Römische Villa Rustica

Sonstiges Seestraße 97, 86938 Schondorf am Ammersee, DE

Bereits die alten Römer wussten die Schönheit des Ammersees zu schätzen. Vom zweiten bis vierten Jahrhundert nach Christus umstanden mehrere Gutshöfe den auf lateinisch Lacus Amber genannten See. Sichtbare Spuren einer solchen Villa Rustica gibt es heute nur noch in Schondorf.

Autor: Schondorfer Kreis

5 Stationen

Römerstele

Seestraße 97, 86938 Schondorf am Ammersee, DE

(Zum Anhören der Audio-Spur tippen Sie bitte auf das Kopfhörer-Symbol rechts unten)

Bereits die alten Römer wussten die Schönheit des Ammersees zu schätzen. Vom zweiten bis vierten Jahrhundert nach Christus umstanden mehrere Gutshöfe den auf lateinisch Lacus Amber genannten See.

Sichtbare Spuren einer solchen Villa Rustica gibt es heute nur noch in Schondorf. Vor dem gemeindlichen Badeplatz steht der von dem Künstler Andreas Kloker gestaltete Römerstein aus Tuffstein und Bronze.

Der Römerstein erinnert an die Grabungen des Geschichtslehrers Dr. Heinrich Blendinger, der am Landerziehungsheim Schondorf unterrichtete. Er legte zusammen mit seinen Schülern 1924 die Grundmauern des zur Villa Rustica gehörenden Badehauses frei.
Zum Schutz dieses Bodendenkmals wurden die Mauern später wieder mit Erde bedeckt. Wir gehen auf die Badewiese, auf der wir heute den durch Aufschotterung nachgezeichneten Grundriss sehen.

(Sprecherin: Siso Hagen)

Die Villa Rustica

Seestraße 97, 86938 Schondorf am Ammersee, DE

Vor uns ist der Grundriss eines römischen Badehauses, das zu einem Landsitz, einer Villa Rustica, gehört haben muss.
Das römische Landhaus selbst wurde bis jetzt noch nicht archäologisch erforscht. Es wird aber wahrscheinlich etwas westlich, weiter vom See entfernt gelegen haben. Solche Landgüter entstanden, nachdem die Römer im Jahr 15 vor Christus die Provinz Rätien eroberten. Das damalige Rätien entspricht in etwa dem Gebiet zwischen Bodensee, Donau, Inn und der Alpenkette.

Die Römer brachten damals etliche Neuerungen in die von Kelten besiedelte Gegend rund um den Ammersee. Dazu gehörten der Weinbau, die Hauskatze, und auch eine hoch entwickelte Badekultur. Werfen wir nun einen Blick auf die hier entdeckten Fundamente.

(Sprecherin: Siso Hagen)

Das Badehaus

Seestraße 97, 86938 Schondorf am Ammersee, DE

Dieses Badehaus ist ein symmetrischer Flügelbau aus Tuffstein. Zum See hin war ihm ein hölzerner Säulengang vorgelagert. Der Bau muss elegant ausgestattet gewesen sein. Davon zeugen Reste von Mauerputz, die auf reiche Freskomalerei hinweisen. Auch wurde eine bronzene Delfinfigur gefunden, die einst wohl einen Kessel geschmückt hat.

Wenn wir der Ausgrabung von Norden nach Süden folgen, sehen wir zuerst das Frigidarium genannte Kaltbad, das der Körperreinigung diente. Es liegt zwischen dem Umkleideraum und den nördlich davon anschließenden Wohnräumen.

Auf der südlichen Seite des Umkleideraums sind die Reste des Tepidariums, des Laubades, zu sehen. In diesem auf etwa 25 Grad temperierten Raum standen Bänke, auf denen sich die Badenden einölen und massieren lassen konnten. An das Tepidarium schließt das sogenannte Caldarium an, das auf rund 50 Grad erwärmte Warmbad. Hier entspannte man bei hoher Luftfeuchtigkeit die Muskulatur. Zusätzliche Duftessenzen wirkten anregend und reinigten die Atemwege.

(Sprecherin: Siso Hagen)

Das Hypokaustum

Seestraße 101, 86938 Schondorf am Ammersee, DE

Am südlichen Ende der Ausgrabung liegt der Heizraum. Das Badehaus verfügte über ein erstaunlich modernes Heizsystem, nämlich ein sogenanntes Hypokaustum.

Die warme Luft aus dem Holzofen im Heizraum zirkulierte durch ein System von Röhren unter dem Fußboden und in den Wänden des Badehauses. Die Wärme gelangte also nicht als heiße Luft in den Raum, sondern wurde als Strahlung von den Oberflächen abgegeben. Die Baderäume kamen so auf die gewünschte Temperatur, und die Badenden blieben vor trockener Heißluft und Rauch verschont.
Wir gehen nun zum Seeufer.

(Sprecherin: Siso Hagen)

Der Blick auf den See

Forellenweg 1, 86938 Schondorf am Ammersee, DE

Man kann davon ausgehen, dass durch die Verlandung das Seeufer heute weiter vom Badehaus entfernt ist, als zur Römerzeit. Damals konnte man vom hölzernen Säulengang an der Ostseite direkt auf den Ammersee blicken.
Heute muss man dazu einige Schritte gehen, hinaus auf den gemeindlichen Badesteg. Von hier aus hat man dann jenen Blick auf den See und die Berggipfel der Alpen, den die Römer schon vor zweitausend Jahren genossen haben.

Hier endet unser Rundgang. Für alle, die mehr erfahren möchten, gibt es beim Verein Schondorfer Kreis ein Büchlein über die Villa Rustica von Professor Mayer-Tasch. Es enthält Wissenswertes über den Bau und die damalige Zeit, und auch einen Nachdruck des Grabungsberichtes von 1924. Weitere Informationen dazu finden sie im Internet unter http://www.schondorfer-kreis.de

(Sprecherin: Siso Hagen)