Tour 1 - Wallis ins Herz gemeisselt

Tour Hinterdorfgasse 11, 3985 Goms, CH

Schön hast du dir die Tour "Wallis ins Herz gemeisselt" ausgesucht. Auf dieser Tour erfährst du etwas zur Geschichte des Dorfs Geschinen und seiner spannenden Architektur. Auf em Weg von Ulrichen nach Geschinen wirst du auch noch etwas über die Entstehungsgeschichte des Geschinensee und dessen Naturschutzgebiet hören. Worauf wartest du noch? mova!

Autor: mova2022

15 Stationen

Willkommen

Herzlich Willkommen bei uns im mova. Egal ob Besucher*in, Teilnehmer*in, Leitperson oder Helfer dieser Audioguide ist für alle gedacht, welche das Gastgebergebiet Goms besser kennen lernen wollen. Schön hast du dir die Tour "Wallis ins Herz gemeisselt" ausgesucht. Auf dieser Tour erfährst du etwas zur Geschichte des Dorfs Geschinen und seiner spannenden Architektur. Auf em Weg von Ulrichen nach Geschinen wirst du auch noch etwas über die Entstehungsgeschichte des Geschinensee und dessen Naturschutzgebiet hören. Worauf wartest du noch? mova- on y va!

Der Geschinersee

Inmitten der weiten Obergommer Ebene präsentiert sich der Geschiner See. Von Münster kommend erblickt man schon aus der Ferne dieses Gewässer. Auf dem Gelände eines ehemaligen Militärflugplatzes entstand hier nach 1999 der Geschiner See. Zum Bau eines Lawinenleitdamms wurde hier Schüttmaterial und so eine alte Idee verwirklicht: der Geschiner See. Dank den kantonalen Stellen konnte der Schutz vor Naturgefahren und die teilweise Renaturierung der alten Sumpffläche vorgenommen werden. Der östliche Teil des Sees dient dem Naturschutz. In einem vom See abgetrennten Biotop können sich verschiedene Sumpfpflanzen und Sumpfbewohner ausbreiten. Der See dient als Nahrungsquelle für Vögel und Insekten.

Das Dorf

Der vom lateinischen Wort «cascina» ( Käserei ) hergeleitete Name Geschinen deutet auf die erste Besiedelung der Gegend hin. Das Dorf wird erstmals 1386 urkundlich erwähnt und die ersten bekannten Dorfstatuten sind aus dem Jahre 1543. Auffallend ist, dass im 17. und 18 Jh. sehr viele junge Geschiner in fremde Kriegsdienste zogen und es dort zu Ehre und Ruhm brachten.

Die Siedlung

Das geschlossene Haufendorf liegt im Zwickel des Talhangs und des grossen Münstiger Schuttkegels. Lawinenzüge haben das Entstehen der dichten Dorfanlage mitbestimmt. Auffallend sind im Osten der Siedlung die Stadel auf der kleinen Anhöhe des Biels. Obwohl wir im Dorf kein «Heidehüs» finden, gehört es mit seinen stattlichen «Vorschutzhäusern» und Stadeln zu den wertvollen Siedlungen im Goms.

Weger Hüs

Erbaut wurde dieses stattliche Haus 1664. Es zeugt vom Wohlstand und Status der heimgekehrten Söldneroffiziere der Familie Weger. Mit seiner Raumdisposition gehört es zum Typ der Gommer Patrizierhäuser. Der bekannteste Bewohner war der Hüne «Weger Baschi» (1759–1832), der wegen seiner Riesengrösse und seiner ungeheuren Kraft in die Walliser Sagen einging. Im 18. und 19. Jahrhundert blühte der Transitverkehr über den Grimsel- und Griespass. Baschi betätigte sich auch als eifriger Säumer. Einmal wollten ihm ein paar übermütige Genossen einen Schabernack spielen. Sie fällten unterhalb von Guttannen eine grosse Tanne quer über die Strasse und versteckten sich im dichten Gebüsch. Es dauerte nicht lange, bis Baschi kam. Er stutzte zuerst, durchschaute aber bald den Streich. Er riss Ast um Ast der Tanne auf Pferdelänge ab, stellte das Saumtier so nahe es ging an den Stamm und hob es mitsamt der Last über den Baum. «So, die andern sollen’s auch so machen», sagte er und ging weiter.

Dorfplatz, Schüelhüs

Im Westen des Biels öffnet sich das Dorf zu einer platzartigen Erweiterung, gesäumt von einem wertvollen Baubestand. Im Osten dieses Platzes steht das alte Gemeinde- und Schulhaus mit dem repräsentativen Rundeingang. Bis 1956 wurden die Kinder des Dorfes dort unterrichtet. Im Norden erhebt sich ein imposantes Haus von 1675. Der «Vorschutz» auf Konsolen ist nicht nur auf der Frontseite, sondern auch auf der Traufseite, geschmückt mit Kielbogen und Würfelfries.

Speicher «Spycher»

Auf halber Höhe zum Biel steht ein wertvolles «Spycherli» (kleiner Speicher) mit der Inschrift «C I 17 ii 28». Es diente als Aufbewahrungsraum für Fleisch, Brot, Korn, unbenutzte Kleider und allerlei Gebrauchsgegenstände.

Senneriiplatz

Zuoberst im Dorf am Hang stehen die zwei nicht mehr genutzten Gebäude der frühern Selbstversorgung: die Sennerei und das 1928 neu erstellte Backhaus mit Wasch- und Schlachtraum im Erdgeschoss. Noch bis in die 50er Jahre wurde in der Backstube einmal im Monat das schmackhafte Roggenbrot gebacken. Im «Gmeiwärch» (gemeinsame Holzaufbereitung) wurde das «Backholz» gesägt, gespalten und zum Trocknen aufgestapelt. Das Anheizen des Ofens und das Backen erfolgten nach einer traditionellen Reihenfolge. War der Ofen warm genug, ging das Backen Tag und Nacht ohne Unterbrechung durch. Der Schlachtraum im Erdgeschoss war so gut eingerichtet, dass man dort nicht nur Kleinvieh, sondern auch Rinder und Kühe schlachten konnte. Das Fleisch wurde dann zu Hause eingesalzen und im «Spycher» zur Lufttrocknung aufgehängt. Bis 1977 wurde die Milch in der Dorfsennerei verarbeitet und der Vorplatz war Treffpunkt der Dorfbevölkerung, um Neuigkeiten auszutauschen.

Umgebaute Heuställe

Der grösste Teil der Heuställe des Dorfes werden nicht mehr für die Fütterung und Unterbringung des Viehs genutzt, darum werden viele zu Wohnungen umgebaut. Die ursprünglichen Richtlinien sahen vor, dass man Wohnhauselemente z. B. Fensteröffnungen in den Umbau integrierte (umgebauter Heustall oben – Umbau 1998). Später empfahl der Heimatschutz, dass nur die bestehenden Öffnungen wie «Lisch- und Etztüren» voll verglast werden dürften.

Stadelgruppe «üf em Biel»

In den «Kunstdenkmälern der Schweiz» (Walter Ruppen - Band 1) wird die Gruppe von Wirtschaftsgebäuden auf der Kuppe des Biels als die vielleicht schönste Gruppe von Nutzbauten des ganzen Goms bezeichnet. Sie zeugen vom bäuerlichen Wohlstand früherer Jahrhunderte. Fast sieht es so aus, als wären diese imposanten Stadel im Gespräch zueinander gekehrt und nur durch Weg und kleine Plätze voneinander getrennt.

«D’s Wiiss Hüs»

Älteres Haus mit gemauertem Hinterhaus. Anton Weger erweiterte es 1871 rechts um eine Achse und ummantelte es mit einer Mauer. Das mit weissem Kalkmörtel verputzte Mauerwerk war ein Kontrast zu den dunklen, sonnenverbrannten Gebäuden am Biel. Es ist verständlich, dass es im Dorf bald nur noch « ds’ Wiss Hüss» genannt wurde. Keller und Kammergeschoss gibt es nur im Vorderhaus.

Kreuzstadel

Seit vielen Jahrhunderten wurde das erste Gebäude beim Dorfeingang und das letzte beim Dorfausgang mit einem Kreuz geschmückt. Da am Lagger Stadel als letztes Gebäude im Osten ein Kreuz hing, kennt man ihn im Dorf nur unter dem Namen Kreuzstadel. Er hat als schönster Stadel des Goms J.R. Rahn 1909 zu einer Zeichnung bewogen.

Sebastians Kapelle

Die heutige Kapelle des heiligen Sebastian wurde 1750 errichtet. Das Sakramentshäuschen aus Giltstein an der linken Chorseite ist ein wiederverwendeter Teil des Vorgängerbaus und stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Malereien an den Wänden und an der Decke sind von Johann Georg Pfefferle. Der Altar wird Peter Lagger aus Reckingen zugeschrieben. Das Hauptgemälde zeigt das Martyrium des hl. Sebastian in figurenreicher Szene und das Oberblatt Maria Hilf nach dem Passauer Gnadenbild.

Renaissancehaus

Ein prachtvolles «Vorschutzhaus» steht am westlichen Dorfrand. Erbaut wurde es in der 1. Hälfte des 17. Jh. Das Typische an ihm ist die breite Vorderseite. Über dem Erdgeschoss kragt die Fassade mit reicher Verzierung vor : stab- und wappengeschmückte Konsolen, Kielbögen und Rillenfriese. Es ist das Geburtshaus des Kunstmalers Ludwig Werlen.

Renaissancehaus II

Zusammen mit dem Haus 9.10 bildet es am Strässchen zum Bahnhof die eindrückliche Häusergruppe am westlichen Dorfrand. Es stammt aus dem Jahre 1631. Hier wohnte die aus Imst im Tirol stammende Geschiner Malerfamilie Pfefferle. Johann Georg Pfefferle hat nicht nur die Sebastianskapelle und die Pfarrkirche von Münster, sondern noch viele andere Kapellen und Kirchen im Goms mit seinen Malereien geschmückt.

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