schlesien, die bis 1945 Deutschland angehörte.
 Als 1945 das NS-Regime besiegt worden war, wurde Schlesien Teil von Polen. Daraufhin flohen die Ullersdorfer oder wurden in den Westen vertrieben.

Das alles passierte nicht nur in Ullersdorf. In ganz Schlesien wurden die Deutschen vertrieben, sodass es zu einer Massenflucht kam. Über 17 Millionen Deutsche mussten oft in wenigen Minuten ihre Sachen zusammenpacken und verloren bei der Flucht ihren ganzen Besitz. Im Winter bei -20 Grad zu Fuß begann ihre kilometerlange Reise, die über 600.000 Menschen nicht überlebten.

Die Gedenktafel soll an die Vertreibung der Deutschen aus Ullersdorf im Zweiten Weltkrieg und an die Heimatgemeinde erinnern. Außerdem werden an diesem Ort regelmäßig Heimattreffen abgehalten, wo all die Menschen, die vertrieben wurden, zusammenkommen und sich an Ullersdorf und an verlorene oder vermisste Menschen erinnern. Heute wohnen die Vertriebenen an unterschiedlichen Orten.
Beispielsweise trafen sich 2016 zum 70. Jahrestag der Vertreibung viele Ullersdorfer und andere vertriebene Deutsche aus der schlesischen Grafschaft Glatz zu einem Gedenkgottesdienst in der St. Matthäus Kirche.

Wir finden, dass es wichtig ist, ein Denkmal für die Vertreibung zu haben, um andere Menschen an das Ereignis zu erinnern oder ihnen etwas beizubringen.
 Auf der einen Seite ist der Ort gut gewählt, weil dort viele Menschen vorbeilaufen, jedoch ist die Tafel nicht ganz auffällig und wird leicht übersehen.
Leider gibt es online wenig Informationen über die Gedenktafel und die Vertreibung, was jüngere Menschen eher ansprechen könnte.
 Anzumerken ist aber auch, dass noch Heimattreffen stattfinden, wo viele Menschen zusammenkommen, die aus Ullersdorf vertrieben wurden, um der verlorenen Heimat zu gedenken.

Stolpersteine

Gartenstraße 6, 49324 Melle, DE

Auf dem Bürgersteig auf der Seite des Edekas findet man zwei kleine, in den Boden eingelassene Steine, die Stolpersteine von Georg und Elisabeth Bodenheim.

Stolpersteine sind Gedenksteine aus Messing, auf denen die Namen der Opfer des Nationalsozialismus stehen. Sie sind vor den Häusern der Opfer in den Boden eingelassen und halten ihre Namen präsent, um sie nicht zu vergessen.

Georg und Elizabeth Bodenheim waren zwei hoch angesehene Meller Bürger im 19. und 20. Jahrhundert.
 Georg Bodenheim war in Kaiserreich und Weimarer Republik als Amtsrichter in Melle tätig. Durch ihre jüdisch - christliche Ehe wurden beide Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen.
 Georg wurde infolge eines Oberschenkelhalsbruches die Behandlung im evangelischen Krankenhaus Melle verweigert, obwohl er bereits 45 Jahre zuvor zum christlichen Glauben konvertiert war. In der Verweigerung der Behandlung dokumentiert sich die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten. Er wurde von Dr. Heilmann, einem Meller Medizinalrat, heimlich in das katholische Krankenhaus gebracht, wo er jedoch seiner Verletzung erlag.
 Über Elisabeths Tod ist nichts genaueres bekannt, sie starb jedoch nach ihrem Ehemann und dem Ende des Nationalsozialismus.

Da Georg Bodenheim in Melle sehr angesehen war, lässt sich darüber diskutieren, ob die Erinnerung in Form von Stolpersteinen seine Geschichte und die seiner Ehefrau in all ihrer Wichtigkeit vermittelt. Insbesondere die Lage der Stolpersteine ist unserer Meinung nach nicht optimal, da sie Passant:innen nicht direkt auffallen. Zudem ist es allgemein fraglich, ob der Bevölkerung die Funktion der Stolpersteine überhaupt bekannt ist.

Abschließend können wir nicht eindeutig beantworten, ob die Erinnerung an Georg und Elisabeth Bodenheim in Form von Stolpersteinen wirklich angemessen ist, da ihre Präsenz gegenüber anderen Gedenkstätten weitaus geringer ist. Allerdings erinnern in Melle nicht nur die Stolpersteine an dieses Ehepaar - auch eine Straße wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nach ihnen benannt.

Mahnmal des ermordeten Zwangsarbeiters in Riemsloh

Westhoyeler Straße 26, 49328 Melle, DE

Aufgrund des kriegsbedingten Arbeitskräftemangels im Zweiten Weltkrieg wurden Millionen ausländischer Arbeiter:innen im Deutschen Reich eingesetzt. Diese Arbeiter:innen kamen vor allem aus Osteuropa und wurden zur Arbeit gezwungen.

Auch im Raum Melle wurden diese Zwangsarbeiter:innen eingesetzt. Unter diesen war auch der Pole Józef Grześkowiak, der in seiner Funktion als Zwangsarbeiter auf dem Hof des Bauern Dodt arbeitete. Dort lernte er die hier beschäftigte Großmagd kennen, woraus nach einiger Zeit eine Schwangerschaft entstand.

Als die Zwangsarbeiter:innen in das Deutsche Reich gekommen waren, hatten sie unterschreiben müssen, dass sie keinen Kontakt mit Deutschen haben dürfen. Diese Bestimmung basierte auf den rassistischen Vorstellungen des NS-Regimes, denen zufolge Menschen osteuropäischer Herkunft als minderwertig galten. Diese Bestimmung war nur ein Teil der menschenunwürdigen Behandlung, der die Zwangsarbeiter:innen in der Zeit des Nationalsozialismus ausgesetzt waren.

Das Verhältnis mit der Großmagd wurde Józef Grześkowiak zum Verhängnis. Józef Grześkowiak wurde von Nationalsozialisten und deren Anhängern in einem Waldstück in der Nähe des Hofes grausam hingerichtet. Nahezu alle Zwangsarbeiter:innen aus dem Raum Melle mussten der Hinrichtung beiwohnen.

Das Mahnmal soll an die Verbrechen und Morde des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland von 1933 bis 1945 erinnern. Besonders soll Józef Grześkowiaks, Zwangsarbeiter aus Polen, gedacht werden. Durch das Mahnmal an der Waldgrenze beim Firmengelände von Ruwac sollen die Menschen an die Zeit erinnert werden. So soll dieses schreckliche Ereignis nie in Vergessenheit geraten.

Abschließend denken wir, dass das Mahnmal nicht mehr präsent ist. Bei vielen jungen Menschen ist das Mahnmal und das zugrunde liegende Ereignis in Vergessenheit geraten. Das wollen wir durch diesen DigiWalk ändern, um an die grausame Zeit zu erinnern.

Die "Hitler-Eiche"

Buersche Straße 115, 49324 Melle, DE

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 ging auch ein regelrechter Kult um die Person Adolf Hitlers einher. Auch in und um Melle herum erlangte dieser immer größere Beliebtheit, weswegen auch der Gemeinderat der Ortschaft Eicken-Bruche in einer Sitzung am 19. April 1933 unter Leitung des NSDAP-Parteifunktionärs Adolf Gastow beschloss, eine dem „Führer“ geweihte „Hitler-Eiche“ anlässlich dessen bevorstehenden Geburtstages aufzustellen. Deshalb wurde auf dem alten Tie-Platz, der in Adolf-Hitler-Platz umbenannt wurde, die Eiche gepflanzt. Gestiftet wurde diese Eiche vom Rittergut Bruche. Die Pflanzung der Eiche erfolgte mit einer propagandistisch gestalteten Zeremonie. Der Anfangsredner war Adolf Gastrow, dieser begrüßte explizit den Männergesangverein, den Posaunenchor und die „Braunhemden“. Er begann seine Rede thematisch passend so:
„Hindenburg, der greise Streiter,
Hitler, unser großer Leiter,
Beide wollen sie das Gleiche!
Wache, grüne, deutsche Eiche!“

Auch betonte er, wie wichtig Hitlers Geburtstag für Deutschland sei. Er beendete seine Rede durch ein dreifaches „Sieg Heil“.
Der zweite Redner war Herr Menke, der Lehrer. Dieser betonte, was für ein Wendepunkt Hitlers Machtergreifung in der deutschen Geschichte sei. Er stellte Hitler als den Retter der Deutschen dar und verglich seine Machtergreifung mit einer Sonnenwende. Am Ende seiner Rede sprach der Lehrer ein Lobesgedicht auf die Eiche und den Führer aus.
Am Schluss der Veranstaltung wurden die Gefallenen des Ersten Weltkriegs geehrt. Im selben Jahr entschied man sich dazu, ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zu errichten. Auf die Frage, wo man dieses aufstellen solle, fand sich schnell eine Antwort: auf dem Platz vor der "Hitler-Eiche". Das Denkmal sollte ein Findling werden, welcher am 14.7.1934 nach Fertigstellung des Fundaments aufgestellt wurde. Unter der Leitung des Bildhauers Siepelmeyer wurde eine 40x29cm große und 13kg schwere Bronzetafel aufgehängt, auf welcher stand:

„IHREN GEFALLENEN HELDEN – DIE GEMEINDE EICKEN-BRUCKE“ (s. Foto)

Doch das Denkmal sollte nicht von langer Dauer sein. So sägten Unbekannte nach nicht einmal zwei Jahren in der Nacht von 31. März auf den 1. April die Krone der Eiche ab. Auch wenn das Meller Kreisblatt die Tat damals als „bösen Bubenstreich“ bezeichnete, kümmerten sich die wenigsten Bürger und Bürgerinnen Eickens um die Geschehnisse dieser Nacht, da die Eiche von den meisten als ebendas – eine Eiche und nicht als "Hitler-Eiche" – angesehen wurde. Dennoch stellte die Meller Polizei „offizielle Ermittlungen“ an und versprach sogar ein Kopfgeld in Höhe von 150 Reichsmark. Beweise oder gar Verdächtige konnten jedoch nie gefunden werden, vielleicht auch, weil man sich zu sehr auf das Kopfgeld verließ.
Die Eiche wie sie heute steht wurde wahrscheinlich kurzfristig in einer Nacht-und-Nebel-Aktion neu gepflanzt, damit das Symbol des angeblichen „1000-jährigen Reiches“ nicht schon nach doch nur zwei Jahren ein jähes Ende fand.