43, Sindelfinger Straße, BB
Dieses steinerne Kreuz erinnert an die Schändung und Ermordung von Maria Ganzhorn im Jahr 1703. Es wurde nach der Tat mit folgender Inschrift aufgestellt:
„1703 ist Maria Ganzhorn, Peter Ganzhorn, Bauer, ledige Tochter, eine fromme Jungfrau, von zwei trunkenen Bösewichtern, so eines Kapitäns und Leutnants Knechte gewesen, mißhandelt und erstochen worden und mit großem Leidwesen ihrer Eltern und der ganzen Freundschaft unter großem Leichenbegräbnis begraben worden, ihres Alters 18 Jahre.“
Die Tat geschah am 25. September 1703, als während des Spanischen Erbfolgekriegs marodierende Soldaten auch durch Maichingen streiften. Der Haupttäter Johannes Scherlin von Heimsheim und sein Kumpan Johann Felix Bech wurden rasch gefasst. Scherlin wurde zum Tod verurteilt und das Urteil am 20. Dezember in Stuttgart vom Tübinger Scharfrichter vollstreckt. Bech, bei dem eine Tatbeteiligung nicht nachgewiesen werden konnte, hatte „Schaffarbeit“ abzuleisten.
Das Kreuz stand bis 1970 auf dem hinteren Teil des Grundstücks der Wagnerei Frank an der Bismarckstraße 20. Wahrscheinlich war dies aber nicht der Tatort. Es wurde dann an die Friedhofsmauer rechts vom Eingang bei der Laurentiuskirche versetzt. Dem Kreuz fehlt heute ein Arm. Er ging während des Zweiten Weltkiegs verloren, als russische Zwangsarbeiter in der Wagnerei schwere Holzstämme darauf ablegten.
Der inzwischen unleserlich gewordene Text wurde auf einen Stein übertragen und dabei mit einem Zusatztext als Mahnung an das Schicksal aller geschundenen Frauen ergänzt. Dieser Stein steht rechts neben dem Kreuz. Eine Metalltafel an der Mauer weist darauf hin. Maria Ganzhorn war die Großtante des Oberamtsrichters Wilhelm Ganzhorn, der in Sindelfingen aufgewachsen ist. Eine Station des Stadtgeschichtlichen Wegs Sindelfingen - Kernstadt erinnert an ihn und seine Jugendzeit im inzwischen abgegangenen Elternhaus am Marktplatz (damals Stuttgarter Straße 1).