Wiener KaffeehausliteraTOUR

Tour Vienna, AT

Herzlich Willkommen zu unserer Wiener KaffeehausliteraTOUR! Durch 8 Stationen mit Informationstexten, Bildern und Videos möchten wir euch einen Einblick in die berühmte Wiener Kaffehauskultur geben. Viel Spaß!

Autor: Maja Köhler

9 Stationen

Start - Kaffeehausliteratur allgemein

Rathauspark U, 1010 Wien, AT

Literatur, die ganz oder auch nur teilweise in einem Kaffeehaus geschrieben wurde bezeichnet man als Kaffeehausliteratur. Die Verfasser heißen Kaffeehausliteraten. Diese Literatur war in vielen europäischen Städten verbreitet, aber die Stadt Wien wird als das Zentrum der Kaffeehausliteratur angesehen.

Die Epoche der Kaffeehausliteratur begann zusammen mit der Wiener Moderne um das Jahr 1890. Die Wiener Moderne bezeichnet die Blütezeit des künstlerischen Schaffens um die Jahrhundertwende, kurz vor dem Ersten Weltkrieg und dem anschießenden Zerfall der Habsburgermonarchie. In dieser Zeit entwickelte sich das Wiener Kaffeehaus zu einer literarischen Werkstätte und diente als Inspiration und Treffpunkt vieler Literaten. Der erste Treffpunkt dieser Art war das Café Griensteidl (Café Klimt) am Michaelerplatz in Wien. Nach seiner Schließung wurden die Literatentreffen schließlich in das Café Central verlegt.

Im Jahr 1900 gab es insgesamt rund 600 Wiener Kaffeehäuser. In all diesen versammelten sich berühmte Literaten wie Peter Altenberg, Arthur Schnitzler, Karl Kraus, Friedrich Torberg oder Herrmann Bahr.

Durch die Verfolgung und Vertreibung der Juden nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich fand die Zeit der Kaffeehausliteraten ein Ende, da dem jüdischen Großbürgertum eine tragende intellektuelle Rolle zukam. Manche jüdischen Literaten setzten ihre Arbeit zwar im Exil fort, dennoch wird das Ende der Wiener Kaffeehausliteratur um das Jahr 1938 angesetzt.

Informationen Wiener Kaffeehaus allgemein

Universitätsring 4, 1010 Wien, AT

Was ist ein Wiener Kaffeehaus?
Das Wiener Kaffeehaus ist eine besondere, traditionelle Art des Cafés in Österreich. Charakteristisch für die Kaffeehauskultur ist, dass man in den Kaffeehäusern meist sehr viel Zeit am Stück verbringt und die Besucher oft stundenlang Zeitung lesen oder schriftstellerische Arbeiten ausüben. Seit 2011 gehört die Wiener Kaffeehauskultur sogar zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

Die Geschichte der Wiener Kaffeehäuser geht laut einer Anekdote auf den Offizier Georg Franz Kolschitzky zurück, der 1683 während der Befreiung Wiens von einer Belagerung durch das Osmanische Reich das erste Kaffeehaus eröffnet haben soll. Dabei soll er vom damaligen König einige Säcke Kaffee erhalten haben, die man anfänglich für Kamelfutter gehalten habe.
In Wirklichkeit wurde das erste Kaffeehaus jedoch von dem armenischen Spion Johannes Deodat im Jahr 1685 im Auftrag des Wiener Hofes gegründet. Das Kamersche Kaffeehaus am Graben war 1720 das erste, was auch Zeitungen auflegte. Nachdem die Kaffeehäuser lange Zeit nur für Männer zugelassen waren, erhielten ab dem Jahr 1856 auch endlich Frauen Zutritt.

Die Wiener Kaffeehäuser sind bekannt für ihre ganz besondere Atmosphäre. Sie sind ausgestattet mit Marmortischchen, auf denen der Kaffee serviert wird, Thonetstühlen, Logen und Zeitungstischchen. Oft werden sie als Ort beschrieben, „in dem Zeit und Raum konsumiert werden, aber nur der Kaffee auf der Rechnung steht“. Ein weiterer Grund für ihre Beliebtheit sind die typischen Wiener Spezialitäten. Neben Kaffeespezialitäten wie der Wiener Melange oder dem Wiener Einspänner, einem Kaffee mit einer großen Portion Schlagobers bzw. Schlagsahne im Glas, gibt es dort auch traditionelle Gerichte der Wiener Küche wie Kaiserschmarrn, Apfelstrudel, Palatschinken oder das traditionelle Gebäck Topfengolatsche.

Im Anhang könnt ihr euch noch ein Informationsvideo über Wiener Kaffeehäuser als UNESCO-Weltkulturerbe ansehen. Unter Anderem geht es darum, wie sich die Kaffeehauskultur in der Zukunft entwickeln und modernisieren könnte.

Café Griensteidl

Michaelerplatz 2, 1010 Wien, AT

Die Anfänge der Wiener Kaffeehauskultur lassen sich im Café Griensteidl verorten, vor dessen Gebäude wir uns nun befinden. Dieses wurde 1844, also noch vor Beginn der eigentlichen Zeit der Kaffeehausliteratur, von dem Apotheker Heinrich Griensteidl als kleine Kaffeeschenke eröffnet. Bereits drei Jahre später wurde das Café in den Dietrichsteinpalais verlegt und von seinen Ersparnissen finanzierte sich Griensteidl eine luxuriöse Ausstattung.

Das Café entwickelte sich schnell zu einem belliebten Treffpunkt junger Literaten und Künstler. Auch große Vertreter der Wiener Moderne wie Hermann Bahr, ein österreichischer Schriftsteller, verbrachten viele Stunden in dem Kaffeehaus, wodurch es zwischenzeitlich auch „Café Größenwahn“ genannt wurde. Das Café Griensteidl entwickelte sich rasch zu einem der bekanntesten, meistbesuchten und elegantesten Cafés der Stadt. Besonders die große Anzahl der Zeitungen, die angeboten wurde, machten das Café attraktiv für Politiker. Deshalb wurde es auch „Literaturkaffeehaus“ genannt.

Im Jahr 1858 wurde das Kaffeehaus sehr aufwändig renoviert. In den letzten Jahren seines Bestehens gewann das Café Griensteidl an literarischer Bedeutung, da es als Treffpunkt der Literatengruppe „Jung-Wien“, bestehend aus Peter Altenberg, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler, fungierte. Im Zuge der Neugestaltung des Michaelerplatzes und dem geplanten Abriss des Dietrichspalais, in dem sich das Café befand, beschloss Susanna Griensteidl, die Besitzerin des Cafés und Witwe von Heinrich Griensteidl, am 20. Januar 1897 den Betrieb zu schließen.
Nach dem Ende des Kaffeehauses wanderten viele Literaten ins Café Central oder Café Museum über.

1898 kam es zu einem Versuch der Wiedereröffnung des Café Griensteidls unter einem neuen Inhaber, aber ein Literatencafé wurde es nicht mehr. Aufgrund steigender Mieten und ausbleibender Gäste musste das Café 1909 endgültig geschlossen werden.
1990 wurde in den Räumen des Café Griensteidls ein neues klassisches Kaffeehaus inklusive Souvenirshop eröffnet: das Café Klimt. Doch auch dieses wurde Anfang 2019 geschlossen. Aktuell befindet sich dort stattdessen ein Taschengeschäft und eine Filiale der Supermarktkette Billa.

Im Anhang befindet sich ein Link zu einem Video mit klassischer Klaviermusik, wie sie in einem Kaffeehaus gespielt wird.

Thonethaus

Kärntner Straße 12, 1010 Wien, AT

Der Name Thonet ist auf ein Familienunternehmen, das zu den erfolgreichsten Möbelherstellern des Industriezeitalters zählte und auch heute noch besteht, zurückzuführen.
Das Unternehmen geht auf Micheal Thonet zurück.

Der österreichische Kanzler Fürst von Metternich wurde auf einer Ausstellung in Koblenz an dessen Produkte, die aus unter Dampf gebogenem Rundholz produziert wurden, aufmerksam. Daraufhin überzeugte er Thonet, nach Wien zu kommen, um dort sein Patent für diese Technik zu entwickeln. So kam es, dass Michael Thonet gemeinsam mit seinen fünf Söhnen 1853 in Wien das Unternehmen „Gebrüder Thonet“ gründete.

Das Gebäude, auf das wir gerade blicken, wurde um 1875 im Auftrag dieser Gebrüder Thonet in freier Eisenkonstruktion errichtet. 1909 an die Firma Ignaz Bittmann verkauft und wechselte seitdem mehrfach den Besitzer. Heute wird es als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.

1859 entwarf Michael Thonet einen Stuhl, der als Stuhl Nr. 14 mit seinem schlichten Design später zum berühmtesten Wiener Designermöbelstück und ikonischen Kaffeehausstuhl werden sollte. Er besteht aus einer geflochtenen Sitzfläche auf vier Beinen sowie aus zwei gebogenen Holzstäben, die die Rückenlehne bilden.

Für die damalige Zeit war der Stuhl revolutionär, da er so konstruiert war, dass genau 36 solcher Stühle in einer Transportkiste mit einem Kubikmeter Volumen Platz fanden. Zudem galt er als erstes in Serie gefertigte Möbelstück und konnte so in arbeitsteiligen Prozessen produziert werden. Er war der Beginn der Erfolgsgeschichte der Firma Thonet. Zwischen 1850 und 1930 wurde er mehr als 50 Millionen mal hergestellt und ist auf zahlreichen zeithistorischen Bildern unter vielen berühmten Persönlichkeiten zu finden. Auch heute noch wir der Stuhl – leicht verändert unter dem Namen Stuhl Nr. 214 verkauft. In diesem Jahr wurde er unter anderem mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design ausgezeichnet.

Gedenktafel Lina Loos

Mariahilfer Straße 1B, 1060 Wien, AT

Lina Loos ist keine klassische Kaffeehausliteratin, aber ihr Leben war stark mit der Kaffeehauskultur verflochten und noch heute ist sie eine bekannte Wiener Persönlichkeit.

Carolina Catharina Obertimpfler wurde am 09. Oktober 1882 als jüngstes Kind des bekannten Cafetiers Carl Obertimpfler und seiner Frau Carolina in Wien geboren. Von 1897 bis zu seinem Tod im Jahr 1927 führte Carl das Grand Café Casa Piccola in der Mariahilferstraße 1b, wo sich auch ihre Gedenktafel befindet.

Bereits als junges Mädchen war Lina in der ganzen Stadt für ihre ausgesprochene Schönheit bekannt und wurde neben vielen anderen von dem Kaffeehausliteraten Peter Altenberg verehrt, der später einer ihrer engsten Freunde wurde. Sie war stets stark in das kulturelle Leben der Stadt involviert.
Im Frühjahr des Jahres 1902 lernte sie den 12 Jahre älteren Architekten Adolf Loos kennen, bei dem besonders das Kaffeehaus Café Museum beliebt war. Bereits am 21. Juli desselben Jahres heirateten die beiden, doch bereits ein Jahr später endete die Beziehung in einem Gesellschaftsskandal. Lina hatte eine Affäre mit dem 18-jährigen Heinz Lang begonnen, die sie aber beendete, sobald Adolf Loos von ihr erfahren hatte. Daraufhin nahm sich Lang das Leben. Auch der Literat Arthur Schnitzler schrieb über die Affäre in seinem Werk
Das Wort.

Als Reaktion auf den Skandal flüchtete Lina Loos in die USA, kehrte jedoch bereits kurze Zeit später nach Deutschland zurück. Nach ihrer Rückkehr nahm sie an verschiedenen Theaterauftritten teil und ab 1904 begann sie Feuilletons in Zeitschriften und Zeitungen zu veröffentlichen. In ihrer Karriere als Schauspielerin trat sie vor 1914 unter anderem in New York, St. Petersburg, Leipzig, Frankfurt, Berlin und im Wiener Cabaret Fledermaus auf. 1921 wurde sie Mitglied des Deutschen Volkstheaters in Wien, wo im selben Jahr ihr Werk Mutter uraufgeführt wurde. Bis 1938 war sie in kleineren Rollen in den Wiener Theatern zu sehen.

In der Zeit des Nationalsozialismus zog sie sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück, unter anderem aufgrund von gesundheitlichen Problemen. Nach 1945 engagierte sich Lina in der KPÖ-nahen (Kommunistische Partei Österreichs) Frauen- und Friedensbewegung. Des Weiteren veröffentlichte sie in den Jahren 1946-49 häufig in der kommunistischen Zeitschrift Österreichisches Tagebuch. 1949 wurde sie zur Präsidentin des Bundes demokratischer Frauen und Mitglied des österreichischen Friedensrates.
Am 06. Juni 1950 verstarb Lina Loos im Allgemeinen Krankenhaus Wien nach schwerem Leiden.

Der Film "Lina" aus dem Jahr 2017 erzählt eine fiktionale Geschichte rund um Lina Loos, während ihrer Ehe mit dem Architekten Adolf Loos in den Jahren 1902 bis 1905.

Arthur-Schnitzler-Platz (Werk)

Museumsplatz 1, 1070 Wien, AT

Der Vorplatz des Volkstheaters, auf dem wir uns nun befinden, wurde 2016 durch den Wiener Gemeinderatsausschuss für Kultur, Wissenschaft und Sport zu Ehren von Arthur Schnitzler benannt.

Arthur Schnitzler (den Deutsch-LK-Schüler:innen bereits als Autor der Novelle Fräulein Else begegnet) war gebürtiger Wiener. Er war sowohl als Schriftsteller als auch als Arzt tätig und gilt als bedeutender Vertreter der literarischen Wiener Moderne.
Genauso wie die mit ihm befreundeten Autoren Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr und Richard Beer-Hofmann zählte er zu den Hauptvertretern des Jung-Wiens – einer Gruppe junger Kaffeehausliteraten, die sich um die Jahrhundertwende im Café Griensteidl traf.

Wien als Schnitzlers Heimatstadt spielt in seinen Werken eine wichtige Rolle: Die Stadt wird beispielsweise oftmals zum Schauplatz und eine Vielzahl der von ihm geschaffenen Figuren sind stark an typische Vertreter der zeitgenössischen Wiener Gesellschaft angelehnt.

In seinen Dramen und Erzählungen setzt er sich hautsächlich mit den psychischen Befindlichkeiten seiner Figuren auseinander. So verwendet er z. B. auch in Fräulein Else die Erzählform des Inneren Monologs, wobei es ihm gelingt, einen tieferen Einblick in das Innenleben seiner Figuren zu geben. Dabei beschönigt er nichts, sondern lenkt vielmehr den Blick auf psychologische Abgründe sowie gesellschaftliche Fehlentwicklungen zur Zeit der Jahrhundertwende und thematisiert ebenso wie Sigmund Freud auch zeitgenössische Tabuthemen wie etwa die Sexualität.

Da Schnitzler darüber hinaus auch ein bedeutender Kritiker der Österreichisch-Ungarischen Monarchie war, wurden seine Werke oftmals kritisiert, sorgten für Skandale und wurden von offizieller Seite aus zensiert. Sein Schauspielstück „Reigen“, in dem Schnitzler die Sexualmoral der Wiener Gesellschaft porträtiert, löste beispielsweise einen Theaterskandal aus: Im Februar 1921 erfolgten um die Aufführungen im Wiener Kammerspielen gewaltsame Unruhen sowie auch antisemitische Angriffe gegen Schnitzler selbst. Nach einem darauffolgenden Gerichtsprozess wurde ein bis 1982 gültiges Aufführungsverbot für das Stück verhängt, das jedoch in Form von verschiedenen Filmen und einer Schallplattenaufnahme umgangen wurde.

Trotzdem – und gerade da Schnitzler gesellschaftskritische und psychologische Themen behandelte - gehört er seit Anfang des 20. Jahrhunderts zu den meistgespielten Dramatikern. Seine Texte wurden in viele Sprachen übersetzt und zum Teil filmisch adaptiert, z. B. dient Schnitzlers „Traumnovelle“ (1926) als Grundlage des Films „Eyes wide shut“ (1999). Weitere Beispiele für bekannte Werke Schnitzlers sind das Drama "Anatol" (1893), die Groteske "Der grüne Kakadu" (1899), die Novelle "Lieutenant Gustl" (1900) und der Roman "Therese" (1928).

Privatpraxis Arthur Schnitzlers (Biografie)

Frankgasse 1, 1090 Wien, AT

Arthur Schnitzler war sowohl als Schriftsteller als auch als Arzt tätig und gilt als bedeutender Vertreter der literarischen Wiener Moderne. Hier, in der heutigen Frankgasse 1, befand sich früher seine Privatpraxis.

Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 als Sohn des jüdischen Kehlkopfspezialisten Johann Schnitzler und dessen Frau Luise in Wien geboren. An der Fassade seines Geburtshauses in der Praterstraße ist heute eine Gedenktafel zu seinen Ehren zu finden.
Als Kind hatte er häufig Kontakt zu Bühnenkünstler:innen, welche die Praxis seines Vaters aufsuchten. So kam es, dass er schon früh ein Interesse an Literatur und Theater entwickelte. Bereits im Alter von 18 Jahren soll er eigenen Angaben zufolge bereits 23 Dramen fertiggestellt sowie 13 weitere begonnen haben. Zunächst hielt er jedoch seine künstlerischen Tätigkeiten im Hintergrund.

Wie sein Vater studierte er nach Abschluss des Gymnasiums Medizin an der Wiener Universität (500 m vom aktuellen Standort entfernt; zwischen Sigmund-Freud-Park und Rathauspark). 1885 wurde Schnitzler zum Dr. med. promoviert. Anschließend arbeitete er als Assistenz- und Sekundararzt am Wiener Universitätsklinikum und später als Assistent seines Vaters an der laryngologischen Abteilung der Poliklinik. Währenddessen war er zudem als Redakteur der Zeitschrift "Internationale Klinische Rundschau" tätig, für die er medizinwissenschaftliche Beiträge und Rezensionen verfasste. Dabei beschäftigte er sich viel mit der medizinischen Psychologie, mit Psychoanalyse und Hypnose. Die durch seine medizinische Karriere erworbenen Fachkenntnisse beeinflussen seine literarischen Werke deutlich und ermöglichen es ihm unter anderem, das Innenleben seiner Figuren sehr feinfühlig darzustellen.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1893 eröffnete er die Privatpraxis (in dem vor uns liegenden Gebäude) und begann sich intensiv seiner literarischen Karriere zu widmen, nachdem er nach den Uraufführungen seiner Dramen „Anatol“ und „Das Märchen“ erste Erfolge erfuhr. Über seine Tätigkeit als Arzt schreibt er rückblickend in seinem Tagebuch:

„Es war eine Rieseneselei von mir – Mediziner zu werden, und es ist leider eine Eselei, die nicht mehr gut zu machen ist. […] – oh ich möchte frei, ganz einfach: ich möchte reich und ein Künstler sein.“

1903 heiratete Schnitzler die Schauspielerin Olga Gussman. Aus der Ehe gingen zwei Kinder, Heinrich und Lili, hervor. 1921 ließ sich das Paar scheiden. 1928 beging seine Tochter Lili Selbstmord, was Schnitzler stark erschütterte.

Arthur Schnitzler zog erst im Alter von 42 Jahren aus seinem Elternhaus aus: Daraufhin bewohnte er zunächst eine Wohnung in der Nähe des Sternwarteparks, bis er 1910 in eine Villa in der Sternwartestraße kaufte. Frauen sollen eine zentrale Rolle in seinem Leben gespielt und daher auch sein literarisches Schaffen nachhaltig geprägt haben. So soll Schnitzler unter anderem mehrere langjährige Liebesbeziehungen mit Schauspielerinnen wie Marie Glümer und Maria Reinhard unterhalten haben.

Er verstarb am 21. Oktober 1931 im Alter von 69 Jahren an einer Hirnblutung. An sein Wirken wird in Wien heute noch vielerorts erinnert: Neben Gedenktafeln an von ihm bewohnten Häusern steht im Türkenschanzpark zum Beispiel eine Bronzebüste Schnitzlers und auf dem Wiener Zentralfriedhof ist er in einem Ehrengrab in der Israelitischen Abteilung begraben.

Café Central

Herrengasse 14, 1010 Wien, AT

Wir sind jetzt am Ende unserer heutigen Tour angelangt. Vor uns liegt der Eingang zum Café Central. Hier könnt ihr die Tour bei einem Schluck Kaffee ausklingen lassen und dabei die Atmosphäre eines modernen Kaffeehauses genießen – im Inneren des Cafés gibt es viel zu sehen. (Link zu virtueller Tour: http://www.vtility.net/virtualtour/u7d7OPCgii)

Dieses bekannte Wiener Kaffeehaus wurde 1876 im früher glasüberdachten Hof des Palais Ferstel eröffnet. Dieses Palais galt zur damaligen Zeit als modernstes Gebäude Wiens und ist vom venezianisch-florentinischem Stil inspiriert. Zuvor befand sich dort die Österreichisch-ungarische Bank.

Etwa ab 1900, nach der Schließung des traditionsreichen Café Griensteidl, wurde das Kaffeehaus, zum zentralen Treffpunkt der Wiener Intellektuellen. Zu den „Centralisten“, wie sich die Dauerbesucher des Kaffeehauses damals nannten, gehörten namenhafte Persönlichkeiten aus verschiedensten Bereichen wie z. B. der russische Revolutionär Leo Trotzki, der Architekt Adolf Loos, der Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud sowie die Dichter Alfred Polgar, Stefan Zweig und Peter Altenberg. Auch Adolf Hitler und Josef Stalin sich dort aufgehalten haben. Das Café Central war außerdem das erste Wiener Kaffeehaus, das Frauen als eigenständige Besucher, d. h. ohne männliche Begleitung, erlaubte.

„Das Central ist ein Ort für Menschen, die die Zeit totschlagen müssen, um nicht von ihr totgeschlagen zu werden.“
- Alfred Polgar

Damals wurden hier im großen Stil Schach und Billard gespielt, wofür sogar eigene Räume zur Verfügung standen. Viele Besucher kamen auch ins Kaffeehaus, um Zeitungen zu lesen – schließlich lagen dort 250 Zeitungen in 22 Sprachen sowie eine Vielzahl von Nachschlagewerken aus.
Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Café Central zunehmend an Bedeutung, da es in Konkurrenz zu zum neu entstandenen Café Herrenhof stand. Trotz aufwändiger Renovierungsarbeiten anlässlich des 50-jährigen Bestehens wurde die ehemals große Beliebtheit nicht wieder erlangt, sodass das Café 1943 schließen musste. Daraufhin blieb das Kaffeehaus 40 Jahre lang geschlossen, wobei die Räumlichkeiten zu Kriegszeiten als Lagerraum und später als Basketballspielstätte genutzt wurde.

Schließlich wurde 1975, im Jahr des Denkmalschutzes, das Palais Ferstel renoviert und 10 Jahre später kam es zur Neueröffnung des Café Central. Das Kaffeehaus befindet sich jedoch nun nicht mehr im Innenhof des Gebäudes, sondern in den prunkvollen Räumlichkeiten der ehemaligen Bankschalterhalle.
Das Café Central ist heutzutage bei Touristen sehr beliebt. Im Schnitt werden täglich 1.300 Besucher gezählt, von denen 80% Touristen sind. Hier werden unter anderem verschiedensten Kaffeespezialitäten (Preis liegt bei um die 5 Euro) aber auch traditionelle Wiener Speisen angeboten.
Am Eingang ist eine Pappmaché-Figur des Schriftstellers Peter Altenberg zu sehen, der als Stammgast des Café Central galt und dort sogar seine Post empfing. Es hieß früher: Wenn Altenberg nicht im Kaffeehaus ist, sei er auf dem Weg dorthin.

"Du hast Sorgen, sei es diese oder jene - ins Kaffeehaus! Du hasst und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen - Kaffeehaus! Man kreditiert dir nichts mehr - Kaffeehaus!"
- Peter Altenberg

Quellen

Thonethaus
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Thonethaus
https://www.thonet.de/de/alleprodukte/detail/214
https://www.wien.info/de/sightseeing/architektur-design/thonet-kaffeehaus-361346
https://www.faz.net/aktuell/stil/mode-design/wiener-kaffeehaus-stuhl-17382675.html
https://www.thonet.de/de/magazin/designer/detail/gebrueder-thonet
https://www.gebruederthonetvienna.com/de/storia/

Café Central
Rainer, Brigitte: Unter den Dächern von Wien. Geschichte und Geschichten vom 1. Bezirk; Glödnitz 2020
https://www.cafecentral.wien/
https://www.wien.info/de/caf%C3%A9-central-127222
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Caf%C3%A9_Central
https://www.palaisevents.at/presseaussendung/140-jahre-cafe-central/
http://www.viennatouristguide.at/Altstadt/Kaffeehaus/Central/cc.htm
https://www.kosmo.at/im-cafe-central-auf-den-spuren-von-freud-co/

Arthur Schnitzler
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Arthur-Schnitzler-Platz
https://www.dhm.de/lemo/biografie/arthur-schnitzler
https://www.arthur-schnitzler.at/historisch-kritische-ausgabe/schnitzlers-schrift/
https://www.inhaltsangabe.de/autoren/schnitzler/
http://arthur-schnitzler.net/werk/
https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/arthur-schnitzler#
https://www.arthur-schnitzler.de/biobibliographika/biographische-skizze/
https://www.deutschlandfunkkultur.de/literatur-ich-bin-ein-dichter-fuer-schwindelfreie.1024.de.html?dram:article_id=279239
https://www.stadtbekannt.at/spaziergaenge/auf-arthur-schnitzlers-spuren-durch-die-stadt/
https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Seine-Berufswahl-Arzt-sah-Schnitzler-spaeter-als-Dummheit-388274.html

Lina Loos
https://www.wikiwand.com/de/Lina_Loos
https://www.film.at/lina-loos-frau-sein-zu-beginn-des-20-jahrhunderts

Café Griensteidl
https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Datei:Griensteidl.jpg
https://www.austriasites.com/vienna/bezirk01_cafe_griensteidl.htm
https://www.tripadvisor.de/Restaurant_Review-g190454-d1125986-Reviews-Cafe_Klimt-Vienna.html

Wiener Kaffeehauskultur
https://www.tchibo.de/kaffeelexikon-wiener-kaffeehaus-c400095980.html
https://www.unesco.at/kultur/immaterielles-kulturerbe/oesterreichisches-verzeichnis/detail/article/wiener-kaffeehauskultur/
https://www.timetravel-vienna.at/die-wiener-kaffeehausliteratur/
https://www.wikiwand.com/de/Kaffeehausliteratur
https://www.cafe-wien.at/de/die-kaffeehauskultur/wiener-kaffeehaus.html