Zwischen Erinnerung und Inszenierung - Oldenburg in historischen Aufnahmen

Ausstellung Damm 1, 26135 Oldenburg, DE

Diese digitale Führung bietet Hintergrundinformationen zu den historischen Aufnahmen Franz Titzenthalers. Außerdem können Sie die Orte durch die Angabe der Koordinaten im heutigen Stadtraum entdecken.

Autor: Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg

Landesmuseum Oldenburg

Landesmuseum Oldenburg

Das Landesmuseum Kunst & Kultur Oldenburg liegt im Herzen der Stadt. In dem historischen Gebäudee...

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14 Stationen

Einleitung

Damm 1, 26135 Oldenburg, DE

Herzlich willkommen in der Ausstellung „Zwischen Erinnerung und Inszenierung – Oldenburg in historischen Aufnahmen“.
Diese App begleitet Sie durch die Ausstellung und bietet Ihnen Hintergrundinformationen zu den historischen Orten auf den Fotografien Titzenthalers.

In jeder Station finden Sie die Koordinaten zu den Orten, sodass Sie im Anschluss – oder zu einem späteren Zeitpunkt – einen kleinen Stadtspaziergang unternehmen können. Nehmen Sie auch gerne Ihre Kamera mit! Unter dem #titzenthalerol können Sie auf Instagram Ihre Stadtimpressionen mit uns teilen. Behalten Sie dabei aber immer Ihre Umgebung im Auge.

Gertrudenfriedhof

Nadorster Straße 1, 26121 Oldenburg, DE

Der Gertrudenfriedhof wurde im Mittelalter angelegt und befand sich vor den Stadttoren Oldenburgs. Menschen, die an unheilbaren und ansteckenden Krankheiten verstarben, wurden hier einst begraben.

Die Fotografie „Kirchhofslinde“ von Franz Titzenthaler zeigt die ab 1250 erbaute Gertrudenkapelle. Vor ihr befindet sich eine Linde. Der Sage nach gedieh ein trockener Zweig zu diesem Baum nach dem Tod eines zu Unrecht verurteilten Mädchens.

Die Fotografie „Großherzogliche Grabkapelle“ zeigt das Großherzogliche Mausoleum. Erbaut wurde es ab 1786. Anlass hierfür war der Tod Friederikes, der Frau des späteren Herzogs von Oldenburg, Peter I. Bis heute werden hier die Familienmitglieder aus dem Haus Oldenburg bestattet.

Bahnhofsgebäude

26122 Oldenburg, DE

Bereits seit 1867 war Oldenburg mit Bremen und Wilhelmshaven durch eine Eisenbahnstrecke verbunden. Zunächst war das Bahnhofgebäude in einem alten Güterschuppen untergebracht. Das Bahnhofsgebäude, das man auf der Fotografie Titzenthalers sieht, wurde zwölf Jahre später erbaut. Der Bau des heutigen Bahnhofs wurde im Jahr 1911 begonnen und vier Jahre später vollendet.

Der Stau

Stau 3, 26122 Oldenburg, DE

Der Hafen von Oldenburg war Umschlagsplatz für viele Handelsgüter. Er lag außerhalb der Stadt, dem sogenannten „Stau“, und wird bereits in etwa 600 Jahre alten Urkunden erwähnt. Dieser Name stammt eventuell von dem Anstauen des Wassers oder dem Stapeln von Gütern.

Obwohl der Hafen nicht groß war, verband er auf den Wasserwegen Oldenburg mit vielen europäischen Städten. Um auch größeren Schiffen den Zugang zu ermöglichen, wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Wendehafen angelegt. Für den leichteren Weitertransport der Waren sorgten ab 1900 Kranbahnen und ein Gleisanschluss.

Der Wasserlauf, wie er auf dieser Fotografie zu sehen ist, existiert heute nicht mehr. Erkennbar ist dies am Hafenbecken, das bis zum Staukreisel führte. Ab 1933 wurde der Wasserlauf unterirdisch umgeleitet. Die Straßen Stau und Staulinie sowie der Verkehrskreisel und die Parkplätze entstanden. Wenn man genau hinguckt, kann man das erste Gebäude heute noch erkennen. Hier ist das Katasteramt untergebracht.

Große Wassermühle

Huntestraße, 26135 Oldenburg, DE

Heute erinnern nur noch die Namen Mühlenhunte und Mühlenstraße an die einstige Große Wassermühle. Sie befand sich zwischen Post- und Huntestraße und sorgte seit dem 16. Jahrhundert dafür, dass die Stadtbevölkerung mit Mehl versorgt wurde.

Vor über 130 Jahren wurde ihr Betrieb eingestellt und das Gebäude abgebrochen. Ersetzt wurde die Mühle 1891 durch ein Turbinenhaus, das den ersten elektrischen Strom in Oldenburg lieferte. 1930 wurde auch dieses abgebrochen. Die Hunte wurde an dieser Stelle zugeschüttet und eine Grünfläche angelegt.

Großherzoglicher Schlossgarten

Schloßwall 16, 26122 Oldenburg, DE

Bereits vor mehr als 200 Jahren wurde der Schlossgarten von Herzog Peter Friedrich Ludwig in Auftrag gegeben. Der damalige Hofgärtner Julius Friedrich Wilhelm Bosse führte die Entwürfe aus. Einige stammten vom Herzog selbst.

Als der Garten fertiggestellt war, erlaubte der Herzog es, dass nicht nur seine Familie und Gäste den Garten betreten durften. Auch der Öffentlichkeit wurde der Zutritt gewährt. Besucher:innen mussten den Garten aber in angemessener Kleidung und mit gesittetem Benehmen betreten.

Der Schlossgarten wurde im Stil des englischen Landschaftsgartens angelegt und hat sich bis heute kaum verändert. Deswegen steht die Parkanlage seit 1978 unter Denkmalschutz.

Auf der Fotografie erkennt man den Ausblick vom Südufer des Schlossgartenteichs auf die Lambertikirche. Ursprünglich war der Teich Teil des Festungsgrabens. In der Mitte liegt ein kleines Haus für Wasservögel.

Kuchenbäckerhäuschen

Gartenstraße 35, 26122 Oldenburg, DE

Einst säumten einfache Häuser, erbaut Anfang des 19. Jahrhunderts, die Gartenstraße. Da hier zum Ende des 19. Jahrhunderts einige Neubauten errichtet wurden, musste das sogenannte Kuchenbäcker- bzw. Zuckerbäckerhäuschen abgerissen werden. Nach Entwürfen des Architekten Spieske wurde an dieser Stelle bis 1898 ein neues Haus errichtet. Häuser des Architekten aus dieser Zeit haben sich an der Gartenstraße 33–34 bis heute erhalten.

Marktplatz mit Rathaus

Markt 1, 26122 Oldenburg, DE

Am 28. Mai 1886 wurde der Grundstein für dieses Rathaus in Anwesenheit des Großherzogs August I. gelegt. Zuvor hatte die Architektengemeinschaft Holst und Zaar den Neubau für den dreieckigen Platz entworfen. Erst ein Jahr vor der Aufnahme dieser Fotografie wurde das neu erbaute Rathaus fertiggestellt. Zuvor stand an dieser Stelle ein Renaissance-Bau, der für die kommunalen Aufgaben zu klein geworden war. Aber auch dieser Neubau bot bereits zwei Jahrzehnte nach seiner Fertigstellung nicht mehr ausreichend Platz, sodass weitere Gebäude angemietet werden mussten.

Eine 360-Grad-Ansicht des Rathauses von der Stadt Oldenburg finden Sie unter:
https://www.oldenburg.de/startseite/tourist/zeitgeschichte/oldenburger-rathaeuser/altes-rathaus/360-grad-ansichten-des-alten-rathauses.html

Langestraße und Heiliggeistthurm

Lange Straße 5, 26122 Oldenburg, DE

Früher war die Langestraße (heute: Lange Straße) die Hauptverbindung zwischen Friesland und Bremen. Der Durchgangsverkehr bot große Verdienstmöglichkeiten – die ersten Geschäfte siedelten sich hier an.

Auf der Fotografie erkennt man noch die Reste der Pferdebahn, die von 1884 bis 1886 durch die Stadt führte. Das Dämmerlicht der Gaslaterne, die in den Abendstunden für Beleuchtung sorgte, lässt sich noch erahnen.

Am Ende der Straße fällt der Blick auf den Heiliggeistthurm (heute: Lappan). Der Turm wurde 1468 als Glockenturm der ehemaligen Heiliggeistkapelle errichtet. Sie wurde im 17. Jahrhundert als Gotteshaus aufgegeben und beim Stadtbrand zerstört. Im Jahr 1709 erhielt der Turm die markante Spitze, die er auch noch heute besitzt. In der Folgezeit wurde der Turm vielfältig genutzt. So beherbergte er eine Gaststätte, später aber auch die Kunsthandlung von C. G. Oncken. Durch die Brücke-Maler erhielt diese einige Berühmtheit. Ausgewählte Werke dieser Maler sind auch im Obergeschoss des Prinzenpalais ausgestellt.

Heute ist im Lappan die Oldenburg-Info zu finden.

Die Siegessäule

Peterstraße 2, 26121 Oldenburg, DE

Vielleicht haben Sie sich schonmal gefragt, warum eine Säule auf dem Friedensplatz steht. 1878 wurde sie als Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870/71 erbaut. Eine vergoldete Statue der Siegesgöttin Viktoria zierte die Spitze der Säule. Aber sie wurde in den 1940er Jahren zur „Metallerfassung“ eingeschmolzen. Kurioserweise erhielt die Säule 1986 für circa eine Woche eine neue Statue. Diese Aktion war jedoch nicht genehmigt und so musste sie wieder abgebaut werden.

Großherzogliches Museum

Damm 38, 26135 Oldenburg, DE

Die Geschichte des Großherzoglichen Naturhistorischen Museums beginnt mit dem Ankauf der Naturaliensammlung Oppermanns. Er hatte etwa 9800 Insekten und 490 Vögel gesammelt. Daraufhin gründete Paul Friedrich August im Mai 1836 das Museum. Zusätzlich wurden Objekte aus der Altertümersammlung und Völkerkunde gezeigt.

Zunächst befand sich das Museum in der Huntestraße 8. Da es aber nicht genügend Platz bot, wurde das Gebäude des heutigen Landesmuseums Natur und Mensch am Damm erbaut. Im Dezember 1880 wurde es als Großherzogliches Museum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Gebäude, das sich neben dem Museum befand, gehörte zur Landesbibliothek. Im Zweiten Weltkrieg wurde es durch eine Bombe beschädigt und nicht mehr genutzt. Seit 1965 gehört es zum Museum.

Augusteum und Großherzogliches Palais

Elisabethstraße 2A, 26135 Oldenburg, DE

Worauf der Mann mit dem Handkarren vor dem Augusteum wohl wartet? Er blickt auf den ruhigen Wasserlauf der Mühlenhunte, die an der Straßenkreuzung von einer Brücke überspannt wird. Am linken Flussufer lässt sich der Schlossgarten erahnen.

Das Augusteum wurde 1867 auf Betreiben des Oldenburger Kunstvereins erbaut. Es war der erste Museumsbau in Oldenburg. Gefördert wurde der Bau des Architekten Ernst Klingenberg durch den Großherzog Nikolaus Friedrich Peter. Das Augusteum beherbergte im Untergeschoss den Oldenburger Kunstverein, im Obergeschoss war die Großherzogliche Gemäldesammlung für die Öffentlichkeit zugänglich. Einst zierten 22 Statuen von Musen und Grazien das Dach. Da sie aber von schlechter Qualität waren, wurden sie bereits 1886 entfernt und sind deshalb nicht auf der Fotografie Titzenthalers zu sehen. Seit 1981 ist das Augusteum Teil des Landesmuseums Kunst & Kultur.

Auf der Fotografie erkennt man außerdem die Kreuzung von der Elisabethstraße zum Damm. Hier stehen zwei Personen, die in ein Gespräch vertieft sind. Hinter ihnen liegt das Großherzogliche Palais (heute: Prinzenpalais).

Das Prinzenpalais damals …

Damm 1, 26135 Oldenburg, DE

Das Prinzenpalais wurde zwischen 1821 und 1826 für die sogenannten russischen Prinzen Friedrich Paul Alexander von Oldenburg (1810–1829) und Constantin Friedrich Peter (1812–1881) erbaut. Damals war das Gebäude noch ein zweigeschossiger klassizistischer Bau mit sechs Fensterachsen. Entworfen wurde er von dem Architekten Heinrich Carl Slevogt (1787–1832). Nach dem Tod ihrer Eltern zogen die Prinzen nach Oldenburg zu ihrem Großvater Herzog Peter Friedrich Ludwig (1755–1829). Doch schon drei Jahre nach der Fertigstellung des Gebäudes verstarben sowohl Prinz Friedrich Paul Alexander als auch sein Großvater. Prinz Constantin Friedrich Peter kehrte zurück nach Sankt Petersburg.

Das Prinzenpalais blieb aber in Oldenburger Familienbesitz. Großherzog Nikolaus Peter Friedrich (1827–1900) baute zwischen 1860 und 1862 das Palais zu seinem Wohnhaus um und wohnte hier bis zu seinem Tod. Ein Zwischenbauteil mit Hofdurchfahrt und ein Südflügel mit Festsaal bildeten ein nun hufeisenförmiges Gebäude. Damit die Außenfassade einheitlich erschien, ließ er durch den Architekten Gerhard Schnittger die Fassade ausschmücken. Seinerzeit konnte der Großherzog noch durch einen Palaisgarten schreiten, der vom Hofgärtner Bosse gestaltet wurde.

Um sich gegenüber der Gesellschaft zu öffnen und nahbar zu erscheinen, ließ der Großherzog Aufnahmen seiner privaten Räumlichkeiten vom Hoffotografen Franz Titzenthaler machen. Auf den hier gezeigten Bildern ist zu erkennen, dass die Räume opulent – für den heutigen Geschmack fast kitschig – ausgestattet sind. Kaum eine Oberfläche ist frei gelassen worden, überall stehen Pflanzen oder Kunstgegenstände. Schaut man genau hin, erkennt man auf den Aufnahmen gleicher Räume Veränderungen. Jedes Foto wurde einzeln inszeniert. Um ein stimmigeres Bild zu erzeugen, wurden dafür einzelne Möbelstücke oder Kunstgegenstände umgeräumt.

… und heute.

Damm 1, 26135 Oldenburg, DE

Von 1914 bis 2003 wurde das Prinzenpalais vielfältig genutzt. Zunächst diente es als Lazarett für die im Krieg verwundeten Soldaten. Danach wurde es zeitweise als Gymnasium, als Ort für Veranstaltungen der nationalsozialistischen Jugendorganisationen und als Katasteramt genutzt.

Heute befindet sich im Prinzenpalais die Galerie Neue Meister. Genießen auch Sie im Anschluss an diese Ausstellung herausragende Gemälde und Skulpturen der Klassischen Moderne.