Stadtgeschichtlicher Weg Sindelfingen

Stadtführung L1188 1, 71063 Sindelfingen, DE

Der Stadtgeschichtliche Weg Sindelfingen markiert Gebäude, die von bekannten Persönlichkeiten bewohnt wurden und Gebäude, die denkmalpflegerisch und vom Baustil her besonderes Interesse erwecken.

Autor: Schwarzwaldverein Sindelfingen e. V.

Sindelfingen (Kernstadt)

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49 Stationen

Rathaus

Rathausplatz, 71063 Sindelfingen, DE

Das neue, mittlerweile dritte Rathaus wurde 1966/70 nach den Plänen von Prof. Wilhelm und Dipl. Ing. Schwarz, Stuttgart errichtet. Inzwischen steht es als Ensemble zusammen mit dem Vorplatz und dem Kiosk wegen seines damals neuartigen Marktplatzcharakters unter Denkmalschutz.

Auf diesem Areal stand zuvor entlang der Wolboldstraße das Krankenhaus und Entbindungsheim "Wilhelminenheim", das Wilhelmine ("Minna") Friederike Moscherosch Schmidt (1866 – 1961) aus Chicago im Jahr 1923 mitten in der Inflationszeit ihrer Heimatstadt Sindelfingen mit großzügigen Spenden ermöglicht und weiter gefördert hatte. An der damaligen Stuttgarter Straße (heute Vaihinger Straße) stand einst der Gasthof Schwanen.

Haus Ganzhorn

Rathausplatz, 71063 Sindelfingen, DE

Er wurde im Böblinger Schloss geboren als Sohn des Kastellans (Schlossvogts) Johann Georg und seiner zweiten Frau Catharina Margaretha Ganzhorn, geb. Maisch. Seine Kindheit und Jugend verlebte er erst in Böblingen und ab 1822 in Sindelfingen, wo seine Eltern 1826 das Haus Stuttgarter Straße 1, heute Vaihinger Straße am heutigen Marktplatz kauften. Das Haus mit landwirtschaftlichem Anwesen ging später in den Besitz des Landwirts Essig über, dessen Namen es bis zum Abriss in den 1980er Jahren trug.

Wilhelm Ganzhorn ging in die Alte Realschule und machte das Abitur am Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stuttgart. Nach dem Studium der Rechte in Tübingen und Heidelberg wurde er Gerichtsassistent in Backnang, dann Richter in Neuenbürg und Oberamtsrichter in Aalen, Neckarsulm und zuletzt in Cannstatt.

Wilhelm Ganzhorn war verheiratet mit Luise Alber, der Tochter des Rössles-Wirts in Conweiler bei Neuenbürg. Ihre Ehe war mit 10 Kindern gesegnet, von denen aber 4 schon im Säuglingsalter starben. Er war zeitlebens ein großer Freund des Reisens, Historiker, Literat und Dichter und stets ein geselliger Mensch und berühmter Gastgeber. 1851 schuf er das viel gesungene Lied "Im schönsten Wiesengrunde". Er starb im Cannstatt. Sein Grab ist auf dem dortigen Uffkirchhof nicht weit entfernt von dem seines Freundes Ferdinand Freiligrath. An Wilhelm Ganzhorn erinnert in Sindelfingen der Städtische Wanderweg "Wilhelm-Ganzhorn-Weg"

"Das stille Thal

Im schönsten Wiesengrunde
ist meiner Heimat Haus;
ich zieh zur Morgenstunde
ins Tal hinaus.
Dich, mein stilles Tal,
grüß ich tausendmal.
Ich zieh zur Morgenstunde
ins Tal hinaus."

(Erste Strophe)

Ehemalige Ziegelhütte

Ziegelstraße, 71063 Sindelfingen, DE

An der Ziegelstr. 20 stand seit 1335 eine Ziegelhütte, die ihren Ton vom dahinter liegenden Gelände am Klostersee bezog. Die Senke ist heute noch sichtbar. Nach dem Ende der Ziegelherstellung im 16. Jahrhundert diente das Gebäude als Wirtschaft.

Nach Reipchius hatte am 10. September 1584 „Michael Teffinger von Sindelfingen, Burger und Beck zu Venedig allhie … eine Gastung gehalten; nachmals den 14. September von hinnen abgeschieden gen Venedig“. Das Haus wurde 1973 abgerissen.

Torbogenhaus

Ziegelstraße, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Ziegelstr. 28 hat einen Torbogen mit der Jahreszahl 1578 und den Anfangsbuchstaben HR. Sein Bauherr Hippolyt Rösch aus Kirchheim a.N. Vogt, Kirchenratsdirektor usw. im herzoglichem Dienst empfing hier 1687 Herzog Ludwig als Gast. Dazu berichtet Reipchius: „29. Oktober ist der durchlauchtig und hochgeborene Fürst und Herr, Herr Ludwig Herzog zu Württemberg und Teck usw., unser gnädiger Landesfürst, allhie in Sindelfingen in Herrn Hippoliti Röschen Behausung gewesen, Bankett gehalten und fröhlich gewesen“. Am selben Tag „haben die von Sindelfingen Herzog Ludwigen ins Herrn Hippoliti Röschen Behausung einen Stier verehrt.“

Vermutliches Chorherrenhaus

Stiftstraße, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Stiftstr. 2 von 1454 hat auf der Südseite als einziges in Sindelfingen noch einen mittelalterlichen Türrahmen mit angeblatteten Kopfbändern (Schräghölzer im oberen Teil) und mit einem Türsturz in Form des Eselsrückens. Vermutlich gehörte das Haus einem Chorherren.

Ehemaliger Armesünderfriedhof

Seestraße, 71063 Sindelfingen, DE

Zwischen den Gebäuden Stiftstr. 26 und Seestr. 9 am südlichen Ufer des Klostersees befand sich ab 1570 der zweite Friedhof. Vermutlich stand dort im Mittelalter die „Frauenkapelle am See“. In ihm wurden 1688 bei einem Franzoseneinfall 17 gefangene Franzosen bestattet, die von kaiserlichen Truppen auf dem Rathaus niedergemacht worden waren. Seit dem 18. Jahrhundert wurde er „Armesünderkirchhof genannt“, weil dort Menschen begraben wurden, denen ein christliches Begräbnis verwehrt blieb.

Die Seegasse (heute Stiftstraße) endete vor dem Klostersee am Friedhof. Von dort führte ein Fußweg dem See entlang weiter nach Osten zur Seemühle.

Ehemalige Seemühle

Stiftstraße, 71063 Sindelfingen, DE

Der "Klostersee" gehörte nie zum von 1477 bis zur Säkularisierung 1536 bestehenden Kloster. Ursprünglich war der See 450 Meter lang und wurde im Ramminger'schen Seebuch von 1596 aufgeführt als "lang und kromb Seeh under der Wingarthalden herum her". Bis 1741 besaß ihn die Herrschaft Württemberg, dann wurde er Eigentum des Seemüllers. In den 1920er Jahren betrieb die Firma Kienle im Winter die Eisgewinnung für die Bierherstellung und im Sommer das Freibad. 1958 erwarb die Stadt den See und bezog ihn in das Gelände der Landesgartenschau 1990 ein.

Am östlichen Seeende stand bis zu ihrem Abbruch im Jahr 1976 die als Wehrmühle bezeichnete Seemühle. Wie auch die anderen Sindelfinger Mühlen, die Bleichmühle, Goldmühle, Riedmühle und Rösslesmühle war sie schon Jahrzehnte vorher außer Betrieb. Heute ist das Gelände am See ein beliebter Ort. Eine besondere Attraktion ist im Frühjahr die Blüte der japanischen Kirschbäume.

Klostergartenmauer

Stiftstraße, 71063 Sindelfingen, DE

Diese Klostermauer umfasste das regulierte Augustinerkloster, das nach der Verlegung des Chorherrenstifts nach Tübingen im Jahr 1477 neu gegründet worden war. Die Klostermauer blieb auch nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1536 bis heute weitgehend erhalten. Sie hatte drei Tore, von denen ein Törchen an der heutigen Seestraße erhalten ist. Im ehemaligen Klostergarten befinden sich heute städtische Schulen. An der Seegasse - später Kirchstraße, heute Stiftstraße- waren an die Klostermauer zwei niedere Häuschen angebaut worden. Sie wurden Weberhäuschen genannt, weil darin Weberfamilien wohnten.

Ehemaliges Helferhaus

Stiftstraße, 71063 Sindelfingen, DE

In der östlichen Klostergartenmauer ist oberhalb dem Gebäude Stiftstraße 3 (Pfarramt der Martinskirche) die straßenseitige Wand des ehemaligen Helferhauses (Helfer = zweiter Stadtpfarrer) erhalten geblieben. Das Haus stand von 1664 bis etwa 1905. In ihm wurde 1765 der Professor und Landschaftskonsulent Karl Heinrich Gros und 1881 der Ordinarius für Geologie und Mineralogie, Manfred Bräuhäuser, geboren. Zu Zeiten des Klosters (um 1500) stand an dieser Stelle vermutlich das Siechenhaus (Krankenhaus) der Mönche.

Martinskirche

Stiftstraße, 71063 Sindelfingen, DE

Die Martinskirche wurde nach der Verlegung des Hirsauer Klosters nach Sindelfingen durch Graf Adalbert um 1065 als romanische Basilika mit drei Schiffen begonnen. Im Jahr 1083 wurde ein Teil der Kirche geweiht. Fertig gestellt wurde der Bau erst um 1134 durch Welf VI. Näheres über die Martinskirche findet man im Buch „Sindelfingen und seine Altstadt – ein verborgener Schatz“ von Horst Zecha, in der Broschüre „Martinskirche Sindelfingen“ der Martinskirchen-Gemeinde und in Artikeln in der Homepage des Schwarzwaldvereins Sindelfingen.

Klosterbibliothek

Corbeil-Essonnes-Platz, 71063 Sindelfingen, DE

Zwischen der Propstei von 1420 und der Martinskirche entstand 1517 die Klosterbibliothek, von deren Buchbeständen leider nichts mehr erhalten ist. Die südlich angebrachten Freipfosten zeigen noch mittelalterlich angeblattete Schräghölzer. Sonst ist das Fachwerk nachmittelalterlich. Von dem an der Südseite hübsch angelegten „Stiftsgärtlein“ aus, kann auch das Fachwerk der Propstei betrachtet werden.

Propstei

Obere Vorstadt, 71063 Sindelfingen, DE

Das Gebäude Obere Vorstadt 8 von 1420 ist eines der ältesten Sindelfinger Häuser und zeigt an Süd- und Ostseite mittelalterliches Fachwerk. Dieses unterscheidet sich vom späteren Fachwerk durch eine andere Art der Versteifung des Hausgerüstes. Die schräg verlaufenden Hölzer sind nur etwa ein Drittel so stark wie die senkrechten und waagrechten und sind von außen in entsprechende Aussparungen derselben eingelassen. Diese Bauweise wurde bis etwa 1500 angewendet. In Sindelfingen kann sie noch an über 20 weiteren Häusern festgestellt werden.

Kein hiesiges Gebäude hat im Laufe der Jahrhunderte eine so mannigfaltige Nutzung erfahren. Erbaut wurde es von Magister Heinrich Tegen, Doktor des Kirchenrechtes an der Universität Bologna, vermutlich als Chorherrenhaus. Später war es Propstei des altes Stiftes, 1477 Sitz des Priors, später zusammen mit der Klosterbibliothek Wohnung des Schultheißen, des Vogts und des Oberamtmannes, Sitz des Kameralamtes bzw. Finanzamtes und schließlich des Staatlichen Schulamtes. Nach dem Rathausbrand von 1948 beherbergte es außerdem den Hauptteil der Stadtverwaltung und später für mehrere Jahre die Außenstelle des Staatlichen Vermessungsamtes.

Ehemaliger Fruchtkasten

Corbeil-Essonnes-Platz, 71063 Sindelfingen, DE

Der Kleine Fruchtkasten wurde um 1605 in der Zeit des Augustinerklosters erbaut. Er wurde im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbomben zerstört. Nur der Kellerhals blieb erhalten. Der daneben liegende 17 Meter tiefe rund gemauerte Brunnen stammt wohl aus der Klosterzeit (um 1500).

Im Weg der Grünanlage hinter der Martinskirche ist ein Teil der mächtigen Südmauer des ehemaligen Großen Fruchtkastens gleichlaufend mit der Kirche durch graue Pflastersteine im roten Porphyrbelag markiert. Der Große Fruchtkasten war ursprünglich das „Refental (Refektorium = Speisesaal) und der Stiftsherren Behausung“ und wurde nach der Säkularisierung von der Stadt zu einem Fruchtkasten mit 6 Böden ausgebaut. Er wurde um 1860 abgebrochen.

Geistliche Verwaltung

Obere Vorstadt, 71063 Sindelfingen, DE

Das Gebäude Obere Vorstadt 4 steht an der Stelle eines alten Stiftsgebäudes, in dem bis 1477 vermutlich der Chorherr Hans Gültlinger wohnte und das während der Klosterzeit und später ein altes Pfarrhaus oder Laienbrüderhaus genannt wurde. Der jetzige Fachwerkbau mit dem schmucken Erker entstand um 1620 und beherbergte bis 1807 den Geistlichen Verwalter. Dieser hatte die Aufgabe, die Einkünfte aus den kirchlichen Pfründen, Bruderschaftsvermögen usw. einzuziehen. Er war für die Ämter Böblingen und Sindelfingen zuständig, wobei jedoch für die größeren Vermögensmassen des ehemaligen Sindelfinger Klosters, der Universität usw. besondere Verwalter oder Keller zuständig waren. Das Haus war vom Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1970 in privater Hand. Dann hat es die Stadt erworben und mustergültig zu einer Familien-Bildungsstätte umgebaut. 1963 wurde das Fachwerk freigelegt.

Alte Realschule und Marktbrunnen

Ziegelstraße, 71063 Sindelfingen, DE

Im Gebiet der Alten Realschule, Ziegelstr. 34, stand schon seit dem Mittelalter eine Schule. Das jetzige Gebäude wurde 1790 als „deutsche, lateinische und Mägdleinsschule erbaut. Ab 1897 beherbergt es eine sechsklassige Realschule, die nach dem weiteren Ausbau des 1929 erstellten Goldberggymnasiums um 1940 in diese übernommen wurde.

Der Marktbrunnen und der frühere Sindelfinger Marktplatz liegen auffallenderweise nicht innerhalb der alten Stadt, sondern vor dem ehemaligen Oberen Tor am Rande des Stiftsbezirkes. Von 1649 bis 1919 stand auf dem schon 1544 angelegten Marktbrunnen das Bild des Herzogs Eberhard III. Es wurde von dem Bildhauer Jakob Eberhard Schwartz aus Stuttgart um 50 Gulden hergestellt und von dem Hofmaler Georg Niclaus List um 18 Gulden mit „gueten Ölfarben und thailß in Gold zueilluminiert“.

Die jetzigen Schwätzweiber schuf der Stuttgarter Bildhauer Robert Friedrich Schäfer 1927 nach einem Entwurf von Prof. Josef Zeitler. Näheres darüber findet man im Artikel „Der Sindelfinger Schwätzweiberbrunnen und die historische Marktbrunnenleitung“ in der Homepage des Schwarzwaldvereins Sindelfingen.

Haus Hagenlocher, einst Haus Wergo

Corbeil-Essonnes-Platz, 71063 Sindelfingen, DE

Hinter dem Marktbrunnen (heute Schwätzweiberbrunnen) steht mit der Hausnummer Corbeil-Essonnes-Platz 9 ein weiteres stattliches Haus mit freigelegtem Fachwerk. Es war einst - wie die umgebenden Häuser - im Stiftsbesitz.

Im Jahr 1830 kaufte ein Mann mit dem ungewöhnlichen Namen Panagiot Wergo junior (1802 - 1886) diese Haus und ließ sich in Sindelfingen nieder. Sein Vater Panagiot Wergo senior stammte aus Konstantinopel und trieb in Stuttgart mit der damals sehr begehrten roten Baumwolle und türkischen Garnen Handel.

Panagiot Wergo junior wurde im Bürgerbuch als "Kaufmann und Conditor" geführt. Er heiratete Mathilde Fink, die Tochter des Sindelfinger Amtsnotars. Das Gewerbekataster verzeichnete den Handel mit Garnen, Farben, "Porcellan", Glas und "Spezereien" (Gewürzen). 1834 wurde hier der Sohn Wilhelm geboren. Er ging 1855 in die Vereinigten Staaten und erwarb die dortige Staatsbürgerschaft. 1863 kehrte er nach Sindelfingen zurück und führte das elterliche Geschäft weiter.

Panagiot Wergo junior starb im Jahr 1886 und wurde auf dem Alten Friedhof begraben. Hier sind noch die Grabsteine seiner Nachfahren erhalten. Von ihm ist kein Portrait erhalten. Alle Unterlagen und Dokumente, die bereits für eine Familiengenealogie in Stuttgart zusammengetragen worden waren, gingen im Zweiten Weltkrieg unter.

Das Haus Wergo kam später in den Besitz der Familie Hagenlocher. Sie betrieb hier ein Geschäft für Küchengeschirr, Werkzeuge und Eisenwaren. In der Scheuer auf der gegenüber liegenden Seite der Ziegelstraße wurden Grobeisenwaren, Gasflaschen usw. verkauft. Später kaufte der Weinbauer Zaiß aus Untertürkheim die Scheuer und verpachtete sie an den "Besenwirt". Als das Haus verkauft werden sollte, nahm die Stadt Sindelfingen ihr Vorkaufsrecht wahr. Sie verpachtete es weiterhin an den "Besenwirt".

Haus Bürklin / Speidel

Obere Vorstadt, 71063 Sindelfingen, DE

Das Gebäude Obere Vorstadt 19 bildet mit der Nr. 21 zusammen eine bauliche Einheit. Im 16. Jahrhundert standen hier drei, vermutlich bescheidene Häuslein, von denen das mittlere später einer Scheuer wich.1679 erbauten Michael Bürklin, Maurer, und Zacharias Speidel, Schuhmacher und Ratsherr das heutige stattliche Doppelhaus. Sein Fachwerk zeigt sich an der südlichen Giebelseite besonders eindrucksvoll. Es ist dreifach vorgekragt, hat profilierte Schwellen und an der Südostecke kräftige, verzierte Pfosten. Im Giebeldreieck fallen vier Andreaskreuze und die kleinen Bühnenfensterlein mit gerundetem Sturz auf. In der Mitte des zweiten Obergeschosses befindet sich in großem Feld ein Stockwerk hohes Andreaskreuz, gekoppelt mit einer auf Eck stehenden Raute. Der steinerne Türsturz mit der Inschrift 1850 JAN (Johann Adam Nißler) entstammt einer baulichen Erneuerung.

Zacharias Speidel begegnen wir wieder bei Haus Untere Burggasse 2. Leonhard Speidel, auf den eine Inschrift von 1603 an Haus Hintere Gasse 41 weist, war der Großonkel des Zacharias.

Warenhaus DOMO

Corbeil-Essonnes-Platz, 71063 Sindelfingen, DE

Das 1972 nach den Plänen der Professoren Kammerer und Belz fertiggestellte Gemeinschaftswarenhaus DOMO steht nach Form und Größe im Gegensatz zu dem reizvollen, fein gegliederten Stiftsbezirk und beeinträchtigt die Sindelfinger Stadtsilhouette empfindlich.

Für seine Errichtung wurde das Viertel zwischen der Wurmbergstraße, der Oberen Vorstadt, der Hirsauer Straße und der Maichinger Straße abgebrochen.

Vorher führte das Landesdenkmalamt dort eine größere Ausgrabung durch. Bei dieser kam eine vom 11. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts bewohnte und am Schluss mit einem Palisadenzaun umgebene Hofstätte zu Tage. Die Keramik-, Metall-, Holz- und Lederfunde aus dieser Grabung sind im Stadtmuseum ausgestellt.

Das DOMO war zu seiner Zeit ein innovatives Warenhaus. Aus vielerlei Gründen verlor es an Attraktivität, sodass die Ladenmieter sukzessive auszogen und das DOMO schließlich geschlossen wurde. Seitdem werden immer wieder Konzepte für eine erneute Nutzung gesucht.

Firstsäulenhaus

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

In den 1980er Jahren wurde das „Firstsäulenhaus“ an der Oberen Vorstadt 33 abgebaut und hierher verlegt. Diese unscheinbare, kleine Gebäude ist baugeschichtlich von größter Bedeutung, da es in ganz Nordwürttemberg das einzige bekannte Firstsäulenwohnhaus ist. Wir haben in ihm einen späten Vertreter einer uralten Bauweise vor uns, bei der die Haupthölzer des Hausgerüstes an einem Stück das ganze Haus durchziehen. Die Eck- und Hauptständer reichen vom Boden bis zu der entlang dem Hausfirst ziehenden Firstpfette.

Stadtmauer

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

Das Stück der nördlichen Stadtmauer östlich der Langen Straße ist das größte erhaltene Teilstück der ehemaligen Stadtbefestigung. Bis zu ihrer Zerstörung durch Bomben im Zweiten Weltkrieg standen hier am Oberen Tor die Universitätsscheuer, das mit einer Altane versehene Haus von 1698 des Büchsenschmieds Johann David Renner und zwei weitere Anwesen. Der weitere Verlauf der nördlichen Stadtmauer nach Osten und die Grundrisse des Diebsturms sowie die Konturen des Oberen Tors sowie des Unteren Tors sind mit roten Buntsandsteinen im Straßenpflaster eingelassen.

Ein Stück der südlichen Stadtmauer mit einem Törchen wurde an der Unteren Vorstadt bei Abbrucharbeiten wieder freigelegt. Weitere Fundamentreste wurden bei Bauarbeiten an der Turmgasse gefunden. Ein weiteres Stück mit Maueröffnungen ist hinter dem ehemaligen Badhaus erhalten.

Haus Grieb

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

In diesem landwirtschaftlichen Anwesen, das nach seiner Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg um 1673 wieder aufgebaut wurde, befand sich einige Jahrzehnte die Gaststätte "Löwen". Als 1890 eine Schmiede eingebaut worden war, stufte der Denkmalschutz den Gebäudekomplex aus Landwirtschaft, Wohnen und Handwerk schon 1926 in seine höchste Kategorie ein. Das heutzutage geteilte Gebäude umfasst die Lange Straße 38 und die Planiestraße 23. Während der westliche Teil an der Langen Straße schon 1986 anspruchsvoll saniert wurde, wird dies für den östlichen Teil seit 2015 intensiv diskutiert und geplant. Dass am Rande der Sindelfinger Altstadt noch ein solcher landwirtschaftlich geprägter Komplex zu finden ist, ist ein regelrechter Glücksfall.

Text und aktuelles Foto: Klaus Philippscheck

Gasthaus "Drei Mohren"

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

Das 1714 erbaute Haus Lange Straße 25 blickt auf eine sehr lange Handwerker- und Gastronomiegeschichte zurück. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wohnte hier der Tuchmacher Friedrich Grieb. 1855 richtete der Nagelschmied Johannes Bernhard seine Werkstatt ein. 1858 kaufte der Bortenwirker Friedrich Wolfangel das Haus. Er betrieb einen Textilhandel und war nebenbei als "Traiteur", d.h. als Gastwirt tätig. Nach einem Brand wurde das Haus 1884 neu errichtet und ein "Schlachtlocal" mit angebaut. Um 1900 wird im Gewerbekataster die Metzgerei und Gaststätte "Drei Mohren" verzeichnet. Gustav Holzwarth übernimmt sie, später Wilhelm Franz. 1960 zieht ein türkischer Lebensmittelhändler und Metzger ein. Später wird daraus ein Imbissladen.

Das Haus wurde von den Sindelfinger Wohnstätten erworben und gründlich untersucht. Dabei zeigten sich massive Schäden. Z.B. war ein Stützpfeiler durch die Kellerdecke gebrochen, und das ganze Haus war akut einsturzgefährdet. Durch einen erfahrenen Architekten und einem sehr erfahrenen Zimmereibetrieb wurde es von 2012 bis 2014 grundsaniert und ist heute wieder ein Schmuckstück. Es beherbergt ein türkisches Spezialitätenrestaurant und trägt wieder den Namen "Drei Mohren".

Haus Schuhmacher

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

Gegenüber der nördlichen Stadtmauer mit der Nummer Lange Straße 27 liegt das Haus Schuhmacher von 1451. Es hat den ältesten liegenden Dachstuhl in der Stadt. Der Bauherr Schultheiß Schuhmacher hatte damals mit dem Westgiebel die Grenze gegen die Universitätsscheuer (später Universitätsgrundstück) überbaut. „Ginge … der Schultheißin Häuslein ab, es wäre über kurz oder lang, so soll es … nicht weiter gebaut werden, denn als … ihre Hofstatt geht“, stellten nachträglich nach des Schultheißen Tod die fünf Sindelfinger Untergänger 1462 fest. Das Haus steht aber noch heute, und die Grenze wurde irgendwann angepasst.

Storchenhaus

Kurze Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Auf dem Storchenhaus, Kurze Gasse 12, nistete noch in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts der Storch. Daher rührt sein Name. Das schöne Fachwerk ist besonders an der nördlichen Traufseite sehr ansprechend und dort im obersten Stockwerk und im östlichen Viertel noch weitgehend unverändert. Beachtenswert sind die zwei Holztafeln mit ausgestochenen Zierformen am Ostende des zweiten Obergeschosses.

Vor der Stiftsverlegung nach Tübingen 1477 gehörte das Hausgrundstück - obwohl in der Stadt liegend - zum Chorherrenstift. Das mächtige viergeschossige Haus mit einem hohen Renaissance-Sockelgeschoss und breiten Kellerabgängen wurde 1602 erstellt und diente bis etwa 1815 als Universitätskellerei. Der "Keller" hatte die Aufgabe, die der Tübinger Universität zustehenden Natural- und Geldabgaben aus den sehr zahlreichen dazu verplichteten Grundstücken in Sindelfingen und Umgebung einzuziehen und zu verwalten.

Von 1815 bis 1878 war das Haus in privater Hand und wurde zum Zentrum des Sindelfinger Garnhandels. Kaufleute aus Stuttgart und Esslingen mit Namen wie Neeff, Faber, Bardili und Sälzlen handelten hier mit Garnen für die vielen Sindelfinger Weber, die sich dabei oft verschuldeten.

1879 wurde das Storchenhaus von der Stadt erworben und seitdem sorgfältig renoviert. Es ist eines der eindrucksvollsten Häuser in Sindelfingen.

Kurze Gasse 10

Kurze Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Haus Nr. 10 ist mit dem Baujahr 1455 das älteste Haus der Gasse. Das urtümliche mittelalterliche Fachwerk zeigt im ganzen Giebeldreieck noch die einfache, nicht von Balkenköpfen getragene Vorkragung der Stockwerke.

Kurze Gasse 9

Kurze Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Kurze Gasse 9: Hier wurde dem schlicht gestalteten Fachwerk des Hauptbaus von 1552 um 1700 ein reich verzierter Anbau angehängt.

Kurze Gasse 7

Kurze Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Bis in die 1960er Jahre gab es in der Altstadt zahlreiche Handwerksgeschäfte und Kaufläden. Einer davon war das Kolonialwaren- und Kurzwarengeschäft von Wilhelm Dieterle.

Haus Jäger und Haus Speidel

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Gebäude Hintere Gasse 39 von 1427 mit kräftigem, mittelalterlichem Fachwerk war ursprünglich auf der Rückseite mit seinem dritten Stock über die Stadtmauer gebaut. 1580 wurde es von Forstmeister Georg Jäger bewohnt. Der Forstmeister der Forstämter Böblingen und Leonberg hatte damals seinen Amtssitz in Sindelfingen. Der kleine Vorbau bildet zusammen mit dem des danebenstehenden Gebäudes Hintere Gasse 41 (erbaut 1603 von dem Ratsbürgermeister und Landtagsabgeordneten Leonhard Speidel) eine malerische Gruppe.

Spital

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das sogenannte Spital (heute Spitalscheune) von 1702 führt seinen Namen nicht von einer mittelalterlichen Einrichtung. Zwar hatte der Bauherr Jerg Adolf Leonhardt, Schuhmacher und Musikus, einen „Chirurgus“ als Sohn, doch scheint der Name eher daher zu rühren, dass in dem großen Haus schon bald vier verschiedene Familien wohnten. Auch andern Orts wurden solche stark belegten Häuser als Spital oder Kaserne bezeichnet. Das Haus stand ursprünglich mit der Nord- und Westseite auf der Stadtmauer. Zwei Pfosten des obersten Geschosses auf der Nordseite tragen außer dem Baujahr die Namen des Bauherren und des Zimmermanns.

Hintere Gasse 12

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Hier stand bis zum Abbruch und Neubau ein zweistöckiges Ackerbürgerhaus mit zwei großflächigen Dachböden, bestehend aus dem Vorderhaus mit zwei Wohnungen und einer versetzt angebauten, ebenso hohen Scheuer. An der West- und Südfassade zeigte es eine reiche Fachwerkkonstruktion mit einem eindrucksvollen Giebel zur Straße hin. Wie beim Nachbarhaus kragen die oberen Stockwerke vor. Seine Balken wurden 1683 gefällt. Über die damaligen Erbauer sind keine Namen auffindbar. Im Sindelfinger Adressbuch von 1927 sind hier Christian Proß, Weber, und Wilhelm Vetter, Hilfsarbeiter, verzeichnet.

Die Sindelfinger Wohnstätten erwarben das Grundstück und das Gebäude Nr. 12 sowie das dahinter liegende Gebäude Nr. 14 von einer Erbengemeinschaft und der Stadt Sindelfingen mit dem Ziel, es von Grund auf zu sanieren und zu restaurieren und damit die Zahl wertvoller und eindrucksvoller Fachwerkhäuser in der Altstadt weiter zu vergrößern. Bei der Entkernung stellte sich aber heraus, dass durch Feuchtigkeit und erhebliche Schäden an den tragenden Hölzern eine Sanierung technisch und wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll war. Im Einvernehmen mit dem Denkmalamt wurde es aus der Denkmalliste gestrichen und 2013 abgetragen. Weil es aber ein markantes Tor zur Altstadt war, bauten es die Wohnstätten neu auf. An der West- und Südseite wurde eine zweite Außenfassade mit einem nichttragenden Holzfachwerk in der historischen Bauweise vorgesetzt. Das Gebäude entspricht in seinen Proportionen, in der Giebelstellung und in der markanten Süd- und Westfassade wieder dem früheren Gebäude.

Das neue Gebäude wurde am 27. April 2017 vom Geschäftsführer der Wohnstätten, Herrn Georg Rothfelder, mit einem Handwerkerfest eingeweiht. Einen Ausschnitt aus seiner Rede finden Sie hier. Das Nachbargebäude, Hintere Gasse 16, war im Besitz der Stadt Sindelfingen gewesen und war schon früher abgebrochen worden.

Haus Arzat

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Hintere Gasse 10 wurde 1431 von Peter Arzat – vermutlich einem Arzt – auf dem Gärtlein eines Chorherren errichtet. Im Streit mit der Stadt, ob aus dem Haus Wachtgeld zu bezahlen sei, wurde die Witwe 1478 zur Bezahlung verurteilt.

Schon 1432 wurde das Haus umgeplant. Dabei entstand im ersten Stock eine zusätzliche, mit Holzbohlen gedeckte Stube, die vielleicht einmal ein Studierzimmer war, vielleicht auch einmal das Altenteil. Beachtenswert ist das zweite und dritte Dachgeschoss, wo die Außenwände des Giebels dem tragenden Hausgerüst vorgeblendet sind.

Haus am Hexensprung

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Hintere Gasse 9 ist ein mittelalterliches Fachwerkhaus von 1475 mit einem etwa 30 Jahre jüngeren schiefwinkligen Anbau auf Freipfosten. Bemerkenswert ist, dass außer der östlichen Giebelseite beide Traufseiten vorkragen und deshalb interessante Eckkonsolen ausgebildet wurden. Bewohnt hat das Haus 1495 ein Michael Schafheuser, der später Schultheiß und auch Bürgermeister (damals gleich Stadtpfleger) war; 1534 Hans Schafheuser, dem mit 6 Rossen die höchste Zahl an Zugvieh im Bauernstädtlein Sindelfingen zugestanden wurde.

Die hier abzweigende Martinsgasse hat ihren Namen von Martin Krum, der um 1523 in derselben wohnte. Die Bezeichnung Hexensprung tritt wohl erst im 19. Jahrhundert auf. Von einem Zusammenhang mit den hiesigen Hexenverfolgungen von 1562 bis 1648 ist nicht bekannt.

Hintere Gasse 8

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Lange Zeit war dieses Haus mit seiner grauen Eternitverkleidung eher ein Schandfleck in der Altstadt. Als es 2011 gekauft und das Gebälk für die Renovierung freigelegt wurde, wurde schnell klar, dass es sich um ein außergewöhnliches Haus handelt. Im Erdgeschoss wurde eine Firstsäule aus einem Eichenbalken wie im Firstsäulenhaus am Schaffhauser Platz entdeckt, dazu eine durchgehende Bretterbalkendecke aus Lindenholz über die ganze Hausbreite, die auf einen früheren Gasthof hindeutet und verkohlte Balken im Obergeschoss, die ganz sicher auf eine spätere Bäckerei hindeuten.

Dendrochronologische Untersuchungen brachten den Nachweis, dass die Balken im Jahr 1363 verbaut wurden und damit dieses Haus das älteste in Sindelfingen ist. Das Haus Hintere Gasse 1 von 1393 ist damit nicht mehr das älteste Haus, wie es auf der Tafel noch geschrieben ist.

Die Firstpfostenbauweise war gegen Fäulnis vom Fundament in der Erde her empfindlich und wurde deshalb bald durch die Schwellengründung auf Steinfundamenten ersetzt. Dieses Haus wurde in der Folge mehrfach umgebaut. Die übrigen Hölzer haben das Fälldatum 1488/89. Man vermutet deshalb, dass der gesamte Unterbau ausgetauscht und erneuert wurde, das Dachwerk aber beibehalten wurde.

Hintere Gasse 6

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Auf dem Platz westlich des Alten Rathauses steht ein Brunnen mit einem Trog aus gespaltenem schwedischem Granit. Er ist ein Kunstwerk, das 1987 von dem 1938 in Düsseldorf geborenen Künstler Ulrich Rückriem geschaffen wurde. Er wird oft der Kunstrichtung des Minimalismus, der Prozesskunst oder der Konzeptkunst zugeordnet.
Das Kunstwerk wurde von der Stadt Sindelfingen hier im Zusammenhang mit der Neugestaltung der Altstadt aufgestellt. Initiator war das Ehepaar Ingrid und Konrad Burgbacher, die bei der Altstadtsanierung das Haus Kurze Gasse 2 erworben und vorbildlich renoviert hatten.

An diesem Ort stand einmal ein stattliches Gebäude mit vier Zimmern im Obergeschoss, einer Bühne für Feldfrüchte und für Hopfen und eine Scheune. Es hatte die Adresse Hintere Gasse 6. Das Haus wurde bereits im 16. oder 17. Jahrhundert gebaut und 1917 von Heinrich Schwab erworben. Er richtete im Erdgeschoss ein Textilwarengeschäft ein, das von seiner Frau und der älteren Tochter und später auch von der jüngeren Tochter Alwine Weller, geb. Schwab geführt wurde. Der Vater leitete die Weberei Kempel und Leibfried in Urach und kam nur am Wochenende nach Sindelfingen.

Die Familie Schwab führte den Textilladen bis 1959 und zog danach aus der Altstadt fort. Das Haus wurde im Laufe der Altstadtsanierung abgebrochen.

Kurze Gasse 2

Kurze Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Kurze Gasse 2 mit schönem „Fenstererker“, d.h. vorgezogenen Fensterrahmen an der Südwestecke ist 1708 von Ratsherr und Schneider Christian Althuon erbaut worden. Die Jahreszahl, der Name des Bauherrn und die Schere als Handwerkszeichen sind an der Giebelseite zu erkennen.

Kurze Gasse 6

Kurze Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Kurze Gasse 6 trägt an der Südseite am Eckpfosten die Jahreszahl 1554. Ähnlich klar wie bei den mittelalterlichen Häusern ist hier die Gliederung des Haupthausgerüsts in drei Joche in der Längsrichtung und zwei Schiffe in der Querrichtung noch ausgebildet. Eine weitere altschwäbische Eigenart des Fachwerkbaus ist sogar bis in das letzte Dachgeschoss hinein erkennbar: der bis zur Außenseite verlegte Fußboden der einzelnen Stockwerke. Das Giebeldreieck mit den geschwungenen Andreaskreuzen finden wir wieder bei Lange Straße 16 von 1563.

Haus Körber

Hintere Gasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das zweitälteste Haus der Stadt, Hintere Gasse 1, von 1393 ist von bescheidenen Ausmaßen und durch eine südliche Erweiterung, die Erneuerung der Durchfahrt und die Vergrößerung der Fenster baulich stark verändert. Der 1523 darin nachgewiesene Anselm Körber (ca. 1481 bis 1579) war Ratsbürgermeister und Inhaber eines Universitätshofes. Von ihm stammen alle hiesigen Träger des Namens Körber ab.

Anmerkung: Bei der Einrichtung des Stadtgeschichtlichen Weges wurde dieses Haus als das älteste in Sindelfingen bezeichnet. Bei der Renovierung des Hauses Hintere Gasse 8 wurde jenes als noch älter datiert.

Altes Rathaus mit Stadtmuseum

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

Das dreistöckige Alte Rathaus und Salzhaus zeigt auf der Ostseite, nahe der Südostecke, die Jahreszahl 1478. Damals, ein Jahr nach der Verlegung des Sindelfinger Chorherrenstifts nach Tübingen, wurde es erbaut. Während in vielen anderen Rathäusern jener Zeit das Erdgeschoss offen war und als Kaufhalle diente, zeigt sich das Sindelfinger Rathaus geschlossen und nur mit zwei spitzbogigen Türöffnungen versehen. Das dürfte daher rühren, dass sich der 1450 verliehene Markt außerhalb der Stadt am Marktbrunnen vor dem Oberen Tor befand, und dass dort auch die Metzel und die Brotlaube (Verkaufshallen für Metzger und Bäcker) standen.

In seiner Fachwerkbauweise entspricht das verhältnismäßig kleine Rathaus mit zwei Schiffen und drei Jochen den hier üblichen Bürgerhäusern. Leider hat das Haus vor allem nach 1845, als es nicht mehr Rathaus war, durch Umbau viel Substanz verloren, sodass außer den mittelalterlich verstrebten Bundpfosten und den anderen Haupthölzern nicht mehr viel Ursprüngliches zu sehen ist.

Trotzdem bildet es zusammen mit dem Salzhaus, das mit ihm durch einen Torbogen verbunden wurde, eine imposante Häusergruppe. Das Salzhaus hat wie das Rathaus ein steinernes Erdgeschoss. Darüber liegt das in ursprünglicher Form erhaltene und an der Stirnseite in beachtlicher Zimmermannskunst ausgeführte erste Obergeschoss. Von den kräftigen Eckpfosten und dem Mittelpfosten gehen hohe, leicht geschwungene Fußstreben aus, die das ganze Stockwerk durchziehen. Die dazwischen stehenden Halbbundpfosten haben kurze, gekurvte Fußpfosten. Die ursprünglichen, kleinen Fenster sind ebenso erhalten wie die über die ganze Hausbreite verteilte, in Holz gearbeitete Jahreszahl 1592. In den beiden Gebäuden ist das Sindelfinger Stadtmuseum untergebracht.

Haus Hagdorn

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Lange Straße 17, ein stattlicher nachmittelalterlicher Fachwerkbau, wurde 1581 vom Schultheiß Johann Hagdorn erreichtet. 1719 bewohnte es zur Hälfte ein Rittmeister Cöllenbenz.

Erwerb durch Sifi Wohnstätten, Renovierung ab 2016.

Amtshaus

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

Das Amtshaus von 1538, in der neueren Zeit Stiftsapotheke, war der erste Erweiterungsbau zu dem 60 Jahre vorher erstellten Rathaus. 1592 folgte mit dem schon erwähnten Salzhaus der zweite. Noch um 1600 wurde die spätere Apotheke als Salzbehausung bezeichnet; später war sie Stadtschreiberei. Der Name Amtshaus tritt erst anfangs des 19. Jahrhunderts auf.

Ehemalige Badstube

Lange Straße, 71063 Sindelfingen, DE

Unterhalb dem Amtshaus steht als weiteres städtische Gebäude die Badstube, Lange Straße 5. 1455 wurde das Wasser von der Flur Bogstetten zum Bad geleitet. 1515 verkaufte die Stadt das Bad zu Erblehen an Konrad Krum. Er musste mindestens zwei Badtage pro Woche abhalten, zwei Knechte halten, die das Badwerk, das Scheren und das Schröpfen verstanden und schließlich zwei Reiber für das Männerbad und eine Reiberin für das Frauenbad. Das jetzige Haus stammt von 1523. Die Südwand des Bades stand an der Stadtmauer. Im Hof hinter dem Badhaus ist ein Rest der südlichen Stadtmauer mit Maueröffnungen erhalten geblieben.

Im Straßenraum der Langen Straße befand sich bis 1802 das Untere Tor. Vor der Stadtmauer, an der Stelle des heutigen „Schwarzen Adlers“, bauten die Sindelfinger 1578 ihr Schießhaus, das bis 1802 stand. Schießbahn war der anschließende Zwingerraum zwischen äußerer und innerer Stadtmauer.

Zur 750 Jahrfeier im Jahr 2013 wurde das Untere Tor an seinem ursprünglichen Ort mit einem Rohrgerüst und bemalten Planen für ein paar Monate wieder aufgebaut.

Haus Zacharias Speidel

Untere Burggasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Untere Burggasse 2 ist ein sorgfältig bearbeiteter und gut erhaltener Fachwerkbau von 1701. Seine Inschriften sind wie folgt zu deuten: Z SP: Zacharias Speidel (Schuhmacher und Ratsherr) als Bauherr; BB Z ZR und JBZ ZM: Balthas Bodner, Zimmermann zu Renningen und Jakob Bodner, Zimmermann zu Magstadt. Balthas Bodner hat auch 1702 das sogenannte Spital erbaut.

Haus Zimmermann

Untere Burggasse, 71067 Sindelfingen, DE

Das Haus Untere Burggasse 3 von 1470 vertritt den Typ eines mittelalterlichen Handwerkerhauses. Im westlichen Drittel befand sich ursprünglich die Scheuer. Der schöne Ostgiebel zeigt die voll entwickelte Vorkragung auf Balkenköpfen in allen Stockwerken. In die südöstliche Eckkonsole ist ein Kopf eingeschnitzt. Der vermutliche Bauherr, Konrad Zimmermann, dürfte nach seinem Beruf benannt worden sein.

Haus Heinrichmann

Untere Burggasse, 71063 Sindelfingen, DE

Das Haus Untere Burggasse 5, ein großes, mittelalterliches Fachwerkhaus, ist nicht nur gleich alt wie das Haus Nummer 3, sondern auch in der Bauweise sehr ähnlich. Sein Bauherr war vermutlich Konrad Heinrichmann, der etwa von 1465 bis 1477 das Amt des Schultheißen innehatte und das Haus noch 1495 besaß. In diese Familie gehört auch der bedeutende Humanist und spätere Generalvikar in Augsburg, Jakob Heinrichmann, der etwa 1482 in Sindelfingen zur Welt kam. Seine lateinische Grammatik erlebte 26 Auflagen und wurde erst durch die von Melanchthon verdrängt.

Untere Vorstadt (Stadtmauerrest und Törchen)

Untere Burggasse, 71063 Sindelfingen, DE

An der Südostecke der Altstadt ist am Beginn der Unteren Vorstadt ein Teilstück der südlichen Stadtmauer erhalten. Der Baugrund war in diesem Bereich besonders schwierig gewesen, weil die Schwippe wegen ihres geringen Gefälles in der Talaue viel Torf und Schluff abgelagert hat. Erst 1284, 21 Jahre nach dem Baubeginn, konnte die Stadtmauer endgültig geschlossen werden.

Nach dem Auffüllen des Grabens wurde an dieser Stelle durch die Mauer ein Eingang in die dahinter liegenden Scheune des Hauses Untere Burggasse 22 gebrochen. Nach dem Abbruch der Scheune in den 1960er Jahren kann man hier jetzt zur Untere Burggasse durchgehen. Der im historischen Bild auf der rechten Bildseite sichtbare Schuppen ist erhalten geblieben.

Planie

Planiestraße, 71063 Sindelfingen, DE

Als Nachtrag zur Chronik des Stadtschreibers J.W. Löher aus dem 17. Jahrhundert erfahren wir, dass 1834 die Stadtmauer abgebrochen und mit dem Turm gegen die „Ziegelwase“ hin der Anfang gemacht wurde. Den Graben versah man mit einer Dole und füllt ihn sodann auf. 1839 waren die Arbeiten beendet. Die neue Straße war mit 65 Fuß (18.60 Meter) für die damaligen Sindelfinger Verhältnisse ungewöhnlich breit. Während ihre Westseite von den hinter der Stadtmauer stehenden Häuser gebildet wurde, konnte auf der Ostseite neu gebaut werden. Wie zwei Steintafeln an Hausnummer 12 ausweisen, wurde dieses Haus 1843 von dem Steinhauer-Obermeister Peter Auer errichtet und stolz „Zum Petersplatz“ genannt.

Der Rathausplatz hieß vor der Erstellung des zweiten Rathauses „Viehmarktplatz“. Zuvor wurde der Viehmarkt in der Unteren Burggasse abgehalten. Ringe in der Mauer, an denen das Vieh angebunden war, zeugen noch davon.

Auf und an diesem außerhalb der Stadt liegenden Platz sind schon im 16. Jahrhundert das Armenhaus, eine zweite Ziegelhütte, die Kelter, einige Wohnhäuser und der Friedhof von 1595 nachgewiesen.

Zweites Rathaus

Marktplatz, 71063 Sindelfingen, DE

Es entstand 1843/45, als die Stadt etwa 4000 Einwohner hatte. Wir sind heute dankbar, dass die Überlegungen, es an der Stelle des Alten Rathauses in der Langen Straße zu erstellen, nicht verwirklicht wurden. 1948 brannte es aus, wurde 1949 mit höherem Dach wieder aufgebaut und noch bis 1970 als Rathaus genutzt.

Alter Friedhof

Marktplatz, 71063 Sindelfingen, DE

Er wurde in seinem nordwestlichen Teil schon 1825/26 angelegt. Er ist der dritte Friedhof nach dem an der Martinskirche und dem "Armesünderkirchhof" von 1570 am Klostersee. Nach der Anlage des Burghaldenfriedhofs wurden nur noch vorhandene Gräber wieder belegt. Jetzt sollen auch Neubelegungen vorgenommen werden.

Stadtbibliothek

Rathausplatz, 71063 Sindelfingen, DE

Sie wurde 1970 von den Architekten Maier, Graf und Speidel, Stuttgart, errichtet. Vorher stand hier die Turnhalle von 1878 und die Festhalle von 1925.

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