Kaspar Hauser wurde am Pfingstmontag, 26. Mai 1828, auf dem Unschlittplatz in Nürnberg aufgegriffen.
Der etwa 16-jährige Junge fiel durch einen unsicheren Gang auf, konnte auf Fragen nichts anderes antworten als „dös wois i net“, schrieb mühsam in ungelenker Schrift seinen Namen „caspar hauser“ und trug einen Brief an den Rittmeister von Wessenig bei sich. Von Wessenig wusste mit dem Findling nichts anzufangen und so wurde Kaspar Hausers erste „Wohnstätte“ in der zivilisierten Welt der Gefängnisturm Luginsland auf der Nürnberger Burg. Bis Mitte Juli blieb er eingesperrt, wurde verhört und vor zahllosen Schaulustigen „ausgestellt“.
Nach intensiven Untersuchungen der Polizei, der Stadt und einiger Ärzte kam man zu der Überzeugung, dass es sich um einen komplexen Kriminalfall handeln müsse, in dem Kaspar Hauser während seiner Kindheit über längere Zeit ohne soziale Kontakte zu Menschen gefangen gehalten wurde. Der ihm mitgegebene Brief wurde von zeitgenössischen Fachleuten als Fälschung betrachtet. Kaspar Hauser, kaum des Sprechens mächtig, konnte nahezu keine Äußerungen über sich machen, außer den berühmten, stets wiederholten Satz: „Ich möchte so ein Reiter wie mein Vater werden“.
Nachdem Bürgermeister Binder in einer Bekanntmachung auf den einzigartigen Fall aufmerksam gemacht hatte, kam Kaspar Hauser zum Gymnasiallehrer Georg Friedrich Daumer, der sich seiner Erziehung annahm. Er lernte schnell, verlernte aber auch bedeutende Fähigkeiten seiner hypersensiblen Wahrnehmung. Bald wurde das Gerücht laut, es handele sich bei Kaspar Hauser um den Erbprinzen aus dem Hause Baden, der beiseite geschafft worden war, um einer Nebenlinie den Weg auf den Thron frei zumachen.
Bereits im Oktober 1829 wurde in der Daumerschen Wohnung ein Anschlag auf ihn verübt, den er überlebte. Durch diesen Vorfall wurde klar, dass seine Sicherheit nicht mehr gewähr leistet war. Er musste deshalb nun mehrmals den Wohnort wechseln.
Um diese Zeit tauchte auch ein seltsamer englischer Lord auf, der sich binnen kürzester Zeit als Hausers großer Gönner gab und die Vormundschaft für den Findling übertragen bekam. Lord Stanhope veranlasste die Übersiedelung nach Ansbach zum pedantischen Lehrer Meyer, den er gut entlohnte. Stanhope gab vor, Hauser bald zu sich nach England zu holen. Doch dazu kam es nicht mehr.
Als Kaspar Hauser im Dezember 1831 nach Ansbach zog war er bereits eine in Europa bekannte Persönlichkeit und somit nahm auch die Ansbacher Bevölkerung großen Anteil an seinem Schicksal, wie es sich bei seiner Konfirmation im Mai 1833 zeigte. Auch der Präsident des Appellationsgerichtes, Anselm von Feuerbach, befasste sich mit dem Lebensweg des Findlings und verfasste die „Erbprinzentheorie“. Eine Woche nach der Konfirmation Hausers starb Anselm von Feuerbach unter äußerst mysteriösen Umständen. Man kann davon ausgehen, dass er vergiftet wurde. Von nun an waren die Tage des Kindes von Europa gezählt.
Am 14. Dezember wurde Kaspar unter dem Vorwand, seine Herkunft und den Namen seiner Mutter zu erfahren, in den Ansbacher Hofgarten gelockt. Dort wartete sein Mörder auf ihn. Mit einem gezielten Stich traf er den etwa 21-jährigen in das Herz. Drei Tage später starb er in der Wohnung des Lehrer Meyers und wurde am 20. Dezember 1833 auf dem Stadtfriedhof beigesetzt.
Seit dieser Zeit ist das Interesse an ihm groß. Über 3000 Publikationen befassen sich mit Kaspar Hauser. Da gibt es die These, dass er legitimer Großherzog von Baden war, die Vermutung, dass es sich schlichtweg um einen Betrüger handelt. Da ist aber auch ein Mensch, der zum Symbol, zum Mythos wurde. Wohl keine andere historisch verbürgte Person hat so explizit die Frage nach dem Woher und Wohin des Menschen aufgeworfen. Kaspar Hauser wurde zum Sinnbild für die Suche nach der eigentlichen Identität des Menschen. Auch Aufsehen erregende Forschungsergebnisse wie die widersprüchlichen Genanalysen seines Blutes und seiner Haare konnten die Anteilnahme an seinem Schicksal nicht schmälern.
Seit 1998 veranstaltet die Stadt Ansbach im zweijährigem Turnus (gerade Jahre) „Kaspar-Hauser-Festspiele“ zu Ehren des berühmten Findlings. Die Veranstaltungsreihe hat das Ziel, Kaspar Hauser aus der allzu engen Sicht des kriminalistisch-dynastischen Verbrechens zu befreien und sein Schicksal in vielfältiger Weise darzustellen.